Kategorie: Christliche Archäologie Seite 3 von 4

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 3)

Der Innenraum der Hagia Sophia wird von einer riesigen Kuppel beherrscht, die frei zu schweben scheint. Die erste Kuppel war zu flach, sodass die Kuppel 552 und noch einmal 558 n. Chr. durch den zu hohen Seitenschub einstürzte. Wenige Jahre später erhob sich dann eine neue höhere Kuppel über der Kirche. Trotzdem handelt es sich um eine sehr fragile Konstruktion, die vor allem aufgrund der in der Region häufigen Erdbeben immer in Gefahr ist einzustürzen. Sowohl Haupt- als auch Nebenkuppeln waren im Laufe der Jahrhunderte davon betroffen.

Die Hauptkuppel wird von vier starken Pfeilern gestützt, zwischen denen sich Gurtbögen erheben. Die Funktion als Stützpfeiler wird jedoch geschickt verschleiert. Im Norden und Süden sind die Gurtbögen mit Schildbögen geschlossen. Im Osten und Westen öffnen sich mit Halbkuppeln überwölbte Exedren. Über den Stützpfeilern leiten Pendentifs (dreieckige, nach außen gewölbte Eckzwickel) vom quadratischen Grundriss des Hauptraums zu einer Rippenkuppel über.

Von der ursprünglichen Mosaikausstattung ist nicht mehr viel erhalten. Überwiegend handelte es sich wohl um vegetabile und geometrische Muster. Die erhaltenen figürlichen Mosaiken stammen aus späteren Jahrhunderten. Sie zeigen beispielsweise Christus als Weltenherrscher oder in einer Deesis-Darstellung zwischen Maria und Johannes, Maria mit dem Kind – unter anderem in der Apsis sowie zwischen dem Stadtgründer Konstantin und Justinian – sowie verschiedene Kaiser.

 

Literaturauswahl:

  • Rowland J. Mainstone: Hagia Sophia. Architecture, structure and liturgy of Justinian’s great church. London 1988.
  • Natalia B. Teteriatnikov: Mosaics of Hagia Sophia, Istanbul. The Fossati restoration and the work of the Byzantine Institute. Washington DC 1998.
  • W. Eugene Kleinbauer, Anthony White, Henry Matthews: Hagia Sophia. London 2004.
  • Joseph D. Alchermes: Art and Architecture in the Age of Justinian. In: Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge 2005, S. 343–375, speziell S. 361 ff.
  • Nadine Schibille: Hagia Sophia and the Byzantine Aesthetic Experience. Farnham 2014.

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 2)

Die heutige Hagia Sophia wurde von Kaiser Justinian in Auftrag gegeben.

Im Westen war ein Atrium vorgelagert. Da das Gelände hier stark abfällt, waren hohe Substruktionen notwendig. Das Atrium war auf allen Seiten von Säulenhallen umgeben, wobei die östliche gleichzeitig als äußere Vorhalle (Exonarthex) zum Haupteingang diente. Ein weiterer Narthex leitete zur eigentlichen Kirche über.

Der Innenraum der Hagia Sophia ist prinzipiell dreischiffig mit Emporen über den Seitenschiffen. Der Zugang zu den Emporen erfolgt außerhalb der Kirche über Treppen in den Ecken im Norden, Osten und Westen. Eine weitere befand sich eventuell auch im Süden. Die Kirche war außerdem von weiteren Höfen umgeben und an allen Seiten befanden sich Eingänge. Die Apsis ist freistehend und außen polygonal ummantelt. An der Innenwand der Apsis gibt es eine stufenförmige halbrunde Priesterbank (Synthronon).

Die Seitenschiffe sind jeweils durch sechs Pfeiler in drei Bereich geteilt. Vom Hauptschiff sind diese Pfeiler allerdings nicht als solche erkennbar. Die Seitenschiffe waren außerdem mit Schrankenplatten unterteilt.

Von der originalen Innenausstattung ist nichts mehr vorhanden. Antike Quellenberichten von einem goldenen Tisch mit goldenen Säulen und einer goldenen Basis mit Edelsteinen. Darüber erhob sich ein Ziborium (Altaraufbau) aus Silber. Eine CAD-Rekonstruktion der Gerda-Henkel-Stiftung gibt das mögliche Aussehen des Innenraums wieder.

