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THE hidden LÄND. Wir im ersten Jahrtausend

Große Landesausstellung in Stuttgart
13.09.2024–26.01.2025

„THE LÄND“ ist eine Kampagne Baden-Württembergs, um dieses Bundesland mit seinen vielfältigen Highlights zu präsentieren. „THE hidden LÄND“ schließt sich an diese Kampagne an und zeigt die im Boden verborgenen archäologischen Schätze in 5 Modulen.

Die Ausstellung führt uns durch die Geschichte Baden-Württembergs im ersten Jahrtausend nach Christus – 1000 Jahre, die die Ausstellung an einzelnen wichtigen Orten festmacht, die beispielhaft für eine bestimmte Epoche sind. Ziel ist es, dass der Besucher anhand dieser Orte ein Gefühl dafür bekommt, wie sich die Lebenswelten in diesem Zeitraum gewandelt haben.

Jedes Modul umfasst 200 Jahre und steht unter einem übergeordneten Motto: Integration, Migration, Kommunikation, Spiritualität und Herrschaft. Anhand archäologischer Quellen soll zum einen die Lebenswelt der Bewohner erklärt werden. Gleichzeitig zeigt die Ausstellung, dass wir die vergangenen Jahrhunderte nur durch zufällige Fenster erfassen können. Fenster, die durch Zufallsfunde entstehen. Zum Beispiel bei Bauarbeiten. Oder wenn, wie im Fall von Diersheim, ein Bauer einfach mal wieder einen alten Stein auf seinem Acker findet, der sich später als wichtiges archäologisches Zeugnis entpuppt.

Immer steht im Mittelpunkt eines Moduls ein besonderer Fundplatz, der durch mediale Effekte verdeutlicht wird. Um eine zentrale Installation gruppieren sich zunächst Vitrinen, die mit diesem Fundort zu tun haben. Im weiteren Kreis um diese zentrale Installation finden wir Vitrinen, die zusätzliche Aspekte vorstellen. Ähnlich wie bei einer Suche im Internet, bei der immer wieder periphere Aspekte vorgeschlagen werden. Das Ganze gleicht einem Bühnenbild, wie der Leiter des Landesmuseums, Herr Wolf, erklärt. Diese vertiefenden Vitrinen sind auch etwas anders gestaltet, sodass man den Unterschied sofort erkennt.

Die Ausstellung zeigt zum einen Fundplätze aus Baden-Württemberg, die aber andererseits auch überregionale Bedeutung haben. Teilweise finden wir sogar internationale Highlights.

Modul 1 – Integration

Den Anfang macht das Brandgräberfeld von Diersheim mit einem  Scheiterhaufen als zentraler Installation. Zu den Fundstücken in diesem Modul gehört der oben erwähnte auf einem Acker gefundene Stein. Der Sohn eines germanischen Fürsten ließ diesen Grabstein für seinen Vater aufstellen. Und dieser Sohn hatte bereits einen römischen Namen. Ein schönes Beispiel für die politische und kulturelle Anpassung der ursprünglichen germanischen und keltischen Bewohner an die römischen Besatzer.

Gleich in diesem ersten Raum finden wir unter den Vertiefungsvitrinen auch einige international bedeutende Fundstücke wie beispielsweise Grabfunde aus der Ukraine. So unter anderem einen Kessel, der in Rom gefertigt wurde, aber offenbar als diplomatisches Geschenk gedacht war. Denn die Halterungen für die  Henkel sind Köpfe von Sueben, die sich durch eine besondere Haartracht, einen seitlichen Haarknoten auszeichnen. Als Sueben verstanden die Römer alle germanischen Völker südlich des Mare Baltikum, der Ostsee.

Ein weiteres Prunkstück in Modul 1 ist ein prunkvolles Portal aus Ladenburg bzw. die  Beschläge dieses Tors, die wohl im 3. Jh. vor germanischen Angreifern in Sicherheit gebracht und vergraben wurden.

Modul 2 – Migration

Migration – bis heute ein wichtiger Bestandteil im Leben verschiedener Gesellschaften – begegnet uns in Modul 2. Im 3. Jahrhundert n. Chr. war das Römische Reich in eine tiefe Krise geraten. Kaiser und Gegenkaiser und dadurch resultierende Bürgerkriege führten zu einem wirtschaftlichen Niedergang der von den Römern besetzten Gebiete. Das römische Militär zog sich schließlich immer weiter zurück und ließ die einheimische Bevölkerung schutzlos zurück.

Für die Bauernhöfe im Hinterland der römischen Lager und Städte fielen damit die Hauptabnehmer weg. Gleiches galt ganz allgemein für Handel und Wirtschaft. Nach und nach ließen sich andere germanische Volksgruppen in den offengelassenen Gebieten nieder.

Diese Zeit der sogenannten Völkerwanderung stellt die Ausstellung am Beispiel einer Ladenzeile in Güglingen, einem römischen Vicus vor – mit den typischen römischen Streifenhäusern, die sich an der Straße entlangzogen. Die Lichtinszenierung in diesem Modul zeigt die Entwicklung von diesen Häusern über Holzbauten, die noch die alten Fundamente nutzen, bis hin zu Grubenhäusern.

