Kategorie: Grundlagen

Das wunderbare Leben des Mithras

Neben der Stiertötung, der zentralen Szene im Leben des Mithras (siehe hierzu meinen Beitrag), werden in Mithräen oft auch weitere Szenen aus dem Leben des Mithras dagestellt. Ein gutes Beispiel hat man in Heidelberg-Neuenheim gefunden (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mithrasrelief-Neuenheim.JPG). Ein wichtiges Thema ist dabei zunächst die Vorgeschichte der Stiertötung: die Darstellungen zeigen  zunächst einen grasenden Stier, dann Mithras mit dem gefangenen Stier auf den Schultern. Offenbar kann der Stier aber noch einmal fliehen und zieht Mithras mit sich. Dieser kann den Stier schließlich aber endgültig einfangen und zieht ihn an den Hinterbeinen fort.

Auf dem Neuenheimer Relief werden aber auch andere Szenen aus dem Leben des Mithras dargestellt: z. B. die Geburt des Mithras, Mithras vor einer Zypresse, von der er Äste abzubrechen scheint, Mithras als Bogenschütze vor einer Wolke oder einem Felsen, Mithras, der auf den Wagen des Sonnengottes aufsteigt, oder Mithras beim gemeinsamen Mahl mit Sol, in der Regel über dem Stier. Daneben können Saturn, Jupiter oder Windgötter dargestellt sein.

Zu den häufigsten Darstellungen gehört die Geburt des Mithras. Sie erscheint nicht nur auf vielen Reliefs, sondern auch als eigenständige Skulptur. Es gab offenbar mehrere Geburtsversionen, aber die sogenannte „Felsgeburt“ wurde am häufigsten dargestellt.

Auch diese Szene ist auf dem Kultrelief aus Neuenheim dargestellt. Mithras steckt noch zur Hälfte in einem Felsen und hält in den Händen einen Dolch und einen Globus, die Symbole seiner Macht. Der Felsen könnte den Himmel symbolsieren, der nach Merkelbach und Cumont bei den Persern aus Stein war. Der Globus charakterisiert Mithras natürlich als Weltherrscher. Dieses Symbol scheint vor allem im germanischen Raum gebräuchlich zu sein – auch in anderen Szenen aus dem Leben des Mithras, kommt aber insgesamt nicht sehr häufig vor. Auf einer Geburtsdarstellung in Trier (http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/roemer/religion/mithras/mithrastr.htm) hält Mithras ebenfalls einen Globus in der einen Hand; mit der anderen berührt er einen Zodiakus, den Tierkreis, der ihn umgibt. Auf dem Trierer Relief finden sich auch Sol, Luna und vier Windgötter als Zeugen der Geburt des Weltherrschers. Die außerdem dargestellten Tiere Rabe, Hund und Schlange spielen wohl bereits auf die Stiertötung an.

Ganz sicher aber weist der Dolch, den Mithras auf den meisten Darstellungen in der Hand hält, auf die Stiertötung. In der anderen Hand hält Mithras oft auch eine Fackel als Symbol für das Licht, das er als Lichtgott bei seiner Geburt in die Welt bringt. Vergleiche hierzu beispielsweise ein Relief aus Dieburg (https://www.museumserver.de/seite/241906/dieburger-mithr%C3%A4um.html).

Auf einem Steinrelief aus Köln hält Mithras dagegen eine Ähre in der Hand, die auf die Tötung des Stieres hinweist bzw. auf das neue Leben, das aus dem Blut des Stieres entsteht. Auch bei Darstellungen der Stiertötung nimmt das Blut, das aus den Wunden des Stieres fließt, oft die Gestalt von Ähren an. Als weitere Attribute können auch Pfeil und Bogen dargestellt sein, mit denen Mithras später Wasser aus einem Felsen schießt oder auf die Jagd geht.

Um den Felsen schlängelt sich bei dieser und vielen Darstellungen eine Schlange. Bei vielen Völkern symbolisiert die Schlange die Erde oder die Unterwelt und vielleicht weist sie hier auf Mithras als Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Licht (Fackel) und Finsternis der Unterwelt.

Weiterführende Literatur:
Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. Darmstadt 2012 (aktualisierte Neuausgabe von 1990)
Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005
David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998
Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.

Mithras und die Stiertötung

Der Ursprung des römischen Mithras-Kults ist bis heute umstritten. Der Name Mithras geht zwar auf den iranischen Gott Mithra zurück, aber die Unterschiede zwischen beiden Religionen sind zu groß, um den römischen Mithras direkt auf den iranischen Namensgeber zurückführen zu können. Der Höhepunkt des römischen Mithras-Kults lag im 2. Jahrhundert n. Chr. und er fand sich oft dort, wo römische Soldaten stationiert waren.

Da es den Anhängern des Mithras-Kults verboten war, Außenstehenden etwas über den Kult und seine Rituale zu erzählen, sind unsere Hauptquellen zu dieser Religion archäologsche Funde und Befunde: die Kulträume (Mithräen), deren Ausstattung mit Reliefs und Weihinschriften. Aus den erhaltenen Quellen kann man beispielsweise rekonstruieren, dass die Anhänger des Kults sieben Weihestufen durchlaufen mussten.

