Kategorie: Villa Seite 2 von 3

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (Teil 3)

Neben den rekonstruierten keltischen Grabhügeln führt der Rundgang durch den europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim zur Römischen Palastvilla, einem römischen Gutshof, der seit 1987 ausgegraben wird. Der mit etwa 70.000 Quadratmetern Grundfläche riesige Gutshof ist einer der größten im Raum Saar-Mosel. Allein das Hauptgebäude erhebt sich bereits auf ca. 5.600 Quadratmetern und nimmt mit seinem Hof und mehreren Anbauten 44.000 Quadratmeter ein. Diese sogenannte pars urbana war vom Wirtschaftsbereich (pars rustica) mit seinen durch eine Mauer getrennt. Der landwirtschaftliche Teil der Villa war von einer Mauer umgeben, an sich 13 Nebengebäude anlehnten. Direkt an das Hauptgebäude schloss das Gebäude an, das heute rekonstruiert ist und eine Taverne sowie im Obergeschoss eine Ausstellung über die Villa beherbergt.

Der Grundriss des Hauptgebäudes ist H-förmig. Im Zentrum befindet sich ein 33 x 8 Meter großer Raum, der vermutlich als Empfangsraum diente. An der vorderen und rückwärtigen Fassade waren Säulengänge vorgelagert, die die Gebäudeteile miteinander verbanden. Vor dem Gebäude lag ein Garten, der heute wieder in Teilen sichtbar gemacht wurde.

Die nördlichen Räume im Ostflügel des Gebäudes gruppieren sich um einen größeren Saal. Im Südteil fand man einen Raum mit Fußbodenheizung. Die Deutung dieser Räume ist allerdings unklar. Im südlichen Teil des Westflügels befanden sich die Wohnräume der Besitzer, darunter drei mit Fußbodenheizungen. Im nördlichen Teil war der Badetrakt untergebracht. Im Bereich dazwischen fand man einen Kellerraum.

Dieses palastartige Gebäude war mit Wandmalereien, Stuck und Marmor ausgestattet. Die Besitzer dieser riesigen und prachtvollen Villa müssen eine besondere soziale Stellung in der daran anschließenden gallo-römischen Siedlung gehabt haben. Waren Sie Nachfahren der in den Grabhügeln bestatteten hochstehenden Kelten?

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (Teil 2)

Ausgehend vom Eingang an der Maison Jean Schaub in Reinheim führt der Weg in den Kulturpark zunächst zum Keltischen Fürstengrab.

Bereits 1952 hatte man Reste des Grabhügels eines ca. 45 bis 55 Jahre alten Mannes beim Sandabbau in der Nähe des heutigen Parks entdeckt. Dieses Grab war allerdings bereits zu stark zerstört. Zwei Jahre später stieß man auf das sogenannte Fürstinnengrab, ein keltisches Hügelgrab. Dieses Grab wurde in den folgenden Jahren ausgegraben. Dabei fand man zwei weitere Grabhügel. Alle drei Grabhügel wurden im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim im Maßstab 1:1 rekonstruiert. Allerdings ist nur das sogenannte Fürstinnengrab zugänglich und gibt einen Eindruck vom ursprünglichen Aussehen der Grabkammer.

Der Begriff Fürsten- bzw. Fürstinnengrab ist irreführend. Heute verwendet man auch die Begriffe Prunkgrab oder Elitegrab für solche prunkvollen Gräber. In unserem Fall handelte es sich bei der Bestatteten möglicherweise um eine Priesterin. Allerdings haben sich keine Skelettreste gefunden, sodass nicht absolut sicher ist, dass hier eine Frau bestattet war. Nur einige Grabbeigaben – ein Spiegel und zwei Armringe – weisen darauf hin, dass es sich um eine Frau handelte. Datiert wird das Grab in die keltische Periode La Tène A Stufe 3 (ca. 370 v. Chr.) aufgrund der Motive, die einiger der Grabbeigaben (Armreif, Maskenfibeln, Torques) schmücken.