Modul 3 – Kommunikation

Im Mittelpunkt des dritten Moduls steht der Reihengräberfriedhof von Lauchheim, der von nationaler Bedeutung ist. Auffällig ist, dass in den Gräbern nicht die Alltagskultur thematisiert wird. Denn alle diese Personen waren eigentlich Bauern. Stattdessen wird das Kriegerische herausgestellt – mit Waffen in den Gräbern. Sogar ein drei- oder vierjähriger Junge wurde mit Waffen beziehungsweise einem großen Schild bestattet. Typisch für Süddeutschland und Italien ist das Folienkreuz, das sich auch in einem dieser Gräber findet. Der restliche Teil der Grabbeigaben ist heidnisch. Auch Frauen werden nicht als Bäuerin dargestellt, sondern als die Hausherrin, die sich um das Weben von Stoffen kümmert.

Weitere Highlights unter den Grabbeigaben sind Stühle, Tische und alles, was zu einem Gelage dazugehörte, sowie die am besten erhaltene Leier, die wir kennen. Es ging den Menschen dieser Zeit also offenbar nicht darum, ihre Lebenswirklichkeit abzubilden. Stattdessen kommunizierte man mit den bei der Bestattung zur Schau gestellten Grabbeigaben die gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen.

Modul 4 – Spiritualität

Spiritualität steht im Mittelpunkt des im selben Raum anschließenden nächsten Moduls, vorgestellt am Beispiel der ältesten Kirche in Südwestdeutschland – der Sülchenkirche von Rottenburg am Neckar. Während andere antike Religionen nur Männer zuließen, wie zum Beispiel der Mithraskult, oder Sklaven ausschlossen, zeigte sich das Christentum sehr integrativ. Hier waren alle willkommen.

Während die Grabstätten früher außerhalb der Ortschaften lagen, wollte man nun in der Nähe von Heiligen bzw. ihren Reliquien bestattet werden. Man begrub die Toten jetzt um Kirchen herum oder sogar in der Kirche. Manchmal errichtete man auch eine Kirche über einem Friedhof, der um einen Heiligen herum entstanden war.

Jeder wollte an der Aura eines Heiligen teilhaben und der Kult mit Reliquien führte teilweise zu skurrilen Blüten. So wurden Überreste von echten und vermeintlichen Heiligen regelrecht zerstückelt und in alle Welt zerstreut. Es gab sogar tragbare Reliquiare, von denen die Ausstellung einige zeigt. Reliquiare wie diese wurden von Wandermönchen mitgeführt, zum Beispiel von Sankt Gallus, dem Gründer von Sankt Gallen.

Modul 5 – Herrschaft

Im 9. und 10. Jahrhundert gliederte sich die Gesellschaft in Adel, Klerus und Bauern. Adel und Klerus grenzten sich durch Kleidung und Insignien ab, die ihren jeweiligen Stand sichtbar zur Schau stellten. Hierzu gehörten Siegelringe beim Klerus oder kostbar verzierte Schwerter beim Adel. Die arbeitende Bevölkerung durfte hingegen nicht einmal Waffen tragen.

Der König hatte in dieser Zeit keinen festen Regierungssitz, sondern reiste mit seinem Hofstaat von einem Wohnsitz zum nächsten. Einer dieser Wohnsitze war die Königspfalz Ulm, die im Mittelpunkt des fünften und letzten Moduls steht. In diesem Raum befindet sich auch eine der wenigen multimedialen Installationen der Ausstellung. Hier kann der Besucher Videos ansehen. Das Highlight ist jedoch die originalgetreue Kopie einer Schwertscheide, die wohl aus dem 11. Jahrhundert stammt.  

Campus Galli

Die Ausstellung bietet zum Schluss noch „Archäologie zum Anfassen“. Die Klosterbaustelle „Campus Galli“ in Meßkirch ist hier mit einem  Einblick in mittelalterliches Handwerk vertreten. Mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts soll in Meßkirch ein Kloster auf Grundlage des weltberühmten St. Galler Klosterplans entstehen. Im Rahmen der Stuttgarter Ausstellung errichten verschiedene Handwerker nach und nach mit diesen einfachen technischen Mitteln eine kleine Hütte mit Schindeldach.

Zu dieser sehenswerten Ausstellung ist ein umfangreiches Begleitbuch erschienen, dass nicht nur die ausgestellten Funde und Orte ausführlich vorstellt. Es geht auch auf die Konzeption der medialen Präsentation ein und rundet das Erlebnis „THE hidden LÄND“ hervorragend ab.

Weitere Informationen: https://www.thehiddenlaend.de

Buchbesprechung: Markus Schauer, Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum. Caesar, Crassus, Pompeius (2023)

Das erste Triumvirat, der Dreierbund von Pompeius, Crassus und Caesar markierte den Höhepunkt politischer Umwälzungen, die die römische Republik aus den Angeln werfen und den Weg für die Kaiserzeit bereiten sollten. Aber wie konnte es dazu kommen? Welche Voraussetzungen ebneten ihnen den Weg zu beispiellosen Karrieren? Was trieb sie an? Und wie schafften sie es, den römischen Staat in ihre Hände zu bekommen? Diesen Fragen widmet sich Markus Schauer in seinem Buch, in dem er virtuos die Biografien der drei Protagonisten mit den historischen Rahmenbedingungen verbindet.

