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Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 3)

Neben Magna Mater war auch die ägyptische Göttin Isis (http://www.landeskunde-online.de/rhein/kultur/museen/blmka/ausst/imperium_der_goetter/isis.htm) bei den Römern sehr beliebt. In Mainz teilten sie sich sogar ein Heiligtum.

Isis hatte viele Funktionen: sie war unter anderem eine mütterliche Göttin und eine Schutzgöttin, aber auch eine Totengottheit und Göttin der Wiederbelebung. Im Lauf der Zeit verschmolz sie mit verschiedenen anderen Göttinnen, z. B. mit Demeter. Ihre Ursprünge sind bisher nicht eindeutig geklärt, aber sie tritt etwa gleichzeitig mit ihrem Ehemann Osiris auf. Dieser war Gott der Unterwelt, Vorsitzender des Totengerichts und Herrscher über Tod und Wiedergeburt. Der Osiris-Mythos erzählt, dass er von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde. Isis suchte die einzelnen Teile ihres Mannes zusammen, reanmierte Osiris und zeugte das Kind Horus mit ihm.

Der Kult dieser Götterfamilie gewann in der Spätzeit Agyptens immer stärker an Bedeutung. Unter den Ptolemäern verschmolz Osiris mit dem Apis-Stier, dem Hauptgott ihres anfänglichen Regierungssitzes Memphis, zu Serapis. Dieser wurde Hauptgott der neuen Hauptstadt Alexandria und die Darstellungen des neuen Götterfamilie Isis, Serapis und der nun Harpokrates genannte Horus standen in der Tradition griechisch-römischer Gottesvorstellungen. In der späthellenistischen Zeit begann auch der Siegeszug der Götterfamilie in die Welt der Römer, die vor allem Isis verehrten.

Auch im römischen Reich wies der Kult der Isis ägyptisierende Züge auf: die Priester hatten kahlgeschorene Köpfe (römische Priester verhüllten ihr Haupt beim Opfer) und das Wasser des Nils, mit dem Isis ihren Mann Osiris wieder zum Leben erweckt hatte, war fester Bestandteil des Kults. Mit dem Kult der altägyptischen Göttin hatte dieser neue Kult, der sich im ganzen römischen Reich verbreitete, allerdings nichts mehr gemein. Die Anhänger dieses romanisierten Kults erhofften sich von Isis wie von allen Göttern zunächst einmal Hilfe und Schutz im Alltag. Die in ihren Mysterienkult eingeweihten konnten außerdem nach ihrem Tod wie Osiris auf eine Wiederbelebung durch Isis hoffen.

Als Beispiel für ein Heiligtum der Isis wird das Iseum in Pompeji vorgestellt. Die in der Ausstellung gezeigten Bildnisse von Isis, Osiris, Serapis und Horus/Harpokrates zeigen die Entwicklung von den ägyptischen zu den griechisch-römischen Darstellungen. Schon in ihrer ägyptischen Erscheinungsform fällt eine Darstellungsform der Isis besonders auf: die Isis Lactans, d. h. die stillende Isis. Diese Darstellung zeigt Isis mit dem Horusknaben auf dem Schoß, während sie Horus stillt. Die späteren Darstellungen von Maria, die das Jesuskind stillt, gehen vermutlich auf dieses Vorbild zurück.

(Fortsetzung folgt …)

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 2)

Ein großer Teil der Ausstellung ist dem Mithras-Kult gewidmet. Das Landesmuseum in Karlsruhe besitzt selbst zwei der größten Mithras-Reliefs, die in Deutschland gefunden wurden: die Refliefs aus Heidelberg-Neuenheim und Osterburken. Für die Ausstellung ist es gelungen, auch die Reliefs aus Ni­da-Hed­dern­heim und Die­burg als Leihgaben nach Karlsruhe zu holen. Das Relief aus Dieburg zeigt auf der Rückseite eine bisher einmalige Darstellung im Zusammenhang mit dem Mithraskult: den Mythos des Phaeton, der beim Versuch, den Sonnenwagen seines Vaters Helios zu fahren, die Kontrolle über das Gespann verliert und eine Katastrophe auslöst.