 

(Fortsetzung folgt …)

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 1)

Die Hagia Sophia ist eines der bekanntesten Bauwerke Istanbuls und zieht täglich Tausende von Besuchern an. Der heutige Bau entstand im 6 Jh. n. Chr., aber bereits im 4. Jh.  entstand die erste Kirche – vermutlich 326 n. Chr. unter Kaiser Konstantin – an dieser Stelle.

Am 9. Juni 404 brach ein Feuer aus und zerstörte diese Kirche, die nur die große Kirche genannt wurde. Unter Theodosius II. wurde ein Nachfolgebau geweiht. Unklar ist dabei, ob es sich um eine Restaurierung oder einen kompletten Neubau handelte.

Nach der schriftlichen Überlieferung und den archäologischen Befunden handelte es sich um eine Basilika mit 2 oder 4 Seitenschiffen, Emporien und einem Holzdach. Die Hauptfassade lag im Westen aber es gab einen weiteren Eingang im Osten. In der Mitte der Kirche stand ein Thron für den Bischof.

Bereits 405 n. Chr. waren Reliquien des Propheten Samuel in die Kirche überführt worden. Die Kirche hatte jetzt eine mehr als 66 m lange Prunkfassade. Aufgrund des stark abfallenden Geländes war aber offenbar davor kein Atrium möglich. Insgesamt war die Kirche kleiner als jene, die im 6. Jh. unter Justinian errichtet wurde.

Auch dieser Bau fiel den Flammen zum Opfer. Er brannte während der Regierung Justinians im Verlauf des sogenannten Nika-Aufstands am 15. Januar 532 nieder. Anschließend ließ Justinian die Kirche in der heutigen Form neu errichten.

 

(Fortsetzung folgt …)

San Vitale, Ravenna (Teil 2)

Berühmtheit hat San Vitale vor allem durch die Mosaiken im Altarraum erlangt. Die Mosaiken sind in neutestamentliche und alttestamentliche Themen aufgeteilt. Dabei verweisen die Szenen aus dem Alten Testament jeweils auf ein Ereignis des Neuen Testaments.

So weist das Lamm Abels beispielsweise auf das wahre Lamm „Jesu“ und Melchisedek, ein Priester in Salem, verweist auf die Eucharistie, da er Abraham Wein und Brot anbietet. Die Bewirtung der drei Männer durch Abraham wiederum symbolisiert die Dreifaltigkeit. Sarah und Abraham stehen für Maria und Josef, die Geburt Isaaks für die Geburt Jesu.

Über diesen Szenen erscheint in den durch die bogenförmigen Lunetten Bilder aus dem Leben Mose: Moses gibt dem Volk der Juden im Alten Testament die Gesetze, Jesus dagegen ist Gesetzgeber für alle Menschen.

Im Scheitel des Triumphbogens ist ein bärtiger Christus dargestellt, im inneren Bogen Büsten der Apostel.

Das Apsismosaik zeigt Christus mit Purpur-Gewand auf einer Weltkugel thronend. Diese Weltkugel liegt auf einem Hügel mit den Paradiesströmen. Der Weltenherrscher Jesu wird von zwei Engeln flankiert. Rechts außen steht Bischof Ecclesius, dem der Engel neben ihm ein Modell der Kirche überreicht. Links steht dagegen San Vitale, der von Christus eine Märtyrerkrone erhält.

An den Seitenwänden der Apsis sehen wir links Kaiser Justinian und rechts Kaiserin Theodora umgeben von ihrem Hofstaat. Justinian hält eine Hostienschale in den Händen. Er trägt ein mit Edelsteinen besetztes Diadem und einen purpurfarbenen Umhang, der von einer prachtvollen Scheibenfibel gehalten wird. Der Heiligenschein zeichnet Justinian als Kaiser aus. Neben dem Kaiser ist Bischof Maximian dargestellt, der die Kirche geweiht hat. Links erkennt man die kaiserliche Leibwache.

