Kategorie: Vorträge

25.11.2015: Forum Beruf Archäologien des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn der Universität Bonn

In der Veranstaltungsreihe „Forum Beruf“ des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn, berichten Absolventen verschiedener Disziplinen, in welchen Berufen sie nach ihrem Abschluss Arbeit gefunden haben und gehen auf die Qualifikationen ein, die Ihnen dafür notwendig waren.

Dabei erhalten Studierende nicht nur wichtige Informationen über Praktika und mögliche Berufsziele, sondern sie können auch interessante Kontakte zu anderen Studierenden und Ehemaligen knüpfen.

Am 25. November 2015 um 18:15 Uhr stehen die archäologischen Fächer im Mittelpunkt des Forums Beruf.

Weitere Infos unter:
https://cams.ukb.uni-bonn.de/public/cms_page.aspx?pageId=81

Plakat Forum Beruf Archäologien 2015

Ort:
Hörsaal des Archäologischen Instituts der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Kolloquium „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“ (20.08.13) Teil 3

Nach der Mittagspause zeigte Helmut Brückner mit seinem spannenden Vortrag „Das Schicksal antiker Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum aus geoarchäologischer Perspektive“, welche Möglichkeiten Geoarchäologie für die Erforschung antiker Lebenswelten bietet. Geoarchäologie verbindet Naturwissenschaften wie Geologie und Biologie mit archäologischen und historischen Funden. Bohrkerne geben durch Mikro-Organismen Auskunft über den Verlauf von Küstenlinien in früheren Zeiten und zeigen, welche Pflanzen und und Tiere damals lebten. Gleichzeitig liefern diese Bohrkerne dem Archäologen Hilfe bei der Datierung. Helmut Brückner beschäfigt sich dabei zurzeit mit den antiken Küstenlinien an der türkischen Westküste und präsentierte einige aktuelle Erkenntnisse, z. B.: dass das Artemision von Ephesus direkt an der Küste lag, wobei das Meeresniveau 5 m unter dem heutigen Niveau nachgewiesen werden konnte; oder dass Asche des Vulkanausbruchs von Santorin in einem Sumpfgebiet bei Belevi in der Nähe von Ephesus gefunden wurde und sich auf etwa 1630 v. Chr. datieren lässt. Hinweise auf den dazu gehörigen Tsunami hofft man dieses Jahr bei Ephesus zu finden.

Hans-Hoyer von Prittwitz und Gaffron stellte in „Dornröschen und die herausragenden Köpfe im LandesMuseum Bonn“ einige bisher in den Magazinen des Museums im Dornröschen-Schlaf liegende, d. h. unpublizierte kleine Köpfe von Statuetten vor. Diese stammen aus römischer Zeit und wurden im Rheinland gefunden. Sie zeigen, wie die typische Ausstattung römischer Häuser nach der Eroberung des Rheinlands durch die Römer Eingang in die Wohnkultur der einheimischen Bevölkerung fand.

„Die Nabatäer – vom zweifachen Aufstieg und Niedergang einer Wüstenkultur“ war Thema des Vortrags von Michael Heinzelmann. Er stellte eindrucksvoll dar, wie sich Phasen des Wohlstands mit Phasen des wirtschaftlichen Niedergangs abwechselten. Gründe für den Niedergang war jeweils die wachsende Konkurrenz, die die Monopolstellung der Nabatäer im Lauf der Zeit mit eigenen Handelsrouten unterlief. Die Nabatäer orientieren sich jedoch immer wieder neu, um wirtschaftlich zu überleben. Jahrhundertelang war Petra das geistige und wirtschaftliche Zentrum der Nabatäer; später verlagerten sich die Aktivitäten immer weiter nach Westen und Elusa löste Petra ab.

Walter Ameling gab in „Kirchenbau in Kleinasien – Zeichen des religiösen Umbruchs“ einen Überblick über die Entstehung von Kirchenbauten. Die ersten Christen versammelten sich in den Häusern wohlhabender Brüder und Schwestern; später wurden die Häuser teilweise nur noch für diese Versammlungen genutzt. Die erste sogenannte Hauskirche, die wir kennen, wurde in Dura Europos ausgegraben. Am Ende des 3. Jh. n. Chr. waren Kirchen offenbar bereits äußerlich erkennbar. In Kleinasien sind 20 Kirchen aus dem 4. Jh. literarisch, epigraphisch oder archäologisch bekannt. Dabei waren Kirchen nicht nur Orte der Versammlung, sondern auch Gegenstand kaiserlicher, aristokratischer oder städtischer Repräsentation.

