Monat: Mai 2017

Portraittypen des Augustus (Teil 2)

27 v. Chr. gelingt es Octavian, seine Alleinherrschaft verfassungsrechtlich zu verankern. Er gibt seine Ausnahmegewalt offiziell an Senat und Volk von Rom zurück und erhält dafür den Ehrentitel Augustus (der Erhabene) und den Oberbefehl über das Heer.

Dieser Übergang zum sogenannten „Principat“ war Anlass für einen neuen Portraittypus, Prima-Porta-Typus, der der Haupttypus der Augustus-Portraits ist. Das namengebende Beispiel für diesen Typus ist die Panzerstatue des Augustus, die 1863 in der Villa der Livia in Prima Porta an der Via Flaminia ausgegraben wurde. Die Marmorstatue befindet sich heute in den vatikanischen Museen.

Dieser Portraittyp soll den neuen Titel repräsentieren und drückt Erhabenheit, Würde und eine gewisse Alterslosigkeit aus. Auf einem breiten, kurzen Hals sitzt ein breiter Kopf und das Gesicht wirkt fülliger als beim Actium-Typus. Die einzelnen Strähnen sind zu dicken Locken zusammengefasst und zu einem sogenannten Gabel-Zangen-Motiv geordnet. Aber auch individuelle Züge werden angedeutet: Die Wangenknochen sind leicht hervorgehobenen, die Ohren stehen etwas ab, die Nase ist leicht gebogen. und die leicht gebogene Nase verleihen dem Gesicht individuelle Züge.

Weitere Beispiele für den Prima-Porta-Typus:

Bei einem dritten Portraittyp des Augustus, dem Typus Forbes, ist die Datierung unklar und die Meinung der Forscher schwankt zwischen ca. 27 v. Chr. (z. B. U. Hausmann) und 17 v. Chr. (z. B. P. Zanker und K. Fittschen).

Kopfwendung und Gesichtsausdruck ähneln dem Prima-Porta-Typus. Allerdings wirken die Gesichtszüge individueller. Die Haare sind zur Seite gestrichen und das Gabel-Zangen­Motiv wurde aufgelöst. Das Gesicht wirkt schmäler, persönlicher. Die Aussagen des Prima-Porta­ Typus (Alterslosigkeit, Erhabenheit usw.) bleiben jedoch erhalten.

Beispiele des Typus Forbes:

 

Literaturauswahl:

  • Paul Zanker, Studien zu den Augustus -Portraits. I Der Actium-Typus, Abh Göttingen 1973; zum Actium-Typus alles; zum Prima­ Porta-Typus S. 44 – 46, Taf. 33 u. 34;
  • Ulrich Hausmann, Zur Typologie und Ideologie des Augustusportraits. in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, 1 2.2, II Principat (Hrsg. H. Temporini u. W. Haase); S. 553ff.;
  • K. Fittschen – P. Zanker, Katalog der römischen Portraits in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom, Bd.I : Kaiser- und Prinzenbildnisse (1985); zum Prima-Porta -Typus S. 3 – 5; zum Forbes-Typus Nr . 8, Taf. 9,10;
  • K. Vierneisel – P.Zanker (Hrsg.), Die Bildnisse des Augustus, Herrscherbild und Politik im kaiserlichen Rom. Katalog der Ausstellung in der Glyptothek München (1979); zum Prima­ Porta-Typus S. 12 – 13 und 48 – 56; zum Forbes-Typus s. 49 ff.;
  • U. Hausmann, Römerbildnisse, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart 1975, Forbes-Typus S. 23 ff.;
  • H. Kähler, Die Augustusstatue von Primaporta, 19; zum Prima-Porta-Typus S. 21 – 23;

Portraittypen des Augustus (Teil 1)

Wie bereits in meinem Artikel vom 31.12.2016 erwähnt, haben römische Kaiser im Laufe ihres Lebens ihr offizielles Portrait, das im ganzen römischen Reich verbreitet wurde, zu bestimmten Anlässen neugestaltet. Heute und in der nächsten Folge geht es um die Hauptportraittypen von Kaiser Augustus.

Der erste offizielle Portraittyp entstand nach der Seeschlacht von Actium am Ende des nach Cäsars Ermordung ausgebrochenen Bürgerkrieg. Dieser Sieg über Marcus Antonius im September 31 v. Chr.  war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Alleinherrschaft des Octavian, der Neffe und Adoptivsohn Cäsars.

Der sogenannte Actium-Typ – auch Octaviantypus genannt) entstand vermutlich bald nach der Schlacht im Jahre 30 v. Chr. Dieser Portraittyp steht in der Tradition hellenistischer Herrscherbilder. Der Kopf sitzt in einer komplizierten gedrehten Haltung auf einem langen Hals. Die Gesichtszüge sind mager und wirken jugendlich. Der Mund ist klein und schmallippig. Die Locken des aufgeworfenen Stirnhaares bilden eine „Gabel“ und eine „Zange“. Varianten dieses Motivs zeigen auch die anderen Portraittypen des Augustus und des gesamten julisch-claudischen Kaiserhauses.

Beispiele für den Actium-Typus:

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Das Reiterstandbild von Marc Aurel

Die ersten Reiterstandbilder sind uns aus dem 6. Jh. v. Chr. bekannt, also aus der archaischen Zeit Griechenlands. Dargestellt waren Adlige. In der klassischen Zeit scheint es dagegen keine Reiterstandbilder gegeben zu haben, sondern erst wieder unter Alexander dem Großen. Diese wurden dann als Beutestücke nach Rom gebracht.

Im Rom waren Reiterstandbilder ab der Kaiserzeit dem Kaiser selbst vorbehalten. Dabei unterscheidet man zwei Typen. Die Adlocutio-Haltung zeigt den Kaiser mit erhobener Hand bei der Ansprache an das Heer. Dieser würdevollen und repräsentativen Darstellung steht die Darstellung auf einem sprengenden Pferd gegenüber, die den Herrscher als Kämpfer zeigt.

Von den vielen römischen Reiterstandbildern, die im ganzen Reich verteilt waren, ist uns nur das Standbild des Marc Aurel erhalten. Man hielt den dargestellten Kaiser im Mittelalter für Konstantin den Großen, der als erster christlicher Kaiser galt.

Ursprünglich war dieses bronzene Standbild vergoldet. Das Pferd hat das rechte Vorderbein nach vorne gehoben. Der Kopf ist leicht angehoben und nach rechts gedreht, die Stirnhaare sind zu einem Schopf zusammengebunden. Das Zaumzeug ist mit Schmuckscheiben (Fallerae) verziert und die Satteldecke mit einem Gurt festgeschnallt.

Der Reiter selbst ist leicht nach vorne geneigt und hat den Arm in der Adlocutio-Haltung nach vorne gestreckt. Er trägt eine Tunika mit Stoffgürtel sowie einen von einer Fibel zusammengehaltenen Reitermantel (Palludamentum) und Stiefel. Kopf und Blick Marc Aurels folgen dem ausgetreckten Arm. Die Gesichtszüge lassen sich aufgrund von Vergleichen mit Münzbildern Marc Aurel zuordnen: Stirnwulst und hochgezogene Brauen, halb über die Augen fallende Augenlider, Tränensäcke, Schnurrbart und langer Bart am Kinn. Die Haare sind als dicke Sichellocken gebildet, die in Reihen um den Kopf herumführen und im Nacken recht kurz sind.

Das Reiterstandbild wurde möglicherweise ca. 176 n. Chr. von einem unbekannten Künstler geschaffen – vermutlich im Rahmen des Siegs Marc Aurels über die Markomannen.

 

Literaturauswahl:

  • Detlev von der Burg (Hrsg.): Marc Aurel. Der Reiter auf dem Kapitol. Hirmer, München 1999, ISBN 3-7774-8340-0
  • Klaus Fittschen, Paul Zanker (Hrsg.): Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom. Band 1: Kaiser- und Prinzenbildnisse. Philipp von Zabern, Mainz 1985, S. 72–74 Nr. 67 Taf. 76–77.
  • Elfriede Regina Knauer: Das Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel. Reclam, Stuttgart 1968.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén