Autor: Angela Zimmermann Seite 16 von 39

Römisches Weißenburg Teil 3 – die großen Thermen (Bauphase III)

Um ca. 180 n. Chr. wurden die Weißenburger Thermen größer und luxuriöser wiederaufgebaut. Die neue Anlage war 65 x 42,5 Meter groß. Der neugestaltete Eingangsbereich verzichtete auf eine Säulenhalle. Stattdessen betrat man die Anlage jetzt durch eine 320 m² Sporthalle. Dahinter lag ein großer Umkleidebereich, von dem ein abgetrennter Bereich an der Westwand auch beheizbar war. Gegenüber an der Ostwand lag jetzt ein Schwitzbad. Das runde Laconium aus Bauphase II wurde dagegen nicht mehr aufgebaut. Vom Umkleideraum führte die Raumfolge jetzt ringförmig über das Frigidarium über ein kleineres Laubad im Osten der Anlage ins Caldarium und dann über zwei hintereinanderliegende Tepidarien wieder in Kaltbad. Die neue Thermenanlage folgte also dem Ringtyp römischer Thermen.

In der Regierungszeit von Septimius Severus (193-211 n. Chr.) und Caracalla (211-217 n. Chr.) wurde das Bad noch einmal verschönert und das Laconium und der beheizbare Ankleideraum wurden vertauscht. Vor dem Schwitzbad wurde ein kleines Kaltbad zur Abkühlung eingebaut. Auch dieser Bau wurde allerdings Opfer der Flammen und im Zuge der Alamanneneinfälle nach 230 n. Chr. zerstört. Danach wurden nur noch einige Räume weiterverwendet.

Die Reste der großen Thermen sind heute als Museum zugänglich. Der Besucher sieht die Fundamente der verschiedenen Bauphasen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und die Zusammenhänge werden anhand von Infotafeln erklärt. Der Rundgang führt beispielsweise vorbei am Caldarium und der runden Sauna vorbei in die Basilika. An verschiedenen Stellen sieht man Reste von Fußbodenheizungen mit den dazugehörigen Heizräumen. Das kleine Kaltbad aus der letzten Bauphase wurde sogar komplett rekonstruiert.

Insgesamt gibt das Thermenmuseum nicht nur einen guten Überblick über die Weißenburger Thermen im Laufe der Jahrhunderte, sondern lässt auf den Infotafeln auch den Alltag in einer römischen Badeanlage lebendig werden. Die beweglichen Funde aus den Ausgrabungen sind dagegen im Römermuseum der Stadt aufbewahrt.

 

Literaturauswahl:

Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006

Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1)

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 2 – die großen Thermen (Bauphase I-II)

Die wohl beeindruckendste Entdeckung in der Zivilsiedlung des römischen Weißenburg sind die 1977 gefundenen großen Thermen, die unter einem Schutzbau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Bei den Ausgrabungen konnten drei Hauptbauphasen nachgewiesen werden: um 90 n. Chr., um 130 n. Chr. und 180 n. Chr. Das ursprüngliche Thermengebäude wurde also zur gleichen Zeit wie das erste Kastell errichtet. Der Eingang befand sich im Norden. Durch eine hölzerne Portikus (Säulenhalle) und einen Hof, der für sportliche Übungen genutzt werden konnte, kam man zur eigentlichen Therme. Die Räume folgten dem sogenannten Reihentypus. In einem Umkleideraum (Apodytherium) legte man seine Kleidung ab und ging dann normalerweise über das Kaltbad (Frigidarium) und das Laubad (Tepidarium) als erstes in das Warmbad (Caldarium). Von dort führte der Weg langsam wieder zurück, wobei man sich in den einzelnen Räumen dann länger aufhielt. Vom Kaltbad aus konnte man auch in ein Schwitzbad (Laconium) gehen.

Ein Umbau dieser ersten Thermenanlage überdachte den vorgelagerten Hof und die umgebenen Säulenhallen. Aus dem Hof wurde also eine Sporthalle, sodass man unabhängiger vom Wetter wurde. Außerdem gab es jetzt einen kleinen beheizbaren Umkleideraum.

