Kategorie: Museum Seite 7 von 10

Römische Villa am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Teil 1)

Im Ahrtal gibt es eine Reihe von römischen Villen. Der Abstand zwischen den Villen betrug dabei maximal 1200 m, was dafür spricht, dass es bei diesen Gutshöfen nicht vor allem um Landwirtschaft ging und die Produktion wohl nur für den Eigenbedarf reichte.

Das 1980 beim Ausbau der B 267 entdeckte Hauptgebäude einer Villa bei Bad Neuenahr-Ahrweiler ist seit 1993 unter einem Glasbau für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum zeigt die verschiedenen Nutzungsperioden vom 1. bis 8. Jh. n. Chr. (Siehe Grundriss)

Literatur (siehe auch Wikipedia):

Die Ausstattung des Hauptgebäudes weist auf Besitzer der gehobenen Schicht. Dabei bleibt unklar, ob es sich um Römer handelte oder um romanisierte Kelten. Man geht davon aus, dass etwa 15-20 Personen mehrerer Generationen in dem Gebäude lebten. Unterkünfte der Dienerschaft hat man bisher nicht gefunden und man vermutet sie unter der modernen Bebauung. Auch der Begräbnisplatz des Gutshofs ist noch nicht bekannt.

Um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. errichtete man das erste Gebäude („Haus I“), das aber bereits kurz darauf wieder eingeebnet wurde, um „Haus II“ zu bauen. Größe und Grundriss von Haus I sind nicht bekannt. Man sieht man heute nur einzelne Teile des Gebäudes: den Keller unter Raum 13 von Haus II, den vom nördlichen Hof her zugänglichen Heizraum (Praefurnium), der später als Keller genutzt wurde, sowie 2 Räume des ursprünglichen Bades.

(Fortsetzung folgt …)

Das Neumagener Weinschiff (Neumagen-Dhron bei Trier)

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Eines der bekanntesten Stücke im Rheinischen LandesmuseumTrier ist das sogenannte Neumagener Weinschiff, das 1878 in Neumagen-Dhron gefunden wurde. Es gehört zum Aufsatz für das Grabmal eines römischen Weinhändlers und wird auf etwa 220 n. Chr. datiert.

Insgesamt wurden Reste von 4 Schiffen gefunden, die jeweils paarweise zusammen gehören. Auf dem komplett erhaltenen Schiff in der Dauerausstellung des Museums erkennt man 4 große Weinfässer sowie 8 Besatzungsmitglieder. Das Schiff hat 22 Ruder, einen Rammsporn und sowohl am Bug als auch am Heck läuft der Schiffskörper in Drachenköpfe aus. Zwischen den Schiffspaaren waren jeweils 14 Amphoren pyramidenförmig als Bekrönung des Grabmals aufgeschichtet.

Kopien des Neumagener Weinschiffs befinden sich an verschiedenen Orten – unter anderem auch in Neumagen selbst an der Peterskapelle. Siehe Fotos oben.

Seit 2007 gibt es sogar einen Nachbau des Schiffes, die „Stella Noviomagi“. Zwischen April und Oktober lädt das Schiff am Wochenende jeweils zu einer 1-2stündigen Fahrt auf der Mosel ein. Gruppen können das Schiff für 22 Ruderer auch chartern und dann sogar selber rudern.

Literatur

M. K. N. Weidner in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit. (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums, 36). Theiss, Stuttgart 2009, S. 110–111.

Trier – Die Thermen am Viehmarkt

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Neben den bekannteren römischen Denkmälern Triers wie der Porta Nigra oder den Kaiserthermen gibt es seit 1998 am Viehmarkt eine neue Attraktion: ein großer gläserner Schutzbau, unter dem sich u. a. die Reste römischer Bauten verbergen.

1987 hatte die Anlage einer Tiefgarage und einer Bankfiliale am Viehmarkt ein Fenster in die Vergangenheit Triers geöffnet. Dabei traten Bestattungen der Urnenfelderzeit (ca. 1000 v. Chr.), ein kompletter römischer Straßenblock (Insula) nebst angrenzenden Straßenzügen, eine Abfallgrube aus dem Mittelalter sowie die Kellerräume eines Kapuzinerklosters aus dem 17. und 18. n. Chr. zutage.