Mithräen finden sich im gesamten römischen Imperium. Sie sind in der Regel recht klein und boten immer nur einer kleinen Kultgemeinschaft Platz.  An den seitlichen Wänden gabe es lange Bänke, die als Liegen für die Kultanhänger dienten, die sich hier zu einem gemeinsamen Mahl trafen. Dazwischen führte ein Gang zum Kultbild, das das zentrale Ereignis der mithräischen Mythologie, die Stiertötung (Tauroktonie), zeigte.

Mithras wurde als junger Mann dargestellt. Er trägt eine römische Tunika und eine phrygische Mütze. Er wurde von einer väterlichen Gottheit ausgesandt, einen Stier zu töten und so die Welt zu retten. Einzelne Episoden aus dem Leben des Mithras wurden oft um das zentrale Bild der Stiertötung herum dargestellt. In der Stiertötungsszene selbst, die als Relief oder Freiplastik dargestellt sein konnte, kniet Mithras mit dem linken Bein auf dem Rücken des Stiers. Mit der linken Hand reißt er den Kopf des Stieres nach hinten und tötet mit der anderen Hand den Stier durch einen Dolchstoß. Die Szene wird oft flankiert von den  Fackelträgern Cautes (mit nach oben zeigender Fackel) und Cautopates (bei dem die Fackel nach unten zeigt). Ein Skorpion greift die Hoden des Stiers an, eine Schlange und ein Hund trinken das Blut aus der Wunde des Stiers, wobei das Blut manchmal die Form einer Ähre hat und auf die Schaffung neuen Lebens durch die Stiertötung weist. Über Mithras finden sich auf Reliefs auch die Symbole für Sonne und Mond.

Die traditionelle Deutung sieht in der Tötung des Stiers ein Opfer, aus dem neues Leben entstand. Hierauf weisen beispielsweise die Ähren, die aus den Wunden des Stiers treten. Eine andere Deutung interpretiert diese Szene als Überwindung der tierischen Triebe durch den Menschen und eine astronomische Interpretation deutet die dargestellten Tiere als Sternbilder.

Weiterführende Literatur:
Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. Darmstadt 2012 (aktualisierte Neuausgabe von 1990)
Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005
David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998
Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.

Römische „Triumphbögen“: Geschichte und Bedeutung des römischen Bogenmonuments

Zum Gedächtnis an ein politisches Ereignis von besonderer Tragweite errichtete man im antiken Rom Bogenmonumente für ranghohe Persönlichkeiten. Sie dienten v. a. als überdimensionale Statuenbasen.

In republikanischer Zeit heißt das Bogenmonument einfach fornix. Fornices werden zum ersten Mal zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. erwähnt. Sie trugen Triumphwagen zu Ehren von Göttern. Es handelt sich um Siegesmonumente oder Weihgeschenke mit politisch-propagandistischem Charakter. Der fornix steht als Durchgangsbogen über der Straße, an Platzeingängen oder als Einzelmonument auf dem Forum. Es sind wohl einfache, Statuen tragende Bögen, die vielleicht bei einem Waffenerfolg mit Siegessymbolen geschmückt werden. In dieser frühen Zeit werden die Bögen je nach Errichtungsgrund und Bestimmung in Benennung und Gestaltung sorgfältig unterschieden.

Zu Beginn der Kaiserzeit wird die Bezeichnung fornix durch arcus ersetzt, wobei es sich wohl nur um eine Änderung des Sprachgebrauchs und nicht des Monuments handelt. Anstelle der Götter werden nun die Kaiser geehrt, die auf der Attika des Bogens auf einem Triumphwagen stehend dargestellt werden. Die Inschrift an der Attika nennt den Anlass für die Errichtung und die Reliefdarstellungen nehmen auf diesen Anlass Bezug. Hinzu kommen Symbole des Sieges und des Friedens wie Tropaia, Barbaren, Viktorien, Genien und Eroten. Das Bogenmonument spielt v. a. als politisches Propagandainstrument eine wichtige Rolle und dient in erster Linie der Herausstellung politischer Ereignisse und der Ehrung des Kaisers. Privatleute übernehmen v. a. im sepulkralen Bereich diese Vorbilder.

Da sehr viele offizielle Bögen aufgrund von militärischen Erfolgen errichtet werden, wird die triumphale Ausgestaltung im Laufe der Zeit für alle Bogenmonumente bestimmend und im 2. Jh. n. Chr. taucht die Bezeichnung arcus triumphalis zum ersten Mal auch für Bögen auf, die nichts mit einem Triumph zu tun haben.

Archäologie – was ist das?

Archäologen wollen Fragen nach Gesellschaftsstrukturen, Wirtschafts- und Siedlungswesen, religiösen Vorstellungen usw. vergangener Kulturen beantworten. Dazu werten sie Denkmäler, Bodenfunde und Schriftquellen aus.

