Monat: Februar 2015

Das Erechtheion auf der Akropolis von Athen (Teil 4)

Was die Aufteilung des Innenraumes angeht, so ist nur sicher, dass die Cella ursprünglich mit einer Querwand in einen kleineren Raum im Osten und einen größeren im Westen geteilt wurde. Das Fußbodenniveau des westlichen Raums liegt 3,10 m unter dem des östlichen Raums. Für eine westliche Quer­wand und eine Trennwand zwischen den beiden Querwänden gibt es keinen Be­weis, und gerade in diesem Punkt liegt die Schwierigkeit für die Wieder­herstellung der ursprünglichen Gestalt und Funktion des Gebäudes.

Im Innern des Erechtheion haben sich einige Reste aus helladischer Zeit erhalten. Die Querwand, die den östlichen vom westlichen Raum trennte, wurde beim Umbau zu einer Kirche völlig entfernt. Spuren an der Nord- und der Südwand ermöglichen es aber Lage und Stärke der Querwand zu bestimmen: sie war 2 Fuß = 0,65 m stark. Es gibt keine Spuren einer Tür in dieser Quer­wand und auch keine Treppe, die die beiden Ebenen verband.

Im Westen befindet sich ein schmaler Gang, das sog. Prostomiaion, zu dem von Norden, Süden und Westen Türen führen. Es gibt Indizien da­für, dass dieser Raum nicht so gebaut wurde, wie er ursprünglich geplant war. Dies könnte mit den unvorhergesehenen Schwierigkeiten in der Südwestecke zusammenhängen. Auch dies wäre ein Indiz dafür, dass man die genaue Lage und Ausdeh­nung des Kekropiums bei der Planung des Erechtheions nicht kannte. Heute ist der Raum unter dem Prostomiaion eine große Zisterne, die aus dem an­stehenden Felsen herausge­hauen ist. In der äußersten südwestlichen Ecke befindet sich ein quadrati­scher Schacht mit ca. 90 cm Seitenlänge im Fel­sen. Er ist 1,75 m tief und greift ca. 8-12 cm unter die Südwand und 5 cm unter die Westwand. In seiner heutigen Form ist dieser Schacht wohl zeitgenössisch mit der Zisterne. Man nimmt jedoch an, dass er die ursprüngliche Lage des sog. Meeres des Poseidon markiert.

Im Lauf der Zeit wurden besonders im westlichen Teil des Erechtheion ver­schiedene Änderungen und Zusätze ausgeführt, von denen der wichtigste der Einbau einer westlichen Querwand war, die offenbar als zusätzliche Stütze für das Dach diente. Eine Reparatur fällt in das Jahr 377/376 v. Chr., und eine weiter gehende in das Jahr 27 v. Chr. Im 7. Jh. n. Chr. wurde das Erechtheion in eine christliche Kirche umgewandelt.

(Fortsetzung folgt …)

Das Erechtheion auf der Akropolis von Athen (Teil 3)

In der Südwestecke des Erechtheions weisen zahlreiche Unre­gelmäßigkeiten darauf hin, dass sich hier ein ernstes und viel­leicht unerwar­tetes Hindernis für die normale Konstruktion befand. All diese Unregelmäßigkeiten sind verständlich, wenn diese Ecke um ein Hindernis herum gebaut werden sollte, das den so gebildeten Raum ein­nahm, obwohl es hier der Sicht durch den Fußboden der Halle und durch die Wand an der Westseite der Stufe zum Tempel hinab entzogen war. Die gleiche Vorsicht zeigt sich in der Korenhalle, wo es einen engen Spalt zwischen dem großen Block und der Wand westlich der Treppe gab. An der Außenseite der Westwand finden wir Hinweise dafür, dass dieses Hindernis bis südlich der Tür in der Westwand reichte. An diesem Teil des Tempels gibt es z. B. keine Stufen und die Außenseiten der Blöcke unter der Lage 14 sind nur grob bearbeitet. Dieser Teil des Gebäudes war also wohl ebenfalls nicht sichtbar.

Die Inschriften weisen darauf­ hin, dass es sich hier um das sogenannte Kekropium handelt, das legendäre Grab des attischen Urkö­nigs Kekrops, mit dem dazu gehörigen heiligen Bezirk, dem Temenos. Im Süden war dieser heilige Bezirk von einer Mauer begrenzt, die deutliche Spuren auf Stufen und Po­dium an der Westseite der Korenhalle hinterlassen hat. Abarbeitungen an der untersten Stufe zeigen, dass sie nicht im rechten Winkel zur Halle, sondern parallel zur Achse des alten Athena-Tempels lagen. Spuren der Mauer er­scheinen bis zur Höhe des oberen Rands des Eier-Stab-Frieses am Podium der Korenhalle, aber sie war wahrschein­lich etwas höher, weil die Oberfläche des Steins nicht als Abschlussstein gearbeitet war. Alles was wir von der nördlichen Umfassungsmauer des Ke­kropiums sicher wissen, ist der ungefähre Stelle, an der sie begann: nahe der Westwand des Erechtheions, südlich der Tür. Die Richtung der Mauer kann nur erschlossen werden. Auch die Aus­dehnung des Kekropiums nach Westen ist nicht bekannt. Anscheinend war das Kekropium vor der Errichtung des Erechtheions nicht sichtbar gewesen, zu­mindest nicht als massive Kon­struktion. Erst beim Bau stieß man wohl auf eine solche Konstruktion, viel­leicht eine Ecke des alten Palastes aus my­kenischer Zeit. Da dieses Hin­dernis nicht entfernt werden konnte, wurde das Erechtheion so gut wie mög­lich angepasst, möglicherweise auch dadurch, dass die Westwand 2 Fuß weiter nach Osten bauten als ursprünglich geplant.

(Fortsetzung folgt …)

Das Erechtheion auf der Akropolis von Athen (Teil 2)

In der nördlichen Vorhalle sind die sechs Säulen in der gleichen Weise angeordnet wie die Koren, aber die beiden Vorhallen haben nicht die gleiche Achse. Die Gesamthöhe dieser Säulen beträgt 7,635 m. In der Süd­ostecke der Nordhalle fehlen einige Platten des Fußbodens. Durch diese Öffnung sieht man drei Gruppen von Spalten verschiedener Größe und Tiefe im Felsen, die offenbar religiöse Bedeutung hatten. Der Fels zeigt hier keine Bear­beitungsspuren, obwohl er anscheinend dort geglättet wurde, wo er die Fundamente der Porti­kus tragen sollte. Das Fundament umschließt den unregelmäßigen Raum mit den Spalten wie eine kleine Krypta. Außerdem ist diese Kammer durch einen kleinen Durchgang im Fundament der Nordwand mit dem Hauptgebäude verbunden. Für die Erbauer des Erechtheions war es offenbar äußerst wichtig, dass diese Spalten nicht beschädigt wurden, denn die Krypta führte sogar unter der Ost­wand der Portikus weiter, obwohl dies zu einer Schwächung des Funda­ments führte. Auch sollten diese Spalten unter freiem Himmel liegen, da die Öffnung im Fußboden genau unter einer Öffnung im Dach der Portikus liegt. Durch spätere Veränderungen (z. B. eine nachantike Zisterne) wurde diese Krypta stark beschädigt.

In der Mitte der Südseite dieser Nordhalle befand sich als Hauptein­gang zum West­teil des Tempels eine große Tür mit reich verziertem Rahmen. Im Westen springt die Halle über das Hauptgebäude vor und von diesem Vorsprung führt eine zweite viel kleinere, unverzierte Tür zu einem un­mittelbar anschließen­den und in der Antike von einer Mauer abgeschlossenen Bezirk.

Die Westfassade des Erechtheions verbindet die beiden Niveaus des Gebäudes durch eine zweistöckige Gliederung. Im unteren Be­reich befindet sich etwas südlich der Achse eine Tür, die im Lauf der Zeit etwas erweitert wurde.

(Fortsetzung folgt …)

Das Erechtheion auf der Akropolis von Athen (Teil 1)

Eines der beliebtesten Fotomotive auf der Athener Akropolis ist das Erechtheion mit seiner Korenhalle. Der Tempel befindet sich nahe der nördlichen Umfassungsmauer der Akropolis und erhebt sich unmittelbar neben dem alten, von den Persern zerstörten Athena-Tempel.

Literatur:

  1. M. Paton / G. P. Stevens u. a., The Erechtheum (Cambridge Mass. 1927)
  2. Dörpfeld, Erechtheion (Berlin 1942)
  3. W. Elderkin, The Cults of the Erechtheion (Hesperia, Volume 10, Issue 2, 1941)
  4. Lauter, Die Koren des Erechtheion (Berlin 1976)
  5. Scholl, Die Korenhalle des Erechtheion auf der Akropolis. Frauen für den Staat (Frankfurt a. M., 1998)
  6. Papanikolaou, The Restoration of the Erechtheion (1979-1987). Final Report on the Work (Athen 2012)

Bilder:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erechtheion#mediaviewer/File:Erchtheum_from_western-north.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Erechtheion#mediaviewer/File:Karyatide_Erechteion.jpg
http://www.dchamberlinarchitect.com/page-travel-greece-athens-acropolis-erechtheion.htm
https://www.utexas.edu/courses/introtogreece/lect20/img37Werechtheion.html

Das Erechtheion vereint verschiedene Baukörper zu einem Tempelkomplex und zeigt sehr viele Unregelmäßigkeiten. Die Fundamente des Erechtheion liegen unmittel­bar auf dem harten Kalkstein der Akropolis auf, der hier stark von Südost nach Nordwest abfällt. Unter der Korenhalle und den Stufen der Südwand wurdenso weit wie möglich der Untergrund des alten Tempels als Fun­dament benutzt. Dadurch folgte man beispielsweise beim Fundament unter den Stufen der Südfront der Korenhalle der Aus­richtung der älteren Struktur. Auf der Ost- und der Südseite des Gebäudes tritt die oberste Lage des Fundaments leicht über die unterste Stufe hinaus, sofern frühere Kon­struktionen dies nicht verhindern. Die Nordseite und die Westfront liegen auf einem 3,24 m tieferen Ni­veau. Im Norden befand sich von der Nordhalle bis zum Ostende des Gebäudes ein Marmorpfla­ster, das heute noch unter der untersten Stufe hervorkommt.

Das Hauptgebäude ist ein ostwestlich orientiertes Rechteck von etwa 24 m Länge und 113 m Breite, gemessen am Fuß der untersten Stufe. Vor seiner östlichen Wand liegt eine Vorhalle mit sechs ca. 6,5 m hohen ionischen Säulen, die leicht zur Mitte und zur Cella­wand geneigt sind. Nord- und Südwand sind leicht nach innen geneigt.

Dem westlichen Ende der Südwand ist die sogenannte Korenhalle vorgela­gert, die mit der Westwand des Erechtheions abschließt. Sie hat ihren Na­men von den sechs Karyatiden, Mädchenfiguren, die an­stelle von Säulen das Dach stützen. Diese Karyatiden stehen auf einem Mar­morpodium, und zwar vier nach Süden hin und eine hinter jeder Eckfigur. Den Zugang zu dieser Halle bildet eine Öff­nung im Podium nahe der nordöstlichen Ecke. In der Korenhalle selbst wiederum führen Stufen durch eine Tür zum westlichen Raum des Tempels hinab und an der Nordostecke des Podiums befindet sich eine weitere Öffnung. Die Kassettendecke der Korenhalle ist immer noch erhalten, während der Boden der Halle schon seit langem verloren ist.

(Fortsetzung folgt …)

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