Literatur:

  • H. Cüppers, Thermenanlage am Viehmarkt. In: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz (Hamburg 2002) S. 625f.
  • S. Faust, Viehmarkt: Römische Thermen. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes, in: Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35 (Trier 2008) S. 74f.
  • K.-P. Goethert, Die Thermen am Viehmarkt. In: Römerbauten in Trier. Führungsheft 20 (Regensburg 2003) S. 107–123.
  • J. M. Nebe et al., Der Viehmarkt im Brennpunkt von Planung und Interessen (Trier 1989)

Die ältesten römischen Funde stammen aus dem frühen 1. Jh. n. Chr.: eine Straßenkreuzung sowie Fachwerkhäuser aus Lehm, die mit qualitätvollen Wandmalereien dekoriert waren. Ab Mitte des 1. Jh. n. Chr. wurden die Fachwerkhäuser durch Steinhäuser ersetzt. Und zur gleichen Zeit wurden auch die Straßen erneuert.

Im 2. Jh. n. Chr. wurde die Bebauung einer kompletten Insula durch einen Großbau ersetzt, dessen ursprünglicher Zweck immer noch nicht eindeutig bestimmt werden konnte. Im Norden war dem Gebäudekomplex eine Portikus vorgelagert, über die man in einen Hof gelang. An zwei Korridore links und rechts des Hofes schloss sich jeweils ein offener oder überdachter Raum an. Über die zwei Korridore betrat man auch den hinter dem Hof liegenden Raum, der wiederum von Höfen flankiert wurde. Dahinter gab zwei weitere Höfe und einen Durchgangsraum, der zu zwei der drei großen Räume im hinteren Teil des Gebäudes führte.

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Auch wenn die Räume in ihrer Anordnung an Thermen erinnern, weist in dieser ersten Bauphase nichts auf eine Nutzung als Badeanlage hin. Erst nach einem Umbau im 4. Jh. n. Chr. finden wir in mehreren Räumen Badebecken und Heizungsanlagen. Trotzdem waren die Räume offenbar nicht miteinander verbunden und es lässt sich keine klare Abfolge von Frigidarium zu Tepidarium und Caldarium feststellen. Auch entsprechen Größe und Form der Becken nicht den üblichen „Badewannen“ einer Therme. Wie genau diese Badeanlage genutzt wurde, muss daher im Dunkeln bleiben.

Als die Anlage im späten 4. Jh. aufgegeben wurde, diente sie wie viele antike Bauten als Steinbruch. Im 17. und 18. Jahrhundert entstand ein Kapuzinerkloster mit zugehörigem Garten über den Resten römischer Zeit. Der Garten wurde nach Aufgabe des Klosters als Viehmarkt genutzt.

Die beim Bau der Tiefgarage wiederentdeckten Reste aus römischer und späterer Zeit, sind heute unter dem Glasbau des Architekten Oswald Mathias Ungers zugänglich und die römischen Straßenzüge sind im Pflaster des Viehmarkts in rötlichen Steinen sichtbar gemacht.

05.09.2015 – 03.04.2016: REVOLUTION jungSTEINZEIT (Archäologische Landesausstellung NRW 2015)

Die Archäologische Landesausstellung NRW findet alle 5 Jahre statt und präsentiert die Highlights unter den archäologischen Funden der vorangegangenen fünf Jahre. Diesmal steht die Ausstellung unter dem Motto „REVOLUTION jungSTEINZEIT“ und widmet sich damit einer Epoche der Menschheitsgeschichte, die viele Weichen für unser heutiges Leben stellte.

Lange Zeit lebten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler. Vor etwa 12.000 Jahren jedoch wurden die Menschen im sogenannten fruchtbaren Halbmond im Bereich des heutigen Nordsyrien und der Türkei sesshaft. Aus Jägern und Sammlern wurden Ackerbauern und Viehzüchter, die in festen Siedlungen lebten. Diese ersten Bauern breiteten sich im Laufe Richtung Norden und Nordwesten aus bis sie vor etwa 7.300 Jahren in unseren Regionen ankamen. Der Ursprung dieser Einwanderer und ihr Weg lassen sich heute durch DNA-Analysen bestimmen.

Im Gepäck hatten sie nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch technische Errungenschaften. Neben der Erfindung des Rades seien der Bergbau, die Metallverarbeitung und das Töpferhandwerk genannt. Die in Nordrhein-Westfalen lebenden Jäger und Sammler übernahmen die Lebensform der eingewanderten Bauern. Sie lebten nun wie diese in Siedlungen mit Langhäusern (bis zu 60 m lang). Wildpflanzen wurden kultiviert und Tiere für die Viehzucht domestiziert.