Mit den genannten Fragen beschäftigen sich heute unter anderem folgende archäologische Disziplinen, die sich zum Teil überschneiden:

  • Ägyptologie
  • Antike Bauforschung
  • Archäologie des Mittelalters
  • Archäologie der frühen Neuzeit
  • Biblische Archäologie
  • Christliche Archäologie / Byzantinische Archäologie
  • Klassische Archäologie
  • Provinzialrömische Archäologie
  • Ur- und Frühgeschichte (Prähistorische Archäologie)
  • Vorderasiatische Archäologie
  • Industriearchäologie
  • Altamerikanistik (Archäologie der amerikanischen Kulturen)
  • Luftbildarchäologie
  • Unterwasserarchäologie
  • Archäometrie

Die zuletzt genannte Disziplin, Archäometrie ist der Oberbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Methoden, die den Archäologen helfen, neue Fundstellen aufzuspüren und Funde unter verschiedenen Gesichtspunkten wie Material, Alter usw. zu untersuchen.

Literaturtipps: Einführungen in die Archäologie

Wer sich in das Thema „Archäologie“ einlesen möchte, dem seien die folgenden Bücher ans Herz gelegt. Hier kann  man sich über Forschungsgeschichte, Methoden und Inhalte der Archäologie informieren:

  • Bäbler 2004: B. Bäbler, Archäologie und Chronologie: Eine Einführung (Darmstadt 2004).
  • Fagan 1988: B.M. Fagan, Archäologie: Abenteuer und Forschung (Gütersloh 1988).
  • Fischer 2001: Die römischen Provinzen: Eine Einführung in ihre Archäologie, (Stuttgart 2001).
  • Hölscher/Borg 2002: T. Hölscher/B.Borg, Klassische Archäologie: Grundwissen ([Stuttgart] 2002).
  • Hölscher 1999: T. Hölscher, Klassische Archäologie: Eine Einführung (Berlin 1999).
  • Mann 2008: C. Mann, Antike: Einführung in die Altertumswissenschaften (Berlin 2008).
  • Willinghöfer 2004: H. Willinghöfer, Archäologie (Köln 2004).

Ausstellungen, Kommentare, Wissenswertes

Interessiert an Archäologie und antiken Kulturen? Dann bist du hier richtig. In meinem Blog stelle ich Museen, Archäologische Parks und Ausstellungen vor oder präsentiere archäologische Themen und Bücher, mit denen ich mich gerade beschäftige. Daneben findest du hier allgemeine Informationen zur Archäologie, z. B. Grundwissen und Literaturhinweise. Thematische Schwerpunkte bilden Römer (einschließlich römische Provinzen), Etrusker und Kelten sowie die materiellen Zeugnisse der frühen Christen.

Weitere Nachrichten zu archäologischen Themen poste ich auf Facebook.

Fund oder Befund? – einige grundlegende archäologische Fachbegriffe

Am Anfang des archäologischen Studiums stehen wie bei allen Fachgebieten eine Menge neue Fachausdrücke. Hier einige grundlegende Definitionen:

Befund = die im Gelände bzw. bei Ausgrabungen gefundenen Strukturen, z. B. Mauern oder Erdverfärbungen von früher vorhandenen Holzsäulen, ein Hausgrundriss oder eine Grabanlage; Befunde sind in der Regel nicht beweglich;

Fund = das einzelne, bewegliche Fundstück, z. B. eine Scherbe, ein Gefäß, ein Stein, ein Altar;

Artefakt = jedes Objekt, das vom Menschen genutzt, modifiziert oder extra hergestellt wird; z. B. ein Stein, der in seiner Rohform als Hammer genutzt wird, oder eine Vogelfeder, die angespitzt wird, um als Schreibinstrument zu dienen, oder ein Tongefäß, das als Becher verwendet wird;

Kontext = die genauen Fundumstände: wo genau wurde der Fund gemacht, welche Funde / Artefakte lagen nebeneinander usw.? zur Deutung der Funde und Befunde ist der Kontext äußerst wichtig; daher ist eine genaue Dokumentation der Fundumstände unumgänglich;

Stratigraphie = Abfolge der Schichten, die bei einer Ausgrabung vorgefunden werden: die einzelnen Schichten heißen Strata und haben sich in der Regel nacheinander abgelagert; in diesem Fall sind die untersten Schichten die ältesten und werden nach oben immer jünger; diese natürliche Abfolge kann allerdings durch menschliche Eingriffe (Aufschüttung, Brunnen, Pfostenloch, etc.) oder natürliche Ereignisse (z. B. Tiergänge oder Bergrutsch) gestört sein; die Stratigraphie dient zur relativen Datierung der Funde;

Archäologie – ein Beruf für Abenteurer?

Archäologie – ein Forschungsgebiet, das nach Abenteuer, Schatzsuche und Romantik klingt. Immer wenn die Sprache auf mein Studium kommt, folgen in der Regel Aussagen wie „Mumien fand ich schon immer interessant“ oder „Ausgrabungen fand ich schon immer spannend“. Denn Film-Archäologen wie Indiana Jones und Funde wie das Grab von Tutanchamun prägen das Berufsbild des Archäologen in der Öffentlichkeit.

Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Dies soll in lockerer Folge im Bereich „Grundlagen“ meiner Website behandelt werden.

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