Zunächst aber geht die Ausstellung kurz auf die möglichen Urspünge des römischen Mithraskults ein. Bis heute  ist die Entstehung des Kults umstritten. Es gab eine indoiranische Gottheit Mithra , die im 14. Jahrhundert v. Chr. erstmals erwähnt wird. „Mitra“ bedeutet „Vertrag“ und so nennt unsere Quelle, die Awesta (Schriften des Zoroasther), den Schutz von Verträgen als die Hauptaufgabe des Gottes Mithra. Er galt offenbar auch als Lichtbringer (Reliefs zeigen Mithra mit einem Strahlenkranz) und als Lebensspender. Auch wenn einige Funktionen des römischen Mithras bereits in der Awesta erscheinen, können wir bis heute nicht ganau nachvollziehen, ob, wie und ggf. warum sich der Kult in seiner römischen Ausprägung aus der indoeuropäischen Gottheit entwickelt hat.

Anschließend zeigt die Karlsruher Ausstellung die oben genannten Kultreliefs mit ihren Bildprogrammen. Zu den dargestellten Szenen siehe meine früheren Beiträge „Mithras und die Stiertötung“ und „Das wunderbare Leben des Mithras„. Neben diesen großen Kultreliefs und verschiedenen anderen Funden, die einen Einblick in den Mithraskult geben, ist die Hauptattraktion der Ausstellung der ori­gi­nal­ge­treue Nach­bau des Mithras-Hei­lig­tums aus Santa Ma­ria Ca­pua Ve­te­re in Ita­li­en.

Ein weiterer Gott, der mit dem Stier verbunden ist, ist Jupiter Dolichenus. Sein Hauptheiligtum lag in Doliche im Südosten der heutigen Türkei. Die Stadt wurde Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. neu gegründet und der in dieser Region seit alters her verehrte Wettergott wurde zu ihrem Hauptgott. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich der Kult im gesamten römischen Reich, offenbar vor allem durch römische Soldaten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Jupiter Dolichenus zu einer der beliebtesten Gottheiten der Römer.

Der ursprüngliche Wettergott wurde auf einem Stier stehend mit Doppelaxt und Blitzbündel dargestellt. Dabei trug er orientalische Kleidung, einen Helm mit Hörnern und sein Haar zu einem Zopf geflochten. Spätere „romanisierte“ Darstellungen zeigen Jupiter Dolichenus in der Regel im Brustpanzer. Auch Zopf und Hörner sind verschwunden. Es sind inzwischen unzählige dreieckige Votivbleche, aber auch Skulpturen und Reliefs mit dieser Ikonographie gefunden worden und die Karlsruher Ausstellung zeigt eine Auswahl der interessantesten Stücke.

Aus den gefundenen Inschriften scheint hervorzugehen, dass Jupiter Dolichenus für irdische Belange zuständig war und beispielwweise um Schutz gebeten wurde. Es fehlen dagegen Hinweise, dass man sich von ihm ein besseres Leben im Jenseits versprach. Er galt als allmächtiger Gott und als er zulassen musste, dass sein Hauptheiligtum Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Sassaniden zerstört wurde, ging sein Kult ebenfalls unter.

 

(Fortsetzung folgt …)

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 1)

Noch bis zum 18. Mai 2014 sind Mithras, Isis und andere Götter des römischen Reichs zu Gast in Karlsruhe (http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sonderausstellungen/Aktuell/Imperium_der_Goetter.htm). Die großartige Ausstellung bietet einen umfangreichen Überblick über die römische Götterwelt im 3. Jh. n. Chr. Siehe auch die Website des Museums. Ein ausführlicher Begleitband beleuchtet die Religionen des römischen Weltreichs und viele Einzelaspekte der Götterverehrung intensiver.