Das Holz für die Häuser und die Brandrodung in der Landwirtschaft führten auch zu den ersten Umweltschäden wie ausgelaugte Böden, CO2-Ausstoß und Erosion. Die neue Nahrung mit viel Getreide führte zu Karies, Steinchen im gemahlenen Mehl zu weiteren Zahnschäden. Neue naturwissenschaftliche Methoden erlauben auch einen Einblick in Krankheiten oder die Lebenserwartung unserer Vorfahren.

Eindrucksvoll zeigt die Landesausstellung, wie die Ankunft der ersten Bauern in NRW in dieser sogenannten neolithischen Revolution das Leben der einheimischen Jäger und Sammler veränderte und den Grundstein für unsere heutige Zivilisation legte – mit vielen positiven Errungenschaften, aber eben auch mit den ersten negativen Eingriffen in die Umwelt.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den herausragenden Funden der letzten fünf Jahre – von der Frühgeschichte bis zu Karnevalsorden. Hier werden auch die Methoden vorgestellt, die Archäologen heute zur Verfügung stehen.

Zur Vertiefung beider Ausstellungsteile stehen dem interessierten Besucher zwei Kataloge zur Verfügung:

  • Kunow/T. Otten, Revolution Jungsteinzeit: Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 2015)
  • Kunow/T. Otten u. a., Archäologie in NRW 2010-2015: Funde – Forschungen – Methoden (Stuttgart 2015)

Die Ausstellung wird später auch m LWL-Museum für Archäologie in Herne und im Lippischen Landesmuseum Detmold zu sehen sein.

Weitere Infos: http://www.revolution-jungsteinzeit.de/index.php/infos-landesausstellung.html

APX – Archäologischer Park Xanten

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Der Archäologische Park, das Römermuseum und die Großen Thermen von Xanten gehören zu den Highlights römischer Stätten in Deutschland. Zwar wurde die Stadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) nach ihrem Zerfall als Steinbruch verwendet, aber sie wurde nie überbaut, da sich spätere Siedlungen um Stift und Dom St. Viktor im heutigen Ort Xanten bildeten. Daher bietet sich Archäologen die Gelegenheit, eine fast komplette römische Colonia eingehend zu untersuchen.

Das erste Militärlager im Raum Xanten, Vetera I, entstand zur Zeit von Augustus auf dem Fürstenberg. Nachdem dieses Lager während des Aufstands des westgermanischen Stammes der Bataver 69/70 n. Chr., die eigentlich als Bundesgenossen galten, zerstört wurde, errichtete man etwas versetzt ein neues Lager, Vetera II, das bis ca. 270 n. Chr. besetzt war. Nördlich des Lagers entstand eine zivile Siedlung, die unter Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) um ca. 100 n. Chr. das höchste römische Stadtrecht erhielt: den Titel einer Colonia. Die Verleihung dieses Titels bedeutete das römische Bürgerrecht für die Bewohner und war eine besondere Auszeichnung: Nur etwa 150 Städte im römischen Reich erhielten diesen Titel – im heutigen Deutschland z. B. auch Trier oder Köln.

Die Colonia Ulpia Traiana wurde ganz neu geplant und überdeckte bald die Vorgängersiedlung. Die Stadt erhielt ein regelmäßiges Straßennetz, eine Stadtmauer mit mehreren Toren, ein Kanalsystem für Frisch- und Abwasser, Tempel, Forum und ein Amphitheater. Die Stadt bot etwa 10.000 Menschen Platz und wurde zu einem Hauptort der römischen Provinz Germania Inferior (= Niedergermanien).

Die Blütezeit der CUT hielt bis zum Eindringen der Franken in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. Danach zogen sich Soldaten und Bürger der Stadt in das Zentrum der Stadt zurück, das sie stark befestigten. Im 4. Jh. n. Chr. wurde jedoch auch diese Siedlung zerstört.

Bis heute wurden nur ausgewählte Bereiche der Colonia Ulpia Traiana ausgegraben. Einige ergrabene Flächen wurden mit Hecken sichtbar gemacht, z. B. Hausgrundrisse; einige Gebäude wurden zumindest teilweise wieder rekonstruiert: z. B. das Amphitheater, das heute auch für Veranstaltungen genutzt wird, Teile der Stadtmauer mit ihren Toren und Wachttürmen, der sogenannte Hafentempel, eine Herberge, in der man heute auch römische Speisen genießen kann, inklusive dem zugehörigen Bad sowie seit Mai 2015 verschiedene Werkstätten (z. B. von Schmieden und Weberinnen). An einigen Stellen kann man in Brunnen oder Wasserleitungen sehen und auch Getreidemühlen und Baukräne wurden rekonstruiert.

