Die römische Villa in Otrang in der Nähe von Bitburg wurde Anfang des 19. Jh. entdeckt und die ersten Schutzbauten für die gefundenen Mosaike wurden bereits in den 30er Jahren des 19. Jh. errichtet. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Villa in den 60er Jahren des 20. Jh.
Eine römische Villa war keine Villa im heutigen Sinne, sondern ein Bauernhof bzw. ein Gutshof. Neben dem Hauptgebäude gab es daher immer auch Nebengebäude für die landwirtschaftlichen Aspekte des Hofes. Je nach Größe des Gutes handelte es sich beim Hauptgebäude nur um das Wohnhaus des Besitzers oder es waren bereits Räume für die Bediensteten und Wirtschaftsräume darin zu finden.
Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Villentypen aus und die Villa Otrang gehört zum sogenannten „gallo-römischen“ Typ, der römische und keltische Traditionen verband. Bei diesem Villentyp lagen das Hauptgebäude, in dem der Besitzer und die Bediensteten wohnten, sowie die oft zahlreichen Nebengebäude für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche des Gutes innerhalb eines großen umfriedeten Hofs. In der Nähe der Villa befanden sich außerdem die Gräber der Bewohner sowie meist ein kleines Heiligtum. Das Hauptgebäude war in der Regel eine so genannte „Risalit-Villa“ in ihren unterschiedlichen Ausprägungen: hinter einer über die ganze Breite des Gebäudes vorgelagerten Säulenhalle („Portikus“) mit vorspringenden Flügeln (den Risaliten) befand sich ein zentraler größerer Hauptraum und kleinere Nebenräume.
Eine Besonderheit der Villa von Otrang ist, dass sie auf zwei Seiten Portiken mit Risaliten besitzt und es statt eines großen Hauptraums zwei mittelgroße Räume gibt. Im Laufe der Zeit war die Villa mehrfach umgebaut und erweitert worden. Man unterscheidet heute 3 größere Bauphasen. Allerdings sind die ersten Grabungen nicht gut dokumentiert, sodass die Zuordnung zu den einzelnen Phasen nicht immer klar ist. Die in der Nähe der römischen Fernstraße von Trier nach Köln gelegene Villa wurde offenbar im frühen 1. Jh. n. Chr. errichtet. Bis ins 3. Jh. wurde die Villa immer wieder umgebaut und in jedem Fall bis ins 4. Jh. genutzt.
Der Grundriss des Hauptgebäudes wurde für die Besucher des Museums vor allem durch die Grundmauern kenntlich gemacht. Die Hauptattraktion in Otrang sind aber die gut erhaltenen Mosaike, die in zwei der Schutzbauten besichtigt werden können. Insgesamt wurden 10 Mosaike gefunden, von denen allerdings nur vier vor Ort zu sehen sind. Ein weiteres befindet sich im Trierer Landesmuseum. Es handelt sich fast ausschließlich um ornamentale Motive. In einem der Gebäude sind auch Fundstücke aus dem Heiligtum im Tal ausgestellt. Ein weiterer Schutzbau, das Fachwerkhaus, zeigt ein großes Bad aus der zweiten Bauphase der Villa mit Wannen und Hypokaust-Anlage – der „doppelte Boden“, durch den die von außen durch ein Feuer erwärmte heiße Luft strömte und so die darüberliegenden Räume erwärmte. In diesem Gebäude kann man auch ein Modell der Villa sehen. Als Beispiel für die Wirtschaftsgebäude des Gutshofes kann man weiter oben am Hang in einem kleinen Schutzbau eine Kelteranlage sehen.
In der zum Teil wiederaufgebauten südlichen Portikus kann man den Blick ins Tal genießen. Die einstigen Bewohner konnten von hier auch den kleinen Tempel sehen. Für heutige Besucher stehen hier die Tische der zum Museum gehörenden kleinen Gaststätte.
Weitere Informationen: http://www.villa-otrang.de/
Literatur: Peter Hoffmann, Villa Otrang (2004)
Adresse:
Villa Otrang – Gaststätte u. Partyservice
Otranger Str.
54636 Fließem
Telefon: 06569 807
Fax: 06569 963246
E-Mail: info@villa-otrang.de
Öffnungszeiten:
Februar-März: 9-17 Uhr
April – September: 9-18 Uhr
Oktober – November: 9-17 Uhr
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