Zunächst wird die römische Staatsreligion vorgestellt. „Religio“ ist zunächst die religiöse Verpflichtung, d. h. die Pflicht des Staates und des Einzelnen, die Götter zu achten und ihnen nach fest vorgeschriebenen Regeln Opfer zu bringen. Die offiziellen Rituale gegenüber den Hauptgöttern Jupiter Optimus Maximus, Juno und Minerva und später die Verehrung des Kaisers waren zwar notwendig, damit es dem römischen Staat als Ganzes gut ging. Der Einzelne wandte sich jedoch an persönlichere Götter. Als bäuerliches Volk verehrten die Römer viele Gottheiten, die mit Landwirtschaft zu tun hatten, und in jedem römischen Haus sorgten Laren und Penaten für das Wohlergehen der Familie.

Im Kontakt mit Etruskern, Griechen und anderen Völkern füllte sich der römische Götterhimmel im Laufe der Zeit. Fremde Götter wurden nicht unterdrückt, sondern in den römischen Pantheon aufgenommen. Götter mit ähnlichen Aufgaben wurden den vorhandenen Göttern gleichgesetzt und andere Götter wurden einfach neu aufgenommen. So konnte jeder Bewohner des römischen Imperiums „seinen“ Gott anbeten – solange er seine Pflichten gegenüber den Staatsgöttern und dem Kaiser nachkam.

Vor allem Götter aus dem Osten des Reichs sprachen die Römer offenbar an. Sie versprachen ihren Anhängern ein besseres Leben nach dem Tod. Diese Götter bilden den Schwerpunkt der Karlsruher Ausstellung.

Sogenannte Mysterienkulte gab es schon in Griechenland. Demeter und Dionysos verlangten eine besondere Einweihung in ihren Kult und die Eingeweihten mussten gegenüber Außenstehenden absolutes Stillschweigen über Riten und Kult bewahren. Die erste orientalische Gottheit, die Einzug in Rom hielt, war Magna Mater, die große Mutter, die vermutlich aus Phrygien stammt. Zur Zeit des zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.) holten die Römer das Kultbild der Göttin (in Gestalt eines Meteoriten) aufgrund der Weissagungen der Sybillinischen Bücher nach Rom. Man schuf eine silberne Statue, in die der Meteorit eingearbeitet wurde und stellte sie zunächst im Tempel der Victoria auf. Der Sieg über die Karthager wurde Magna Mater zugeschrieben und man baute ihr einen eigenen Tempel. Man hielt ihr zu Ehren jedes Jahr Spiele ab (die ludi Megalenses vom 4. bis 11. April) und der römische Staat brachte ihr ein jährliches Opfer dar. Zusammen mit Magna Mater / Kybele wurde ihr Geliebter Attis verehrt. Es gint verschiedene Überlieferungen. Dem Mythos zufolge gingen beide aus Agdistis hervor, der wegen seines furchterregenden Wesens von den Göttern kastriert wurde. Als Attis später heiraten will, rast Kybele vor Eifersucht und lässt die Hochzeitsgesellschaft wahnsinnig werden. Attis entmannt sich in diesem Anfall von Wahnsinn und verblutet. Einige Mythen erzählen, das Kybele Attis jedoch wieder zum Leben erweckt. Es scheint, dass in dieser Überwindung des Todes der Urspung eines Mysterienkults lag, der seinen Anhängern Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod versprach.

(Fortsetzung folgt …)

Römische Wandmalerei (Teil 4): 4. römisch-pompejanischer Stil (50 bis 79 n. Chr.)

Der vierte Stil greift auf die vorangegangenen Stile zurück und vereint sie zu einem phantasievollen Neuen. Die Sockelzone imitiert wie der erste Stil Marmorblöcke, aus dem zweiten Stil werden Wanddurchbrüche mit Blick auf virtuose Architekturen übernommen und auch die Säulen werden wieder perspektivisch dargestellt. Bei der im Hintergrund zu sehenden Architektur handelt sich jedoch nicht mehr um logische und real vorkommende Architekturformen. Stattdessen werden Architekturfragmente ineinander und übereinander gestapelt, wie sie in der Wirklichkeit nicht vorkommen können. Aus dem dritten Stil stammen die „gerahmten Wandbilder“, die frei im Raum schwebenden Figuren und die zierlichen Ranken.

Möglicherweise verbandt der Maler Fabullus, der die Domus Aurea, den neuen Palast Neros ausmalte, die bisherigen Stile zu diesem neuen Stil. Dieser Stil verbreitete sich dann recht schnell und wir finden noch einige Beispiele in Pompeji und Herkulaneum, bevor der Vesuvausbruch die beiden Städte auslöschte.

