Autor: Angela Zimmermann Seite 15 von 39

Interessiert an Ausgrabungen? – Mitarbeit interessierter Laien an wissenschaftlichen Ausgrabungen

Viele Menschen interessieren sich für Archäologie und Geschichte, auch wenn sie nie eine entsprechende Ausbildung gemacht haben. Abseits von den Schatzsuchern, über die fast wöchentlich berichtet wird, gibt es eine Vielzahl von Menschen, die sich in Zusammenarbeit mit Archäologen auf die Suche nach den Spuren unserer Vorfahren machen wollen. Ausgrabungen sind für viele interessierte Laien der Inbegriff archäologischer Tätigkeiten.

Wenn man die Arbeit der Archäologen regelmäßig bzw. auf Dauer unterstützen möchte, kann man sich beispielsweise ehrenamtlich engagieren (siehe Beitrag vom 17.11.2013). Als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Bodendenkmalpflege kann man oft bei Grabungen helfen und auch bei Grabungsfirmen kann man manchmal mitgraben. Daneben gibt es die Möglichkeit, gegen Bezahlung an speziellen Lehrgrabungen für Laien teilzunehmen. Dabei handelt es sich durchaus um normale archäologische Forschungsprojekte, die von Archäologen durchgeführt werden. Man lernt alle Tätigkeiten auf einer Grabung kennen: Vermessen, Anlegen von Grabungsflächen, Zeichnen des Grabungsplanums, Dokumentation der Grabung durch Fotos, Zeichnungen und Einmessung, Funde waschen und verpacken usw. Bei speziell für Laien konzipierten Grabungen gibt es dann auch Rahmenprogramme, z. B. Vorträge, Exkursionen oder Workshops bzw. Kurse, die in die Methoden der archäologischen Forschung einführen (Grundlagen Ausgrabungen, Fundbestimmung, Datierung usw.).

Entsprechende Angebote bieten beispielsweise folgende Vereine bzw. Organisationen:

Gute Einblicke in den Ablauf einer solchen Grabung findet man unter https://www.archaeologie-erlebnis.eu/wer-wir-sind/ein-tag-ausgrabung oder auf dem Blog „Hobby – Ausgrabung“, der auch weitere Links zu Ausgrabungen für interessierte Laien zusammengestellt hat.

Römische Funde auf Capri (Teil 3)

Neben der Villa Jovis finden sich auf ganz Capri verstreut weitere Spuren römischer Bautätigkeit.

Die am Meer gelegene Villa Palazzo a Mare wurde vermutlich von Augustus errichtet und später von Tiberius weiter ausgebaut. Leider ist nach jahrhundertelangen Plünderungen und späteren Überbauungen nur noch wenig von dieser Villa zu sehen: Teile von terrassenförmig angelegten Mauern und Zisternen sowie einige Reste der Wohnbereiche. Eine Rampe führte zu einem kleinen zur Villa gehörenden Hafen. Dort haben sich noch Reste eines halbkreisförmigen Nymphäums erhalten. Auch Becken für die Fischzucht gehörten wohl zur Villa.

Auch die Villa Damecuta am Westabhang Capris wurde im Laufe der Jahrhunderte geplündert und teilweise überbaut, sodass nur entlang der Felskante einige Reste erhalten sind. Dazu gehört in Wandelgang (Ambulatio), zu einer halbkreisförmigen Struktur führt. Diese diente vermutlich als Aussichtspunkt. Von hier hat man den Golf von Neapel und Ischia im Blick. Am anderen Ende des Wandelgangs lagen die Wohn- und Schlafräume. Hier haben sich Reste des Wandputzes erhalten. In dem noch erhalten Schlafraum sieht man noch einen Teil eines Fußbodenmosaiks. In diesem Raum fand man auch den Torso eines nackten Jünglings.

Über der berühmten blauen Grotte von Capri legten die Römer eine weitere Villa an, die Villa di Gradola. Die Ausgrabungen brachten unter anderem Statuenfragmente, Säulen, Kapitelle und Fußböden zutage.  Die Anlage verteilt sich über mehrere Terrassen und war über eine in den Felsen gehauene Treppe mit der blauen Grotte verbunden. Statuen von Poseidon und Tritonen in der Grotte lassen darauf schließen, dass man die Grotta Azzurra in römischer Zeit als Nymphäum (Nymphen-Heiligtum) ausgebaut hatte.