Auch Theodora ist durch einen Nimbus und prunkvolle Kleidung als Kaiserin gekennzeichnet. Sie trägt einen purpurnen Umhang und eine Haubenkrone, die ebenso mit Edelsteinen besetzt ist wie der breite Kragen. Die Kaiserin hält einen reich geschmückten Kelch der Eucharistie in den Händen.

Hierbei handelt es sich um reine Repräsentationsbilder, da weder Justinian noch Theodora jemals in Ravenna waren. Es sind jedoch die einzigen Darstellungen, die eindeutig diesem Kaiserpaar zugeschrieben werden können.

San Vitale, Ravenna (Teil 1)

Die italienische Stadt Ravenna birgt noch heute einige sehenswerte antike Bauten mit phantastischen Mosaiken. Im 5. Jh. n. Chr. verlegten die weströmischen Kaiser ihre Hauptresidenz von Mailand nach Ravenna war und auch die ostgotischen Eroberer residierten hier. Im 6. Jh. konnte der oströmische Kaiser Justinian Italien zurückerobern. Unter seiner Herrschaft entstand unter anderem die Kirche San Vitale.

Literatur:

  • I. Andreescu-Treadgold / W. Treadgold, Procopius and the Imperial Panels of S. Vitale. In: The Art Bulletin. Bd. 79, Nr. 4, 1997, S. 708–723
  • F. W. Deichmann, Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes. Band 2: Kommentar. Teil 2. Steiner, Wiesbaden 1976, S. 47–206
  • G. Malafarina (Hrsg.): La Basilica di San Vitale a Ravenna (= Mirabilia Italiae. Guide. 6). Panini, Modena 2006
  • J. Dresken-Weiland, Die frühchristlichen Mosaiken von Ravenna – Bild und Bedeutung, Schnell & Steiner, Regensburg 2016

Die 547 von Bischof Maximian geweihte Kirche ist ein Nischenzentralbau, der in seinem achteckigen Außenbau eine klare Geschossgliederung zeigt. Der hohe Kuppeltambour ist mit einem Zeltdach gedeckt, die Nischen mit Pultdächern. Die Apsis ist polygonal ummantelt und an der südwestlichen Ecke des Achtecks, d. h. nicht in der Achse des Gebäudes, ist ein Narthex vorgelagert, der den Haupteingang bildete.

Der Innenraum, der sich nicht im Außenbau wiederspiegelt, wird von dem zentralen überkuppelten Oktogon bestimmt. Die Kuppel mit fast 16 Meter Durchmesser wird von acht Pfeilern getragen, die auch stark als Stützen herausgestellt sind. Zwischen den hinteren beiden Pfeilern öffnet sich der Altarraum mit der Apsis, die von zwei runden Kapellen flankiert wird. Zwischen den übrigen Pfeilern befinden sich halbrunde Nischen mit zwei Stockwerken. San Vitale ist die einzige Emporenkirche Ravennas.

(Fortsetzung folgt …)

San Giovanni in Laterano, Rom

Unter Kaiser Konstantin wurden in Rom verschiedene Kirchen gebaut. Darunter die Lateransbasilika als erste Gemeindekirche. San Giovanni in Laterano war auch die erste Bischofskirche und ist die einzige römische Basilika konstantinischer Zeit, die innerhalb der Stadtmauern lag. Alle anderen großen Basiliken entstanden außerhalb der Stadtmauern, da sie im Zusammenhang mit Gräbern entstanden.

Christliche Basiliken verwendeten Elemente römischer Profanbauten, sodass zum Teil nur die Inneneinrichtung zeigt, ob es sich um einen christlichen Bau handelt. Kennzeichen christlicher Basiliken sind unter anderem Obergaden mit Fenstern, die über die Seitenschiffe herausragen, und damit verbunden die Hierarchie der Innenausstattung durch die Ausrichtung auf das Mittelschiff mit der Apsis.

Die konstantinische Lateransbasilika war fünfschiffig und besaß einen hohen Obergaden, der auf Säulenkolonnaden ruht, und ein mit Holz gedecktes Dach. Alles ist nach innen orientiert und die Innenausstattung unterstützt die Hierarchie des Innenraums. Architektur und Ausstattung ergänzen einander.