Beispiele:
Haus der Vettier, Pompeji
Domus Aurea, Rom
Casa della Caccia Antica, Pompeji
Gegenüberstellung der 4 Stile

Doch wie entwickelte sich die römische Wandmalerei weiter? Die große Zeit der innovativen Künstler scheint vorbei gewesen zu sein. Zunächst hielt sich der vierte Stil natürlich noch in den anderen Regionen und es gab auch immer wieder Rückgriffe auf die vorangegangenen Dekorationsformen. Daneben ging der Trend zu einfacherer Wandmalerei, unter anderem mit geometrischen Motive oder einfarbig. Später gab es auch tapetenähnliche Dekorationen aus kleinen Mustern.

Mit den römischen Soldaten kamen römischer Wohngeschmack und damit auch römische Künstler in die Provinzen des Imperiums. So gehören die ältesten Beispiele in den recht gut aufgearbeiteten Nordwestprovinzen dem 3. Stil an. Im Lauf der Zeit entwickelten sich jedoch aus diesen Vorbildern eigene Traditionen in den verschiedenen Regionen des Reichs.

RömischeWandmalerei (Teil 3): 3. römisch-pompejanischer Stil (circa 15 v. Chr. bis 50 n. Chr.)

Nachdem zum Ende des 2. römisch-pompejanischen Stils die zuvor illusionistisch aufgelockerte Wanddekoration zunehmend flacher geworden ist, wurden die bisherigen „Fenster“ mit Ausblick auf eine dahinter liegende Landschaft oder Architektur jetzt mit Rahmen umgeben und somit als an der Wand hängende Bilder gekennzeichnet.

Die Wand ist wieder geschlossener und wird in der Regel in große Felder aufgeteilt. Die Unterteilung erfolgt nicht mehr durch realistisch wirkende Säulen, sondern durch dünne Linien, die nur noch in einigen Details an Säulen erinnern. Auch fragile Kandelaber werden jetzt gemalt, die wie die Säulen jeder Statik trotzen und mit allerlei Figuren, Tieren und Gegenständen belebt sind. Wenn die Oberzone scheinbar einen Blick in ein „Dahinter“ freigibt, sind auch hier keine echte Architektur mehr, sondern eher Andeutungen in dünnen Linien. Neben gerahmten „Wandbildern“ sind frei Raum schwebende Figuren und Stilleben charakteristisch für den 3. Stil. Rottöne bestimmen dabei das Gesamtbild.

Gegen Ende des 3. Stils wird die Wand wieder stärker mit Durchblicken auf Architektur aufgelockert. Die Malerei lässt die Wände vor- und zurückspringen und in der oberen Zone werden wieder Architekturfragmente sichtbar. Diese Entwicklung leitet dann zum 4. Stil über.

Beispiele:
– Casa dei Ceii, Pompeji (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Casa_dei_cei2_retouched.jpg; http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Casa_dei_cei_retouched.jpg)
– Villa in Boscotrecase (http://de.academic.ru/pictures/dewiki/70/Fresco-Boscotrecase.jpg)
Haus des Lucrezio Fronto (http://ksbuelach.ch/fach/as/material/kg_pompeji/pict/pic03c.htm)

(Fortsetzung folgt …)

Römische Wandmalerei (Teil 2): 2. römisch-pompejanischer Stil (circa 100 bis 15 v. Chr.)

Der 2. römisch-pompejanische Stil entstand um etwa 100 v. Chr. Zunächst wurde der späte 1. Stil durch gemalte „vorgeblendete“ Säulen in einen Vorder- und einen Hintergrund aufgeteilt. Ein Beispiel findet sich in der Casa dei Grifi (Haus der Greifen) auf dem Palatin in Rom.