Zu Beginn nimmt Schauer uns mit in die Gedanken und Gefühle, die jeden der drei späteren Triumvirn am Vorabend umgetrieben haben könnten. Rivalität untereinander, aber auch verletzter Stolz, Eitelkeit und maßloser Ehrgeiz, die letztendlich dazu führten, dass sie sich gegen den gemeinsamen Feind, den Senat, zusammenschlossen.

Doch, während die antiken Geschichtsschreiber die Bürgerkriege und den Untergang der römischen Republik im 1. Jahrhunderts v. Chr. diesen drei mächtigen Männern zuschrieben, zeigt Schauer, dass erst die schon Jahrzehnte zuvor begonnenen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen es ihnen ermöglichten, so viel Macht auf sich zu vereinen.

Nach einem theoretischen Teil zu antiker und moderner Geschichtsforschung schildert er ausführlich die Kämpfe zwischen Optimaten und Popularen, also zwischen Senat und Volksversammlung. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen standen so bekannte Namen wie Tiberius und Gaius Gracchus oder Marius und Sulla. Aber auch sie agierten nicht im Vakuum. Viele innere und äußere Faktoren machten diese Umwälzungen möglich und notwendig – Umwälzungen, die in blutigen Bürgerkriegen und unter Sulla mit einem unvorstellbaren Blutbad unter den Popularen führte.

Dies war die Zeit, in der Crassus, Pompeius und Caesar ihre Jugend erlebten und sich die ersten Sporen als Feldherrn verdienten. Aber bis 60 v. Chr. waren sie für die Optimaten im Senat zu mächtig geworden. Immer wieder legte man ihnen Steine in den Weg. Demütigungen und Rückschläge für ihre Ambitionen waren die Folge. Caesar gelang es, die Rivalen Crassus und Pompeius zu überzeugen, über ihren Schatten zu springen und sich ihm in einem geheimen und zunächst privaten Dreibündnis anzuschließen, um die ihnen

Das „dreiköpfige Ungeheuer“, wie dieses erste Triumvirat schon in der Antike genannt wurde, dominierte bald den Senat und setzte seine Wünsche oft gegen geltendes Recht und teilweise unter Anwendung von Gewalt durch. Das Ergebnis war eine ungeheure Machtfülle für die drei. Tatsächlich hatten die Triumvirn mehr oder weniger das ganze Imperium Romanum unter sich aufgeteilt.

Detailliert schildert Schauer die Aktivitäten der drei Männer aus verschiedenen Blickwinkeln. Manchmal ergeben sich daraus Wiederholungen, die es jedoch auch einfacher machen, den komplizierten Vorgängen zu folgen. Denn es ist ein ständiges Mit- und Gegeneinander, das diesen Dreibund prägt. Wie Schauer zeigt, ist es vor allem Caesar zu verdanken, dass das Triumvirat so lange Bestand hatte und Differenzen mit Blick auf das gemeinsame Ziel in den Hintergrund traten.

Auch die Hintergründe des Gallischen Kriegs Caesars werden beleuchtet. Geschickt sorgte er dafür, dem Senat einen Grund für diesen Krieg verkaufen zu können. Denn Ruhm brachte nur ein „gerechter Krieg“, also ein Krieg, um das römische Reich selbst oder Bündnispartner zu verteidigen. Und solche Kriege zu inszenieren, darin war Caesar ein Meister. Immer wieder zog er den Krieg in Gallien in die Länge, hob immer wieder neue Legionen aus und war schließlich Herr über 13 Legionen.

Der Tod Iulias, der Tochter Caesars, die mit Pompeius verheiratet war, markiert den Anfang vom Ende des Triumvirats. Als wenig später auch Crassus im Kampf starb, zeichnete sich ab, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Rivalität zwischen Caesar und Pompeius nun offen zutage treten würde.

Und so standen sich die beiden schließlich in einem blutigen Bürgerkrieg gegenüber, aus dem Caesar 45 v. Chr. als Sieger hervorging. Allerdings konnte er seine Alleinherrschaft über das Imperium Romanum bekanntermaßen nicht lange genießen, da nur ein Jahr später einer Verschwörung zum Opfer fiel.

Schauer lässt die damaligen Geschehnisse anhand antiker Quellen lebendig werden. Vor allem die Briefe Ciceros an seinen Freund Atticus geben einen tieferen Einblick hinter die Kulissen der Machtkämpfe zwischen den Triumvirn, aber auch zwischen Popularen und Optimaten. Immer wieder versuchte Cicero zwischen den beiden Kontrahenten zu vermitteln.

Das abschließende Resümee geht schließlich auch darauf, welche Fehler jedes einzelnen der Triumvirn dazu führten, dass keiner der drei sich auf Dauer durchsetzen konnte. Auch macht Schauer die Unterschiede zwischen Caesars Politik und jener des Augustus deutlich, dem letztendlich das gelang, was Caesar verwehrt blieb: die Schaffung einer neuen Staatsform unter einem Alleinherrscher.