Zu jeder römischen Stadt gehörten auch öffentliche Bäder. Die sogenannten Großen Thermen der CUT wurden 1999 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der riesige Schutzbau rekonstruiert das vermutliche Aussehen des Gebäudes. Die Eingangshalle der Thermen, die Basilika Thermarum, beherbergt seit 2008 das LVR-Römermuseum. Hier finden die Funde aus den langjährigen Ausgrabungen in der Colonia Ulpia Traiana einen würdigen Rahmen.

Auch wenn der Eintrittspreis nicht ganz billig ist und nur für einen Tag gilt, lohnt es sich, den Besuch im römischen Xanten auf zwei Tage zu verteilen. Es gibt sehr, sehr viel zu sehen und zu erlaufen und ein Tag ist meines Erachtens zu wenig, um alle Eindrücke zu verarbeiten.

Weitere Informationen:

Das Mailänder Diptychon

Bilder siehe:
https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:284921/bdef:Content/get
https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:284684/bdef:Content/get

Die beiden Elfenbein-Tafeln im Mailänder Domschatz dienten als Deckel für ein Evangeliar. Jede der Tafeln ist in neun Felder eingeteilt. Dabei geht das obere und das untere Feld jeweils über die ganze Breite der Tafel und das große Mittelfeld wird zu beiden Seiten von je drei kleinen Feldern eingerahmt.

Die erste Tafel zeigt oben die Geburt Christi mit Maria und Josef zu beiden Seiten der Krippe mit dem Jesuskind. Im Hintergrund sieht man den Esel und den Ochsen. Die Szene wird von zwei Kränzen mit Evangelisten-Symbolen eingerahmt: der Mensch links steht für Matthäus, der Stier rechts symbolisiert Lukas. Das untere Feld zeigt den Kindermord mit dem thronenden Herodes, klagenden Frauen und Soldaten. Auch diese Szene wird von zwei Kränzen gerahmt, in denen aber diesmal die Evangelisten selbst dargestellt werden.

Im großen Mittelfeld ist ein Lamm mit Nimbus in einem Früchtekranz dargestellt. Im Hintergrund sieht man zwei korinthische Säulen mit Architrav. Das Lamm symbolisiert den Opfertod Christi, der Früchtekranz steht für Fruchtbarkeit, Wohlstand und Frieden.

Die kleinen Felder links zeigen oben nach unten die Verkündigung Marias an der Quelle, die drei Magiere, die den Stern sehen, sowie die Taufe Christi. Rechts ist oben vermutlich Gebet und Verheißung Annas dargestellt, die auf die Verkündigung ihrer Tochter Marias vorausweist. Darunter sieht man Jesus unter den Schriftgelehrten im Tempel und ganz unten seinen Einzug in Jerusalem.

Auf der rechten Tafel ist im oberen Feld die Anbetung der drei Könige abgebildet, wiederum eingerahmt von zwei Kränzen mit Evangelisten-Symbolen. Diesmal sehen wir links den Löwen für Markus und rechts den Adler als Symbol für Johannes. Auf dem unteren Feld rahmen zwei Kränze mit Evangelisten die Hochzeit von Kanaan ein.

Im mittleren Feld steht ein Juwelenkreuz auf einem Berg, von dem vier Flüsse ausgehen. Auch hier sehen wir zwei korinthische Säulen mit Architrav im Hintergrund. Das juwelengeschmückte Kreuz ist ein Siegessymbol und meint vermutlich das Kreuz der Verklärung. Der Berg stellt den Paradiesberg mit den vier Paradiesflüssen dar. Diese Flüsse wiederum können die vier Himmelsrichtungen symbolisieren oder für die Evangelisten stehen. Als Symbol für die Himmelsrichtungen weisen die Flüsse oft auf die Verbreitung des Evangeliums und die Weltherrschaft Christi.