Nach und nach wurde die massive Wand des 1. Stils immer weiter aufgelöst. Eine Scheinarchitektur im Vordergrund ahmte offenbar Theaterarchitektur nach. Die Wand dahinter öffnete sich in der Wand und oberhalb der Scheinarchitektur zu Durchblicken in eine „dahinter liegende“ idyllische Landschaft, auf Gebäude oder Tempelbezirke. Teilweise öffnen sich dabei die Durchblicke hinter einem dunklen Vorhang, der zur Seite gezogen ist – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Architekturdarstellung römischer Bühnenarchitektur folgen. Auf seinem Höhepunkt war die Wand in mehrere Schichten aufgelöst, wobei die einzelnen Architekturteile im Vordergrund reich verziert waren und Gefäße oder Statuetten trugen.

Dieser Architektur- oder Illusionsstil dauerte bis etwa 15 v. Chr. und in seiner späten Phase wurde die Wand wieder „flacher“ und die „Durchblicke“ wurden auf ein zentrales Hauptbild reduziert. Architektur und Figuren werden zunehmend unrealistischer und leiten damit zum 3. Stil über.

Beispiele:
Casa dei Grifi
Villa in Boscoreale
Haus des Augustus
Haus der Livia

(Fortsetzung folgt …)

Römische Wandmalerei (Teil 1): Einleitung und 1. römisch-pompejanischer Stil (Inkrustationsstil, circa 200 bis 80 v. Chr.)

Römische Wandmalerei ist in der Regel selten erhalten und unsere besten Quellen sind die beim Ausbruch des Vesuv im August 79 n. Chr. verschütteten Städte. Vergleiche mit Resten in Rom und anderen Orten im römischen Imperium zeigen jedoch, dass es sich bei den einzelnen Entwicklungsstufen offenbar um weitbreitete Modeerscheinungen handelte.

1882 teilte August Mau in seiner „Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji“ die Wandmalerei von Pompeji in vier Stile ein:

  • 1. Stil / Mauerwerk- oder Inkrustationsstil: circa 200 bis 80 v. Chr.
  • 2. Stil / Architektur- oder Illusionsstil: circa 100 bis 15 v. Chr.
  • 3. Stil / ornamentaler Stil: circa 15 v. Chr. bis 50 n. Chr.
  • 4. Stil / Phantasiestil: 50 bis 79 n. Chr.

Dabei sind die Übergänge zwischen den einzelnen Stilen fließend.

Es gibt reichlich Literatur zu römischen Wandmalereien. Hier nur wenige ausgewählte Werke:

  • August Mau, Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji (Berlin 1882)
  • Harald Mielsch, Römische Wandmalerei (Darmstadt 2001)
  • Donatella Mazzoleni und Umberto Pappalardo, Pompejanische Wandmalerei, Architektur und illusionistische Dekoration (München 2005)

1. Stil / Mauerwerk- oder Inkrustationsstil: circa 200 bis 80 v. Chr.

Der sogenannte Inkrustationsstil imitierte griechische Vorbilder hellenistischer Zeit. Mit Hilfe von Stuck und Malerei wurde eine Wand aus echtem Mauerwerk aus verschiedenem Marmor nachgeahmt. Über einem Sockel erhob sich eine Zone mit Orthostaten (aufrecht stehende Steinblöcke) und darüber eine Zone aus Quaderblöcken, eine Frieszone und Zierglieder, z. B. eine Zahnschnittzone. Bei den Farben dominieren Ocker, Rot, Violett und Dunkelgrün. Anfangs sorgte der Stuck dafür, dass die „Steine“ plastisch hervortraten. Zum Ende des 1. Stils wurden die Marmorblöcke nur noch gemalt, blieben also flächig. Dabei wurden die Orthostaten jetzt in der Regel vertikal angeordnet.

Beispiel:
– Haus des Sallust, Pompeji (Rekonstruktion; Fotos)

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Diana E. E. Kleiner, Roman Architecture – A Visual Guide

(Yale University Press, 2014)

Geschrieben als Begleitbuch zum Onlinekurs „Roman Architecture“, den Prof. Kleiner auf www.coursera.org anbietet (basierend auf ihrem Open Yale Course), kann dieses E-Book (erschienen für IPad und Kindle) auch für sich als gute Einführung in römische Architektur dienen.