Über dem Altar erhob sich wohl ein von Konstantin gestifteter und auf Säulen ruhender silberner Aufsatz, ein Ziborium. Eine solche Anlage betonte und erhöhte einen bestimmten Platz, z. B. ein Märtyrergrab. Die Skulpturen an den Giebeln waren der Überlieferung nach aus reinem Silber. Zur Gemeinde hin thronte Christus inmitten der Apostel, zur Apsis hin zwischen vier Engeln.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika immer wieder umgebaut, aber ihre Bedeutung blieb: noch heute ist San Giovanni in Laterano die Kirche des Papstes als Bischof von Rom und die ranghöchste der Papstbasiliken.

Die Mosaiken von Daphni (Teil 3)

Die Mosaiken von Daphni gelten als Musterbeispiel für den Klassizismus des 11. Jh. n. Chr. Die besonderen Merkmale dieses Stils sind:

  • malerischer Stil, der sich an der Buchmalerei orientiert
  • Dreidimensionalität der Darstellungen durch Farbmodellierung
  • realistische Wiedergabe des Verhältnisses von Körper und Gewand sowie der Körperproportionien
  • Aufgabe der strengen Axialität der Komposition
  • stark antikisierende Darstellungen

Im Folgenden seien einige Beispiele für diese Stilelemente aus dem Bildprogramm herausgegriffen.

Die Darstellung der Kreuzigung ist auf die drei Hauptfiguren Christus, Maria und Johannes beschränkt. Alle drei Figuren sind schmal und lang. Durch Farbmodellierung wirken sie dreidimensional und organisch. Der Künstler verzichtete auf strenge Frontalität und bezog sich auf antike Vorbilder. Allerdings gelang es ihm nicht, alle Details organisch zu gestalten.

Auch bei der Taufdarstellung griff der Künstler auf antike Vorbilder zurück. Im Zentrum schwebt Christus im Wasser des Jordan. Der nackte Körper ist ponderiert dargestellt und in organischer Weise modelliert. Die Hautpartien wirken durch die Farbmodellierung dreidimensional und organisch, die Gewänder der andern Figuren etwas flacher als in der Kreuzigung.

Allerdings wirken nicht alle Darstellungen in Daphni so organisch. Bei der Darstellung der Verklärung stehen Körper und Gewand in starkem Missverhältnis und die Gewandfalten sind völlig unorganisch wiedergegeben. Ein besonders gutes Beispiel für diesen linearen Stil ist auch der Einzug in Jerusalem. Wir haben es hier mit einer reinen Zusammensetzung geometrischer Formen zu tun.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Mosaiken in Daphni eine gewisse Vertrautheit mit antiken Vorbildern voraussetzen. Die Figuren sind hoch und schlank und unterscheiden oft zwischen Standbein und Spielbein. Auch wirken sie durch leichte Schattierungen dreidimensional und organisch. Trotzdem finden wir viele Fehler und trotz aller Bemühungen gelang es den Künstlern nicht, Körperproportionen und Gewänder wirklich realistisch wiederzugegeben. Und einige der in Daphni arbeitenden Künstler folgten mit ihrem linearen Stil Vorbildern aus anderer Zeit.

Die Mosaiken von Daphni (Teil 2)

Schon beim Eintritt in die Kirche sind fast alle wichtigen Bilder zu sehen. Zudem sind die Bildfelder sorgfältig dem jeweiligen Bauteil angepasst. Bilder der verschiedenen Mosaiken finden sich z. B. unter folgenden Links: http://www.ellopos.net/gallery/daphni-gallery/default.asp
http://www.icon-art.info/location.php?lng=de&loc_id=360

Im Zenit der Kuppel befindet sich die Darstellung des Pantokrators. Zwischen den Fenstern des Tambours sind 16 Propheten dargestellt. Von der in der Apsiskonche thronenden Maria mit dem Jesus-Kind auf ihrem Schoß war leider nur noch der untere Teil erhalten. Über dem eigentlichen Altarraum befand sich ursprünglich eine Darstellung der Vorbereitung des Thrones Christi (die sog. Hetoimasie). In den seitlichen Nischen dieses Raums wachen die Erzengel Gabriel und Michael.

