Scheitelrelief
Das Scheitelrelief bedeckt eine Fläche von 3 x 3 Kassetten im Zentrum des Tonnengewölbes.
Die Darstellung zeigt Titus auf einem Adler sitzend. Sein Kopf ist vom Rahmen beschnitten und kaum als Titus zu identifizieren. Dieses Relief am Titusbogen ist die erste bildliche Darstellung eines Kaisers auf einem Adler fliegend.
In der althistorischen Forschung herrscht eine große Kontroverse über die Interpretation der kaiserlichen Adler- und Adlerflugdarstellungen und es gibt dazu 3 Deutungsvorschläge:
1. Darstellungen dieser Art sind eine Angleichung an Jupiter bzw. ein ganz allgemeines Apotheosesymbol
2. Sie symbolisieren den Seelenflug zum Himmel, sind also konkretes Sinnbild der Divinisierung
3. Sie geben einen Ausschnitt des Konsekrationsmodells wieder, bei dem man einen Adler vom Scheiterhaufen aufsteigen ließ.
Der reale Adlerflug lässt sich im Konsekrationszeremoniell bis zu Septimius Severus nicht sicher nachweisen. Die Nachricht von Cassius Dio (56,42,3) vom Adlerflug bei Augustus scheint eine Übertragung aus eigener Zeit zu sein, und der Adler auf trajanischen Konsekrationsmünzen kann als schlicht als Konsekrationssymbol verstanden werden.
Eine Jupiterangleichung kann am Titusbogen nicht gemeint sein, denn Titus trägt nur die Toga, während auf solchen Darstellungen der Kaiser mit Victoria, Füllhorn, Ägis und Lorbeerkranz erscheint. Das Relief am Titusbogen stellt daher wohl einfach die Divinisierung des Titus dar und bezieht sich damit auf die Inschrift.
Zusammenfassung des Bildprogramms
Inschrift und Bildschmuck des Titusbogens sind aufeinander abgestimmt.
Die Durchgangsreliefs zeigen Titus im irdischen Triumph, der Voraussetzung und Ausdruck seiner göttlichen Stellung ist. Das Triumphatorrelief stellt die personifizierten kaiserlichen Eigenschaften Virtus, Honos und Victoria Augusti dar und das Beuterelief verdeutlicht durch die Vorführung der Beutestücke aus dem jüdischen Triumph den historischen Zusammenhang.
Der Triumphzug im kleinen Fries findet sich häufig auch bei Bögen mit friedlicher Thematik (z. B. beim Trajansbogen). In unserem Fall passt er sogar zum Programm, da ja in den Durchgangsreliefs Ausschnitte aus dem Triumphzug zur Feier des jüdischen Sieges dargestellt sind.
Die Personifikationen Virtus und Honos erscheinen als wichtige Voraussetzungen für die Apotheose des Titus noch einmal auf den Schlusssteinen und die flankierenden Victorien in den Archivoltzwickeln nehmen in ihren Attributen auf sie Bezug.
Die Aufnahme des Kaisers unter die divi, sozusagen als Konsequenz der herausragenden Eigenschaften des Kaisers, ist als „Himmelfahrt“ auf einem Adler auf dem Scheitelrelief dargestellt.
Die Attikabekrönung ist zwar nicht erhalten, aber man vermutet, das ein bei Cassiodor (Var. 10,30,1) erwähntes Elefantengespann auf dem Titusbogen stand. Zum einen galt auch der Elefant als Symbol für die Apotheose, zum anderen ist die Elefantenquadriga der Triumphwagen der Götter.
Das Bildprogramm des Titusbogens zeigt also eine logische Steigerung von unten nach oben. Dabei wird die Göttlichkeit des Titus hervorgehoben, um so seine Konsekration zu rechtfertigen und zu begründen.
(Fortsetzung folgt …)