Autor: Angela Zimmermann Seite 14 von 39

Brücken im antiken Rom

Im antiken Rom überbrückte man den Tiber im Laufe der Jahrhunderte mit insgesamt sechs Brücken. Die älteste war die Pons Sublicius. Sie soll der Legende nach bereits im 7. Jh. v. Chr. nahe der Furt über den Fluss beim Forum Boarium errichtet worden sein. Die Pons Sublicius bestand aus Holz. Sie stand unter der Aufsicht von Pontifeces, sakralen Beamten, die für die Zeremonien und Opfer im alten Rom zuständig waren. Dazu gehörten beispielsweise auch die Prozessionen, die Mitte März über die Pons Sublicius durchgeführt wurden.

Erst ca. 172-174 v. Chr. ließen die Censoren Marcus Aemilius Lepidus und Marcus Fulvius Nobilior die erste Brücke über den Tiber errichten, die teilweise aus Stein bestand. Diese Pons Aemilius hatte zunächst nur Steinpfeiler, etwas später wurden auch die Bögen in Stein ersetzt. Die eigentliche Brücke bestand immer noch aus Holz. Die Pons Aemilius wurde noch bis ins Mittelalter genutzt. Noch heute steht ein Brückenbogen als Ponte Rotto mitten im Fluss.

Noch heute erhalten ist die 62 v. Chr. von Lucius Fabricius, dem damaligen Verantwortlichen für den Straßenbau, errichtete Pons Fabricius. Sie verbindet das linke Flussufer mit der Tiberinsel. Die beiden Bögen haben eine Spannweite von über 25 m und sind unter dem Wasserspiegel zu Kreisbögen zusammengeführt. Die zusätzliche Öffnung im Mittelpfeiler vermindert den Druck auf das Fundament und lässt bei Hochwasser das Wasser besser ablaufen.

Auch das Gegenstück der Pons Fabricius zum rechten Ufer, zwischen 60 und 40 v. Chr. errichtete die Pons Cestius (nach ihrem Erbauer Lucius Cestius) ist noch heute in Benutzung.

Die heutige Engelsbrücke geht auf Kaiser Hadrian zurück. Sie verband sein Mausoleum (die heutige Engelsburg) mit dem das Marsfeld und wurde 134 n. Chr. als Pons Aelius eingeweiht (nach seinem vollen Namen Publius Aelius Hadrianus).

Die Pons Milvius an der Ausfallstraße Via Flaminia wurde 109 n. Chr. erbaut. Bereits im 3. Jh. v. Chr. wird an dieser Stelle aber bereits eine Holzbrücke erwähnt. Diese „milvische Brücke“ erlangte vor allem Berühmtheit durch den Sieg Kaiser Konstantins über seinen Gegenspieler Maxentius 312 n. Chr.

Das Grab der Scipionen

Viele Nekropolen des republikanischen Rom fielen im Laufe der Jahrhunderte der Expansion der Stadt zum Opfer. Das Grab der römischen Patrizierfamilie der Scipionen gehört zu den wenigen gut erhaltenen Gräbern der römischen Republik.

Das Familiengrab liegt an der Via Appia und wurde schon bald nach dem Bau der Straße im frühen 3. Jh. v. Chr. von Lucius Cornelius Scipio Barbatus angelegt. Man kann mehrere Bauphasen unterscheiden. Scipio Barbatus ließ eine unterirdische Grabanlage mit einer großen Kammer in den Tuff hauen. Die Anlage folgt damit einem etruskischen Grabtypus. Ungewöhnlich für republikanische Zeit ist die Bestattungsform der Scipionen. Im Gegensatz zur üblichen Brandbestattung bevorzugte die Familie der Scipionen die Körperbestattung in Sarkophagen.

Der Sarkophag des Scipio Barbatus (gestorben ca. 270 v. Chr.) ist der älteste in dieser Grabanlage und einer der ältesten erhaltenen Sarkophage in Rom überhaupt. Er befand sich in der größeren Kammer direkt gegenüber dem Eingang (heute befindet er sich in den Vatikanischen Museen). Er ist aus einem einzigen Tuffblock gehauen und ist 2,77 m lang, 1,41 m hoch und 1,11 m breit. Der Sarkophag erinnert an einen Altar. Der Deckel hat an beiden Seiten Voluten und trägt die ursprüngliche Inschrift, die den Namen des Bestatteten nennt. Der Sarkophagkasten besitzt ein umlaufendes Band von Triglyphen und Metopen mit Rosetten. Darunter befindet sich eine weitere Inschrift, die später hinzugekommen ist. Es handelt sich um eine Trauerrede, die die Virtus (Tugend und Tapferkeit) des Toten, seine Ämter und seine militärischen Leistungen preist.

Auch der Sarkophag seines Sohnes Lucius Cornelius Scipio trägt zwei Inschriften. Insgesamt fanden 30 Mitglieder der Scipionen in dieser ursprünglichen Grabkammer ihre letzte Ruhestätte. Ca. 150 v. Chr. wurde es dann notwendig, eine zweite Grabkammer in den Felsen zu hauen. Der erste, der in dieser kleineren Kammer bestattet wurde, war Scipio Aemilianus. Dieser ließ vermutlich auch eine oberirdische Fassade mit Halbsäulen errichten, zwischen denen drei Statuen aufgestellt waren: Scipio Africanus, Scipio Asiaticus und der Dichter Ennius. Anhaltspunkt für die Datierung der Fassade ist das Todesjahr des Ennius um 140 v. Chr. Das genaue Aussehen der Fassade ist nicht bekannt, es haben sich jedoch mehrere Schichten von Wandmalereien erhalten.

In der Kaiserzeit wurde die Grabanlage von den Lentuli, einem anderen Familienzweig der Cornelier für Urnenbestattungen genutzt.

Literaturauswahl:

  • Ranuccio Bianchi Bandinelli: Die römische Kunst: von den Anfängen bis zum Ende der Antike. Beck, München 1975
  • Filippo Coarelli: Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000
  • Jon Coulston and Hazel Dodge: Ancient Rome: The Archaeology of the Eternal City. Alden Press, Oxford 2000
  • Henner von Hesberg: Römische Grabbauten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992
  • Guntram Koch: Sarkophage der römischen Kaiserzeit, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993
  • Vincenzo Saladino: Der Sarkophag des Lucius Cornelius Scipio Barbatus. Triltsch, Würzburg 1970
  • Leonella de Santis: I segreti di Roma sotterranea. Newton Compton, Roma 2008

Largo di Torre Argentina, Rom (Teil 3)

Der jüngste der Tempel auf dem Largo Argentina ist Tempel B. Im Gegensatz zu den anderen Tempeln handelt es sich hierbei um einen Rundtempel. Das Fundament besteht aus Opus Caementitium. Der Tempel folgt dem zwar griechischen Tholos-Typ, aber das Podium ist jedoch wie italische Podien nach einer Seite ausgerichtet. An dieser Hauptseite führt eine Treppe zum eigentlichen Tempel, der von korinthischen Tuffsäulen umgeben ist. Tempel B wurde vermutlich um 100 v. Chr. errichtet und mehrfach umgestaltet. Dabei wurde die Cella vergrößert und das Podium erweitert. Von den Säulen haben sich noch sechs erhalten und es haben sich Reste des Kultbildes erhalten, z. B. ein weiblicher Kopf aus Marmor.

Tempel B liegt auf einem wesentlich höheren Straßenniveau als die anderen drei Tempel. Alle vier Tempel wurden nun aber zu einem einheitlichen Tempelbezirk zusammengefasst, indem man sie mit einem Tuffsteinpflaster verband und den entstandenen Platz mit einer Säulenhalle umgab.