Auch andere Grotten wurden als luxuriöse Nymphäen gestaltet, deren Reste man zum Teil auch heute noch sehen kann. Die Grotta di Matermania war in zwei unterschiedlich große Räume unterteilt. Vom ursprünglichen Tonnengewölbe sieht man heute nur noch die Ansätze an der hinteren Wand des kleineren Raums. Dort sind auch noch Spuren des Wandputzes erhalten. Der größere Raum schloss hinten mit einer Apsis ab, zu der einige Stufen hinaufführten. Dort sieht man noch Reste von Wandmalerei.

Weniger gut zugänglich sind die Grotta del Castiglione und die Grotta dell‘ Arsenale. Das Nymphäum in der Grotta del Castiglione gehörte zu einer darüber liegenden römischen Villa. Die Grotte wurde aber in späteren Jahrhunderten als Zufluchtsort vor Überfällen durch Piraten genutzt, wobei viele der römischen Einbauten zerstört wurden.

In der Grotta dell‘ Arsenale gruppierten sich mehrere kleinere Räume und einen größeren Raum. Man fand hier Reste von Marmorfußböden und farbigen Mosaiken sowie einen Marmorsarkophag aus einer späteren Nutzung der Grotte als Grabstätte.

Literatur: Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri

 

Römische Funde auf Capri (Teil 2)

Heute kann man auf Capri Reste von verschiedenen römischen Villen besichtigen. Ob alle diese Villen zu den bei Tacitus erwähnten zwölf römischen Villen des Tiberius gehörten, ist nicht gesichert. Vor allem bei der größten dieser Villen, der sogenannten Villa Jovis, geht man allerdings davon aus, dass Tiberius von hier aus von 26 n. Chr. bis zu seinem Tod 37 n. Chr. über sein Reich herrschte.

Die Villa Jovis liegt auf dem Monte Tiberio, einem senkrecht zum Meer abfallenden Felsen im Nordosten Capris. Sie nimmt mit ihren ca. 7000 qm Fläche den ganzen Felssporn ein. Der beengte Raum zwang den Architekten dazu, die Räume auf mehreren Terrassen anzulegen. Da der Felsen keine natürliche Quelle besaß, wurde die festungsartige Villa außerdem um eine Zisternenanlage herum errichtet, die 8000 Kubikmeter fasste. Schon die gewaltigen Substruktionen zeugen von der Einzigartigkeit der Anlage. Insgesamt verteilten sich die Räume auf acht Stockwerken, die über Rampen und Treppen miteinander verbunden waren.

Im Südwesten der Villa führte eine Rampe zum Eingangsbereich und dann weiter nach oben zu den Korridoren, die zum einen nach Westen zu den Wohnräumen der Bediensteten und der Küche führten und zum anderen an der Südseite – entlang an einer Badeanlage – zu den Räumen des Kaisers in den zwei obersten Stockwerken im Osten und Norden der Anlage. Im Osten finden wir große Säle – möglicherweise Bibliotheken – und einen halbkreisförmigen Raum mit großen Fenstern, die den Blick auf das Meer freigaben. Als Speisesaal diente vermutlich einer der Räume im nördlichen Bereich der Villa. Außerdem gelangte man von diesem nördlichen Wohnbereich über eine Rampe zu einer sogenannten Ambulatio, einem Wandelgang, von dem aus man zum Golf von Neapel blicken konnte.

Außer dem ca. 40 Meter hohen Zentralbau der Villa Jovis gehörten zu dieser Villenanlage Wälder und Gärten sowie ein Signalturm für die Kommunikation mit dem Festland und Rom.

Von der Ausstattung der Villa ist leider nicht mehr viel erhalten, aber die Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass alle Stockwerke mit Fresken und Fußbodenmosaiken versehen waren. Der Boden der Hauptterrasse bestand aus verschiedenfarbigen Marmorplatten. Viele Funde fanden im Lauf der Zeit ihren Weg in verschiedene Museen. Dazu gehört ein Mosaikfußboden in Neapel (Museo di Capodimonte) und der sogenannte Capri-Altar in London (British Museum).

Die Villa Jovis ist die wichtigste archäologische Sehenswürdigkeit auf Capri. Allerdings ist sie nur zu Fuß zu erreichen. Der Fußweg von der Piazzetta in Capri aus dauert etwa eine Stunde.

Literatur:

  • Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri
  • Clemens Krause, Villa Jovis. Die Residenz des Tiberius auf Capri. Zabern, Mainz 2003
  • Harald Mielsch, Die römische Villa, Beck, München 1987, 142 – 148
  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike, WBG, Darmstadt 1989, 223 – 225

Siehe auch: https://www.zaw.uni-heidelberg.de/hps/klarch/institut/villa_jovis.htm

 

(Fortsetzung folgt …)

Römische Funde auf Capri (Teil 1)

Capri, die beliebte Urlaubsinsel im Golf von Neapel, bietet dem Besucher nicht nur Sonne, Meer und faszinierende Grotten. Wer will, kann dort auch auf den Spuren der Antike wandeln. Und es gibt einiges zu entdecken.

Bereits im Paläolithikum, vor ca. 400.000 Jahren, als Capri noch mit dem Festland verbunden war, lässt sich die Anwesenheit von Menschen hier nachweisen. Seit ca. 10.000 Jahren ist Capri eine Insel. Mit seiner strategisch günstigen Lage am südlichen Rand des Golfs von Neapel lag Capri an wichtigen Seehandelsstraßen und hatte Kontakt mit Griechenland und dem Orient. Im 7. Jh. v. Chr. geriet Capri unter den Einfluss der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. von Griechen aus Chalkis und Eretria gegründeten Stadt Cumae und später, ab dem 5. Jh. v. Chr., unter den Einfluss von der von Cumae gegründeten Stadt Neapolis, dem heutigen Neapel.

Die entscheidende Wende kam unter dem römischen Kaiser Augustus. Er machte Capri zu seinem Privatbesitz und begann ein umfangreiches Bauprogramm. Augustus hielt sich oft auf Capri auf und auch Beamte und Freigelassene aus seinem Gefolge haben hier ihre Spuren hinterlassen. Sein Nachfolger Tiberius führte die Bautätigkeit fort und verlegte 27 n. Chr. sogar seinen ständigen Wohnsitz nach Capri. Laut Tacitus besaß Tiberius auf Capri zwölf Villen! Auch im weiteren Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. war Capri beim Kaiserhaus und der römischen Aristokratie beliebt. Aber die antiken Quellen überliefern zunehmend weniger Informationen über die Insel. Ende des 2. Jh. n. Chr. gerät die Insel noch einmal in die „Schlagzeilen“, als Kaiser Commodus seine Schwester Lucilla und seine Frau Crispina nach Capri verbannt. Im 3. Jh. n. Chr. schließlich kam es dann offenbar zu weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen, die zum Niedergang Capris führten.

In den nächsten Jahrhunderten verfielen die antiken Bauten. Sie wurden geplündert und dienten als Steinbruch. Erst ab dem 18. Jh. n. Chr. wurden die antiken Ruinen der Insel wieder wertgeschätzt und Ziel zahlreicher Besucher. Die nächsten Artikel werden einige der noch heute sichtbaren römischen Spuren vorstellen.

Literatur: Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri

(Fortsetzung folgt …)

Das Musen-Mosaik von Vichten, Luxemburg

Ein Höhepunkt im Musée national d’Histoire et d’Art in Luxemburg ist das Fußbodenmosaik, dass 1995 in einer gallo-römischen Villa in Vichtem ausgegraben wurde, wo das gut 60 m² große Mosaik den Empfangssaal der Villa schmückte.

Flechtbänder, Ranken und andere dekorative und geometrische Formen bilden den Rahmen für den Hauptteil der Komposition, in dem die Musen in achteckigen Bildfeldern dargestellt sind. Im Zentrum sieht man Calliope, die Muse der epischen und elegischen Dichtung, an der Seite von Homer.