Die kleinen Felder links stellen von oben nach unten eine Blindenheilung, die Heilung des Lahmen, der nun sein Bett wegträgt, und die Auferweckung des Lazarus dar. Dieser ist wie immer in einer Ädikula dargestellt, was nicht dem biblischen Text entspricht. Im Feld rechts oben thront Jesus als Pantokrator (=Weltherrscher) auf einer Weltkugel. Er gibt zwei Märtyrern Kränze in die verhüllten Hände. Die Kränze symbolisieren den Sieg über das irdische Leben und weisen auf das Jenseits. Im mittleren Feld sehen wir das Abendmahl und das untere Feld zeigt das „Scherflein der Witwe“ (die Witwe, die nur zwei kleine Münzen opfert, weil sie arm ist). Auch hier sitzt Jesus als Pantokrator auf einer Weltkugel.

Beide Tafeln des Mailänder Diptychons zeigen mit Juwelenkreuz, Lamm und Jesus als Pantokrator eine imperiale Ikonographie, die erst im 5. Jh. n. Chr. einsetzt. Die Szenen aus dem Leben Marias wiederum setzen eine ausgereifte Mariologie voraus, die erst mit dem Konzil von Ephesus im Jahre 431 n. Chr. beginnt. Daneben finden wir Szenen aus den östlichen Apokryphen, deren Darstellung im Westen Ende des 5. Jh. n. Chr. aufhört. Da das Diptychon aufgrund des Stils vermutlich im Westen des römischen Reichs entstand, kann man davon ausgehen, dass es aus der Mitte des 5. Jh. n. Chr. stammt.

Reisetipp: Archäologiepark Römische Villa Borg, 66706 Perl-Borg

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Beim Rundgang durch den archäologischen Park Villa Borg kann der Besucher das Leben auf einem römischen Gutshof, einer villa rustica, nachempfinden. Die Rekonstruktionen wurden auf den antiken Fundamenten der villa rustica errichtet, die seit 1987 systematisch ausgegraben wird.

Die um 1900 entdeckte Villa gehört zu den größten Gutshöfen im Gebiet von Mosel und Saar und erhob sich über keltischen Vorgängerbauten. Ausgegraben wurde bisher das Herrenhaus mit dem dazugehörigen Bad, der Küche und dem Torgebäude, das diesen Herrschaftsbereich (pars urbana) von dem vorgelagerten Wirtschaftsbereich (pars rustica) trennt. Dieser Wirtschaftsbereich konnte aufgrund von oberirdisch sichtbaren Geländemerkmalen vermessen werden und die Grabungen im Bereich der Villa werden in den nächsten Jahren sicher genauere Erkenntnisse über die Funktion der einzelnen Gebäude erbringen.

Für die Rekonstruktion der pars urbana wurden neben den Grabungsergebnissen auch Vergleiche mit anderen römischen Villen hinzugezogen. Trotzdem bleibt eine solche Rekonstruktion natürlich immer eine Hypothese. Für den Besucher ist dies jedoch die beste Möglichkeit, einen Einblick in das Leben der Bewohner zu bekommen.

Der Eingang zum archäologischen Park mit Kasse und Buchladen befindet sich im Torgebäude. Der ursprüngliche Eingang lag weiter westlich. Das Herrenhaus und die angrenzenden Gebäude zeigen zum einen rekonstruierte Räume, wie den Empfangssaal und die Küche, oder das Bad einschließlich Latrine. Andere Räume wiederum dienen als Museum für die Funde aus den Grabungen oder als Veranstaltungssäle. Auch eine Taverne gibt es, in der man sich unter anderem mit typisch römischen Gerichten und Mulsum, einem Getränk aus Weißwein, Honig und Gewürzen, auch kulinarisch in die Zeit der Römer versetzen lassen kann.

Adresse:
Archäologiepark Römische Villa Borg
Im Meeswald 1
66706 Perl-Borg

Telefon: 06865 – 9117-0
Fax: 06865 – 9117-17
email: info@villa-borg.de

Weitere Infos: http://www.villa-borg.de/

Literatur: B. Birkenhagen, Die römische Villa Borg. Ein Begleiter durch die Anlage (Merzig 2012)

 

Reisetipp: Römische Villa Echternach, Luxemburg

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Bei Echternach, gleich hinter der deutsch-luxemburgischen Grenze, liegt eine der größten römischen Villae Rusticae im Nordwesten des römischen Reiches.

Das 118 x 62 m große Haupthaus besaß allein im Erdgeschoss 40 bzw. später 70 Räume und war reich ausgestattet mit Marmorwänden und Mosaikfußböden. Von den zur Villa gehörenden Wirtschaftsgebäuden konnten bisher etwa zehn nachgewiesen werden. Ausgegraben wurde allerdings nur das Haupthaus, dessen Grundriss für Besucher sichtbar gemacht wurde. Neben den Grundmauern sind auch Keller und Innenhöfe, ein Wasserbecken und die Fußbodenheizung zu sehen.

Infotafeln mit Plänen sowie ein Museum mit Modellen der Bauphasen veranschaulichen die Entwicklung der Villa von ihren Anfängen im 1. Jahrhundert bis zur Aufgabe des Hofes im 5. Jahrhundert. Nachbildungen verschiedener Räume geben außerdem einen Einblick in das Leben der Bewohner.

 

Adresse
47a, rue des Romains
L-6578 Echternach
Tel: +352 26 72 09 74

Eintrittspreise
Erwachsene: 1,50 €
Familien: 2,00 €
Gruppen ab 10 Personen: 1,00 € Pers.
Senioren: 1,00 €
LuxembourgCard: gratis
Schulklassen: gratis
Führungen: 60 €
Reservierungen
Tel.: (+352) 47 93 30-214
service.educatif@mnha.etat.lu

 

Weitere Informationen, auch über die Öffnungszeiten: http://www.mullerthal.lu/de/node/112?item=247

Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn

Das Akademische Kunstmuseum, die Antikensammlung der Universität Bonn, zeigt Gipsabgüsse von 300 ausgestellten Statuen und 200 Reliefs sowie 2000 originale antike Werke. Eine kurze Einführung in die Geschichte der Sammlung und die ausgestellten Stücke findet man auf der frisch überarbeiteten Website des Museums. Die Website informiert auch über aktuelle Ausstellungen und die Themen der Führungen, die Studenten des Archäologischen Instituts der Universität Bonn sonntags anbieten. Einige Seiten der Website wurden inzwischen auch ins Englische und Spanische übersetzt.
Adresse:

Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn
Öffnungszeiten:

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 15 – 17 Uhr
Sonntag 11 – 18 Uhr
An Feiertagen geschlossen. Antikensammlung der Universität Bonn

http://www.antikensammlung.uni-bonn.de/

Raschpëtzer Tunnel, Walferdange, Luxemburg

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Hinter einigen unscheinbaren Betontrommeln im Helmsinger Wald bei Walferdange in Luxemburg verbirgt sich ein herausragendes Beispiel römischer Ingenieurleistung: der Raschpëtzer Tunnel, eine unterirdische Wasserleitung im Qanatverfahren.

„Das Qanatverfahren, auch Lichtlochverfahren genannt, besteht darin, senkrechte Schächte in regelmässigen Abständen bis zum gleichen Niveau abzuteufen und diese dann in einer zweiten Etappe unterirdisch mit einem horizontalen Stollen zu verbinden. Die gesamte Trasse wird somit in eine Vielzahl von einzelnen Baulosen aufgeteilt. So wird einerseits das Risiko, respektiv die Auswirkungen von vermessungstechnischen Orientierungsfehlern beim unterirdischen Vortrieb gemindert, andererseits wird durch die Möglichkeit des gleichzeitigen Vortriebs an vielen Stellen die Gesamtbauzeit des Tunnels erheblich verkürzt.“ (P. Kayser/G. Waringo, L’aqueduc souterrain des Raschpëtzer, un monument antique de l’art de l’ingénieur au Luxembourg. Die unterirdische Wasserleitung der Raschpëtzer, ein Monument antiker Ingenieurbaukunst aus Luxemburg (St. Paul Lucemburg 2002) S. 2)

Der etwa 600 m lange Raschpëtzer Qanat sammelte das Schichtenwasser und leitete es zu einer oder mehreren Villen im Alzettetal. Ein Rundweg führt Besucher zu den verschiedenen gefundenen Schächten, die eine Tiefe von bis zu 35 Metern ereichen. Einige Schächte haben Fenster im Deckel und erlauben einen Blick in die Tiefe. An einer Stelle wurde der Übergang eines Schachts zum Leitungsstollen für Besucher zugänglich gemacht. Außerdem stehen immer wieder Informationstafeln am Weg.

Insgesamt gibt die Anlage gibt einen Einblick in die beeindruckenden Fähigkeiten römischer Ingenieure.

Weitere Infos (inkl. Fotos):
http://www.visitluxembourg.com/de/ansicht/misc/gallo-romische-statte-raschpetzer-walferdange
www.sitwalfer.lu/reimerpad.pdf
http://www.sitwalfer.lu/Raschpetzer.html (hier kann man auch die oben zitierte ausführliche Broschüre als PDF herunterladen)

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