Zur Identifizierung der Tempel kann man die Forma Urbis heranziehen, einen ca. 18 x 13 m großen Stadtplan aus Marmor, der Anfang des 3. Jh. n. Chr. im Templum Pacis angebracht wurde. Tempel A und B sind auf den erhaltenen Resten ebenso zu sehen wie die Umgebung (z. B. Tempel und Theater des Pompeius). Laut diesem Plan war der antike Name des Largo di Torre Argentina „Porticus Minucia vetus“. Tempel B kann als einziger der vier Tempel sicher benannt werden. Er wurde von Quintus Catulus nach seinem Sieg über die Kimbern (101 v. Chr.) der Fortuna Huiusce Diei geweiht. Tempel D wurde ca. 190 v. Chr. für die Lares Permarini errichtet, den Schutzgeistern der Seeleute. Bei Tempel A und C ist unklar, welcher Gottheit sie gewidmet waren und wer sie errichten ließ.

Literaturauswahl:

  • Jon Albers: Campus Martius. Die urbane Entwicklung des Marsfeldes von der Republik bis zur mittleren Kaiserzeit. Reichert, Wiesbaden 2013, S. 54–58, 60.
  • Emilio Rodríguez Almeida: Forma Urbis Marmorea. Aggiornamento Generale 1980. Rom 1981, Tafel 28.
  • Patrick Schollmeyer: Römische Tempel. Kult und Architektur im Imperium Romanum. von Zabern, Mainz 2008, S. 90.
  • John W. Stamper: The Architecture of Roman Temples. The Republic to the Middle Empire. Cambridge, Cambridge University Press, 2005, S. 45.
  • Adam Ziolkowski: The Temples of Mid-republican Rome and their Historical and Topographical Context. Rom 1992, S. 27.

Largo di Torre Argentina, Rom (Teil 2)

Etwas jünger als Tempel C ist Tempel A. Hier konnten mehrere Bauphasen nachgewiesen werden. Die älteste Phase aus dem frühen 3. Jh. v. Chr. stand auf einem 4 m hohen und ca. 9,5 m x 16 m großen Tuffsteinpodium. Eine Freitreppe an der Ostseite führte zu dem eigentlichen Tempel. Im 2. Jh. v. Chr. wurden Podium und Tempel vergrößert und auf der alten Treppe wurde ein Altar errichtet. Im späten 2. Jh. oder Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr. errichtete man noch einmal ein neues Podium und die Front des Tempels wurde weiter vorgelagert. Das Podium war jetzt 15 m x 27,5 m groß und der Tempel war auf allen Seiten von Säulen umgeben.

Der größte Tempel des Largo Argentina ist Tempel D. Dieser schließt südlich an Tempel C an, ist aber nur teilweise ausgegraben. Da für diesen Bau bereits der römische Beton Opus Caementitium verwendet wurde, kann dieser Tempel frühestens im frühen 2. Jh. errichtet worden sein. Von dieser Bauphase haben sich allerdings nur Reste des Podiums erhalten. Aus einer zweiten Bauphase Ende des 2. / Anfang des 1. Jahrhunderts stammt das Tuffstein-Podium mit Travertin-Verkleidung. Eine Freitreppe führte auf das Podium zu einer Cella aus Ziegelsteinen. Die heute sichtbaren Cella-Reste stammen allerdings erst aus domitianischer Zeit. Im Gegensatz zu den anderen Tempeln hatte dieser Kultbau offenbar keine Säulen.

(Fortsetzung folgt …)

Largo di Torre Argentina, Rom (Teil 1)

Der Largo di Torre Argentina (bzw. Largo Argentina) befindet sich auf dem antiken Marsfeld Roms und entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als man die Altstadt neu gestaltete und die Kirche San Nicola die Cesarini und umliegende Wohngebäude abgerissen wurden. Dabei stieß man unterhalb des heutigen Straßenniveaus auf Reste von vier Tempeln und anderer Gebäude aus der Zeit der römischen Republik.

Zwar sind die Reste der Tempel nicht öffentlich zugänglich, aber der Bereich, die sogenannte Area Sacra (Heiliger Bezirk), ist von allen Seiten gut sichtbar. Die Tempel konnten bisher nicht zweifelsfrei bestimmten Gottheiten zugeordnet werden. Man nennt sie daher Tempel A, B, C und D (von Nord nach Süd). Man kann drei Haupt- und mehrere Zwischenphasen unterscheiden. Tempel A, C und D stehen für sich auf einem unteren Pflaster aus dem 4.-2. Jh. v. Chr. Tempel B entstand dagegen erst um 100 v. Chr. Zu diesem Zeitpunkt verband man alle Tempel mit einem Tuffsteinpflaster und einer sie umgebenden Säulenhalle zu einem einheitlichen Tempelbezirk. Nach einem Brand 80 n.Chr. wurde das Tuffsteinpflaster durch eines aus Travertin ersetzt.

Der älteste der vier Tempel ist Tempel C (Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.). Er erhebt sich auf einem 4,25 m hohem Podium. In republikanischer Zeit waren die Wände aus Tuff, heute dagegen sieht man Ziegelwände aus der Kaiserzeit. Der Tempel ist ein peripteros sine postico, hat also an Vorder- und Längsseiten Säulenumgänge, hinten aber nicht. Ursprünglich gehörte zu diesem Tempel eine Plattform, zu der drei Stufen führten und auf der ein Altar stand. Der erste Altar wurde im 2. Jh. v. Chr. vom Tuffsteinpflaster überbaut und durch einen neuen Altar auf dem neuen Platzniveau ersetzt.

(Fortsetzung folgt …)

Der sogenannte „Altar des Domitius Ahenobarbus” (Teil 2)

Die Darstellung des Census im Louvre entspricht einer nüchternen Berichterstattung. Detailliert sind hier im sogenannten narrativen Stil die Phasen einer solchen Volkzählung aneinandergereiht. Auf der rechten Seite werden die römischen Bürger in das Register des Zensors aufgenommen, dann folgt ein Reinigungsopfer für das Heer und schließlich werden die Soldaten rekrutiert.

Datierung und Deutung der Darstellungen sind umstritten. Der Seethiasos wird als Hinweis auf einen Seesieg gedeutet und die Darstellung des Census weist darauf hin, dass die Statuenbasis von einem Censor gestiftet wurde. 122 v. Chr. siegte Domitius Ahenobarbus am Zusammenfluss von Rhone und Isère gegen Gallier. Später 115 v. Chr. wurde er Censor.

Alternativ werden aber auch Marcus Antonius (97 v. Chr. Censor, 102 v. Chr. Seesieg) oder Cnaeus Cornelius Lentulus (70 v. Chr. Seesieg, 67 v. Chr. Censor) vorgeschlagen. Allerdings fand zwischen 70 und 28 v. Chr. fand kein Census statt und stilistisch kann das Relief nicht in augusteische Zeit datiert werden. Auch gehören die dargestellten Waffen wohl noch ins 2. Jh. Chr. v. Chr. und es sind alle Soldaten mit schwerer Bewaffnung dargestellt. 107 v. Chr. wurde aber zum einen das Bürgerheer in ein Berufsheer umgewandelt; zum anderen waren seit dieser Heeresreform, die man Gaius Marius zuschreibt, nur noch römische Bürger schwer bewaffnet, während das Auxiliarheer der Bundesgenossen Roms leicht bewaffnet war.

 

Der sogenannte „Altar des Domitius Ahenobarbus” (Teil 1)

Im Pariser Louvre und in der Münchner Glyptothek befinden sich Teile der sogenannten Ara (= Altar) des Domitius Ahenobarbus. Bei den Reliefs, die Anfang des 17. Jahrhunderts n. Chr. in einem Neptuntempel auf dem Marsfeld in Rom gefunden wurden, handelt es sich jedoch nicht um einen Altar, sondern um eine Statuenbasis aus dem Tempel. Diese Statuenbasis ist ca. 5,6 m lang, 1,75 m breit und 0,8 m hoch.

Die drei in München ausgestellten Seiten zeigen einen sogenannten Seethiasos, d. h. einen Zug von verschiedenen Meereswesen, in hellenistischem Stil.

Dargestellt ist hier der Hochzeitszug des Meeresgottes Neptun mit Amphitrite, die in einem von tanzenden Tritonen gezogenen Wagen sitzen. Tritone sind Mischwesen aus einem menschlichen Oberkörper und einem fischartigen Unterkörper mit Schwanzflosse. Der Wagen wird von anderen mythologischen Wesen begleitet. Zu diesem Gefolge gehören neben weiteren Tritonen auch Nereiden (Meeresnymphen), Seepferde (Hippocampen) und Eroten. Auf einem Hippocampus nähert sich Doris, die Mutter der Amphitrite.

Auf dem Relief des Louvre, der zweiten Langseite, ist dagegen ein typisch römisches Thema dargestellt: ein Census, also eine Volkszählung. Diese fand alle fünf Jahre statt und oblag den zwei Censoren. Der Census diente der Erfassung der römischen Bürger nach ihrem Vermögen zur Festsetzung der Steuern. Aus der Volkszählung ergab sich somit, wer welchem Stand angehörte. Daraus ergab sich aber auch die Zusammensetzung des Senats und zu welcher Waffengattung jemand eingezogen wurde.

(Fortsetzung folgt …)

Chimäre von Arezzo

Eines der beeindruckendsten Beispiele etruskischer Bronzekunst ist die Chimäre von Arezzo im Archäologischen Nationalmuseum Florenz. Sie wurde 1553 in der Umgebung der toskanischen Stadt Arezzo gefunden.

In der griechischen Mythologie ist die Chimäre ein Mischwesen aus Löwe, Schlange und Ziege (Chímaira bedeutet im Griechischen Ziege). Die genaue Form wird dabei unterschiedlich überliefert.

Die Chimäre von Arezzo hat Körper und Kopf eines Löwen, wobei aus dem Körper zusätzlich ein Ziegenkopf herauswächst. Der Schwanz wiederum ist eine Schlange. Die Chimäre war ein feuerspeiendes Ungeheuer, das im kleinasiatischen Lykien sein Unwesen getrieben haben soll bis Bellerophon die Chimäre mit Hilfe des geflügelten Pferdes Pegasos töten konnte. Die etwa 80 cm hohe Skulptur in Florenz gehörte möglicherweise zu einer Gruppe mit Bellerophon und Pegasos. In jedem Fall ist hier ihr Todeskampf dargestellt. Sie hat mehrere Wunden am Körper und der Ziegenkopf scheint schon sterbend zur Seite zu sinken.

Die Figur war wohl ein Weihgeschenk für Tinia, den etruskischen Himmels-, Blitz- und Lichtgott, den die Römer mit ihrem Hauptgott Jupiter gleichsetzten. Der Stifter ließ am rechten vorderen Bein der Chimäre eine Inschrift anbringen, die man heute meist als TINSCVIL = ein Geschenk an Tinia liest.

2015 begrüßte ein golden glänzender Abguss der Chimäre von Arezzo den Besucher der großen Münchener Sonderausstellung über die Etrusker vor dem Eingang der Antikensammlung.

Der genannte Kasseler Apoll

Eines der wichtigsten Objekte in der Kasseler Antikensammlung auf Schloss Wilhelmshöhe ist eine Marmorstatue des griechisch-römischen Gottes Apollo.

Die Statue wurde vermutlich im 18. Jh. n. Chr. am Lago di Sabaudia in Italien in einer römischen Villa gefunden. Zunächst befand sie sich offenbar in der Sammlung Conti in Rom, wo sie von Johann Joachim Winckelmann in seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ beschreiben hat. Seit 1779 ist die Statue in Kassel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und seit 1974 ist sie eine der Höhepunkte der Kasseler Antikensammlung.

Die etwas über lebensgroße Kasseler Statue stammt aus dem 2. Jh. n. Chr. Stand- und Spielbein sind deutlich ausgeprägt und führen zu einer leichten Drehung des Körpers. Das Gesicht folgt klassisch-griechischen Vorbildern und wird von langen, lockigen Haaren eingerahmt. In den Händen hielt er weitere Attribute, die aber nicht erhalten sind.

Von diesem Statuentyp Apolls sind bis heute 26 weitere Kopien bekannt, wobei die namengebende Kopie in Kassel am vollständigsten erhalten ist. Aufgrund der großen Anzahl der Kopien und weiterer Darstellungen auf Münzen und Gemmen kann man davon ausgehen, dass es sich beim Original um eine sehr berühmte Statue handelte. Möglicherweise handelte es sich bei dem Original um Statue des Apollo auf der Athener Akropolis. Phidias, einer der berühmtesten antiken Bildhauer, hatte hier eine Bronzestatue Apolls als Abwender einer Heuschreckenplage geschaffen. Für diese Vermutung sprechen stilistische Ähnlichkeiten des Kasseler Apoll mit anderen bekannten Skulpturen des Phidias, z B. am Fries des Parthenontempels auf der Akropolis.

Literatur:

  • Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Band 1. Walther, Dresden 1764, S. 93–95
  • Peter Gercke u. a.: Apollon und Athena. Klassische Götterstatuen in Abgüssen und Rekonstruktionen. Katalog zur Sonderausstellung 1991 (= Kataloge der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Band 17). Staatliche Kunstsammlungen, Kassel 1991
  • Ausführliche Beschreibung und weitere Literatur auf der Website der Kasseler Antikensammlung: http://antikeskulptur.museum-kassel.de/show.html?gruppe=1&nr=3

Kelten im Rheinland – Die Schatzkammer im LVR-LandesMuseum Bonn

Seit 2014 widmet sich eine separate Abteilung des LVR-LandesMuseums Bonn den Kelten im Rheinland. Unzählige keltische Funde fanden so endlich ihren Weg aus dem Magazin in die Öffentlichkeit. Die ausgestellten Objekte präsentieren die Welt der Kelten zwischen ca. 500 v. Chr. bis zur Eroberung des Rheinlands durch Caesar Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.

Höhepunkt der Abteilung sind die Funde aus dem Grab einer keltischen „Prinzessin“ bei Waldalgesheim. Ihr Grab enthielt Goldschmuck (Hals-, Arm- und Knöchelringe), einen zweirädrigen Streitwagen und ein Trinkservice aus Bronze. Besonders hervorzuheben sind hier eine gut 30 cm hohe Kanne mit Deckel und ein aus Süditalien stammender Eimer.

Eine der Grundlagen für den Reichtum dieser Fürsten waren Eisengewinnung und Eisenverarbeitung. Diese beherrschten die Kelten meisterhaft und ihre Produkte waren ein gefragtes Gut, auch in Griechenland oder Italien. Im Gegenzug fanden Produkte aus dem Süden, wie der erwähnte Eimer, ihren Weg zu den Kelten.

Neben Beigaben aus weiteren reichen Bestattungen zeigt die Ausstellung aber auch Funde, die das Alltagsleben der Kelten illustrieren. So wurden einige Objekte aus Holz aufwändig restauriert, darunter ein Spielzeugschwert, ein Wagenrad oder sogar eine Wäscheklammer. Glasarmbänder und Mahlsteine sind weitere Importartikel und keltische und römische Waffen aus der Zeit der Kämpfe mit den Römern stehen am Ende der Zeitreise in die Welt der Kelten, auf die uns die Ausstellung nimmt.

Wie sich die keltische Kultur unter römischer Herrschaft weiter entwickelte, veranschaulichen die übrigen, thematisch strukturierten Abteilungen des Museums (siehe hierzu meinen Beitrag vom 22.08.2014).

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