Schauers Buch über das Triumvirat von Caesar, Pompeius und Crassus bietet neben der dreifachen Biografie der drei Protagonisten auch einen gelungenen Einblick in die römische Gesellschaft am Ende der Republik. Er zeigt, wie die Aristokratie dachte, welche Werte sie vertrat und wie gerade das Beharren auf diesen Werten und ihren Privilegien in der Auseinandersetzung mit popularen Strömungen den Machtzuwachs einzelner erst möglich machte.


Markus Schauer, Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum. Caesar, Crassus, Pompeius (2023)

978-3-406-80645-2
Erschienen am 21. September 2023
429 S., mit 7 Abbildungen und 2 Karten

Buchbesprechung: Birgit Schönau, Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss (2023)

Der Tiber und Rom, das ist die Geschichte einer Symbiose zwischen der ewigen Stadt und ihrem Fluss. Birgit Schönau, langjährige Italienkorrespondentin der ZEIT, zeigt in ihrem aktuellen Buch, wie der Tiber das Leben in Rom bis heute bestimmt. Die Römer hatten dabei immer ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Fluss.

Zum einen diente er seit der Antike als Quelle für Wasser – sei es als Trinkwasser oder zum Waschen. Die Strömung trieb Mühlen an und auch mit Fischen versorgte er seine Anwohner. Dabei diente er gleichzeitig als Abwasserkanal, denn die berühmte Cloaca Maxima entließ den Unrat der Stadt in den Tiber. Und auch die schmutzigen Werkstätten von Färbern, Gerbern oder Metzgern lagen direkt am Fluss.

Zum anderen trat er regelmäßig über die Ufer und hinterließ oft eine Spur der Verwüstung. Denn er ließ sich jahrhundertelang nicht wirklich bändigen, weder als heidnischer Flussgott noch als „Jordan der Päpste“. Er forderte immer wieder Todesopfer und auch die vielen Pilger bekamen oft die Macht des Flusses zu spüren.

Doch nicht nur den Fluss selbst, auch den Alltag der Römer im Laufe der Jahrhunderte stellt Schönau ausführlich vor. Wir erfahren, wie Arm und Reich lebten, erhalten einen Einblick in Hygiene und den Umgang mit Müll und lernen das direkt am Fluss angelegte Ghetto der Juden kennen. Am Tiber befanden sich Gefängnisse und Armenhäuser, hier sperrte man Prostituierte ein. Und auch die Krankenhäuser lagen am Fluss. Gleichzeitig vergnügten sich die Anwohner in und am Tiber. Beim Schwimmen, Spazierengehen oder dem Besuch von Restaurants und Cafés.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man, den Fluss mit hohen Kaimauern zu regulieren, die den Römern die Sicht auf ihren Fluss genommen haben. Erst seit vor einigen Jahren ein Radweg am Ufer angelegt wurde, wird der Tiber wieder stärker frequentiert.

Das letzte Kapitel widmet sich der Rezeption des Flusses in Malerei und Literatur sowie in Filmen. Im Anhang veranschaulicht die Autorin die Geschichte des Tibers anhand einer Zeittafel und stellt alle Brücken über den Tiber vor. Karten und ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden dieses äußerst informative Buch ab.

Schönau, Birgit
Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss.
Beck-Verlag
978-3-406-80837-1
Erschienen am 21. September 2023
319 S., mit 28 Abbildungen

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Als Buch und als E-Book.

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Römisches Museum, Augsburg

Von 1966 bis Mitte 2012 war das Augsburger Römermuseum in der ehemaligen Dominikanerkirche untergebracht, die ein würdiges Ambiente für die archäologischen Funde aus Augsburg und seinem Umland bildeten. Dazu zählen Stücke aus der Steinzeit und der Bronzezeit ebenso wie römische Funde und Objekte aus dem frühen Mittelalter. Leider musste dieser Standort aufgrund statischer Probleme geschlossen werden und wird derzeit saniert.

Die meisten der Exponate lagern zurzeit im Depot. Seit 2015 allerdings wird ein Teil der Funde aus der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum in der Toskanischen Säulenhalle des Zeughauses präsentiert. So konnte diese für Augsburg so wichtige Epoche Bürgern und Touristen zumindest in einem kleineren Rahmen weiterhin sichtbar gemacht werden. Denn im Stadtbild selbst ist heute kaum noch etwas zu sehen. Für das Zeughaus wurden bekannte und unbekannte Stücke ausgewählt und in der Ausstellung „Römerlager. Das römische Augsburg in Kisten“ in sieben Themenbereichen zusammengestellt:

  • Der Namensgeber der Stadt
  • Das römische Militärlager
  • Das römische Straßennetz
  • Der Handel und das Geld
  • Das römische Essen
  • Die römische Religion
  • Der römische Totenkult

Zunächst wird der Besucher von einer Statue des römischen Kaisers Augustus begrüßt, der der Stadt seinen Namen gab. Am Anfang der römischen Besiedlung Augsburgs stand jedoch ein Militärlager im Stadtteil Oberhausen, das wohl um die Zeitenwende eines der Versorgungsdepots für den Alpenfeldzug war. Das Museum zeigt Waffen und Rüstungsteile aus diesem Lager.