Bilder von Heiligen – in voller Größe oder als Brustbilder – schmücken die Wände der seitlichen Apsidenräume und der weniger sichtbaren Teile der Kirche.

Im Hauptraum und in den Kreuzarmen befindet sich in zwei übereinanderliegenden Zonen der Festtagszyklus. In chronologischer Reihenfolge sind hier sowohl christologische als auch mariologische Szenen dargestellt. Der Zyklus beginnt an der östlichen Wand des nördlichen Kreuzarmes oben mit der Geburt Marias. Es folgten im Uhrzeigersinn die Verkündigung, die Geburt Christi, die Anbetung durch die drei Magier, die Präsentation Christi im Tempel, die Taufe, die Verklärung und die Erweckung des Lazarus. Dann wechselt der Zyklus zur unteren Zone mit dem Einzug in Jerusalem, der Kreuzigung, der Auferstehung, dem ungläubigen Thomas und der Himmelfahrt Marias (= Koimesis).

Die Passion Christi wird im nördlichen Teil des Eso-Narthex noch ergänzt durch das Abendmahl, die Fußwaschung und den Verrat des Judas. Den südlichen Teil nehmen Bilder aus dem Leben Marias ein: das Gebet ihrer Mutter Anna und die Verkündigung an Joachim, die Weihe Marias durch die Priester und die Präsentation Marias im Tempel. Die besondere Betonung des Lebens der Mutter Gottes in den Darstellungen ist, dass die Kirche von Daphni der Himmelfahrt Marias geweiht ist. Gleichzeitig weist diese Betonung bereits in die spätbyzantinische Zeit.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die Mosaiken von Daphni (Teil 1)

Das Kloster Daphni liegt bei Athen und ist seit 1990 UNESCO-Welterbe. Bekannt ist das Kloster aus dem 11. Jh. n. Chr. vor allem für seine Mosaiken.

Vermutlich wurde die erste Kirche hier im 5. Jh. n. Chr. an der Stelle eines Apollo-Heiligtums errichtet. Ende des 11. Jh. n. Chr. erhielt das Kloster seine heutige Gestalt und wurde nach dem vierten Kreuzzug von Zisterziensern genutzt. Unter türkischer Herrschaft lebten von 1458 bis 1821 orthodoxe Mönche hier bis das Kloster aufgelöst wurde. 1999 wurde die Kirche leider durch ein Erdbeben schwer beschädigt und wird seitdem einer langwierigen Renovierung unterzogen.

Literatur:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Daphni
  • E. Diez/O. Demus, Byzantine mosaics in Greece, Hosios Lucas & Daphni (Cambridge MA 1931)
  • Cormack, Rediscovering the Christ Pantocrator at Daphni. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 71, 2008, S. 55–74.

In diesem und den folgenden Artikeln möchte ich das Bildprogramm der Kirche vorstellen.

Im unteren Teil waren die Wände an den Stellen ohne Mosaiken ursprünglich mit Marmorinkrustation geschmückt, die heute leider bis auf einen kleinen Rest in Apsis verloren ist. Ein a-jour gearbeitetes Ornamentband aus Marmor trennt diese Zone von den Mosaiken der Gewölbezone. Darüber befindet sich ein weiteres Ornamentband und trennt die Mosaiken von der Kuppelzone.

Vom ursprünglichen Bildprogramm waren vor dem Erdbeben noch 76 Darstellungen zu sehen. Alle Mosaiken sind gold-grundig und zeigen vor allem Figuren. Landschaft und Architektur spielen dagegen kaum eine Rolle.

 

(Fortsetzung folgt …)

 

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Mailänder Diptychon

Bilder siehe:
https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:284921/bdef:Content/get
https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:284684/bdef:Content/get

Die beiden Elfenbein-Tafeln im Mailänder Domschatz dienten als Deckel für ein Evangeliar. Jede der Tafeln ist in neun Felder eingeteilt. Dabei geht das obere und das untere Feld jeweils über die ganze Breite der Tafel und das große Mittelfeld wird zu beiden Seiten von je drei kleinen Feldern eingerahmt.

Die erste Tafel zeigt oben die Geburt Christi mit Maria und Josef zu beiden Seiten der Krippe mit dem Jesuskind. Im Hintergrund sieht man den Esel und den Ochsen. Die Szene wird von zwei Kränzen mit Evangelisten-Symbolen eingerahmt: der Mensch links steht für Matthäus, der Stier rechts symbolisiert Lukas. Das untere Feld zeigt den Kindermord mit dem thronenden Herodes, klagenden Frauen und Soldaten. Auch diese Szene wird von zwei Kränzen gerahmt, in denen aber diesmal die Evangelisten selbst dargestellt werden.

Im großen Mittelfeld ist ein Lamm mit Nimbus in einem Früchtekranz dargestellt. Im Hintergrund sieht man zwei korinthische Säulen mit Architrav. Das Lamm symbolisiert den Opfertod Christi, der Früchtekranz steht für Fruchtbarkeit, Wohlstand und Frieden.

Die kleinen Felder links zeigen oben nach unten die Verkündigung Marias an der Quelle, die drei Magiere, die den Stern sehen, sowie die Taufe Christi. Rechts ist oben vermutlich Gebet und Verheißung Annas dargestellt, die auf die Verkündigung ihrer Tochter Marias vorausweist. Darunter sieht man Jesus unter den Schriftgelehrten im Tempel und ganz unten seinen Einzug in Jerusalem.

Auf der rechten Tafel ist im oberen Feld die Anbetung der drei Könige abgebildet, wiederum eingerahmt von zwei Kränzen mit Evangelisten-Symbolen. Diesmal sehen wir links den Löwen für Markus und rechts den Adler als Symbol für Johannes. Auf dem unteren Feld rahmen zwei Kränze mit Evangelisten die Hochzeit von Kanaan ein.

Im mittleren Feld steht ein Juwelenkreuz auf einem Berg, von dem vier Flüsse ausgehen. Auch hier sehen wir zwei korinthische Säulen mit Architrav im Hintergrund. Das juwelengeschmückte Kreuz ist ein Siegessymbol und meint vermutlich das Kreuz der Verklärung. Der Berg stellt den Paradiesberg mit den vier Paradiesflüssen dar. Diese Flüsse wiederum können die vier Himmelsrichtungen symbolisieren oder für die Evangelisten stehen. Als Symbol für die Himmelsrichtungen weisen die Flüsse oft auf die Verbreitung des Evangeliums und die Weltherrschaft Christi.

Die kleinen Felder links stellen von oben nach unten eine Blindenheilung, die Heilung des Lahmen, der nun sein Bett wegträgt, und die Auferweckung des Lazarus dar. Dieser ist wie immer in einer Ädikula dargestellt, was nicht dem biblischen Text entspricht. Im Feld rechts oben thront Jesus als Pantokrator (=Weltherrscher) auf einer Weltkugel. Er gibt zwei Märtyrern Kränze in die verhüllten Hände. Die Kränze symbolisieren den Sieg über das irdische Leben und weisen auf das Jenseits. Im mittleren Feld sehen wir das Abendmahl und das untere Feld zeigt das „Scherflein der Witwe“ (die Witwe, die nur zwei kleine Münzen opfert, weil sie arm ist). Auch hier sitzt Jesus als Pantokrator auf einer Weltkugel.

Beide Tafeln des Mailänder Diptychons zeigen mit Juwelenkreuz, Lamm und Jesus als Pantokrator eine imperiale Ikonographie, die erst im 5. Jh. n. Chr. einsetzt. Die Szenen aus dem Leben Marias wiederum setzen eine ausgereifte Mariologie voraus, die erst mit dem Konzil von Ephesus im Jahre 431 n. Chr. beginnt. Daneben finden wir Szenen aus den östlichen Apokryphen, deren Darstellung im Westen Ende des 5. Jh. n. Chr. aufhört. Da das Diptychon aufgrund des Stils vermutlich im Westen des römischen Reichs entstand, kann man davon ausgehen, dass es aus der Mitte des 5. Jh. n. Chr. stammt.

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