Etwa um 130 n. Chr. wurde die Thermenanlage umgebaut und erweitert. Dabei wurde auch die vorgelagerte Sporthalle (Basilika) und die Portikus in Stein errichtet. Aus dem bisherigen Schwitzbad wurden ein Ankleideraum und das Frigidarium aus der ersten Phase wurde ein weiteres Tepidarium.  Das Frigidarium lag jetzt weiter nördlich, wo sich vorher der Eingangsbereich mit dem beheizbaren Ankleideraum befand. Wichtigste Neuerung und besonderes Kennzeichen der zweiten Bauphase war jedoch ein rundes Schwitzbad an der Westseite der Anlage, das der Besucher vom neuen Laubad aus erreichen konnte. Auch Raumfolge dieses Badegebäudes war als Reihentyp angelegt. Diese Thermenanlage fiel offenbar im Verlauf der Markomannen-Kriege einem Brand zum Opfer.

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 1 – das Militärlager

Um 90 n. Chr. legten die Römer in der Nähe des unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) nach Norden vorgeschobenen Limes im heutigen Weißenburg ein Militärlager. Dieses in Holz-Erde-Konstruktion errichtete Lager umfasste ca. 2,8 Hektar. Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ersetzte man es durch ein 3,1 Hektar großes Steinkastell. Hier war fast durchgängig die spanische Kavallerie-Truppe Ala I Hispanorum Auriana stationiert. Eine weitere Truppe, die Cohors IX Batavorum equitata milliaria exploratorum, war wohl in einem östlich davon gelegenen Kastell stationiert, das aber nur unter Trajan oder Hadrian besetzt war. Der antike Name Weißenburgs – Biriciana – ist durch die Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer spätantiken Straßenkarte, überliefert.

Das Kastell wurde auf einer Erhöhung errichtet, von der aus die Besatzung einen guten Überblick über die Umgebung hatte. Die Mauer des Steinkastells mit ca. 170 mal 179 Metern war fast quadratisch und hatte wie üblich abgerundete Ecken, die mit Türmen gesicherten waren. In der Mitte jeder Seite befand sich ein von Türmen flankiertes Tor. Bis auf die Nordseite hatten diese Tore zwei Durchfahrten. Je ein weiterer Turm sicherte die Mitte der Mauer zwischen Eckturm und Tor. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, die Angriffe erschwerten.

Im Inneren wurde die Mauer mit einem angeschütteten Wall verstärkt, an dem die umgebene Lagerstraße (via sagularis) entlangführte. Der Grundriss des Kastells folgte dem üblichen Schema römischer Militärlager: Das Haupttor, die Porta Praetoria, lag im Süden, die gegenüberliegende Porta Decumana lag in Richtung Limes. Nördlich des Kreuzungspunktes der Hauptstraßen lagen die Verwaltungsgebäude – das Stabsgebäude (Principia) mit kleinen Büros, die um einen Innenhof gruppiert sind, sowie dem Fahnenheiligtum. Östlich davon befand sich ein großer Getreidespeicher und das Praetorium, in dem der Kommandant wohnte. Außerdem fand man Reste eines Lazaretts, einiger Werkstätten und der Mannschaftsbaracken. Ein besonderer Fund waren Teile einer Panzerstatue. Diese war vermutlich im Fahnenheiligtum aufgestellt.

Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Kastell während der Einfälle der Alamannen zerstört. Auch die nahe des Lagers entstandene Zivilsiedlung mit den mehreren Thermen fiel dieser Zerstörung zum Opfer.

Literaturauswahl:

  • Eveline Grönke: Das römische Alenkastell Biricianae in Weißenburg in Bayern. Die Grabungen von 1890 bis 1990. (Limesforschungen, Bd. 25). Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2318-2
  • Eveline Grönke, Edgar Weinlich: Die Nordfront des römischen Kastells Biriciana-Weissenburg: Die Ausgrabungen 1986/1987. Prähistorischen Staatssammlung München, Laßleben, Kallmünz 1991. ISBN 3-7847-5125-3.
  • Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006, ISBN 3-934145-40-X
  • Hans-Jörg Kellner: Der römische Schatzfund von Weißenburg. 3. erweiterte Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1104-1
  • Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1), ISBN 3-8062-0323-7

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz, Rom in Germanien – Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2018)

Am 17. August 2018 eröffnete die Saalburg ihre neue Dauerausstellung, die die Ergebnisse der Ausgrabungen in Lahnau-Waldgirmes (Hessen) präsentiert. Zwischen 1993 und 2009 wurde dort, im freien Germanien, eine römische Siedung ausgegraben. Diese Siedlung bestand allerdings nur sehr kurz – wohl zwischen ca. 4 v. Chr. und etwa 10 n. Chr. Sie ist zum einen Symbol der römischen Eroberungspläne jenseits des Rheins, aber auch der Aufgabe dieser Pläne nach der verheerenden Niederlage des Varus 9 n. Chr.

Höhepunkt der Ausstellung ist ein vergoldeter Pferdekopf, der kurz vor Ende der Ausgrabungen in einem Brunnen gefunden wurde. Er gehörte zu einer Reiterstatue, die zusammen mit anderen Statuen auf dem Forum der Siedlung aufgestellt war.

Zu der Ausstellung ist im Nünnerich-Asmus Verlag eine Begleitbroschüre erschienen. Zunächst werden die Fundumstände des Pferdekopfes vorgestellt und die Herstellung von Bronzestatuen mit Hilfe des Wachausschmelzverfahrens erklärt. Anschließend wird der Pferdekopf ausführlich beschrieben und auch die übrigen Bronzefunde vorgestellt, die in Waldgirmes gefunden wurden.

Das zweite Kapitel widmet sich der Struktur der Siedlung und stellt nach allgemeinen Informationen zu den Ausgrabungen ihre Infrastruktur und die verschiedenen Stadtviertel und Gebäudetypen vor, die uns Einblicke in den Alltag der Siedlung mit ihren Wohnhäusern, Handwerkern und Speichergebäuden geben. Offenbar waren auch Soldaten hier stationiert, wie der typische Grundriss einer Mannschaftsbaracke vermuten lässt. Auch folgt der Plan der Siedlung dem Grundriss eines römischen Kastells.

Im folgenden Kapitel werden mit Fotos ausgewählter Funde die weiteren Themen der Ausstellung vorgestellt. Dazu gehören Münzen, Geschirr und Amphoren, Werkzeuge usw. Beim Geschirr kann man die ganze Bandbreite von der feinen Terra Sigillata bis zu römischem und einheimischem Alltagsgeschirr bewundern. Gemmen und Fibeln sind Beispiele für den Schmuck der Bewohner.

Eine Zeittafel und ein Literaturverzeichnis runden die informative Broschüre ab.

Rom in Germanien
Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg
Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz

€ 5,95 (D) / € 6,20 (A)
48 Seiten, 49 Abbildungen
24 x 14 cm, Broschur
ISBN: 978-3-961760-55-8

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Göttliche Ungerechtigkeit? Strafen und Glaubensprüfungen als Themen antiker und frühchristlicher Kunst

(Ausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn 06.05.-28.10.2018) 

Dieses Jahr feiert das Akademische Kunstmuseum, die Antikensammlung der Universität Bonn, – zusammen mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn – sein 200. Jubiläum. Aus diesem Anlass haben die Institute für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie eine gemeinsame Ausstellung über göttliche Strafen und Glaubensproben in antiken Mythen und dem Alten Testament konzipiert.

Die einzelnen Abschnitte der Ausstellung zeigen:

  • Die Tötung der Niobiden
  • Die Preisgabe der Andromeda
  • Laokoon und seine Söhne
  • Eva, Adam und die Erbsünde
  • Abraham und Isaak
  • Jiftach und seine Tochter
  • Die Prüfung des Hiob
  • Iphigenie in Aulis
  • Die Sintflut
  • Kain, der bestrafte Gefährder
  • Der Ungehorsam des Jonas
  • Marsyas gegen Apoll

Als Einstieg in die Themen werden jeweils die schriftlichen Überlieferungen vorgestellt. Danach zeigen zahlreiche Fotos, aber auch Abgüsse und Originale aus dem Akademischen Kunstmuseum und anderen Museen, wie die Geschichten in der Bildkunst verschiedener Regionen und Epochen umgesetzt wurden. „Zu Wort“ kommen unter anderem Skulpturen und Reliefs, Wandmalerei, Buchmalerei, Sarkophage und Urnen. Dabei können je nach Kontext unterschiedliche Details der Erzählungen betont werden. In anderen Fällen wurde die gesamte Geschichte auch in einem Symbolbild zusammengefast. Bekanntestes Beispiel hierfür sind wahrscheinlich Adam und Eva zu beiden Seiten des Baums der Erkenntnis stehend, um den sich die Schlange windet.

All diese Geschichten zeigen in oft sehr drastischer Weise, wie Götter diejenigen strafen, die Ihnen gegenüber Hochmut zeigen oder an Ihnen zweifeln. Wenn dabei alle Kinder der Niobe den Tod finden, weil ihre Mutter sich gegenüber Leto mit ihrem Kinderreichtum rühmt, wenn Marsyas gehäutet wird, weil er Apollo herausgefordert hat oder wenn Hiob alles verliert, weil er an Gott zweifelt, dann kommen uns diese Strafen heute äußerst grausam und übertrieben vor. In der Antike jedoch ging man davon aus, dass die Götter es nicht dulden konnten, dass menschliche Anmaßung oder Zweifel ihre Überlegenheit in Frage stellten und damit die Weltordnung in Gefahr brachten.

 

Weitere Informationen:

 

 

 

Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter. Das Bundesheiligtum von Orvieto (Ausstellung 16.03.2018 – 02.09.2018 im Musée national d’histoire Luxemburg) Teil 2

Eine breite Straße, die Via Sacra, verband den Bereich um Tempel A mit den weiteren Tempeln B und C, die in etruskischer Zeit in Betrieb waren und bei den Ausgrabungen ebenfalls viele Weihegaben hervorbrachten. Beide Tempel wurden im 6. Jh. v. Chr. errichtet, wobei Tempel C mit seiner umgebenden Säulenhalle griechischen Tempeln nachempfunden war. Dieser Tempel wurde Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zerstört und offenbar mit einer speziellen Zeremonie entheiligt.

Tempel B am Ende der Via Sacra fiel der römischen Eroberung 264 v. Chr. zum Opfer und man fand Reste einer Töpferwerkstatt, die kurz darauf im Bereich des Tempels eingerichtet wurde. Tempel A und der dazugehörige Bezirk wurden dagegen unter Kaiser Augustus noch einmal erneuert und dieser Bereich war offenbar noch bis ins 4. Jh. n. Chr. in Betrieb.

Hinter dem Heiligtum entstand Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. ein großes Wohngebäude, das bis in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und mehrfach um- und ausgebaut wurde. So errichtete man Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. oberhalb der Via Sacra ein Badegebäude und fügte ein weiteres in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hinzu. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. wurde die Innenausstattung des Wohngebäudes mit Marmorfußböden und neuem Wandputz aufgewertet.

Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Gebäude bei einem Erdbeben stark zerstört. Im 5. Jh. n. Chr. nutzte nur einige der Räume weiter. Dabei diente das ältere Badegebäude jetzt als Wohnbereich mit Küche und Räumen für Vorräte. Beim jüngeren Bad weisen die Funde auf eine Glaswerkstatt. Später errichtete man im großen Vorhof der Wohnanlage eine Kirche, in deren Umfeld ein Friedhof entstand. Die Reise durch die Jahrhunderte der Nutzung des gefundenen Heiligtums endet schließlich mit der Kirche von San Pietro in Vetere aus dem 13. Jh. n. Chr.

Die Ausstellung „Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter – Das Bundesheiligtum von Orvieto“, die noch bis zum 2. September 2018 besichtigt werden kann, lohnt einen Besuch. Die großzügig gestalteten Räume der Ausstellung bieten eine Fülle an Funden und die von zum Teil großformatigen Fotos illustrierten Informationen der Wandtexte bieten einen ausführlichen Überblick über die Funde vom Campo della Fiera bei Orvieto.

Links zu den Ausgrabungen:
http://www.keytoumbria.com/Orvieto/Campo_della_Fiera.html
http://www.campodellafiera.it

Der himmlische Ort. Die Etrusker und ihre Götter. Das Bundesheiligtum von Orvieto (Ausstellung 16.03.2018 – 02.09.2018 im Musée national d’histoire Luxemburg) Teil 1

Seit dem Jahr 2000 graben Archäologen auf dem sogenannten Campo della Fiera am Fuße der Stadt Orvieto in Umbrien. Unter anderem traten dort mehrere Tempel und eine Prozessionsstraße zutage. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen werden nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – im Musée national d’histoire in Luxemburg.

Die Funde auf dem Campo della Fiera gehören offenbar zum Bundesheiligtum des etruskischen Zwölfstädtebundes, zu dem sich 12 der Stadtstaaten der Etrusker zusammengeschossen hatten. Livius und andere antike Autoren lokalisierten dieses Fanum Voltumnae bei Volsinii (etruskisch Velzna), das viele Forscher mit Orvieto identifizieren. Hier trafen sich die Bündnispartner einmal im Jahr, um über gesamtetruskische Angelegenheiten zu beraten und religiöse Zeremonien abzuhalten. Wo sich das Heiligtum befand, konnte jedoch bisher nicht eindeutig geklärt werden. Befunde und Funde im Campo della Fiera überzeugten jedoch Simonetta Stopponi, die Leiterin der Ausgrabungen, davon, dass man hier endlich das Fanum Voltumnae entdeckt hat.

Nach einer kurzen Einführung in die Kultur der Etrusker führt uns die Ausstellung nach Orvieto und erklärt, warum die Ausgräber zu dem Schluss kamen, dass das Fanum Voltumnae auf dem Campo della Fiera liegt. Die folgenden Räume stellen anhand von Plänen, Fotos, Rekonstruktionen und Funden ausführlich die gefundenen Strukturen vor.

Der Kern des Heiligtums bildet Tempel A und der ihn umgebende heilige Bezirk. Dieser Tempel, der größte des Heiligtums, ersetzte im 4. Jh. v. Chr. einen älteren, kleineren Tempelbau aus dem 6. Jh. v. Chr., und wurde mehrfach erneuert, zuletzt in augusteischer Zeit. Tempel A hatte einen quadratischen Grundriss mit Vorhalle und einer durchgehenden Cella und erhob sich auf einem Podium mit Zugangstreppe. Im Bereich dieses Tempels fand man zahlreiche Weihegaben, z. B. etruskische und griechische Keramik, Ringe und Fibeln. Statuensockel mit deutlichen Zeichen, dass die Statuen gewaltsam hinuntergerissen wurden, könnten Hinweise auf die in antiken Quellen überlieferte Plünderung des Heiligtums durch die Römer sein.

(Fortsetzung folgt …)

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 3)

Die Funde aus dem Ruffenhofener Lager befinden sich im Limeseum, einem 2012 eingeweihten Museum beim Römerpark. Das Museum gliedert sich in die vier Themenbereiche „Typisch Rom“, „Eine Grenze für Rom“, „Soldaten für Rom“ und „Das Leben im Vicus“. Zusätzlich gibt es ein Museumskino und Raum für Sonderausstellungen.

Vorbei an Zitaten zum Limes von der Antike bis heute führt uns der Weg zunächst zu einem Bereich, der uns typische Errungenschaften präsentiert, die um ca. 100 n. Chr. im Zuge der römischen Eroberung auch in die Gegend des heutigen Ruffenhofen kamen. Dazu gehören Gemmen und Münzen sowie Häuser mit Wandmalereien, Fußbodenheizung und Wandheizung. Ein weiteres wichtiges Kulturgut der Römer war ihre Sprache und die Schrift, einheitliche Maße und Gewichte sowie der Straßenbau.

Die Grenzbefestigung am Limes illustriert eine Kopie von der Markussäule in Rom und ein Modell des Limes mit einem Wachtturm. Ein Plan und ein großes Modell zeigen uns Grundriss und Lage des Kastells von Ruffenhofen und der dazugehörigen Zivilsiedlung. Ein Themenschwerpunt in diesem Bereich ist auch die Dendrochronologie, mit deren Hilfe die gefundenen Palisadenhölzer usw. datiert werden konnten. Auch andere archäologische Methoden werden hier vorgestellt, z. B. die Luftbildarchäologie oder geomagnetische Prospektion.

Auch zu den stationierten Soldaten geben uns verschiedene Funde Auskunft. So fand man beispielsweise das Fragment eines Militärdiploms, mit dem der Helvetier Villmus zum Ende seiner Dienstzeit das römische Bürgerrecht erhielt. Ein weiterer namentlich bekannter Soldat aus Ruffenhofen ist December, der seinen Helm mit seinem Namen markierte.

December begleitet uns durch das ganze Museum. Er dient als Beispiel für den möglichen Lebenslauf eines römischen Soldaten – von seiner Zeit als Soldat über seine Entlassung als römischer Bürger bis hin zu seinem anschließenden Leben als Handwerker zusammen mit Frau und Kind in der Zivilsiedlung vor dem Lager. Vom Leben im Vicus erzählen Spielzeug, Schmuck, Utensilien zur Schönheitspflege und verschiedene Gegenstände für den Haushalt. Aber auch zum Totenkult und zur Religion geben die Funde aus der Zivilsiedlung und den umliegenden Gutshöfen Auskunft.

Im Museumskino kann man das Gesehene noch einmal vertiefen, bevor man im letzten Raum, der auch für Sonderausstellungen dient, durch das große Panoramafenster einen Blick auf den Römerpark werfen kann.

Literatur:
Matthias Pausch (Hrsg.): Limeseum Ruffenhofen: An den Grenzen des Römischen Reiches – Ein Museumsführer Heinl, Rednitzhembach 2013

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 2)

Das römische Kastell von Ruffenhofen liegt an der Mündung des Denzenbachs in den Fluss Wörnitz und ca. 1,5 km von der Mündung der Sulzach in die Wörnitz. Anfangs handelte es sich vermutlich um ein Holzkastell, das erst Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Stein erneuert wurde. Vom Holzkastell wurde allerdings bisher nichts gefunden. Das Steinkastell war 190 x 197 m groß. Die Hauptseite, d. h. die dem Feind zugewandte Seite, war nach Nordosten zum Hesselberg ausgerichtet. An dieser Seite befand sich zwischen der Porta Praetoria mit zwei Durchfahrten und den Ecktürmen jeweils ein weiterer Turm. Auch an den beiden anschließenden Seiten hatten die Tore zwei Durchfahrten. Die Anzahl der Zwischentürme ist an diesen Seiten jedoch noch unklar. Das Tor an der Rückseite hatte nur eine Durchfahrt und hier scheint es auch keine Zwischentürme gegeben zu haben. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, wobei die beiden äußeren vermutlich erst im 3. Jh. angelegt wurden.

Von der Innenbebauung des Kastells konnten die Principia, das Stabs- und Verwaltungsgebäude, die große Mehrzweckhalle über der Via principalis sowie der dahinter liegende Hof mit umliegenden Diensträumen und Fahnenheiligtum nachgewiesen werden. Auch von den in Holz errichteten Wohnbaracken der Soldaten konnten durch geophysikalische Methoden fünf Bauten dokumentiert werden.

Das Ruffenhofener Kastell scheint Mitte des 3. Jahrhunderts n Chr. verlassen worden zu sein, als es offenbar einem Brand zum Opfer gefallen worden war.

Vor dem Kastell erstreckte sich der Vicus, die Zivilsiedlung, offenbar etwa 700 Meter nach Süden und Südosten. Von dieser Siedlung ist bisher nicht viel nachgewiesen. Nachgewiesen werden konnte die Gräberstraße, eine Therme und möglicherweise ein kleiner Tempel.

(Fortsetzung folgt …)

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 1)

Im Hinterland des obergermanisch-rätischen Limes, der seit 2005 zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“ gehört, entstanden ab ca. 100 n. Chr. Kastelle, deren Besatzung die Grenze schützen sollte. Eines dieser Lager entstand gut 2 km vom Limes entfernt beim heutigen Ort Ruffenhofen im Kreis Ansbach.

Das römische Kastell von Ruffenhofen lag zwischen den Kastellen Aalen und Weißenburg und ist ca. 3,7 Hektar groß. Die Fläche des Lagers wurde in späteren Jahrhunderten nicht überbaut, sondern nur landwirtschaftlich genutzt. Um die archäologischen Strukturen im Boden zu schützen, begann man 2002 mit dem Ankauf der Flächen und der Einrichtung des Römerparks Ruffenhofen, der auch die zum Lager gehörende Zivilsiedlung umfasst.

Als Teil des UNESCO Welterbes darf das Lager nicht ausgegraben werden. Stattdessen wird es mit zerstörungsfreien Methoden erforscht (sogenannte geophysikalische Prospektion). Die Umrisse des Lagers und seiner Innenbauten werden durch Pflanzen markiert.

Der Weg durch den Römerpark (Lageplan) beginnt an einem Aussichtshügel, von dem man sich einen ersten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Ein Modell im Maßstab 1:10 einen veranschaulicht die bisher gefundenen Strukturen.

Detaillierte Informationen zum Kastelle und der Zivilsiedlung findet der Besucher an verschiedenen Stationen des Spaziergangs anhand von Schildern, Bildszenen und Abgüssen römischer Steindenkmäler.

 

(Fortsetzung folgt …)

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