Die Rekonstruktion des Grabhügels wurde 1999 eröffnet. Man betritt das Grab durch einen Vorbau mit einem Informationsstand und wechselnden Ausstellungen. Von dort führt eine Treppe zur Grabkammer. Informationstafeln und Vitrinen mit Kopien einiger Funde stimmen auf die eigentliche Grabkammer im Zentrum des Raumes ein. Man betrachtet die Grabkammer von der beim Sandabbau bereits abgetragenen Westseite aus und sieht auch das Grabungsprofil.

Die bestattete Frau trägt einen Torques, an jedem Arm einen goldenen Armring und Fingerringe. Links neben ihrem Kopf liegen Nachbildungen einer Stangengliederkette, eines Bernsteincolliers und einer Büchse, rechts die Kopie des Spiegels. Auf einem Tisch an der Ostwand der Grabkammer sieht man die berühmte vergoldete Bronzekanne und ein Trinkgeschirr.

Das Motiv des Pferdes mit Blattkrone vom Deckel der Bronzekanne findet sich auch vor dem Eingang zur Grabkammer zwischen den drei rekonstruierten Grabhügeln. Die Originalfunde befinden sich heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken.

Literaturauswahl:

  • Peter Buwen, Das Grab der Keltenfürstin in Reinheim. (= Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde. Sonderheft 2003), Saarpfalz-Kreis, 2003.
  • Rudolf Echt, Das Fürstinnengrab von Reinheim. Studien zur Kulturgeschichte der Früh-La-Tène-Zeit. (= BLESA Band 2). Veröffentlichung des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim, 1999.
  • Walter Reinhard, Die keltische Fürstin von Reinheim. Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, Saarpfalz-Kreis, 2004.
  • Walter Reinhard: Der Fürstensitz von Reinheim. In: Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte (= Dossiers d’Archéologie. Sonderheft Nr. 24). ÉDITIONS FATON, 2013, S. 8–15.

 

(Fortsetzung folgt …)

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (Teil 1)

1989 entstand an der deutsch-französischen Grenze ein länderübergreifender Archäologiepark, der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (frz.: Parc Archéologique Européen de Bliesbruck-Reinheim). Das Areal umfasst 70.000 Quadratmeter.

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts fanden hier erste Ausgrabungen von Resten einer Villa und einer Siedlung aus römischer Zeit statt. Spätestens 1954 wurde der Ort dann auch überregional bekannt, als man in einer Kies- und Sandgrube bei Reinheim auf drei Grabhügel aus keltischer Zeit stieß. Darunter befand sich das reich ausgestattete Grab einer gesellschaftlich hochstehenden Frau, ein sogenanntes Fürstinnengrab. Zehn Jahre später machte Reinheim noch einmal Schlagzeilen als man einen Hortfund aus dem 9. Jh. v. Chr. fand. Auf französischer Seite fand man 1971 Reste einer römischen Siedlung.

Noch heute finden auf dem Gelände des Parks Ausgrabungen statt. Für die zahlreichen Besucher, die jedes Jahr in den Park kommen, wurden verschiedene Informations- und Ausstellungsgebäude eingerichtet. In Reinheim präsentiert die Maison Jean Schaub die Besiedlungsgeschichte des Bliesgaus von der Steinzeit bis zur römischen Epoche. Auf französischer Seite zeigt das Ausstellungszentrum CREX Funde aus dem römischen vicus (Siedlung) und bietet auch Raum für Sonderausstellungen. Der Geschichte des Parks widmet sich das sogenannte „Gebäude an der Grenze“.

Auch wurden einige der Befunde für die Besucher aufbereitet und teilweise rekonstruiert: das keltische Fürstinnengrab, die römische Villa und die gallo-römische Siedlung mit ihrer großen Thermenanlage. Die folgenden Artikel werden diese Befunde näher vorstellen.

Literaturauswahl:

  • Andreas Stinsky, „Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht“, Nünnerich-Asmus-Verlag (2016)
  • Diane Dusseaux, Der Saarpfalz-Kreis und das Departement Moselle präsentieren: Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Saint-Etienne: IAC Editions d’Art (2013)
  • Walter Reinhard (Hg.), Die keltische Fürstin von Reinheim. Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Gersheim-Reinheim: Stiftung Europ. Kulturpark (2004)
  • Walter Reinhard, Kurt W. Alt, Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau. 1. Aufl. Gersheim-Reinheim: Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (Denkmalpflege im Saarland, 3) (2010)

(Fortsetzung folgt …)

Römische Funde auf Capri (Teil 3)

Neben der Villa Jovis finden sich auf ganz Capri verstreut weitere Spuren römischer Bautätigkeit.

Die am Meer gelegene Villa Palazzo a Mare wurde vermutlich von Augustus errichtet und später von Tiberius weiter ausgebaut. Leider ist nach jahrhundertelangen Plünderungen und späteren Überbauungen nur noch wenig von dieser Villa zu sehen: Teile von terrassenförmig angelegten Mauern und Zisternen sowie einige Reste der Wohnbereiche. Eine Rampe führte zu einem kleinen zur Villa gehörenden Hafen. Dort haben sich noch Reste eines halbkreisförmigen Nymphäums erhalten. Auch Becken für die Fischzucht gehörten wohl zur Villa.

Auch die Villa Damecuta am Westabhang Capris wurde im Laufe der Jahrhunderte geplündert und teilweise überbaut, sodass nur entlang der Felskante einige Reste erhalten sind. Dazu gehört in Wandelgang (Ambulatio), zu einer halbkreisförmigen Struktur führt. Diese diente vermutlich als Aussichtspunkt. Von hier hat man den Golf von Neapel und Ischia im Blick. Am anderen Ende des Wandelgangs lagen die Wohn- und Schlafräume. Hier haben sich Reste des Wandputzes erhalten. In dem noch erhalten Schlafraum sieht man noch einen Teil eines Fußbodenmosaiks. In diesem Raum fand man auch den Torso eines nackten Jünglings.

Über der berühmten blauen Grotte von Capri legten die Römer eine weitere Villa an, die Villa di Gradola. Die Ausgrabungen brachten unter anderem Statuenfragmente, Säulen, Kapitelle und Fußböden zutage.  Die Anlage verteilt sich über mehrere Terrassen und war über eine in den Felsen gehauene Treppe mit der blauen Grotte verbunden. Statuen von Poseidon und Tritonen in der Grotte lassen darauf schließen, dass man die Grotta Azzurra in römischer Zeit als Nymphäum (Nymphen-Heiligtum) ausgebaut hatte.

Auch andere Grotten wurden als luxuriöse Nymphäen gestaltet, deren Reste man zum Teil auch heute noch sehen kann. Die Grotta di Matermania war in zwei unterschiedlich große Räume unterteilt. Vom ursprünglichen Tonnengewölbe sieht man heute nur noch die Ansätze an der hinteren Wand des kleineren Raums. Dort sind auch noch Spuren des Wandputzes erhalten. Der größere Raum schloss hinten mit einer Apsis ab, zu der einige Stufen hinaufführten. Dort sieht man noch Reste von Wandmalerei.

Weniger gut zugänglich sind die Grotta del Castiglione und die Grotta dell‘ Arsenale. Das Nymphäum in der Grotta del Castiglione gehörte zu einer darüber liegenden römischen Villa. Die Grotte wurde aber in späteren Jahrhunderten als Zufluchtsort vor Überfällen durch Piraten genutzt, wobei viele der römischen Einbauten zerstört wurden.

In der Grotta dell‘ Arsenale gruppierten sich mehrere kleinere Räume und einen größeren Raum. Man fand hier Reste von Marmorfußböden und farbigen Mosaiken sowie einen Marmorsarkophag aus einer späteren Nutzung der Grotte als Grabstätte.