Das Buch deckt den Zeitraum von der frühen Republik bis zur Spätantike ab und zeigt kurz, aber trotzdem sehr anschaulich die Entwicklung der römischen Architektur:
– wie die Erfindung des Opus Caementicium, dem römischen Beton, den römischen Architekten nie geahnte Möglichkeiten der Gestaltung eröffnete
– wie sich Häuser von nach innen gerichteten Häusern sich zu prachtvollen Villen mit Gärten und riesigen Innenhöfen öffneten
– wie sich die Innendekoration bzw. die Wandmalerei von noch recht schlichten Marmorimitationen zu phantasievollen Dekorationssystemen entwickelten
usw.

Der räumliche Schwerpunkt liegt natürlich bei Rom selbst und den Vesuvstädten Pompeji, Herculaneum usw. Aber Prof. Kleiner geht auch auf die römischen Provinzen ein.

Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch für alle, die sich für römische Architektur interessieren.

Das E-Book ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Das wunderbare Leben des Mithras

Neben der Stiertötung, der zentralen Szene im Leben des Mithras (siehe hierzu meinen Beitrag), werden in Mithräen oft auch weitere Szenen aus dem Leben des Mithras dagestellt. Ein gutes Beispiel hat man in Heidelberg-Neuenheim gefunden (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mithrasrelief-Neuenheim.JPG). Ein wichtiges Thema ist dabei zunächst die Vorgeschichte der Stiertötung: die Darstellungen zeigen  zunächst einen grasenden Stier, dann Mithras mit dem gefangenen Stier auf den Schultern. Offenbar kann der Stier aber noch einmal fliehen und zieht Mithras mit sich. Dieser kann den Stier schließlich aber endgültig einfangen und zieht ihn an den Hinterbeinen fort.

Auf dem Neuenheimer Relief werden aber auch andere Szenen aus dem Leben des Mithras dargestellt: z. B. die Geburt des Mithras, Mithras vor einer Zypresse, von der er Äste abzubrechen scheint, Mithras als Bogenschütze vor einer Wolke oder einem Felsen, Mithras, der auf den Wagen des Sonnengottes aufsteigt, oder Mithras beim gemeinsamen Mahl mit Sol, in der Regel über dem Stier. Daneben können Saturn, Jupiter oder Windgötter dargestellt sein.

Zu den häufigsten Darstellungen gehört die Geburt des Mithras. Sie erscheint nicht nur auf vielen Reliefs, sondern auch als eigenständige Skulptur. Es gab offenbar mehrere Geburtsversionen, aber die sogenannte „Felsgeburt“ wurde am häufigsten dargestellt.

Auch diese Szene ist auf dem Kultrelief aus Neuenheim dargestellt. Mithras steckt noch zur Hälfte in einem Felsen und hält in den Händen einen Dolch und einen Globus, die Symbole seiner Macht. Der Felsen könnte den Himmel symbolsieren, der nach Merkelbach und Cumont bei den Persern aus Stein war. Der Globus charakterisiert Mithras natürlich als Weltherrscher. Dieses Symbol scheint vor allem im germanischen Raum gebräuchlich zu sein – auch in anderen Szenen aus dem Leben des Mithras, kommt aber insgesamt nicht sehr häufig vor. Auf einer Geburtsdarstellung in Trier (http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/roemer/religion/mithras/mithrastr.htm) hält Mithras ebenfalls einen Globus in der einen Hand; mit der anderen berührt er einen Zodiakus, den Tierkreis, der ihn umgibt. Auf dem Trierer Relief finden sich auch Sol, Luna und vier Windgötter als Zeugen der Geburt des Weltherrschers. Die außerdem dargestellten Tiere Rabe, Hund und Schlange spielen wohl bereits auf die Stiertötung an.

Ganz sicher aber weist der Dolch, den Mithras auf den meisten Darstellungen in der Hand hält, auf die Stiertötung. In der anderen Hand hält Mithras oft auch eine Fackel als Symbol für das Licht, das er als Lichtgott bei seiner Geburt in die Welt bringt. Vergleiche hierzu beispielsweise ein Relief aus Dieburg (https://www.museumserver.de/seite/241906/dieburger-mithr%C3%A4um.html).