Bethany Walker beschäftigte sich in ihrem Vortrag „Death of the Qasr – a medieval Islamic settlement form transformed: Results of Recent Fieldwork at Tall Hisban, Jordan“ mit der Geschichte der Wüstenschlösser in mamelukkischer Zeit. Die heute übliche Bezeichnung Qasr bedeutet Burg oder Festung. Ihre ursprüngliche Funktion ist jedoch bis heute nicht gekärt. Sie könnten Verwaltungssitze oder Sitze von Adligen gewesen sein, oder dienten als Karawanserei. Bethany Walker stellte aktuelle Grabungen vor, in denen die Entwicklung dieser Festungen und der dazugehörigen Siedlungen untersucht wird.

Zuletzt präsentierte Lennart Gilhaus „Crisis? What Crisis? – Probleme bei der Erforschung historischer Krisen“ einen Überblick über  aktuelle Krisenforschung. Der Begriff Krise, heute in der Regel negativ belegt, bezeichnet eine Dysfunktion des Systems, die dann zu einer ernsten Störung führt, die mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behoben werden kann. Nach einer Einführung in die Krisenforschung anhand der Krise Englands im Jahr 1974 und der Vorstellung der Kriterien von historischen Krisen, wandte sich Lennart Gilhaus der Krise des römischen Reichs im 3. Jh. n. Chr. zu. Das jahrhundertelang funktionierende System „Römisches Imperium“ zeigte sich den politischen Veränderungen der Zeit nicht mehr gewachsen: die Kaiser verloren an Ansehen und das Militär war auf die neuen militärischen Herausforderungen nicht vorbereitet. Dies führte zu Störungen, die sich allerdings nicht in allen Bereichen in gleicher Stärke zeigten. Lennart Gilhaus wies daher daraufhin, dass man bei Krisen die einzelnen Teilbereiche jeweils gesondert betrachten muss. Zusammenfassend schlug er mögliche Kriterien für eine Typologie historischer Krisen vor, z. B. Dauer und Verlaufsform, Ursachen oder betroffene Bereiche.

Insgesamt war die gut besuchte Veranstaltung ein gelungener Überblick über den Wandel verschiedener Kulturen und die verschiedenen Methoden, die zur Erforschung dieses Wandels zur Verfügung stehen. Ich freue mich bereits auf das nächste Kolloquium des Verbunds archäologischer Institutionen Köln und Bonn.

Kolloquium „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“ (20.08.13) Teil 2

In “Rom und der Untergang Karthagos – Veränderte Machtverhältnisse auf der iberischen Halbinsel“ gab Janine Lehmann zunächst einen kurzen Überblick über das Verhältnis der Phönizier bzw. Punier zu den anderen Völkern und Staaten im Mittelmeer. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf der Gründung verschiedener phönizischer Kolonien auf der iberischen Halbinsel und der Gründung Karthagos, das mehr oder weniger auf halbem Weg zwischen der Heimat der Phönizier in Tyros und diesen Kolonien lag. Der Jahrhunderte lange Konflikt mit den Römern führte schließlich zur Zerstörung Karthagos. Dabei spielte sich dieser Konflikt auch auf der iberischen Halbinsel ab, wo die Römer versuchten, phönizische Kolonien und Einflussbereiche in ihre Gewalt zu bekommen. Janine Lehmann zeigte, wie dieser Konflikt dazu führte, dass die Römer sich auf der iberischen Halbinsel schneller und intensiver engagierten, als sie es sonst vielleicht getan hätten. Dabei brauchten die Römer etwa 200 Jahre zur Unterwerfung der iberischen Gebiete bis es 19 v. Chr. zu einer verwaltungsmäßigen Neueinteilung kam. Eroberte Städte wurden entweder überbaut und weitergenutzt (Neukathago/Cartagena) oder verlegt (Corduba/Cordoba). Daneben gründeten die Römer auch neue Städte wie Carteia (San Roque).

Der nächste Vortrag, „Kleopatra VII. – Die letzte Königin Ägyptens im Schatten Roms“ gab Andreas Blasius die Gelegenheit, den historischen Hintergrund zur zurzeit im Akademischen Kunstmuseum und im Ägyptischen Museum laufenden Ausstellung „Kleopatra VII. – Die wohlvertraute Unbekannte“ darzustellen. Bereits Kleopatras Vater Ptolemaios XII. Neos Dionysos war Pharao von Roms Gnaden und auch Kleopatra versuchte mit Hilfe Roms an der Macht zu bleiben. Ihre Geschichte, ihre Liebschaften und ihr Ende sind Legende und faszinieren bis heute. Der Vortrag ging aber nicht nur auf Kleopatra und ihre Beziehung zu Caesar und Marc Anton ein, sondern zeigte auch, wie Augustus sich später in Ägypten in der Tradition der ägyptischen Pharaos präsentierte – ganz im Gegenteil zu der offiziellen Haltung, die er der ägyptischen Kultur gegenüber in Rom einnahm.

Susanne Heydasch-Lehmann eröffnete danach mit einer „Kurzpräsentation der Ausstellung des Franz-Joseph Dölger-Instituts im Akademischen Kunstmuseum“ die kleine, aber feine Ausstellung von 14 Stücken aus der Studiensammlung des Dölger-Instituts. Die spätantiken Objekte finden sich als „Vitrinengäste“ auf verschiedene Räume des Museums verteilt. Neben 3 Portraitköpfen werden z. B. Pilger-Ampullen und Öllämpchen gezeigt. Die nachfolgende Mittagspause gab Gelegenheit, sich diese Stücke in Ruhe anzusehen und mit Frau Heydasch-Lehmann zu besprechen.

(Fortsetzung folgt)

Kolloquium „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“ (20.08.13) Teil 1

Am 20.07.2013 veranstaltete der 2008 gegründete Verbund archäologischer Institutionen Köln und Bonn VarI in Bonn ein Kolloquium zum Thema „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“.  12 Wissenschaftler deckten mit Ihren Vorträgen ein breites Spektrum an Themen ab: von neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen im Karpathenbecken über die Römer bis zu mittelalterlich islamischen Siedlungen und dem Untergang der Maya – von geoarchäologischen Forschungen und Krisenforschung. Es war für jeden etwas dabei.

Den Anfang machte Andreas Zimmermann von der Universität zu Köln, Institut für Ur- und Frühgeschichte. Ausgehend von Vere Gordon Childes „Stufen der Kultur“ gab Andreas Zimmermann einen Überblick über „Großen und Kleine Umbrüche“ in der Entwicklung der menschlichen Kulturen. Dabei geht er davon aus, dass diese Umbrüche vor allem auf neuen landwirtschaftlichen Techniken basierten:
Die Neolithische Revolution führte der Anbau der noch heute wichtigen Getreidesorten Weizen, Mais oder Reis zur Sesshaftwerdung und veränderte so den Lauf der Welt. Die Städtische Revolution führte zu Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land, und während der Industriellen Revolution entstand der erste Dünger.
Die Gründe für diese Umbrüche lagen teils in der Umwelt, teils in den Beziehungen zu Nachbarn, teils in kulturellen Änderungen.

Tobias Kienlin zeigte in seinem Vortrag „Welten im Umbruch? Vergleichende Betrachtungen am Beispiel neolithischer und bronzezeitlicher Tellsiedlungen des Karpatenbeckens“, dass die Unterschiede zwischen neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen offenbar nicht so groß sind, wie von der Wissenschaft oft angenommen. So ist die Annahme von Stammesgesellschaften für die neolithische Zeit und proto-urbanen Siedlungen mit einer zentralen Entscheidungsgewalt zumindest im Karpatenbecken nicht nachzuvollziehen. Alle Tellsiedlungen scheinen auf einer ähnlichen Kulturstufe zu stehen.

Nikolai Grube entführte uns mit „Das Ende einer Welt – der Zusammenbruch der Klassischen Maya-Kultur“ nach Mittelamerika. Der Untergang der Maya ist ein zentrales Thema der Mayaforschung und es gibt verschiedene Hypothesen für diesen Untergang:
– Erosion und Auslaugung der tropischen Böden
– Klimawandel mit Dürreperioden
– interne Konflikte
Nikolai Grube zeigte anhand der Stadt Calakmul, dass die Maya-Königreiche durch ein großes Netzwerk durch diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen ebenso wie durch Heirat untereinander zusammengehalten wurde. Es scheint, dass sich diese Netzwerke in den letzten 100 Jahren der Klassischen Mayakultur weitgehend aufgelöst haben.

(Fortsetzung folgt)

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén