Monat: April 2021

Römische Villa von Schambach „Kipferberg“ bei Treuchtlingen

Im Umkreis der Orte Schambach und Treuchtlingen wurden zahlreiche römische Gutshöfe gefunden. Ein Gutshof im Ortsteil Weinbergshof wurde in Grundrissen sichtbar gemacht. Andere sind nur aus Luftbildern bekannt oder heute überbaut.

So fand man beispielsweise am Hang des „Kipferbergs“ in Schambach 1885 eine römische Villa, an der schon im darauffolgenden Jahr Grabungen stattfanden. Allerdings sind die Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden. Erhalten haben sich dagegen die Unterlagen einer erneuten Untersuchung von 1964.

Das rechteckige Hauptgebäude ist 37,25 x 25,20 Meter groß. Die Räume sind um einen großen Innenhof gruppiert und am Ostende des Gebäudes war ein Heizraum angebaut. Da das Gelände nach Südwesten abfiel, waren Hof und Räume terrassiert angelegt.

Der Haupteingang lag an der Südostseite. An dieser Seite war dem eigentlichen Gebäude eine 15 x 4,5 Meter große Säulenhalle (oder ein Korridor?) vorgelagert. Nordöstlich dieser Säulenhalle (Portikus) gab es einen Raum, der über den oben erwähnten Heizraum durch eine Hypokaust-Anlage beheizt werden konnte.

Von der Portikus führte ein Gang zum Innenhof. Die Räume zu beiden Seite dieses Gangs (zwei rechts des Eingangs und einer links) bildeten wohl den Wohntrakt, da sie Estrichböden haben. Auf der anderen Seite des Hofes gab es eine schmale Raumreihe aus fünf Räumen, von denen einer im Südosten in den Hof hineinragt. Im Nordosten war dieser Wirtschaftsbereich durch eine überdachte Portikus verbunden, die zum Hof hin wohl Holzpfosten hatte. Die geschlossene Rückwand war mit geometrischen und pflanzlichen Motiven bemalt.

Im Südwesten war dem ganzen Gebäude eine weitere Portikus vorgelagert. Sie war 4,4 Meter tief und lag 2 Meter tiefer als die anschließenden Räume. Man erreichte die Portikus über eine Treppe an der Südecke des Innenhofes. Die Rückwand war bemalt. Von den Säulen haben sich nur noch Bruchstücke einfacher Blattkapitelle aus Sandstein erhalten.

Genau in der Mitte dieser Säulenhalle gibt es einen Raum, der in den Innenhof hineinreicht. Unklar ist, wofür dieser Raum genutzt wurde. Handelte es sich vielleicht um ein kleines Heiligtum?

Die Mauern des Gebäudes waren zweischalig und bestanden aus Kalkstein mit Kalkmörtel. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt und zumindest teilweise waren die Fenster verglast. Die Villa wurde vermutlich im 2. Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 3. Jh. wieder verlassen. Zu möglichen Nebengebäuden lässt sich nichts sagen, da sich die Ausgrabungen auf das Haupthaus beschränkten. Heute ist der Gutshof überbaut.

 

Literatur:

F.-R. Herrmann, Eine römische Villa bei Schambach im Landkreis Weißenburg. Jahresbericht Bayerische Bodendenkmalpflege 6-7; 1965-1966, 14ff.

L. Wamser, Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. Führer zu Archäologischen Denkmälern in Bayern. Franken 1 (3. Aufl. 1990) 110, Abb. 102

Lederverarbeitung bei den Römern (Teil 2)

Bei der Weiterverarbeitung zu Kleidungsstücken usw. wurden die Lederstücke zusammengeklebt, -genäht oder -genagelt. Als Klebstoff dienten v. a. Pflanzenharze wie Terpentin, Mastix, Styrax, Kolophonium oder Kiefernharze, außerdem Gummiharz und Akaziengummi. Daneben wurde auch Hautleim benutzt. Dieser ist jedoch wasserlöslich und daher für Schuhe unbrauchbar.

Alle Lederfunde weisen sorgfältige Nähte auf: Verbindungsnähte, Randeinfassungen, Applikationen, Saumnähte. Dabei sind die Nähte immer auf den Verwendungszweck abgestimmt, z. B. auf Wasserundurchlässigkeit. Details einer Naht wie Einstichkanäle oder Faden und Lederabdrücke können daher wichtige Hinweise für die Interpretation von Lederfragmenten liefern. Da die Stiche oft gleichmäßig verteilt sind, benutzte man zur Markierung der Naht vielleicht Rollrädchen. Als Nähmaterial dienten Sehnen, Hanffasern sowie feine Lederriemchen und Pergamentstreifen. Die Stärke der Nadeln und Fäden reichte von ganz fein bis grob.

Bei Schuhen war die Laufsohle zum Schutz vor zu schneller Abnutzung und zum besseren Zusammenhalt der Sohlen normalerweise mit Eisennägeln bena­gelt, die in der Brandsohle vernie­tet wurden.

Manchmal wurde das Leder verziert, z. B. durch Prägungen mit Einzel oder Rollstempeln. Andere Möglichkeiten sind Punzierungen, Metalleinlegearbeiten, Applikationen, Durchbrucharbeiten (zum Teil in Kombination mit Blindprägungen) und Ziernähte, z. B. durch Abbinden des Narbens. Die häufigsten Motive sind geometrische Muster und stilisierte Pflanzendarstellungen.

Reparaturen an Lederwaren erfolgten durch Aufnähen eines runden oder ovalen Lederstücks unter oder über Löchern und Schnitten. Dabei wurden alte Lederreste wiederverwendet.

Der Erhaltungszustand von Lederfunden ist meist sehr schlecht. Das Leder ist feucht oder nass und häufig brüchig. Es ist daher notwendig, die Reste zunächst zu konservieren. Hierfür gibt es allerdings keine allgemein gültigen Regeln. Anhand von einigen Versuchsreihen mit Lederproben muss eine solche Konservierung auf jeden Fund speziell abgestimmt werden. Zuerst werden die Funde gereinigt und zum Teil durch eine Spezialbehandlung reißfest, weich und wieder formbar gemacht. Auch muss das Leder entwässert werden, wobei man darauf achten muss, dass es nicht zu stark schrumpft. Gleichzeitig ist eine Rückfettung der Stücke notwendig. Wichtig ist bei all diesen Vorgängen, die Originalsubstanz zu erhalten. Erst nach Abschluss dieser Konservierungsmaßnahmen kann der ursprüngliche Verwendungszweck der Lederreste rekonstruiert und zusammengehörige Teile miteinander verbunden werden.

Literaturauswahl:

  • J. Göpfrich, Römische Lederfunde aus Mainz, in: Saalburg-Jahrbuch 42 (1986) S. 5-67
  • P. Knötzele, Römische Schuhe: Luxus an den Füssen (= Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 59). (2007)

Lederverarbeitung bei den Römern (Teil 1)

Wie wir aus der antiken Literatur wissen, stammten die am häufigsten verwendeten Tierhäute für Bekleidung, Zelte, Rüstungsgegenstände und Schuhoberleder von Ziegen, Schafen und Rindern. Für schwere Bodenleder wie Schuhsohlen benutzte man fast nur Rinderleder und gelegentlich auch Pferdehaut. Die Armee hatte einen so großen Lederverbrauch, dass man Leder sogar importieren musste. Welche Tierart bei einem Fundstück vorliegt, ist meist nur schwer zu bestimmen, da das Narbenbild oft nicht mehr erhalten, verzerrt oder mit festem Schmutz belegt ist. Zudem ähneln sich manche Ledersorten sehr, z. B. Ziege und Schaf. Ein Hilfsmittel zur Bestimmung z. B. sind Stereomikroskope, da bei diesen das Präparat räumlich erscheint.

Um aus den Tierhäuten Leder zu erhalten, mussten die Häute zunächst gegerbt werden. Dabei wird die Haut mit Hilfe von Gerbstoffen stabilisiert und der Verwesungsprozess gestoppt. Man hat fast ausschließlich vegetabil gegerbte Häute gefunden. Als Gerbmittel diente meist Fichtenrinde, aber auch Eichen und Erlenrinde, Sumach, Granatapfelschalen, Galläpfel, Eicheln, Wurzeln und Beeren der wilden Rebe und Akazien. Kostbareres Leder wurde teilweise mit Alaun gegerbt. Bei der Sämischgerbung wird dagegen in das Leder eine tierische Fettsubstanz, z. B. Fischtran, eingerieben. Diese Gerbart ergibt besonders weiches Leder, wie es vor allem für Bekleidung notwendig ist. Daneben gab es auch sogenannte Kombinationsgerbungen, bei der verschiedene Gerbstoffe auf der gleichen Haut zur Einwirkung gebracht werden. Verarbeitet wurde neben Rohleder auch Pergament (konservierte Rohhaut).

Schon bei der Gerbung erzielte man je nach Gerbmittel eine andere Farbe, z. B. Weiß bei Verwendung von Alaun. Ansonsten benutzte man z. B. folgende Färbemittel: Krapp, Efeu, Scharlach und Purpur für Rot; Sumach-Blätter, Rinde des Lotosbaums und Granatapfelschalen für Gelb. Für Schwarz nahm man Pech oder Teer, oder man brachte mit Eisensalzen verunreinigtes Kupfervitriol mit dem Gerbstoff Tannin zur Reaktion.

(Fortsetzung folgt…)

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