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Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 3)

Die Verbindungen mit der griechischen Welt

Während die ionischen und tyrrhenische Küste durch die Griechen stark kolonisiert wurde, beschränkte sich die griechische Präsenz an der Adria-Küste auf Handelsposten (Emporia). In Apulien trafen die Griechen dabei auf Kulturen mit eigenen festen Strukturen und Siedlungen von städtischem Charakter, mit eigenen Bräuchen und einer eigenen Kultur, die sie durch frühere Kontakte mit Griechenland selbst oder mit dem Orient angenommen hatten.

Auch Egnazia war weder eine griechische Stadt noch wurde sie kolonisiert. Allerdings war die Stadt während der gesamten archaischen Periode griechischen Einflüssen gegenüber besonders offen. Trotzdem kamen in Egnazia bis heute nur wenige griechische Zeugnisse aus Zeit vor dem 4. Jh. zutage. Auch belegen die epigraphischen Zeugnisse bis zum 3. Jh. die messapische Sprache, die dann direkt in die lateinische wechselt. Es gibt dagegen keine Inschriften in griechischer Sprache. Allerdings gibt es Elemente griechischer Bräuche, Riten und Techniken, die der ganzen messapischen Kulturgemeinschaft gemeinsam sind, z. B.:

  • der Bestattungsritus mit ausgestrecktem Leichnam
  • Inschriften in messapischer Sprache benutzen das griechische Alphabet mit einigen Änderungen;
  • die Technik der Mauerkonstruktion ist griechisch

Die Periode vom 5. Bis 3. Jh. v. Chr. entspricht der größten Blüte der Stadt Egnazia. Es gibt reiche Hypogäen mit messapischen Inschriften und Fresken und auch die sog. Gnathia-Keramik fällt in diese Zeit. In diese Blütezeit fällt auch der Ausbau eines Straßennetzes, das die Stadt und ihren Hafen mit dem Hinterland und mit den anderen Siedlungen an der Küste verband.

In diesen Jahrhunderten der politischen Unruhen und der inneren Blüte der Stadt wurden die verschiedenen verstreuten Siedlungen im Stadtgebiet mit einem Mauerring umgeben, der das Leben in der Stadt sicherte. Aufgrund der Konstruktionstechnik der Anlage kann man die Mauer in das 4. Jh. v. Chr. datieren, die Zeit der kriegerischen Aktionen von Alexander d. Molosser. Im 3. Jh. v. Chr., d. h. in der Zeit der Kriege zwischen Rom und Pyrrhos sowie zwischen Rom und Hannibal, errichtete man eine zweite Wand parallel zu der ersten und in anderer Technik als die frühere.

Seit dem 4. Jh. breitete sich im gesamten Mittelmeergebiet die hellenistische Kultur aus und auch Egnazia übernahm z. B. Bautypen und städtische Anlagen, die zum größten Teil durch Rom vermittelt wurden.

(Fortsetzung folgt …)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 2)

Grundzüge der Stadtgeschichte

Die ersten Siedlungsspuren finden wir auf der sogenannten Akropolis. Sie stammen aus dem 13.-12. Jh. v. Chr. Diese Menschen errichteten ein Dorf aus rechteckigen oder runden Hütten, mit einem Lehmfußboden und Wänden aus Flechtwerk. Man betrieb zunächst Weidewirtschaft. Später kam Ackerbau hinzu und ersetzte dann allmählich die Weidewirtschaft. Auf der Landseite war das Dorf durch eine Mauer geschützt. Diese erste Hüttensiedlung gehört zu der sogenannten Apennin-Kultur, die von Apulien bis zum Apennino Emiliano verbreitet war.

Danach folgte in ganz Apulien die subapenninische Kultur: die Hirtengesellschaft wurde sesshaft und siedelte in freistehenden Häusern oder in Grotten bzw. Höhlen. Man wählte für Siedlungen leicht zu verteidigende Stellen. Die Wirtschaft ist gekennzeichnet durch Landwirtschaft, die starke Entwicklung des Handels, v. a. mit der mykenischen Welt, und die Entwicklung der Metallgewinnung.

Forschungen in Egnazia brachten Spuren von prähistorischen Ansiedlungen zutage, die durch Proto-Villanova-Keramik und protogeometrisch-japygische Keramik aus dem Ende der Bronzezeit (12.-10. Jh. v. Chr.) gekennzeichnet sind. Diese Funde kamen nicht auf der Akropolis ans Licht, sondern im äußersten Norden der Siedlung, alle gekennzeichnet durch Merkmale der subapenninischen Kultur.

Die ersten Siedlungen von Egnazia endeten mit einer Zerstörung Ende des 11. Jh. v. Chr., wie eine dicke Brandschicht zeigt. Dies hängt vermutlich mit der Ankunft der Japygier Ende 12. / Anf. 11. Jh. v. Chr. aus Illyrien zusammen, da auch andere subapenninische Dörfer zu dieser Zeit zerstört wurden. Die Japygier bildeten den Grundstock für die apulische Bevölkerung historischer Zeit.

Im 9.-8. Jh. v. Chr. wurde die Akropolis von Egnazia wieder durch Menschen der subapenninischen Kultur Apuliens besiedelt. Zwischen den Hütten aus dem 8.-5. Jh. fand man auch geometrische Keramik, die für Peuketien charakteristisch ist. Man kann daher vermuten, dass es einen direkten Übergang ohne kulturellen Bruch von der subapennischen zur peuketischen Kultur gab, wobei das übrige Kulturgut aber offenbar weiterhin auf dem Niveau der Hüttenkultur blieb und sich dadurch vom Kulturgut des peuketischen Hinterlandes unterscheidet, wo die Bevölkerung Steinbauten benutzte.

Durch die einheitliche Kultur der japygischen Welt entwickelten sich die bisher undifferenzierten Kulturgemeinschaften zu festen ethnischen und sozialen Strukturen und schließlich zu kleinen politischen Einheiten, vielleicht verbunden mit einer zunehmenden wirtschaftlichen Differenzierung. Dabei führte die Verschiedenheit der Völker Apuliens zu Unterschieden im künstlerischen Ausdruck, in den Bestattungsriten, in der Sprache, in den militärischen Anlagen und in den Wohnstrukturen.

Egnazia lag an der Grenze zwischen Peuketien und Messapien und als Grenzstadt war Egnazia sicher von beiden Kulturen beeinflusst. Der peuketische archäologische Befund beschränkt sich auf einfache Tonware und ein einzelnes Grab aus dem 6. Jh. v. Chr. mit einer Bestattung nach dem peuketischen Ritus in Hockstellung. Dies könnte darauf schließen lassen, dass Egnazia bis zum 6. Jh. peuketisch war, wobei die geringe Zahl der peuketischen Funde vielleicht damit zusammenhängt, dass der Kontakt mit dem peuketischen Hinterland durch den steilen Anstieg der südöstlichen Murgia, die von Conversano bis hinter Ostuni geht, stark behindert war. Im unmittelbaren Hinterland Egnazias haben sich zwar immer wieder zerstörte antike Orte gefunden, doch ist das archäologische Material sehr spärlich.

Als wichtiges Seefahrts- und Straßenzentrum der Adria-Küste wurde Egnazia von verschiedenen Kulturen und Handelsbeziehungen beeinflusst. Auch war die Stadt vermutlich in die Spannungen und Konflikte mit Tarent einbezogen, die Süditalien, und besonders Apulien und Lukanien, im 5. Jh. v. Chr. erschütterten und das wirtschaftliche Leben der einheimischen Bevölkerung tiefgreifend beeinflussten. Darauf lassen zumindest die größeren Verteidigungsanlagen schließen, die in dieser Zeit entstanden. Zu dieser Zeit gewann anscheinend auch die messapische Kulturgemeinschaft der Stadt an Bedeutung.

Die vielen gefundenen Inschriften zeigen, dass in Egnazia die messapische Sprache gesprochen wurde, die das griechische Alphabet mit einigen zusätzlichen Buchstaben benutzte. Messapisch sind auch die Gräber und die Keramik, die in den Gräbern gef. wurde, lässt sich in das 5.-2. Jh. v. Chr. datieren. Sie gehört zum geometrisch-messapischen Stil. Eine charakteristische Gefäßform dieses Stils ist die trozzella bzw. Nestoris. Die Erforschung der messapischen Stadt wird jedoch dadurch erschwert, dass das meiste von Bauten späterer Epochen, v. a. aus röm. Zeit, überdeckt wird.

(Fortsetzung folgt …)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 1)

Parco archeologico di Egnazia
Adresse: via degli Scavi, 84 – 72010 Savelletri Di Fasano
Provinz: Brindisi
Website: http://www.egnaziaonline.it/index_file/Page413.htm (hier kann man auch einen Flyer in englischer Sprache runterladen)

Egnazia liegt an der Adriaküste auf halbem Weg zwischen Bari und Brindisi an einem flachen Küstenstück, das leicht vom Meer überflutet werden kann. Wind und Wellen schufen entlang der Küste viele kleine Buchten, doch abgesehen vom Hafen von Brindisi gibt es kaum Buchten, die sich für große Häfen eignen. Zu dieser Erosion durch Wind und Wellen kam eine Hebung des Meeresspiegels und/oder eine Senkung der Küste. Dadurch veränderte sich die Küstenlinie im Lauf der Zeit immer wieder. Man fand heraus, dass der Meeresspiegel vom 7. Jh. v. Chr. bis heute um insgesamt 4,66 m angestiegen ist, so dass einige Reste der antiken Stadt heute vom Meer überflutet sind. Aber auch der Mensch trug zur Zerstörung der Landschaft bei, da das Tuffgestein der Küste als Baumaterial verwendet wurde.

Die archäologischen Funde entlang dieser Küste belegen für die antike Bevölkerung direkte Handelsverbindungen sowohl mit der griechischen und westgriechischen Welt und mit der einheimischen Bevölkerung des Hinterlands als auch mit der illyrischen Bevölkerung an der gegenüberliegenden Küste.

Die freigelegten Bereiche des antiken Egnazia wurden als Freilichtmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Kern der Siedlung bildet ein etwas erhöhtes Felsplateau, heute Akropolis genannt, das von zwei Buchten gerahmt wird. Hier ließen sich bereits in prähistorischer Zeit die ersten Menschen nieder, wobei die beiden Buchten als Ankerplätze dienten. Die auf der Akropolis gefundenen Siedlungsspuren belegen eine Besiedlung vom 13.-12. Jh. v. Chr. bis ins Mittelalter hinein. Die lateinischen Schriftquellen nennen die Stadt meist Egnatia, die griechischen Autoren dagegen eher Gnathia.
Das Straßennetz

Egnazia war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Sein Hafen lag an einem wichtigen Punkt der Mittelmeer-Seefahrt und war durch ein ausgedehntes Straßennetz mit fast allen wichtigen einheimischen und griechischen Orten Apuliens verbunden.

Die wichtigste dieser Straßen wurde in der Kaiserzeit zur Via Traiana oder Via Appia Traiana ausgebaut. Sie führte von Brindisi nach Benevent über Egnazia, Norba, Celia, Bitonto, Ruvo, Canosa und Herdonia. Diese Straße führte dabei über Stationen, die schon in prähistorischer Zeit oder von den späteren einheimischen Kulturen benutzt worden waren. Sie führt quer durch Egnazia und die Geschichte der Stadt war eng mit ihr den Jahrhunderten in Gebrauch blieb, als das römische Reich bereits zusammengebrochen war und die Städte allmählich verfielen.

Eine weitere wichtige Straße führte zum Beispiel an der Küste entlang nach Bari und von dort aus nach Butuntum, wo sie sich mit der Via Traiana vereinigte. Diese Straße hatte v. a. in der frühen Kaiserzeit eine große Bedeutung.

Hier der Verlauf einiger anderer Straßen, die sich in Egnazia trafen:

  • Egnazia – Ceglie Messapico – Oria
  • Egnazia – Monte Sannace – Altamura – Silvium – Serra di Vaglio
  • Egnazia – Fasano – Locorotondo – Martina Franca – Masseria Orimini – Masseria S. Teresa – Tarent

Forschungsgeschichte (kurzer Überblick)

Spätestens im 8. Jh. n. Chr. war die Stadt endgültig aufgegeben worden und zerfiel allmählich. Die Ruinen dienten als Steinbrüche oder versorgten die Kalköfen. Manche wurden auch umgebaut und als Hütten wieder verwendet. Im 14. Jh. n. Chr. wurde Egnazia in einigen Seekarten erwähnt (damaliger Name Ananzo) und seit dem 16. Jh. ist Egnazia unter verschiedenen Namen mit einem Turm auf der sog. Akropolis verzeichnet. seit dieser Zeit wurden auch immer wieder antike Ruinen in Egnazia durch Reisende, Chronisten und Historiker erwähnt.

Das 19. Jh. n. Chr. ist vor allem gekennzeichnet durch Raubgrabungen und erst 1912-13, begannen die ersten offiziellen Grabungen der Soprintendenza alle Antichità della Puglia, zunächst allerdings noch ohne wissenschaftliche Planung. Auch wurde leider fast nichts veröffentlicht. 1963 markiert den Beginn systematischer Grabungen und Forschungen.

Neben der traditionellen archäologischen Forschung wurden später zunehmend auch moderne technische und naturwissenschaftliche Methoden und Hilfsmittel verwendet. Einer der Forschungsschwerpunkte war beispielsweise die Erstellung eines archäologischen Plans des Gebiets von Egnazia.

(Fortsetzung folgt …)

Byzantinische Kirche Theotokos ton Chal­koprateia in Istanbul

Etwa in der gleichen Zeit wie die Studios-Basilka entstand der Überlieferung nach die Kirche Theotokos ton Chal­koprateia (Mutter Gottes in Chalkoprateia). Sie liegt nordwestlich der Hagia Sophia, keine 150 m von dieser entfernt und wurde auch vom gleichen Kle­rus unterhalten wie die Hagia Sophia. Sie war die wichtigste Kirche der Maria in Kon­stantinopel und besaß den Gürtel der Ma­ria als Reliquie.

Erhaltungszustand

Leider ist die Kirche nur sehr fragmenta­risch erhalten und die vorhandenen Reste auch noch größtenteils in anderen, zum Teil moder­nen Gebäuden verbaut. Erhalten sind größere Teile der Nord- und Südmauer sowie Teile der Ostwand mit einer breiten, freistehenden Apsis ohne Nebenräume. Die Apsis ist außen dreiseitig und innen halb­rund, wobei sich in jeder der drei Seiten ein großes Fenster be­findet. Vor der Apsis liegt wie in der Studios-Basilika eine kleine, kreuzförmige Krypta. Die Gesamtbreite der Kirche betrug 31 m. Damit ist sie die größte bisher bekannte Basilika der Haupt­stadt.

Sie ist zwar geräumiger als die Studios-Basilika, sonst aber, wie die erhaltenen Teile zeigen, mit dieser vergleichbar. Man kann die Kirche daher als dreischiffige Basilika rekonstruie­ren. Auch hier war der Kirche, wie wir aus der Überlieferung erfahren, ein Nar­thex und ein Atrium vorgelagert. Siehe hierzu auch den Grundriss: http://fr.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9otokos_des_Chalkoprat%C3%A9ia#mediaviewer/File:Theotokos_Chalkoprateia.svg.

Rekonstruktion

Südlich der Apsis führt ein 3,1 m breiter Torbogen in das Süd­schiff. Hier konnte man Anfang des 20. Jh. noch eine Kolonnade und eine Vorhalle vor diesem Eingang sehen. Am Ende des rechten, also südlichen Seitenschiffs führte eine Tür zu einer Treppe, die zur Hagia Sophia führte. Dabei verbindet ein monumentaler Seiteneingang das rechte Seitenschiff mit einer Kolonnade. Diese monumentale Seitentür wird auch in den „De Cere­moniis“ (10. Jh.) erwähnt: Nach der Zeremonie zum Fest Mariä Ver­kündigung verließ der Kaiser die Empore auf der nördlichen Seite über eine Holztreppe, ging am Synthronon vorbei und nahm dann den Ausgang bei der Vorhalle, wo er auf sein Pferd stieg.

In der Nordostecke der Kirche wurde die Ostwand durch den Bau ei­ner Straße zerstört, so dass man nur vermuten kann, dass sich auch hier ein Eingang befand. Die Tür in der Mitte der Nordwand führte vermutlich zu einer der Kapellen, die der Chalkopratien-Kirche angegliedert waren.

Durch die oben erwähnte Stelle in den „De Ceremoniis“ ist die Exi­stenz von Emporen gesichert. Wir wissen aber nicht, ob sie umlau­fend waren und wie die Zugänge gestaltet waren.

Zur Innenausstattung der Kirche gibt es nur wenige Hinweise. Es hat sich eine einzige Säulenbasis gefunden, die aber stark beschä­digt ist. Sie gehört vermutlich zum Obergeschoß und zeigt Spuren einer Schrankenanlage.

Der Kirche waren ein Narthex und ein Atrium vor­gelagert. Von beiden ist aber nichts mehr erhalten. Die nördliche Begrenzung des Atriums markiert ein oktogo­nales Gebäude, das in einer Linie mit der Nordwand der Kirche liegt. Welche Funktion dieses oktogonale Gebäude hatte, ist unklar? Der Bautypus könnte auf ein Bapti­sterium deuten. Außerdem könnte ein Pfeiler im Zentrum des Fundaments dazu gedient haben, eine schwere Last, wie z. B. ein Taufbecken, zu tragen, und in der Nähe wurde auch tatsächlich ein Taufbecken ge­funden (heute im Archäologischen Museum). Andererseits wurden Fresken aus dem 14. Jh. gefunden, die heute allerdings nicht mehr zu sehen sind. Sie zeigten Szenen aus der Kindheit Jesu und den Tod des Zacharias. In den Chroniken mit­telalterlicher Reisender werden Reliquien vom heiligen Zacharias und aus der Kindheit Jesu im Zusammenhang mit der Kapelle des Heiligen Jakobus genannt, die sich im Atrium der Chalkopratien-Kirche be­fand. Wenn es sich bei dem Oktogon um diese Kapelle handelt, wäre dies eines der wenigen gesicherten Martyria Konstanti­nopels.

Datierung

Die Chalkoprateia-Kirche entstand ungefähr gleichzeitig mit der Studios-Basilika. Als Gründer nennen die Quellen teilweise Theodosios II. (408-450), zum Teil auch seine Schwester Pulcheria, wobei nicht klar ist, ob sie die Kirche noch während der Regierungszeit ihres Bru­ders oder während ihrer Alleinherrschaft (450-453) gründete. An­dere Quellen nennen Verina, die Frau Leos I. (457-474) als Gründe­rin. Um diese verschiedenen Datierungsansätze zu verbinden, wurde vorgeschlagen, daß der Bau unter Pulcheria, noch gegen Ende der Regierungszeit ihres Bruders, d. h. vor 450 n. Chr., begonnen und, vielleicht ein Jahrzehnt später, von Verina been­det und geweiht wurde. Die Ähn­lichkeit mit der Studios-Basilika würde diese Datie­rung unterstüt­zen.

Literaturauswahl:

  • A. Kazhdan (Hrsg.), The Oxford Dictionary of Byzantium, Oxford University Press,‎ 1991, vol. 1, 407-408 ;
  • W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls, Tübingen, Deutsches Archäologisches Institut,‎ 1977, 76-78.

Das digitale Münzkabinett des Akademischen Kunstmuseums

In den letzten Jahren wurde die umfangreiche Münzsammlung des Akademischen Kunstmuseums, der Antikensammlung der Universität Bonn, digital erfasst und ist unter http://www.antikensammlung-muenzen.uni-bonn.de frei zugänglich. Von den etwa 1000 griechischen und ca. 4000 römischen Münzen können 3951 Stücke am Computer betrachtet werden. Dabei handelt es sich vor allem um Silber- und Bronzemünzen.

Neben Fotos von Vorder- und Rückseite findet der Besucher allgemeine Angaben wie Kurzbeschreibung, Münztyp, Material, Datierung, Prägeort, Maße, Gewicht usw. Außerdem informiert die Datenbank über alles Wissenswerte rund um die Geschichte der griechischen und römischen Münzherstellung – sortiert nach Regionen oder Epochen, aber auch durch einen Klick über jede Münze erreichbar. Wer sich näher mit dem Thema Geld und Münzen beschäftigen will, findet hier auch viele Literaturhinweise.

Rheinisches Landesmuseum in Bonn

Das Rheinische Landesmuseum in Bonn ist das wichtigste Museum zu Archäologie, Kunst und Kulturgeschichte im südlichen Teil von Nordrhein-Westfalen und zuständig für alle Funde dieser Region. In dieser Eigenschaft ist das Landesmuseum auch ein Ort der Forschung mit den verschiedensten Labors und einer Bibliothek. Wie üblich kann aber auch das Landesmuseum nur einen kleinen Teil seiner Bestände in der Ausstellung zeigen. Der weitaus größte Teil der Bestände ist in großen Depots im Museum selbst und in der Umgebung von Bonn untergebracht.

Das Museum zeigt die Entwicklung der Region von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ursprünglich war das Museum nach Epochen angeordnet: beginnend mit den Spuren der ersten Menschen bis in die neueste Zeit. 2003, als das Museum nach mehreren Jahren der Renovierung wieder eröffnet wurde, war die Sammlungen nach Themen neu geordnet worden.

Im Erdgeschoss befinden sich neben der Kasse auch ein Museumsshop und ein Restaurant. Wenn man das eigentliche Museum betreten hat, findet man gleich links eine Vitrine mit dem Fund des Monats. Auch wichtige Ausstellungen beginnen oft schon im Eingangsbereich.

Die Dauerausstellung selbst beginnt auf der ersten Etage mit der Steinzeit und dem Neandertaler. Zwischen 1997 und 2001 hatte es umfangreiche Ausgrabungen im Gebiet des Neandertals gegeben, wo das erste Neandertaler-Skelett 1856 gefunden wurde, und das Museum zeigt hier die Forschungsergebnisse. Anfang Juni eröffnete hier auch eine Abteilung über Kelten, unter anderem um den einzigartigen Funden aus dem Grab der keltischen Prinzessin von Waldalgesheim einen gebührenden Rahmen zu geben. 

Als nächstes bringt uns das Museum die Entwicklung Von Göttern zu Gott näher und zeigt die Geschichte Religion in unserer Region. Anfangs glaubten die Menschen, dass sich in Tieren, Pflanzen oder Wetterphänomenen übernatürliche Kräfte manifestierten. Später gaben sie diesen Kräften Gesichter“ und man stellte sich vor, dass diese Gottheiten wie die Menschen eine Familie, eine Geschichte usw. hatten. Diese Gottheiten hatten verschiedene Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche. Irgendwann begannen dann einige Menschen an einen allmächtigen Gott zu glauben. Alle diese verschiedenen Glaubensrichtungen zeigten sich in verschiedenen Formen von Tempeln, Statuen, Gemälden, etc. Die Ausstellung „Von Göttern zu Gott zeigt Altäre, Schreine, Spenden, Urnen, Sarkophage und andere Funde, die uns helfen können, die Religionen vergangener Zeiten nachzuvollziehen.

Ein weiterer Raum zeigt die geschäftlichen Beziehungen der Region im Laufe der Jahrhunderte. Wertvolle Gegenstände aus weit entfernten Gebieten fanden bereits in frühesten Zeiten ihren Weg in die Region Bonn. Als die Römer die nördlichen Regionen Europas eroberten, ermöglichten sie mit ihrem gut ausgebauten Straßennetz mehr Importe und Exporte. Ein weiterer „Motor“ für diese Import / Export-Geschäfte war aber auch der Rhein, der größtenteils schiffbar ist.

„Macht und Mächte“, der nächste Themenbereich, zeigt die verschiedenen Menschen und Völker, die im Laufe der Zeit  in dieser Region an der Macht waren, z. B. Römer und Franken. Zu sehen sind Symbole der Macht: Waffen und Rüstungen, Wappen etc. Auch Porträts und Kunst im Allgemeinen konnten als Symbole der Macht verwendet werden.

Ein weiterer Raum, „Urlandschaft“, zeigt die Veränderungen der rheinischen Landschaft im Laufe der Jahrhunderte. Diese Veränderungen konnten natürliche Ursachen haben, z. B. Vulkanausbrüche; die Landschaft wurde aber vor allem auch von Menschen geändert: mit verschiedenen Arten von Werkzeugen, durch den Bau von Bauernhöfen oder Städten.

Der letzte Raum widmet sich ganz allgemein der Entwicklung der menschlichen Kultur vom reinen „Überleben“ bis zur heutigen Konsumgesellschaft. Die verschiedenen Lebensstile unterscheiden sich gewaltig: z. B. in der Art der Ernährung und dem genutzten Wohnräumen. Dieser Themenbereich zeigt, was die Menschen von der Steinzeit bis heute zum „Überleben“ nutzten, wie sie lernten, Brunnen zu bauen, um an das lebensnotwendige Wasser zu kommen oder Metalle zu bearbeiten.

Das Museum gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte von Menschen und Landschaft im südlichen Nordrhein-Westfalen und ist immer einen Besuch wert.

Weitere Informationen:  http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de

Archäologisches Nationalmuseum von Venedig

Zu den Museen am Markusplatz gehört neben dem Palazzo Ducale, den Sale Monumentali delle Biblioteca Marciana und dem Museo Correr auch das Museo Archeologico. Der Eintritt von 16 € gilt für alle 4 Museen und dafür ist er sicher okay. Es ist aber leider nicht möglich, Eintrittskarten für einzelne Museen zu kaufen, falls man sich beispielsweise nur für die archäologische Sammlung interessiert. Auch führt der Weg zum archäologischen Museum in jedem Fall durch das Museo Correr, wo sich auch der Eingang zu diesen beiden Museen befindet.

Die Sammlung des Museo Archeologico beruht auf privaten Sammlungen venezianischer Familien seit dem 16. Jh. n. Chr., z. B. der Familie Grimani. Gezeigt werden Portraits römischer Kaiser und Privatpersonen, römische Kopien griechischer Kunstwerke, griechische Originale, römische Grabdenkmäler, Sarkophage usw. Ein Highlight für mich sind z. B. drei Skulpturen von Galliern aus dem sogenannten kleinen attalischen Weihgeschenk auf der Akropolis von Athen oder auch die sogenannten Thronreliefs, die Putti mit den Symbolen verschiedener Götter zeigen, wobei die Reliefs in Venedig den Thron von Saturn zeigen.

In den einzelnen Sälen liegen jeweils Infoblätter aus, die über die ausgestellten Stücke informiern. Ich würde mir allerdings wünschen, dass man auch einen Katalog zu dieser interessanten Sammlung kaufen könnte.

Link: http://www.polomuseale.venezia.beniculturali.it/index.php?it/138/informazioni

Studios-Basilika in Istanbul (Teil 2)

Rekonstruktion

An der westlichen Außenseite des Narthex ist das Gebälk seit­lich nur grob behauen und das Konsolgesims biegt mit einfacherem Dekor nach Westen um. Daraus kann man schließen, dass das Atrium von Säulenhallen um­geben war. Ob diese Kolonnaden oder Arkaden be­saßen muss allerdings offen bleiben. Die Portiken waren vom Narthex durch große Türen ge­trennt, die heute noch stehen.

Im Erdgeschoß waren die Seitenschiffe durch je sie­ben Säulen aus grüner Breccia vom Mittelschiff getrennt. Die Kom­positkapitelle der Säulen und das darüber liegende Gebälk waren aus prokonnesischem Marmor und in der gleichen Weise gearbeitet wie die Säulen des Narthex. Von den Originalsäulen haben sich nur sechs er­halten. Zwischen den Säulen fand man Fragmente von Schrankenplatten aus weiß-violett geädertem Marmor, die mit mit Kreuzen in Doppelfeldern geschmückt waren.

Über den Seitenschiffen und dem Narthex befanden sich Emporen aus Holz. Die westliche Mauer des Narthex, die ursprüngliche Außenmauer der Kirche ist völlig verschwunden und seine östliche Säulenreihe wurde durch die türkische Außenmauer ersetzt. Aber an beiden Enden dieser Mauer erkennt man noch, dass die Empo­ren über den Seitenschiffen mit denen über dem Narthex mit Torbögen verbunden waren. Und nach Westen hin stoßen noch Reste der Nord- und Südmauern der Em­pore vor. Auch auf den Emporen bestanden die Säulenschäfte aus grüner Breccia, darüber saßen jedoch ionische Kämpferkapitelle, die die Arka­den des Obergadens trugen.

Reste von Eingängen an Nord- und Südmauer lassen darauf schließen, dass sich die Zugänge zu den Emporen außerhalb der Kirche befanden, und zwar über Treppenhäuser im Norden und im Süden. Trep­penhäuser außerhalb des Gebäudes finden wir auch bei anderen Kir­chen dieser Zeit.

Vom liturgischen Mobiliar konnten außer den schon erwähnten Resten des Synthronons inzwischen auch ein Fragment des Ambo sowie Schran­kenplatten des Bema (erhöhtes Presbyterium) nachgewiesen werden. Der Altarraum reichte etwa 5,5 m in das Mittelschiff hinein­, hatte vorne in der Mitte sowie an beiden Seiten jeweils einen Eingang und war durch Schranken begrenzt. Dabei wie­derholt sich hier der farbige Wechsel von grünen Stützen und weißen Brüstungsplatten, den wir auch bei den Kolonnaden des Erd­geschosses finden. Von der 8,30 m breiten Apsis ist nur der untere Teil original er­halten, wobei aber die ursprünglichen Fensteröffnungen in türki­scher Zeit zuge­mauert wurden.

Innerhalb des Altarraums liegt eine kleine Krypta, in die von Osten her eine Treppe hineinführt. Allerdings wissen wir nicht, welche Reliquie hier aufbewahrt wurde, da die Hauptreliquie im südlichen Seitenschiff aufbewahrt wurde.

Das Gebäude war mit Marmorinkrustation und Mosaiken geschmückt. So sind beispielsweise aus dem 10. Jh. goldgrundige Mosaiken mit Dar­stellungen von Christus und Maria überliefert. Der heute sichtbare Marmorfußboden wird in die Mitte des 11. Jh. n. Chr. datiert.

Wie das Dach der Basilika aussah, können wir leider nicht mehr rekonstruieren. Man geht davon aus, dass wie bei anderen Kirchen dieser Zeit das erhöhte Mittelschiff ein Satteldach trug und die niedrigeren Seiten­schiffe und der Narthex Pultdächer. Der Dachstuhl war vermutlich offen.

Außen besaß  jedes Stockwerk je 8 große Fenster an den Langseiten, wobei die oberen Rundbogenfenster waren. Das Aussehen der Westseite ist heute nicht mehr zu rekonstruieren.

Datierung

Nach Theophanes Confessor wurde die Kirche 463 n. Chr. von einem Patricios namens Studios errichtet. Dieser Studios wird als Römer von vor­nehmer Herkunft beschrieben, der seine Reichtümer dem Dienste an Gott widmete. Man identifiziert ihn daher als den Konsul Studios, der dieses Amt 454 n. Chr., unter der Regierung von Marcian, innehatte. Möglicherweise wurde er aber auch als Belohnung für die Stiftung der Kirche zum Konsul ernannt.

Die Datierung der Studios-Basilika war lange Zeit umstritten, da sie sich v. a. auf diese beiden Schriftquellen stützen musste. Die Ausgrabungen ergaben jedoch Hinweise darauf, dass die Studios-Basilika um das Jahr 450 n. Chr. begonnen wurde.

Funktion und Reliqienkult

Die Studios-Basilika war v. a. eine Klosterkirche. Gleichzeitig war sie aber auch Mittelpunkt eines durch die Reliquie Johannes des Täufers bedingten Kults. So wurde jedes Jahr am 29. August ein großer Gottesdienst zum Gedenken an die Enthauptung des Johannes abgehalten, an dem auch der Kaiser teilnahm.

Literatur:

T. Mathews, The Early Churches of Constantinople (1971) 19-27
W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls (Tübingen 1977) 147 ff.
U. Peschlow, JbÖByz 32/4, 1982, 429-34
RBK IV (1990) 378-83 Abb. 6-9

Studios-Basilika in Istanbul (Teil 1)

Die Studios-Basilika ist die ein­zige Basilika des 5. Jh. n. Chr. in Konstantinopel / Istanbul, von der fast alle Teile entweder noch erhalten oder zumindest rekonstruierbar sind. Sie ist daher für die Architekturgeschichte der Hauptstadt besonders wichtig.

Baugeschichte

Die im Südwesten Konstantinopels zwischen der konstantinischen und der theodosianischen Stadtmauer gelegene Kirche wurde um die Mitte des 5. Jh. n. Chr. von einem Patricios namens Studios, zu­sammen mit einem Kloster, auf dessen eigenem Grundstück errichtet. Sie war Johannes dem Täufer geweiht und besaß mit dessen Kopf eine wichtige Reliquie. Später wurde sie in eine Moschee umgewandelt und Imrahor Camii genannt. Im Lauf der Zeit wurde die Basilika mehrfach beschädigt, v. a. durch ein Feuer 1782 und durch den Einsturz des Daches im 20. Jahrhundert. Trotzdem können wir uns aufgrund der erhalte­nen Reste und der Beschreibungen früherer Besucher ein recht gutes Bild von ihrem ursprünglichen Aussehen machen. So sind die Mauern der Basilika im Erdgeschoß größtenteils noch origi­nal erhalten, wenn auch mit Veränderungen aus türkischer Zeit. Vom Obergeschoß hat dagegen leider nur noch wenig die Zeiten überdauert.

Erhaltungszustand

Es handelt sich um eine dreischiffige Säulenbasilika mit freistehender, poly­gonal umman­telter Apsis, wobei sich in jeder der drei Seiten ein großes Fen­ster befand. Innen ist die Apsis halbkreisförmig und es haben sich Reste eines Synthronons erhalten, d. h. eine halbrunde Priesterbank, die in die Apsis einer Kirche eingebaut wurde. Davor liegt eine kleine, kreuzförmige Krypta. Apsis-Neben­räume gibt es nicht; stattdessen gibt es Eingänge in der Ostwand und am östlichen Ende von Nord- und Südwand. Der Kirche ist im Westen eine durch Torbögen dreigeteil­te Vorhalle (Narthex) vorgelagert. Sie öffnete sich mit drei Türen zum Mittelschiff, mit je einer zu den Seitenschiffen und den seitlichen Säulenhallen des Atri­ums, sowie mit einer Kolonnade mit vier Säulen aus grüner Breccia zum Atrium. Dieses bildete den westlichen Abschluss des Gebäudekomplexes. Allerdings ist von diesem Atrium nur noch die Nordwand er­halten.

Noch heute kann man sehen, wie fein gearbeitet die Bauplastik der Studios-Basilika war. So haben beispielsweise Säulen des Narthex Komposit­kapitelle, auf denen ein Gebälk aus Architrav, a-jour gearbeitetem Blattfries und Konsolgesims aufliegt.

Die Kirche ist ohne Apsis ca. 25 m lang und 24 m breit. Das Mit­telschiff ist 12,7 m breit, die Seitenschiffe je 4,6 m.

An der Südseite der Kirche liegt in abweichender Orientierung eine fünfschiffige Zisterne.

Hier Links zu Bildern der Studios-Basilika:

http://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=marbilder_item&search[constraints][marbilder][searchSeriennummer]=727923

http://arachne.uni-koeln.de/item/marbilder/445248

http://arachne.uni-koeln.de/item/marbilder/727951

(Fortsetzung folgt …)

„Ferne Zeit“ – Zur aktuellen Sonderausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn (20.07.-17.10.2014) (Teil 2)

 

Frühe griechische Heiligtümer

Frühe griechische Heiligtümer besaßen noch keine Tempel. Ein besonderer Baum, eine Höhle, der Gipel eines Berges – all dies konnte Wohnsitz einer Gottheit sein oder einer Gottheit heilig sein und hier konnte man die Anwesenheit der Gottheit spüren. Erst seit dem 10. Jh. v. Chr. errichtete man zumindest Altäre, an denen man die Gottheiten verehrte und ihnen Opfer brachte. Es dauerte noch weitere zwei Jahrhunderte bis man begann, die ersten Tempel zu errichten. Im Laufe der Zeit entstand dann der typische Peripteraltempel: ein Tempel mit einer geschlossenen Cella mit dem Kultbild der Gottheit und einer diesen Raum umgebene Säulenreihe.

Typische Weihgaben waren Pferdestatuetten aus Bronze, wie sie auch in der Ausstellung präsentiert werden. Aber auch figürliche Terrakotten oder Gewandschmuck fand man in frühen Heiligtämern. Später wurden monumentale Dreifüße oder Skulpturen gestiftet. Die Ausstellung in Bonn zeigt einen Querschnitt typischer Weihgeschenke aus frühgriechischer Zeit. Fünf der ausgestellten Bronzevotive stammen dabei aus dem Artemis-Heiligtum von Lusoi auf der Peloponnes.

Grabkult in geometrischer Zeit

Bestattungen fanden im antiken Griechenland in der Regel außerhalb der Siedlungen statt und meist entwickelten sich die Nekropolen an den Ausfallstraßen. Einer der bekanntesten griechischen Friedhöfe befindet sich in Athem: der Kerameikos, das spätere Töpferviertel Athens.

In frühgriechischer Zeit gab es sowohl Brandbestattungen als auch Körperbestattungen. Als Aschenurnen dienten vor allem Amphoren, aber auch andere Gefäßformen kamen vor. Für Körperbestattungen legte man Kistengräber an. Außerdem konnten für sehr kleine Kinder auch Pithoi, Amphoren und andere Gefäße verwendet werden. Zur Kennzeichnung eines Grabes dienten Grabhügel, Steinplatten oder auch zum Teil monumentale Gefäße, wiederum meist Amphoren.

Man gab den Toten auch Schmuck, Waffen, Terrakottafiguren und Geschirr mit ins Grab. Letzteres wurde dabei offenbar speziell für den Totenkult hergestellt, da si nicht für Flüssigkeiten geeignet waren.

Neben Grabbeigaben aus Griechenland präsentiert die Bonner Ausstellung in einer Vitrine auch einen Vergleich mit dem Totenkult der Etrusker. Schon früh wurde griechische Kunst von Etruskern und anderen italischen Völkern importiert und diese Werke beeinflussten dann die einheimische Produktion, wie eine Olla, ein bauchiger Topf, aus einem Grab aus Civitá Castellana zeigt.

Produktionslandschaften frühgriechischer Keramik

Keramik mit der typischen geometrischen Dekoration wurde in vielen Regionen der griechischen Welt hergestellt. Man kann die verschiedenen Produktionszentren anhand von Farbe und Beschaffenheit des Tons, der Gefäßform und der Dekoration unterscheiden, wie die Beispiele in der Ausstellung zeigen.

 

Wer sich genauer über die gezeigten Objekte und Lebensbereiche infomieren will, dem sei der kleine, aber sehr informative Begleitkatalog empfohlen.

 

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