Auf einem Steinrelief aus Köln hält Mithras dagegen eine Ähre in der Hand, die auf die Tötung des Stieres hinweist bzw. auf das neue Leben, das aus dem Blut des Stieres entsteht. Auch bei Darstellungen der Stiertötung nimmt das Blut, das aus den Wunden des Stieres fließt, oft die Gestalt von Ähren an. Als weitere Attribute können auch Pfeil und Bogen dargestellt sein, mit denen Mithras später Wasser aus einem Felsen schießt oder auf die Jagd geht.

Um den Felsen schlängelt sich bei dieser und vielen Darstellungen eine Schlange. Bei vielen Völkern symbolisiert die Schlange die Erde oder die Unterwelt und vielleicht weist sie hier auf Mithras als Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Licht (Fackel) und Finsternis der Unterwelt.

Weiterführende Literatur:
Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. Darmstadt 2012 (aktualisierte Neuausgabe von 1990)
Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005
David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998
Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.

Mithras und die Stiertötung

Der Ursprung des römischen Mithras-Kults ist bis heute umstritten. Der Name Mithras geht zwar auf den iranischen Gott Mithra zurück, aber die Unterschiede zwischen beiden Religionen sind zu groß, um den römischen Mithras direkt auf den iranischen Namensgeber zurückführen zu können. Der Höhepunkt des römischen Mithras-Kults lag im 2. Jahrhundert n. Chr. und er fand sich oft dort, wo römische Soldaten stationiert waren.

Da es den Anhängern des Mithras-Kults verboten war, Außenstehenden etwas über den Kult und seine Rituale zu erzählen, sind unsere Hauptquellen zu dieser Religion archäologsche Funde und Befunde: die Kulträume (Mithräen), deren Ausstattung mit Reliefs und Weihinschriften. Aus den erhaltenen Quellen kann man beispielsweise rekonstruieren, dass die Anhänger des Kults sieben Weihestufen durchlaufen mussten.

Mithräen finden sich im gesamten römischen Imperium. Sie sind in der Regel recht klein und boten immer nur einer kleinen Kultgemeinschaft Platz.  An den seitlichen Wänden gabe es lange Bänke, die als Liegen für die Kultanhänger dienten, die sich hier zu einem gemeinsamen Mahl trafen. Dazwischen führte ein Gang zum Kultbild, das das zentrale Ereignis der mithräischen Mythologie, die Stiertötung (Tauroktonie), zeigte.

Mithras wurde als junger Mann dargestellt. Er trägt eine römische Tunika und eine phrygische Mütze. Er wurde von einer väterlichen Gottheit ausgesandt, einen Stier zu töten und so die Welt zu retten. Einzelne Episoden aus dem Leben des Mithras wurden oft um das zentrale Bild der Stiertötung herum dargestellt. In der Stiertötungsszene selbst, die als Relief oder Freiplastik dargestellt sein konnte, kniet Mithras mit dem linken Bein auf dem Rücken des Stiers. Mit der linken Hand reißt er den Kopf des Stieres nach hinten und tötet mit der anderen Hand den Stier durch einen Dolchstoß. Die Szene wird oft flankiert von den  Fackelträgern Cautes (mit nach oben zeigender Fackel) und Cautopates (bei dem die Fackel nach unten zeigt). Ein Skorpion greift die Hoden des Stiers an, eine Schlange und ein Hund trinken das Blut aus der Wunde des Stiers, wobei das Blut manchmal die Form einer Ähre hat und auf die Schaffung neuen Lebens durch die Stiertötung weist. Über Mithras finden sich auf Reliefs auch die Symbole für Sonne und Mond.

Die traditionelle Deutung sieht in der Tötung des Stiers ein Opfer, aus dem neues Leben entstand. Hierauf weisen beispielsweise die Ähren, die aus den Wunden des Stiers treten. Eine andere Deutung interpretiert diese Szene als Überwindung der tierischen Triebe durch den Menschen und eine astronomische Interpretation deutet die dargestellten Tiere als Sternbilder.

Weiterführende Literatur:
Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. Darmstadt 2012 (aktualisierte Neuausgabe von 1990)
Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005
David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998
Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.

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