Kurz nach der Mitte des 6. Jh. v. Chr. wurde neben Haus C an der Südseite der Terrasse Gebäude D errichtet, ein kleines Haus mit 3 Räumen, das sich nach Norden auf den zwischen den beiden Bauten liegenden Hof öffnete (siehe im Bild oben). Man nimmt allgemein an, dass beide Gebäude zusammengehörten und die gleiche Funktion hatten.

Südlich von Haus C fanden sich unter der späteren Tholos (Rundtempel) Reste von einem komplexen Gebäude mit unregelmäßigem Grundriss, das als Haus F bezeichnet wird (im Bild unten) und von Norden und Osten her zugänglich war. Ein großer Hof ist auf drei Seiten von vielen Räumen umgeben. Westlich davon liegt ein weiterer kleinerer Hof, der ebenfalls von mehreren Räumen umgeben ist. Einer dieser Räume enthielt Vorratsgefäße und man fand auch Kochmulden und einen Brunnen. Das Gebäude wurde kurz nach Haus D errichtet, das nun wieder abgerissen wurde. Gleichzeitig wurde die westliche Terrassenmauer abgetragen. Dadurch reichte der auf der Nordseite gelegene Vorplatz bis zum Fuß des Kolonos Agoraios, einem kleinen Hügel am Westrand der Agora. Aus diesem Hügel wurde eine trapezförmige Abarbeitung herausgehauen. Diese Terrasse wurde erhöht und die ganze Anlage auf diese Weise einheitlich gestaltet. Der große Vorplatz verband die beiden Gebäude F und C  miteinander und die Abarbeitung des Felsens könnte für Versammlungen gedient haben.

Die Funde in Haus F weisen auf einen häuslichen Charakter, die Ausmaße sprechen jedoch gegen eine Deutung als privates Wohnhaus. Thompson z. B. schlug vor, die älteren Bauten wie später die Tholos als Gebäude der Prytanie zu identifizieren, d. h. der Gruppe, die der Ratsversammlung vorstand. Diese Deutung ist für die letzte Phase von Gebäude F inzwischen allgemein anerkannt. Shear bezweifelt jedoch, dass dieses Gebäude schon Mitte des 6. Jh. v. Chr. der Prytanie diente, da es nicht den geringsten Hinweis dafür gäbe, dass dem solonischen Rat eine Prytanie vorstand. Auch wäre kein großer Raum für das gemeinsame Essen vorhanden.

Shear, Boersma u. a. schlagen stattdessen vor, Gebäude F als Palast des Peisistratos zu deuten. Für diese Interpretation sprächen der häusliche Charakter und die Größe. Auch fällt die Errichtung in die Jahre nach 550 v. Chr., und auf ca. 546 v. Chr. wird die endgültige Rückkehr des Peisistratos nach Athen und die Etablierung seiner Tyrannis datiert. Shear verweist außerdem auf die Verbindung zwischen der Errichtung von Haus F, der Begradigung der Westseite des Platzes und der Schließung von privaten Brunnen, die eine Beseitigung von Privathäusern impliziert.

Viele Forscher gingen bisher davon aus, dass sich der Palast der Peisistratiden auf der Akropolis befand. Dafür gibt es aber weder literarische noch archäologische Hinweise. Als Alternative kommt Gebäude F auf der Agora aufgrund seiner Größe durchaus in die engere Wahl.

(Fortsetzung folgt …)