Dieses zentrale Medaillon umgeben die übrigen acht Musen, die Hesiod um 700 v. Chr. überliefert hat: Clio (Geschichtsschreibung), Euterpe (Musik und lyrische Dichtung), Thalia (Komödie), Melpomene (Tragödie), Terpsichore (Tanz und dramatische Chöre), Ae rato (Liebesdichtung), Polymnia (Chorgesang und Harmonie) und Urania (Astronomie). Die Musen sind durch Beischriften eindeutig benannt.

Das Mosaik entstand um 240 n. Chr. Die Gesamtkomposition des Mosaiks ähnelt Mosaiken des Raums Trier. Möglicherweise war der Besitzer der Villa in Vichtem Mitglied einer Familie aus dem Stamm der Treverer und hatte in Trier eine bedeutende Stellung im 3. Jh. n. Chr.

Die Ausgrabungen brachten auch Kenntnisse zur Herstellung des Mosaiks zutage. Die Steinchen waren aus Marmor, Kalkstein, Keramik und Sandstein. Offenbar wurden die Mosaiksteinchen (Tessellae) in einem Raum neben dem Empfangssaal vorbereitet, bevor sie dort in eine 3 cm dicke weiße Kalkmörtelschicht gelegt wurden.

Das Mosaik wurde nach seiner Bergung zunächst im Landesmuseum in Trier und später im Luxemburger Nationalmuseum restauriert. Dort nimmt es heute einen separaten Raum ein und ist ein Prunkstück der Dauerausstellung.

 

Literatur:

  • Jean Krier, „Fouille, étude Et Restauration. Peintures Romaines De Vichten.“ Archéologia (Dijon), 395 (2002) S. 44-47
  • Rainer Fischer, „Mosaik Von Vichten.“ Musée Info, 13 (2000) S. 38-39

Römisches Weißenburg Teil 4 – das Römermuseum

Schon ab 1931 wurde das Gebäude des heutigen Museums als Heimatmuseum genutzt, in dem vor allem die Funde aus den Grabungen der Reichslimeskommission ausgestellt waren. Nach einer Umgestaltung 1964 wurde das ganze Fundspektrum der Region von der Vor- und Frühgeschichte bis um Mittelalter präsentiert.

1979 entdeckte man den sogenannten Weißenburger Schatzfund und man baute das Museum um. Seit 1983 ist es als RömerMuseum eine Außenstelle der Archäologischen Staatssammlung in München. 2017 endete der bisher letzte Umbau.

Im Erdgeschoss befind sich die Touristeninformation Weißenburgs sowie das Bayerische Limes-Informationszentrum. Der eigentliche Rundgang beginnt im ersten Stock mit archäologischen Funden aus dem gesamten Limesgebiet in Bayern. Der erste Raum widmet sich der Vor- und Frühgeschichte, alle weiteren der Römerzeit. Anhand verschiedener Fundstücke werden zunächst die römischen Hinterlassenschaften in Weißenburg selbst vorgestellt, danach der Limes im Raum Weißenburg. Weitere Räume informieren über das römische Alltagsleben und die Religion der Römer sowie über das römische Straßennetz und Gutshöfe. Unter den ausgestellten Funden sind beispielsweise Haarnadeln und Parfümfläschchen aus den Thermen, Schlüssel aus dem Kastell oder auch Militärdiplome, die die Entlassung eines Soldaten aus dem Militärdienst beurkundeten.

Das zweite Obergeschoss widmet sich dann dem Schwerpunkt der Sammlung, den über hundert Meisterwerken aus dem Schatzfund von Weißenburg. Dazu gehören neben einigen Alltagsgegenständen 17 Götterfiguren, 11 Votivtafeln, Opfergefäße und andere Gegenstände, die im Götterkult verwendet wurden, sowie Teile von Paraderüstungen, z. B. Gesichtsmasken.

Bei den Votivtafeln handelt es sich um Weihgeschenke in Heiligtümern, mit denen man sich für die Hilfe eines Gottes bedankte. Die Votive zeigen immer den gleichen Aufbau. Die Gottheit, bei der man sein Gelübde einlöst, steht in einem tempelartigen Gebilde, darüber ist eine dreiblättrige Krone abgebildet. Die Götterstatuetten zeigen die Vielfalt des römischen Pantheons: Hausgötter (Laren, Genien usw.), die kapitolinische Trias (Jupiter, Juno, Minerva), Merkur, Herkules, Venus, Apollo sowie Eroten.

Insgesamt ist Weißenburg für jeden an der Geschichte der Römer in Deutschland interessierten sicher eine Reise wert.

Literaturauswahl:

Hermann Dannheimer: Führer durch die Abteilung Völkerwanderungszeit und Frühes Mittelalter im Römermuseum Weissenburg. Prähistorische Staatssammlung, Museum für Vor- u. Frühgeschichte, München, Bad Windsheim 1984

Hans-Jörg Kellner, Gisela Zahlhaas, mit Beiträgen von Hans-Gert Bachmann, Claus-Michael Hüssen, Harald Koschik, Zsolt Visy und Ulrich Zwicker: Der römische Tempelschatz von Weissenburg i. Bay. von Zabern, Mainz 1993

Römisches Weißenburg Teil 3 – die großen Thermen (Bauphase III)

Um ca. 180 n. Chr. wurden die Weißenburger Thermen größer und luxuriöser wiederaufgebaut. Die neue Anlage war 65 x 42,5 Meter groß. Der neugestaltete Eingangsbereich verzichtete auf eine Säulenhalle. Stattdessen betrat man die Anlage jetzt durch eine 320 m² Sporthalle. Dahinter lag ein großer Umkleidebereich, von dem ein abgetrennter Bereich an der Westwand auch beheizbar war. Gegenüber an der Ostwand lag jetzt ein Schwitzbad. Das runde Laconium aus Bauphase II wurde dagegen nicht mehr aufgebaut. Vom Umkleideraum führte die Raumfolge jetzt ringförmig über das Frigidarium über ein kleineres Laubad im Osten der Anlage ins Caldarium und dann über zwei hintereinanderliegende Tepidarien wieder in Kaltbad. Die neue Thermenanlage folgte also dem Ringtyp römischer Thermen.

In der Regierungszeit von Septimius Severus (193-211 n. Chr.) und Caracalla (211-217 n. Chr.) wurde das Bad noch einmal verschönert und das Laconium und der beheizbare Ankleideraum wurden vertauscht. Vor dem Schwitzbad wurde ein kleines Kaltbad zur Abkühlung eingebaut. Auch dieser Bau wurde allerdings Opfer der Flammen und im Zuge der Alamanneneinfälle nach 230 n. Chr. zerstört. Danach wurden nur noch einige Räume weiterverwendet.

Die Reste der großen Thermen sind heute als Museum zugänglich. Der Besucher sieht die Fundamente der verschiedenen Bauphasen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und die Zusammenhänge werden anhand von Infotafeln erklärt. Der Rundgang führt beispielsweise vorbei am Caldarium und der runden Sauna vorbei in die Basilika. An verschiedenen Stellen sieht man Reste von Fußbodenheizungen mit den dazugehörigen Heizräumen. Das kleine Kaltbad aus der letzten Bauphase wurde sogar komplett rekonstruiert.

Insgesamt gibt das Thermenmuseum nicht nur einen guten Überblick über die Weißenburger Thermen im Laufe der Jahrhunderte, sondern lässt auf den Infotafeln auch den Alltag in einer römischen Badeanlage lebendig werden. Die beweglichen Funde aus den Ausgrabungen sind dagegen im Römermuseum der Stadt aufbewahrt.

 

Literaturauswahl:

Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006

Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1)

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 2 – die großen Thermen (Bauphase I-II)

Die wohl beeindruckendste Entdeckung in der Zivilsiedlung des römischen Weißenburg sind die 1977 gefundenen großen Thermen, die unter einem Schutzbau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Bei den Ausgrabungen konnten drei Hauptbauphasen nachgewiesen werden: um 90 n. Chr., um 130 n. Chr. und 180 n. Chr. Das ursprüngliche Thermengebäude wurde also zur gleichen Zeit wie das erste Kastell errichtet. Der Eingang befand sich im Norden. Durch eine hölzerne Portikus (Säulenhalle) und einen Hof, der für sportliche Übungen genutzt werden konnte, kam man zur eigentlichen Therme. Die Räume folgten dem sogenannten Reihentypus. In einem Umkleideraum (Apodytherium) legte man seine Kleidung ab und ging dann normalerweise über das Kaltbad (Frigidarium) und das Laubad (Tepidarium) als erstes in das Warmbad (Caldarium). Von dort führte der Weg langsam wieder zurück, wobei man sich in den einzelnen Räumen dann länger aufhielt. Vom Kaltbad aus konnte man auch in ein Schwitzbad (Laconium) gehen.

Ein Umbau dieser ersten Thermenanlage überdachte den vorgelagerten Hof und die umgebenen Säulenhallen. Aus dem Hof wurde also eine Sporthalle, sodass man unabhängiger vom Wetter wurde. Außerdem gab es jetzt einen kleinen beheizbaren Umkleideraum.

Etwa um 130 n. Chr. wurde die Thermenanlage umgebaut und erweitert. Dabei wurde auch die vorgelagerte Sporthalle (Basilika) und die Portikus in Stein errichtet. Aus dem bisherigen Schwitzbad wurden ein Ankleideraum und das Frigidarium aus der ersten Phase wurde ein weiteres Tepidarium.  Das Frigidarium lag jetzt weiter nördlich, wo sich vorher der Eingangsbereich mit dem beheizbaren Ankleideraum befand. Wichtigste Neuerung und besonderes Kennzeichen der zweiten Bauphase war jedoch ein rundes Schwitzbad an der Westseite der Anlage, das der Besucher vom neuen Laubad aus erreichen konnte. Auch Raumfolge dieses Badegebäudes war als Reihentyp angelegt. Diese Thermenanlage fiel offenbar im Verlauf der Markomannen-Kriege einem Brand zum Opfer.

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 1 – das Militärlager

Um 90 n. Chr. legten die Römer in der Nähe des unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) nach Norden vorgeschobenen Limes im heutigen Weißenburg ein Militärlager. Dieses in Holz-Erde-Konstruktion errichtete Lager umfasste ca. 2,8 Hektar. Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ersetzte man es durch ein 3,1 Hektar großes Steinkastell. Hier war fast durchgängig die spanische Kavallerie-Truppe Ala I Hispanorum Auriana stationiert. Eine weitere Truppe, die Cohors IX Batavorum equitata milliaria exploratorum, war wohl in einem östlich davon gelegenen Kastell stationiert, das aber nur unter Trajan oder Hadrian besetzt war. Der antike Name Weißenburgs – Biriciana – ist durch die Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer spätantiken Straßenkarte, überliefert.

Das Kastell wurde auf einer Erhöhung errichtet, von der aus die Besatzung einen guten Überblick über die Umgebung hatte. Die Mauer des Steinkastells mit ca. 170 mal 179 Metern war fast quadratisch und hatte wie üblich abgerundete Ecken, die mit Türmen gesicherten waren. In der Mitte jeder Seite befand sich ein von Türmen flankiertes Tor. Bis auf die Nordseite hatten diese Tore zwei Durchfahrten. Je ein weiterer Turm sicherte die Mitte der Mauer zwischen Eckturm und Tor. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, die Angriffe erschwerten.

Im Inneren wurde die Mauer mit einem angeschütteten Wall verstärkt, an dem die umgebene Lagerstraße (via sagularis) entlangführte. Der Grundriss des Kastells folgte dem üblichen Schema römischer Militärlager: Das Haupttor, die Porta Praetoria, lag im Süden, die gegenüberliegende Porta Decumana lag in Richtung Limes. Nördlich des Kreuzungspunktes der Hauptstraßen lagen die Verwaltungsgebäude – das Stabsgebäude (Principia) mit kleinen Büros, die um einen Innenhof gruppiert sind, sowie dem Fahnenheiligtum. Östlich davon befand sich ein großer Getreidespeicher und das Praetorium, in dem der Kommandant wohnte. Außerdem fand man Reste eines Lazaretts, einiger Werkstätten und der Mannschaftsbaracken. Ein besonderer Fund waren Teile einer Panzerstatue. Diese war vermutlich im Fahnenheiligtum aufgestellt.

Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Kastell während der Einfälle der Alamannen zerstört. Auch die nahe des Lagers entstandene Zivilsiedlung mit den mehreren Thermen fiel dieser Zerstörung zum Opfer.

Literaturauswahl:

  • Eveline Grönke: Das römische Alenkastell Biricianae in Weißenburg in Bayern. Die Grabungen von 1890 bis 1990. (Limesforschungen, Bd. 25). Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2318-2
  • Eveline Grönke, Edgar Weinlich: Die Nordfront des römischen Kastells Biriciana-Weissenburg: Die Ausgrabungen 1986/1987. Prähistorischen Staatssammlung München, Laßleben, Kallmünz 1991. ISBN 3-7847-5125-3.
  • Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006, ISBN 3-934145-40-X
  • Hans-Jörg Kellner: Der römische Schatzfund von Weißenburg. 3. erweiterte Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1104-1
  • Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1), ISBN 3-8062-0323-7

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz, Rom in Germanien – Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2018)

Am 17. August 2018 eröffnete die Saalburg ihre neue Dauerausstellung, die die Ergebnisse der Ausgrabungen in Lahnau-Waldgirmes (Hessen) präsentiert. Zwischen 1993 und 2009 wurde dort, im freien Germanien, eine römische Siedung ausgegraben. Diese Siedlung bestand allerdings nur sehr kurz – wohl zwischen ca. 4 v. Chr. und etwa 10 n. Chr. Sie ist zum einen Symbol der römischen Eroberungspläne jenseits des Rheins, aber auch der Aufgabe dieser Pläne nach der verheerenden Niederlage des Varus 9 n. Chr.

Höhepunkt der Ausstellung ist ein vergoldeter Pferdekopf, der kurz vor Ende der Ausgrabungen in einem Brunnen gefunden wurde. Er gehörte zu einer Reiterstatue, die zusammen mit anderen Statuen auf dem Forum der Siedlung aufgestellt war.

Zu der Ausstellung ist im Nünnerich-Asmus Verlag eine Begleitbroschüre erschienen. Zunächst werden die Fundumstände des Pferdekopfes vorgestellt und die Herstellung von Bronzestatuen mit Hilfe des Wachausschmelzverfahrens erklärt. Anschließend wird der Pferdekopf ausführlich beschrieben und auch die übrigen Bronzefunde vorgestellt, die in Waldgirmes gefunden wurden.

Das zweite Kapitel widmet sich der Struktur der Siedlung und stellt nach allgemeinen Informationen zu den Ausgrabungen ihre Infrastruktur und die verschiedenen Stadtviertel und Gebäudetypen vor, die uns Einblicke in den Alltag der Siedlung mit ihren Wohnhäusern, Handwerkern und Speichergebäuden geben. Offenbar waren auch Soldaten hier stationiert, wie der typische Grundriss einer Mannschaftsbaracke vermuten lässt. Auch folgt der Plan der Siedlung dem Grundriss eines römischen Kastells.

Im folgenden Kapitel werden mit Fotos ausgewählter Funde die weiteren Themen der Ausstellung vorgestellt. Dazu gehören Münzen, Geschirr und Amphoren, Werkzeuge usw. Beim Geschirr kann man die ganze Bandbreite von der feinen Terra Sigillata bis zu römischem und einheimischem Alltagsgeschirr bewundern. Gemmen und Fibeln sind Beispiele für den Schmuck der Bewohner.

Eine Zeittafel und ein Literaturverzeichnis runden die informative Broschüre ab.

Rom in Germanien
Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg
Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz

€ 5,95 (D) / € 6,20 (A)
48 Seiten, 49 Abbildungen
24 x 14 cm, Broschur
ISBN: 978-3-961760-55-8

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Seite 15 von 39

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén