Was ist das Leben und was kommt danach? Diese Frage beschäftigte schon unsere Vorfahren und so wie heute waren auch bei Griechen und Römern Jenseits und Tod nicht genau definiert.
Die sichersten Zeugnisse über die Jenseitsvorstellungen bilden die Grabepigramme, die Inschriften auf den Grabmälern (vgl. R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962): thematisch gegliedert).
Die Epigramme zeigen, dass es keine feste Vorstellung über den Tod gab. Die Toten werden oft als anonyme Geisterschar, die Manen, dargestellt. Dabei bleibt der Körper bleibt leblos zurück, während die Seele als blasser kraftloser Schatten im Grab oder im Hades wohnt. Später nahm man an, die Seele steige in den Äther bzw. den Himmel auf. Mysterienkulte, wie die Mysterien der Demeter oder des Dionysos, versprachen dagegen ein seliges Leben nach dem Tod.
Das Totenreich wird in den Epigrammen verschieden lokalisiert (vgl. z. B. Lattimore S 41). Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Tod als letzter Schlaf beschrieben wird. Die Inschriften sprechen vom Todesschicksal und oft wird der vorzeitige Tod beklagt, z. B. bei Kindern oder bei noch unverheirateten Mädchen, also wenn die Kinder vor den Eltern sterben. Man findet Klagemotive, aber auch Trostmotive, z. B. die Ergebung in ein Schicksal, das allen Menschen beschieden ist. Ein besonderer Trost ist ewiges Gedächtnis oder ewiger Ruhm. Daher werden die Errungenschaften des Toten in seinem Leben hervorgehoben und seine Tugenden.
Die Epigramme zeigen ein umfassendes Spektrum von Auffassungen von Tod und Jenseits. Die Darstellungen auf Grabmälern können zudem die Epigramme verstärken oder ergänzen, müssen aber nicht unbedingt das gleiche Thema wiedergeben wie die Epigramme (vgl. H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)). Grabmäler sind vor allem Monumente, d. h. sie dienen dem Gedächtnis und dem Nachruhm.
Literatur:
- R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962)
- H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)
- J. Fugmann / A. Kolb, Tod in Rom: Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens (2008)
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