Die Römer erschlossen alle Gebiete, die sie eroberten, durch Straßen, um schnelle Truppenverlegungen zu ermöglichen. Gleichzeitig begünstigte das römische Straßennetz auch den Handel. Ein Highlight des ursprünglichen Museums ist ein vollständiges Faksimile der Tabula Peutingeriana, einer mittelalterlichen Kopie einer Straßenkarte des römischen Reichs. Hier im Zeughaus kann man anstelle des Originals einen Druck sehen, unter dem einige aufklappbare Fächer weitere Details enthüllen.

Unter den Objekten, die Augsburgs Bedeutung als Handelsplatz zeigen, findet man im Zeughaus einen Goldmünzenschatz, das Steinrelief mit der Darstellung Merkurs, des Gottes der Händler und Diebe, sowie die Reste einer Schiffsanlegestelle. Zur Datierung von Holzresten wie bei dieser Anlegestelle dient die Dendrochronologie. Das Vorgehen bei dieser Datierungsmethode, bei der das Alter der Holzstücke anhand ihrer Jahresringe bestimmt wird, wird hier an Beispielen näher erläutert.

Einen weiteren Einblick in die archäologische Forschung bietet das Projekt „Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“, in dessen Verlauf auch das absolute Highlight des römischen Museums in Augsburg untersucht wurde: ein bronzener, ursprünglich mit Blattgold überzogener Pferdekopf, der im 18. Jahrhundert in der Wertach gefunden wurde. Zunächst nahm man an, dass der Kopf zu einer Reiterstatue gehörte. Nach den neuen Materialanalysen und Vergleichen mit der vergoldeten Figur eines Genius des römischen Volkes, der einst einen Wagenkasten schmückte, geht man nun davon aus, dass der Pferdekopf zu einer Quadriga (einem Viergespann) gehörte, die ein Bogenmonument beim Forum krönte.

Ein weiterer Themenbereich widmet sich der Götterwelt der Römer. Die Römer verehrten unzählige Gottheiten, von denen sie auch einige aus anderen Kulturen übernahmen. Hier im römischen Museum Augsburgs wird diese Vielfalt beispielsweise durch Statuen, Weihesteine und Altäre für Mithras, Isis oder Jupiter, dem höchsten der römischen Götter, veranschaulicht.

Den Alltag der Römer zeigen zum einen das lebensgroße Modell eines römischen Speisezimmers (Triclinium) und zahlreiche Funde von Geschirr und Besteck. Zum anderen gibt uns das Museum mit Grabsteinen, Urnen und Grabbeigaben einen Einblick in den römischen Totenkult.

An der Rückwand des Ausstellungsraums stehen aufgestapelte Depotkisten für die zahlreichen Fundstücke, für die im Übergangsquartier des römischen Museums von Augsburg kein Platz ist. Hoffen wir, dass Augsburg in naher Zukunft in einem neueröffneten Museum wieder die ganze Bandbreite archäologischer Hinterlassenschaften aus der Geschichte der Stadt genießen kann.

Weitere Informationen:
https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemisches-museum

Haus Bürgel (Teil 3)

Anschließend verlässt man das Hauptgebäude von Haus Bürgel und wandert außen an der Ostmauer entlang. Im Pflaster sind Lage und Form der zwei Zwischentürme, des Osttors und des südöstlichen Eckturms sichtbar. Vom Osttor führt ein schmaler Pfad zum Ort der Getreidedarre, deren Grundriss in der Wiese markiert ist. Auch die Gräber sollen mit Steinplatten auf der Wiese angedeutet sein. Aufgrund von verschiedenen Hochwassern ist hier allerdings nicht mehr viel zu sehen.

Vor der Südmauer wurde durch die biologische Station ein historischer Nutzgarten mit Gemüse und Kräutern angelegt, der die Essgewohnheiten von Germanen und Römern bis heute zeigt. Auch auf dieser Seite sind Lage und Form der Kastelltürme sichtbar gemacht. Statt eines Tores gab es hier, wie bereits erwähnt, nur eine kleine Tür.

Vor dem zweiten Zwischenturm führt eine neuzeitliche Tür in den Hof, wo rechts die Nachbildung eines römischen Backofens steht. Dieser Backofen wird bei Veranstaltungen genutzt, aber auch im römischen Kastell stand vermutlich ein Backofen. Im Fußboden wurde hier und im Bereich zwischen dem Ofen und dem Wirtschaftsgebäude an der Ostmauer der Grundriss des vermuteten Hauses des Kommandanten mit dem Bad angedeutet.

Der Außenpfad führt weiter bis zur Südwest-Ecke von Haus Bürgel, wo zwei weitere Raume des Museums untergebracht sind. In Raum 7 sieht man rechts Reste der Kastellmauer, genauer gesagt den Kern der Mauer. Denn außen war sie, wie schon erwähnt, mit regelmäßigen Quadern und Ziegelbändern verkleidet. Eine solche Verkleidung ist hier ebenfalls nachgebildet. Näheres zur Bautechnik erfährt man auf den Infotafeln.

Der letzte Ausstellungsraum widmet sich zum einen noch einmal dem Alltagsleben der Soldaten und ihrer Familien, zum anderen der römischen Schifffahrt. So gibt es hier unter anderem Nachbildungen einer Prahm (ein flacher Lastkahn), einer Kochstelle und eines Scorpio, einer römischen Artillerie-Waffe.

Um zum Ausgang des Museums zu gelangen, geht man wieder den Außenpfad entlang und durch das Hauptgebäude.

Die vielen Infotafeln im Museum und am Außenpfad geben zusammen mit den gezeigten Funden einen guten Einblick in das Leben im römischen Kastell von Haus Bürgel. Wenn man in die Gegend von Düsseldorf kommt, lohnt sich in jedem Fall ein Besuch in diesem kleinen Museum.

Weitere Informationen:

Website von Haus Bürgel

Literaturhinweise:

  • Michael Gechter, Michael Hohmeier, K Peter Wiemer: Haus Bürgel in Monheim am Rhein. Rheinische Kunststätten 517, Neuss 2010.
  • Jost Auler: „Capite arma equites!“ Dormagen in der Römerzeit. Dormagen 2021 .
  • Peter Bürschel, Michael Gechter: Ausgrabungen in Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 1993. Bonn 1994, S. 94–96.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Archäologie in Deutschland. 1998, Heft 2, S. 6 ff.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Oxford 1998, S. 41 ff. (BAR Int. Ser. 704).
  • Michael Gechter: Neufunde aus Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 2003. Stuttgart 2004, S. 81–83.

Haus Bürgel (Teil 2)

Irgendwann, vielleicht im 11. Jahrhundert, wurde die Befestigung des Kastells bei Haus Bürgel erneuert. Der Turm in der Nordostecke wurde dabei durch einen Eckturm ersetzt, an den sich das Hauptgebäude dieser Burg lehnte. Vermutlich wurde die römische Mauer in der südwestlichen Ecke etwa in dieser Zeit von einem Hochwasser weggespült. Bei einem anderen Hochwasser 1373/1374 verlegte der Rhein sein Bett und so liegt Haus Bürgel nun rechtsrheinisch. Im Laufe der Zeit wurde der Gebäudekomplex immer wieder umgestaltet und diente schließlich in den letzten Jahrhunderten als Gutshof.

Die Funde in und um dieses Kastells zeigen auch, dass es hier schon ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. eine Art Siedlung oder ein Kleinkastell gab. Man fand Gräber, Gruben und zahlreiche Streufunde.

Der Hauptteil des 2003 eröffneten Museums ist im heutigen Hauptgebäudes des Hofes untergebracht. Der Weg dorthin führt zunächst vom Foyer in den Hof, von wo aus man einige der originalen Reste der römischen Mauern erkennen kann sowie den Standort der Maternus-Kirche, deren Grundriss im Pflaster sichtbar gemacht wurde. Eine schmale Treppe führt zum Museumseingang, sodass das Museum leider nicht barrierefrei ist.

Der erste Raum gibt einen Überblick über die Geschichte von Haus Bürgel von den Anfängen vor etwa 2000 Jahren über die mittelalterliche Burg und den Gutshof des 18. Und 19. Jahrhunderts bis heute.

Der nächste Raum widmet sich den Gräbern, die im Hof und außerhalb des Gebäudekomplexes gefunden wurden. Die Grabbeigaben belegen, dass es schon im 1. Jh. n. Chr. am Ort des späteren Kastells eine Siedlung gab. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus die verschiedenen Formen, die es für Körper- oder Brandbestattungen gab, und geht auf Begräbnissitten und Totenkult ein.

Wer hier stationiert war, erfahren wir einen Stock höher in Raum 4. Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Waffen und Münzen zeigen, dass wir es mit germanischen Söldnern zu tun haben. Ihr Alltag wird im nächsten Raum veranschaulicht, wo verschiedene Funde beispielsweise Aufschluss über ihre Essgewohnheiten geben. Auch weisen Haarnadeln oder Steckkämme auf die Anwesenheit von Frauen.

In Raum 3 geht es um römische Militärlager im Allgemeinen und um das Kastell Haus Bürgel im Speziellen. Wie sah der Grundriss aus? Welche Gebäude gab es? Welche Bautechnik verwendete man für Mauern, Tore und Türme?

Der Rundgang führt als nächstes ins Erdgeschoss des Turms der nordöstlichen Ecke. Hier in Raum 6 werden die Arbeitsmethoden von Archäologen erklärt. Fotos und Zeichnungen geben Einblick in die Grabungen an Haus Bürgel. In diesem Raum hat sich außerdem das Fundament des römischen runden Eckturms erhalten.

(Fortsetzung folgt …)

Haus Bürgel (Teil 1)

Südlich von Düsseldorf, in der rechtsrheinischen Urdenbacher Kämpe gelegen, befindet sich Haus Bürgel, ein ehemaliger Gutshof, der sich auf den Mauern eines spätantiken römischen Kleinkastells erhebt. Der derzeitige Besitzer, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung, betreibt hier zum einen eine biologische Station, die sich für den Schutz der Urdenbacher Kämpe mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt einsetzt; zum anderen befindet sich hier die Kaltblutzucht der Familie Reuter, die unter anderem Planwagenfahrten in die Kämpe anbietet.

Vor allem aber ist in Haus Bürgel ein „Römisches Museum“ untergebracht, in dem sich der Besucher über die ursprünglichen Bewohner informieren kann. Anhand eines Modells kann man sich gleich im Foyer einen ersten Überblick über das im 4. Jahrhundert n. Chr. noch linksrheinisch errichtete Kastell verschaffen.

Die Innenfläche des Kastells war 64 x 64 m groß und hatte insgesamt vier Ecktürme mit ca. 7,8 m Durchmesser und an jeder Seite zwei weitere kleinere Türme mit nur ca. 5,6 m Durchmesser. An der Ostseite und an der Westseite erlaubten große Tortürme mit einer ca. 3,6 m breiten Durchfahrt, auch mit Wagen ins Kastell zu fahren; an den anderen Seiten gab es dagegen nur Türen für Fußgänger. Zumindest hat sich eine solche Schlupfpforte, mit immerhin auch 1,5 m Breite, in der Südseite der Umfassungsmauer erhalten. Der Kern der Umfassungsmauer bestand aus opus caementitium, dem römischen Gussbeton, außen war die Mauer jedoch mit Tuffquadern und Ziegelbändern verkleidet.

Von der Innenbebauung fand man nur wenige Reste. Neben der Tür an der Südseite gab es ein Badegebäude, das vermutlich zum Haus des Kommandanten gehörte. Allerdings wurde auch dieses Bad später zu weiteren Wohnräumen umgebaut. Die Unterkünfte der Soldaten lehnten sich an die westliche und die östliche Mauer an und waren in Fachwerktechnik erbaut. Vor dem Osttor fand man außerdem eine Darre zum Trocknen von Getreide, Früchten oder Pilzen.

Als die letzten Soldaten, germanische Söldner, das Kastell Ende des 5. Jahrhunderts aufgaben, wurden die Tore zerstört, um zu verhindern, dass es weiter als militärische Anlage genutzt werden konnte. Zudem wurde zurückgelassenes Altmetall eingeschmolzen und wiederverwendet. Erst einige Jahrhunderte später – im 9. Jahrhundert – nutzte man den Innenraum des Kastells wieder. Man errichtete die Maternus-Kirche, eine kleine Saalkirche, die später auch als Pfarrkirche von Zons – heute auf der anderen Rheinseite gelegen – diente, und nutzte das Gelände um die Kirche als Friedhof.

(Fortsetzung folgt …)

Die „Römermauer“ am Augsburger Dom

Im Stadtbild des modernen Augsburg sieht man leider nur sehr wenige Reste seiner großen Vergangenheit als Augusta Vindelicum (oder Augusta Vindelicorum), der Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Einer dieser seltenen Plätze ist die sogenannte Römermauer beim Augsburger Dom.

Die „Römermauer“ selbst entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich wurden hier römische Inschriftensteine präsentiert, die bei Grabungen im dahinterliegenden Fronhof gefunden wurden. Leider bot die Mauer mit ihrem Dach nicht genügend Schutz vor Witterung und Umweltverschmutzung. Und auch Vandalismus setzte den Originalsteinen zu. Daher beschloss man 2000/2001 die Originale abzunehmen und die Römermauer mit Abgüssen umzugestalten.

Zu sehen sind nun zum einen Abgüsse von Ehreninschriften, zum anderen gibt es Architekturelemente wie Kapitelle und Basen von Säulen, Gesimse, Architrave und sogar eine Bauinschrift. Leider wurden alle diese Stücke eher zufällig gefunden und lassen sich keinem Bau oder auch nur einem bestimmten Fundort zuweisen.

Einblicke in das religiöse Leben der Stadt bieten einige Weihesteine. Und verschiedene Grabdenkmäler (siehe Bild oben), darunter das fast 7 Meter hohe Grabmal des Marcus Aurelius Carus aus der Zeit um 180/200 n. Chr., veranschaulichen das Wirtschaftsleben in der rätischen Hauptstadt.

Das ebenfalls auf dem Domvorplatz gelegene sogenannte archäologische Fenster zeigt die Fundamente der Johanneskirche, die Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt wurde. Des Weiteren werden einige Strukturen darunterliegender römischer Gebäude im Pflaster sichtbar gemacht. Was fehlt, ist jedoch eine genauere Erklärung, denn die Infotafeln wurden inzwischen entfernt.

MITHRAS. Annäherungen an einen römischen Kult

25.11.2022 – 10.4.2023, Archäologisches Museum Frankfurt

Die im Frankfurter Stadtteil Heddernheim, dem römischen Nida, gefundenen Zeugnisse des Mithras-Kults bilden schon seit langem einen Schwerpunkt der Dauerausstellung im Archäologische Museum Frankfurt. Nun aber widmet sich eine Sonderausstellung diesem weitverbreiteten Kult, über den wir aber kaum schriftliche Überlieferungen haben.

Die Ausstellung entstand aus der Kooperation der Museen Königliches Museum von Mariemont (Belgien), Museum von Saint-Raymond in Toulouse (Frankreich) und Archäologisches Museum Frankfurt (Deutschland), die sich von 2020 bis 2023 in einem gemeinsamen Projekt dem Mithras-Kult widmeten. Der Name des Projektes, MITHRA, nimmt zum einen den Namen des Gottes auf, steht zum anderen aber als Abkürzung für Mobility And Intercultural Dialogue For The Transmission Of Heritage From Roman Antiquity (Mobilität und interkultureller Dialog für die Vermittlung des Erbes der römischen Antike).

Ab dem 1. Jahrhundert verbreiteten sich einige sogenannte Mysterienkulte im Imperium Romanum. Dabei handelt es sich um Religionen, deren religiöse Lehren und Riten nicht an Außenstehende weitergegeben wurden. Ihre Mitglieder, Mysten genannt, mussten sich in der Regel erst besonderen Riten unterziehen, bevor sie vollwertige Mitglieder wurden. Der Mithras-Kult war offenbar einer der beliebtesten Mysterienkulte. Viele der mehr als 150 bisher gefundenen Kulträume, der sogenannten Mithräen, fand man in den Grenzregionen des Römischen Reiches.

Kern der Frankfurter Ausstellung sind natürlich die Funde aus dem Stadtgebiet selbst sowie weitere Funde aus der Grenzregion des Imperium Romanum entlang von Donau und Rhein. Aber auch Stücke aus den anderen am Projekt beteiligten Museen sowie ausgewählte Funde aus weiteren Regionen, darunter Italien (z. B. Ostia und Vulci) illustrieren, was wir heute über den Mithras-Kult wissen: über die Entstehung, die dem Kult zugrundeliegende Legende, die Einweihegrade, den Ablauf des Kults, die Ausstattung der Mithräen usw.

Anhand von Originalfunden, Kopien und zahlreichen informativen Wandtexten zeigt die Ausstellung Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Auch mögliche Gründe, warum der Kult nicht überlebte, werden thematisiert. Bis etwa 400 n. Chr. werden offenbar die letzten Mithräum geschlossen. Das Christentum hatte inzwischen alle anderen Religionen im Imperium Romanum verdrängt und seine Anhänger sorgten oft dafür, alle Spuren dieser Religionen zu vernichten.

Weitere Themen der Ausstellung sind die Erforschung des Kults und seine Rezeption bis heute. Alles in allem ist die Ausstellung in Frankfurt eine gelungene Übersicht über den aktuellen Forschungsstand, zu dem das Projekt MITHRA einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Wer sich über die Ausstellung hinaus über den Mithras-Kult informieren will, dem steht ein umfangreicher Sammelband zur Verfügung, der allerdings leider nur in Englisch und Französisch erschienen ist.

Weitere Informationen zum Projekt unter https://mithra-project.eu/

Katalog:

L. Bricault – R. Veymiers – N. Amoroso Boelcke – L. Barthet (Hrsg.), The Mystery of Mithras. Exploring the heart of a Roman cult (Mariemont 2021)

Ausstellung „Neues Licht aus Pompeji“

Staatliche Antikensammlungen München, 08.11.2022 – 30.04.2023

Die aktuelle, inzwischen bis 30.4. verlängerte Ausstellung in der Antikensammlung in München präsentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das sich den in den verschütteten Städten am Vesuv gefundenen Beleuchtungsgeräten gewidmet hat. 180 Originalfunde aus Bronze zeigen die Vielfalt, mit denen man nicht nur die Nacht erhellte. Auch tagsüber waren Lampen in vielen Bereichen notwendig. Denn römische Häuser erhielten bis auf wenige Räume kein Tageslicht.

Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, zeigt die Ausstellung daher als Einstieg in das Thema, wie hell es in den einzelnen Bereichen eines römischen Hauses war. Ganz deutlich zeichnet sich ab, wie abhängig die Bewohner selbst luxuriöserer Villen von künstlichem Licht waren. Kein Wunder, dass die Römer ihre zwölf Tagesstunden an die Jahreszeiten anpassten. So waren die einzelnen Stunden während der Wintermonate wesentlich kürzer als in den Sommermonaten, wie eine entsprechende Zeitleiste veranschaulicht.

Die Beleuchtungsgeräte in der Münchner Ausstellung bestehen fast ausschließlich aus Bronze. Diese besteht aus einer Legierung aus Kupfer und Zinn sowie anderen Metallen wie Blei, wobei die genaue Zusammensetzung variieren kann. Die Ausstellung zeigt, wie sich verschiedene Legierungen unterscheiden – sowohl im Farbton als auch in der Art, wie sie sich anfühlen.

Die Ausstellung präsentiert eine erstaunliche Vielfalt an Formen für Öllampen, Kandelaber, Lampenständer sowie Lampen- und Fackelhalter in figürlicher Form – sei es als Statuetten, sei es als lebensgroße Figuren. Das flackernde künstliche Licht fand Verwendung bei Banketten und im Kult, erleuchtete dunkle Wege und Straßen und schuf eine sinnliche Atmosphäre bei erotischen Abenteuern.

Gleichzeitig lebt die Ausstellung vom Gegensatz zwischen der antiken Beleuchtung und den modernen Lichtskulpturen des Münchner Lichtdesigners Ingo Maurer.

Weitere Informationen:

https://www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de/jevents-alle-kategorien/Eventdetail/294/48,78/neues-licht-aus-pompeji

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-ausstellung-antikensammlung-pompeji-lampen-1.5713903

Ruth Bielfeldt u. a., Neues Licht aus Pompeji (2022)

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