Literatur: Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri

 

Römische Funde auf Capri (Teil 2)

Heute kann man auf Capri Reste von verschiedenen römischen Villen besichtigen. Ob alle diese Villen zu den bei Tacitus erwähnten zwölf römischen Villen des Tiberius gehörten, ist nicht gesichert. Vor allem bei der größten dieser Villen, der sogenannten Villa Jovis, geht man allerdings davon aus, dass Tiberius von hier aus von 26 n. Chr. bis zu seinem Tod 37 n. Chr. über sein Reich herrschte.

Die Villa Jovis liegt auf dem Monte Tiberio, einem senkrecht zum Meer abfallenden Felsen im Nordosten Capris. Sie nimmt mit ihren ca. 7000 qm Fläche den ganzen Felssporn ein. Der beengte Raum zwang den Architekten dazu, die Räume auf mehreren Terrassen anzulegen. Da der Felsen keine natürliche Quelle besaß, wurde die festungsartige Villa außerdem um eine Zisternenanlage herum errichtet, die 8000 Kubikmeter fasste. Schon die gewaltigen Substruktionen zeugen von der Einzigartigkeit der Anlage. Insgesamt verteilten sich die Räume auf acht Stockwerken, die über Rampen und Treppen miteinander verbunden waren.

Im Südwesten der Villa führte eine Rampe zum Eingangsbereich und dann weiter nach oben zu den Korridoren, die zum einen nach Westen zu den Wohnräumen der Bediensteten und der Küche führten und zum anderen an der Südseite – entlang an einer Badeanlage – zu den Räumen des Kaisers in den zwei obersten Stockwerken im Osten und Norden der Anlage. Im Osten finden wir große Säle – möglicherweise Bibliotheken – und einen halbkreisförmigen Raum mit großen Fenstern, die den Blick auf das Meer freigaben. Als Speisesaal diente vermutlich einer der Räume im nördlichen Bereich der Villa. Außerdem gelangte man von diesem nördlichen Wohnbereich über eine Rampe zu einer sogenannten Ambulatio, einem Wandelgang, von dem aus man zum Golf von Neapel blicken konnte.

Außer dem ca. 40 Meter hohen Zentralbau der Villa Jovis gehörten zu dieser Villenanlage Wälder und Gärten sowie ein Signalturm für die Kommunikation mit dem Festland und Rom.

Von der Ausstattung der Villa ist leider nicht mehr viel erhalten, aber die Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass alle Stockwerke mit Fresken und Fußbodenmosaiken versehen waren. Der Boden der Hauptterrasse bestand aus verschiedenfarbigen Marmorplatten. Viele Funde fanden im Lauf der Zeit ihren Weg in verschiedene Museen. Dazu gehört ein Mosaikfußboden in Neapel (Museo di Capodimonte) und der sogenannte Capri-Altar in London (British Museum).

Die Villa Jovis ist die wichtigste archäologische Sehenswürdigkeit auf Capri. Allerdings ist sie nur zu Fuß zu erreichen. Der Fußweg von der Piazzetta in Capri aus dauert etwa eine Stunde.

Literatur:

  • Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri
  • Clemens Krause, Villa Jovis. Die Residenz des Tiberius auf Capri. Zabern, Mainz 2003
  • Harald Mielsch, Die römische Villa, Beck, München 1987, 142 – 148
  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike, WBG, Darmstadt 1989, 223 – 225

Siehe auch: https://www.zaw.uni-heidelberg.de/hps/klarch/institut/villa_jovis.htm

 

(Fortsetzung folgt …)

Römische Funde auf Capri (Teil 1)

Capri, die beliebte Urlaubsinsel im Golf von Neapel, bietet dem Besucher nicht nur Sonne, Meer und faszinierende Grotten. Wer will, kann dort auch auf den Spuren der Antike wandeln. Und es gibt einiges zu entdecken.

Bereits im Paläolithikum, vor ca. 400.000 Jahren, als Capri noch mit dem Festland verbunden war, lässt sich die Anwesenheit von Menschen hier nachweisen. Seit ca. 10.000 Jahren ist Capri eine Insel. Mit seiner strategisch günstigen Lage am südlichen Rand des Golfs von Neapel lag Capri an wichtigen Seehandelsstraßen und hatte Kontakt mit Griechenland und dem Orient. Im 7. Jh. v. Chr. geriet Capri unter den Einfluss der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. von Griechen aus Chalkis und Eretria gegründeten Stadt Cumae und später, ab dem 5. Jh. v. Chr., unter den Einfluss von der von Cumae gegründeten Stadt Neapolis, dem heutigen Neapel.

Die entscheidende Wende kam unter dem römischen Kaiser Augustus. Er machte Capri zu seinem Privatbesitz und begann ein umfangreiches Bauprogramm. Augustus hielt sich oft auf Capri auf und auch Beamte und Freigelassene aus seinem Gefolge haben hier ihre Spuren hinterlassen. Sein Nachfolger Tiberius führte die Bautätigkeit fort und verlegte 27 n. Chr. sogar seinen ständigen Wohnsitz nach Capri. Laut Tacitus besaß Tiberius auf Capri zwölf Villen! Auch im weiteren Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. war Capri beim Kaiserhaus und der römischen Aristokratie beliebt. Aber die antiken Quellen überliefern zunehmend weniger Informationen über die Insel. Ende des 2. Jh. n. Chr. gerät die Insel noch einmal in die „Schlagzeilen“, als Kaiser Commodus seine Schwester Lucilla und seine Frau Crispina nach Capri verbannt. Im 3. Jh. n. Chr. schließlich kam es dann offenbar zu weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen, die zum Niedergang Capris führten.

In den nächsten Jahrhunderten verfielen die antiken Bauten. Sie wurden geplündert und dienten als Steinbruch. Erst ab dem 18. Jh. n. Chr. wurden die antiken Ruinen der Insel wieder wertgeschätzt und Ziel zahlreicher Besucher. Die nächsten Artikel werden einige der noch heute sichtbaren römischen Spuren vorstellen.

Literatur: Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri

(Fortsetzung folgt …)

Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter. Das Bundesheiligtum von Orvieto (Ausstellung 16.03.2018 – 02.09.2018 im Musée national d’histoire Luxemburg) Teil 2

Eine breite Straße, die Via Sacra, verband den Bereich um Tempel A mit den weiteren Tempeln B und C, die in etruskischer Zeit in Betrieb waren und bei den Ausgrabungen ebenfalls viele Weihegaben hervorbrachten. Beide Tempel wurden im 6. Jh. v. Chr. errichtet, wobei Tempel C mit seiner umgebenden Säulenhalle griechischen Tempeln nachempfunden war. Dieser Tempel wurde Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zerstört und offenbar mit einer speziellen Zeremonie entheiligt.

Tempel B am Ende der Via Sacra fiel der römischen Eroberung 264 v. Chr. zum Opfer und man fand Reste einer Töpferwerkstatt, die kurz darauf im Bereich des Tempels eingerichtet wurde. Tempel A und der dazugehörige Bezirk wurden dagegen unter Kaiser Augustus noch einmal erneuert und dieser Bereich war offenbar noch bis ins 4. Jh. n. Chr. in Betrieb.

Hinter dem Heiligtum entstand Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. ein großes Wohngebäude, das bis in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und mehrfach um- und ausgebaut wurde. So errichtete man Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. oberhalb der Via Sacra ein Badegebäude und fügte ein weiteres in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hinzu. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. wurde die Innenausstattung des Wohngebäudes mit Marmorfußböden und neuem Wandputz aufgewertet.

Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Gebäude bei einem Erdbeben stark zerstört. Im 5. Jh. n. Chr. nutzte nur einige der Räume weiter. Dabei diente das ältere Badegebäude jetzt als Wohnbereich mit Küche und Räumen für Vorräte. Beim jüngeren Bad weisen die Funde auf eine Glaswerkstatt. Später errichtete man im großen Vorhof der Wohnanlage eine Kirche, in deren Umfeld ein Friedhof entstand. Die Reise durch die Jahrhunderte der Nutzung des gefundenen Heiligtums endet schließlich mit der Kirche von San Pietro in Vetere aus dem 13. Jh. n. Chr.

Die Ausstellung „Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter – Das Bundesheiligtum von Orvieto“, die noch bis zum 2. September 2018 besichtigt werden kann, lohnt einen Besuch. Die großzügig gestalteten Räume der Ausstellung bieten eine Fülle an Funden und die von zum Teil großformatigen Fotos illustrierten Informationen der Wandtexte bieten einen ausführlichen Überblick über die Funde vom Campo della Fiera bei Orvieto.

Links zu den Ausgrabungen:
http://www.keytoumbria.com/Orvieto/Campo_della_Fiera.html
http://www.campodellafiera.it

Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter. Das Bundesheiligtum von Orvieto (Ausstellung 16.03.2018 – 02.09.2018 im Musée national d’histoire Luxemburg) Teil 1

Seit dem Jahr 2000 graben Archäologen auf dem sogenannten Campo della Fiera am Fuße der Stadt Orvieto in Umbrien. Unter anderem traten dort mehrere Tempel und eine Prozessionsstraße zutage. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen werden nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – im Musée national d’histoire in Luxemburg.

Die Funde auf dem Campo della Fiera gehören offenbar zum Bundesheiligtum des etruskischen Zwölfstädtebundes, zu dem sich 12 der Stadtstaaten der Etrusker zusammengeschossen hatten. Livius und andere antike Autoren lokalisierten dieses Fanum Voltumnae bei Volsinii (etruskisch Velzna), das viele Forscher mit Orvieto identifizieren. Hier trafen sich die Bündnispartner einmal im Jahr, um über gesamtetruskische Angelegenheiten zu beraten und religiöse Zeremonien abzuhalten. Wo sich das Heiligtum befand, konnte jedoch bisher nicht eindeutig geklärt werden. Befunde und Funde im Campo della Fiera überzeugten jedoch Simonetta Stopponi, die Leiterin der Ausgrabungen, davon, dass man hier endlich das Fanum Voltumnae entdeckt hat.

Nach einer kurzen Einführung in die Kultur der Etrusker führt uns die Ausstellung nach Orvieto und erklärt, warum die Ausgräber zu dem Schluss kamen, dass das Fanum Voltumnae auf dem Campo della Fiera liegt. Die folgenden Räume stellen anhand von Plänen, Fotos, Rekonstruktionen und Funden ausführlich die gefundenen Strukturen vor.

Der Kern des Heiligtums bildet Tempel A und der ihn umgebende heilige Bezirk. Dieser Tempel, der größte des Heiligtums, ersetzte im 4. Jh. v. Chr. einen älteren, kleineren Tempelbau aus dem 6. Jh. v. Chr., und wurde mehrfach erneuert, zuletzt in augusteischer Zeit. Tempel A hatte einen quadratischen Grundriss mit Vorhalle und einer durchgehenden Cella und erhob sich auf einem Podium mit Zugangstreppe. Im Bereich dieses Tempels fand man zahlreiche Weihegaben, z. B. etruskische und griechische Keramik, Ringe und Fibeln. Statuensockel mit deutlichen Zeichen, dass die Statuen gewaltsam hinuntergerissen wurden, könnten Hinweise auf die in antiken Quellen überlieferte Plünderung des Heiligtums durch die Römer sein.

(Fortsetzung folgt …)

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina, Sizilien (Teil 4)

An den Gang der großen Jagd grenzen südlich des zentralen Peristyls zwei Räume, die ursprünglich mit geometrischen Fußbodenmosaiken ausgestattet waren. Heute befinden sich in einem der Räume das berühmte Mosaik der Bikini-Mädchen. Dargestellt sind hier Mädchen bei verschiedenen sportlichen Wettbewerben und der anschließenden Siegerehrung.

Von der südöstlichen Ecke des Innenhofes und vom Gang mit der großen Jagd kommt man in einen Hof, der wiederum zu einem elliptischen Hof mit anschließendem Speisesaal (Triclinium) mit drei Apsiden führte. In diesem Speisesaal, dessen Fußboden verschiedene Aufgaben des Herkules zeigt, empfing der Hausherr vermutlich Gäste zum Essen.

Sowohl vom zentralen Hof der Villa als auch vom hufeisenförmigen Eingangsbereich gelangt man in das Badegebäude der Anlage. Die Thermen wurden über einem älteren, kleineren Bad errichtet. Man betritt das Badegebäude durch einen mit Sitzbänken ausgestatteten Umkleideraum. Im anschließenden Korridor zeigt das Mosaik detailreich ein Wagenrennen im Circus Maximus in Rom. Man geht davon aus, dass dieser Korridor genutzt wurde, um sich mit Gymnastik fit zu halten.

Danach betritt man das Frigidarium (Kaltbad) mit Nischen, die teilweise ebenfalls als Umkleideräume dienten, sowie einem großen Wasserbecken. Von diesem Raum aus gelangte man zu Tepidarium (Warmbad) und Caldarium (Heißbad) gelangte. Zusätzliche gab es einen Massageraum und zwei Latrinen (Toilettenräume). Außen am Gebäude kann man gut die Heizräume sehen, mit denen das Caldarium beheizt wurde.

Der Blick zurück vom Weg, der von der Villa zurück zum Parkplatz führt, macht noch einmal die Größe der Anlage deutlich. Und Reste von Begrenzungsmauern und weiteren Gebäuden zeigen, dass es hier auch für die nächsten Jahre viel für die Archäologen zu tun gibt.

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina, Sizilien (Teil 3)

Unter den Mosaiken der Räume an der Nordseite des Peristyls stechen der sogenannte Raub der Sabinerinnen, fischende Eroten und die kleine Jagd hervor. An der Ostseite des Innenhofes befindet sich dann ein Höhepunkt der Villa. Über die komplette Breite erstreckt sich ein etwas erhöht liegender Gang mit dem Mosaik der großen Jagd.

Der knapp 70 Meter lange und 5 Meter breite Gang endet an den Schmalseiten in Apsiden. Dargestellt ist hier in verschiedenen Szenen, wie wilde Tiere für die Spiele in Rom gefangen und auf Schiffen transportiert werden. Wir sehen Tiere aus verschiedenen Regionen des römischen Reiches, einige Hafenanlagen und teilweise Personifikationen der dargestellten Regionen.

In der Mitte dieses Ganges führen einige Stufen zur Basilika, einer großen Halle mit Apsis, in der der Hausherr vermutlich Besucher, Gefolgsleute und Bittsteller empfing. Der Fußboden besteht aus Platten aus verschiedenfarbigem Marmor und Porphyr.

Nördlich und südlich der Basilika gelangt man vom Gang der großen Jagd zu den vermutlich privat genutzten Räumen.

Die drei nördlich gelegenen Räume bestehen aus einem Vorraum und zwei von diesem abgehenden Räumen, die vermutlich Cubicula (Schlafzimmer) waren. Beide Cubicula haben einen abgetrennten hinteren Teil (einmal rechteckig, einmal apsidenförmig), in dem vermutlich das Bett stand.

Die Raumgruppe südlich der Basilika ist größer und aufwändiger gestaltet. Vom Gang mit den Jagddarstellungen betritt man zunächst einen kleinen halbrunden Hof mit einem Brunnen. Hinter dem Hof gibt es einen großen Raum mit Apsis. Hier vermutet man eine Bibliothek, da das Fußbodenmosaik den Dichter Arion von Lesbos zeigt. Zu beiden Seiten des Hofes gibt es eine zwei Räume. Vom Hof betritt man jeweils einen kleinen Raum, hinter dem sich offenbar ein Schlafzimmer mit einem hinteren abgetrennten, halbrunden Teil befand.

(Fortsetzung folgt …)

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