Studios-Basilika in Istanbul (Teil 2)

Rekonstruktion

An der westlichen Außenseite des Narthex ist das Gebälk seit­lich nur grob behauen und das Konsolgesims biegt mit einfacherem Dekor nach Westen um. Daraus kann man schließen, dass das Atrium von Säulenhallen um­geben war. Ob diese Kolonnaden oder Arkaden be­saßen muss allerdings offen bleiben. Die Portiken waren vom Narthex durch große Türen ge­trennt, die heute noch stehen.

Im Erdgeschoß waren die Seitenschiffe durch je sie­ben Säulen aus grüner Breccia vom Mittelschiff getrennt. Die Kom­positkapitelle der Säulen und das darüber liegende Gebälk waren aus prokonnesischem Marmor und in der gleichen Weise gearbeitet wie die Säulen des Narthex. Von den Originalsäulen haben sich nur sechs er­halten. Zwischen den Säulen fand man Fragmente von Schrankenplatten aus weiß-violett geädertem Marmor, die mit mit Kreuzen in Doppelfeldern geschmückt waren.

Über den Seitenschiffen und dem Narthex befanden sich Emporen aus Holz. Die westliche Mauer des Narthex, die ursprüngliche Außenmauer der Kirche ist völlig verschwunden und seine östliche Säulenreihe wurde durch die türkische Außenmauer ersetzt. Aber an beiden Enden dieser Mauer erkennt man noch, dass die Empo­ren über den Seitenschiffen mit denen über dem Narthex mit Torbögen verbunden waren. Und nach Westen hin stoßen noch Reste der Nord- und Südmauern der Em­pore vor. Auch auf den Emporen bestanden die Säulenschäfte aus grüner Breccia, darüber saßen jedoch ionische Kämpferkapitelle, die die Arka­den des Obergadens trugen.

Reste von Eingängen an Nord- und Südmauer lassen darauf schließen, dass sich die Zugänge zu den Emporen außerhalb der Kirche befanden, und zwar über Treppenhäuser im Norden und im Süden. Trep­penhäuser außerhalb des Gebäudes finden wir auch bei anderen Kir­chen dieser Zeit.

Vom liturgischen Mobiliar konnten außer den schon erwähnten Resten des Synthronons inzwischen auch ein Fragment des Ambo sowie Schran­kenplatten des Bema (erhöhtes Presbyterium) nachgewiesen werden. Der Altarraum reichte etwa 5,5 m in das Mittelschiff hinein­, hatte vorne in der Mitte sowie an beiden Seiten jeweils einen Eingang und war durch Schranken begrenzt. Dabei wie­derholt sich hier der farbige Wechsel von grünen Stützen und weißen Brüstungsplatten, den wir auch bei den Kolonnaden des Erd­geschosses finden. Von der 8,30 m breiten Apsis ist nur der untere Teil original er­halten, wobei aber die ursprünglichen Fensteröffnungen in türki­scher Zeit zuge­mauert wurden.

Innerhalb des Altarraums liegt eine kleine Krypta, in die von Osten her eine Treppe hineinführt. Allerdings wissen wir nicht, welche Reliquie hier aufbewahrt wurde, da die Hauptreliquie im südlichen Seitenschiff aufbewahrt wurde.

Das Gebäude war mit Marmorinkrustation und Mosaiken geschmückt. So sind beispielsweise aus dem 10. Jh. goldgrundige Mosaiken mit Dar­stellungen von Christus und Maria überliefert. Der heute sichtbare Marmorfußboden wird in die Mitte des 11. Jh. n. Chr. datiert.

Wie das Dach der Basilika aussah, können wir leider nicht mehr rekonstruieren. Man geht davon aus, dass wie bei anderen Kirchen dieser Zeit das erhöhte Mittelschiff ein Satteldach trug und die niedrigeren Seiten­schiffe und der Narthex Pultdächer. Der Dachstuhl war vermutlich offen.

Außen besaß  jedes Stockwerk je 8 große Fenster an den Langseiten, wobei die oberen Rundbogenfenster waren. Das Aussehen der Westseite ist heute nicht mehr zu rekonstruieren.

Datierung

Nach Theophanes Confessor wurde die Kirche 463 n. Chr. von einem Patricios namens Studios errichtet. Dieser Studios wird als Römer von vor­nehmer Herkunft beschrieben, der seine Reichtümer dem Dienste an Gott widmete. Man identifiziert ihn daher als den Konsul Studios, der dieses Amt 454 n. Chr., unter der Regierung von Marcian, innehatte. Möglicherweise wurde er aber auch als Belohnung für die Stiftung der Kirche zum Konsul ernannt.

Die Datierung der Studios-Basilika war lange Zeit umstritten, da sie sich v. a. auf diese beiden Schriftquellen stützen musste. Die Ausgrabungen ergaben jedoch Hinweise darauf, dass die Studios-Basilika um das Jahr 450 n. Chr. begonnen wurde.

Funktion und Reliqienkult

Die Studios-Basilika war v. a. eine Klosterkirche. Gleichzeitig war sie aber auch Mittelpunkt eines durch die Reliquie Johannes des Täufers bedingten Kults. So wurde jedes Jahr am 29. August ein großer Gottesdienst zum Gedenken an die Enthauptung des Johannes abgehalten, an dem auch der Kaiser teilnahm.

Literatur:

T. Mathews, The Early Churches of Constantinople (1971) 19-27
W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls (Tübingen 1977) 147 ff.
U. Peschlow, JbÖByz 32/4, 1982, 429-34
RBK IV (1990) 378-83 Abb. 6-9

Studios-Basilika in Istanbul (Teil 1)

Die Studios-Basilika ist die ein­zige Basilika des 5. Jh. n. Chr. in Konstantinopel / Istanbul, von der fast alle Teile entweder noch erhalten oder zumindest rekonstruierbar sind. Sie ist daher für die Architekturgeschichte der Hauptstadt besonders wichtig.

Baugeschichte

Die im Südwesten Konstantinopels zwischen der konstantinischen und der theodosianischen Stadtmauer gelegene Kirche wurde um die Mitte des 5. Jh. n. Chr. von einem Patricios namens Studios, zu­sammen mit einem Kloster, auf dessen eigenem Grundstück errichtet. Sie war Johannes dem Täufer geweiht und besaß mit dessen Kopf eine wichtige Reliquie. Später wurde sie in eine Moschee umgewandelt und Imrahor Camii genannt. Im Lauf der Zeit wurde die Basilika mehrfach beschädigt, v. a. durch ein Feuer 1782 und durch den Einsturz des Daches im 20. Jahrhundert. Trotzdem können wir uns aufgrund der erhalte­nen Reste und der Beschreibungen früherer Besucher ein recht gutes Bild von ihrem ursprünglichen Aussehen machen. So sind die Mauern der Basilika im Erdgeschoß größtenteils noch origi­nal erhalten, wenn auch mit Veränderungen aus türkischer Zeit. Vom Obergeschoß hat dagegen leider nur noch wenig die Zeiten überdauert.

Erhaltungszustand

Es handelt sich um eine dreischiffige Säulenbasilika mit freistehender, poly­gonal umman­telter Apsis, wobei sich in jeder der drei Seiten ein großes Fen­ster befand. Innen ist die Apsis halbkreisförmig und es haben sich Reste eines Synthronons erhalten, d. h. eine halbrunde Priesterbank, die in die Apsis einer Kirche eingebaut wurde. Davor liegt eine kleine, kreuzförmige Krypta. Apsis-Neben­räume gibt es nicht; stattdessen gibt es Eingänge in der Ostwand und am östlichen Ende von Nord- und Südwand. Der Kirche ist im Westen eine durch Torbögen dreigeteil­te Vorhalle (Narthex) vorgelagert. Sie öffnete sich mit drei Türen zum Mittelschiff, mit je einer zu den Seitenschiffen und den seitlichen Säulenhallen des Atri­ums, sowie mit einer Kolonnade mit vier Säulen aus grüner Breccia zum Atrium. Dieses bildete den westlichen Abschluss des Gebäudekomplexes. Allerdings ist von diesem Atrium nur noch die Nordwand er­halten.

Noch heute kann man sehen, wie fein gearbeitet die Bauplastik der Studios-Basilika war. So haben beispielsweise Säulen des Narthex Komposit­kapitelle, auf denen ein Gebälk aus Architrav, a-jour gearbeitetem Blattfries und Konsolgesims aufliegt.

Die Kirche ist ohne Apsis ca. 25 m lang und 24 m breit. Das Mit­telschiff ist 12,7 m breit, die Seitenschiffe je 4,6 m.

An der Südseite der Kirche liegt in abweichender Orientierung eine fünfschiffige Zisterne.

Hier Links zu Bildern der Studios-Basilika:

http://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=marbilder_item&search[constraints][marbilder][searchSeriennummer]=727923

http://arachne.uni-koeln.de/item/marbilder/445248

http://arachne.uni-koeln.de/item/marbilder/727951

(Fortsetzung folgt …)

„Ferne Zeit“ – Zur aktuellen Sonderausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn (20.07.-17.10.2014) (Teil 2)

 

Frühe griechische Heiligtümer

Frühe griechische Heiligtümer besaßen noch keine Tempel. Ein besonderer Baum, eine Höhle, der Gipel eines Berges – all dies konnte Wohnsitz einer Gottheit sein oder einer Gottheit heilig sein und hier konnte man die Anwesenheit der Gottheit spüren. Erst seit dem 10. Jh. v. Chr. errichtete man zumindest Altäre, an denen man die Gottheiten verehrte und ihnen Opfer brachte. Es dauerte noch weitere zwei Jahrhunderte bis man begann, die ersten Tempel zu errichten. Im Laufe der Zeit entstand dann der typische Peripteraltempel: ein Tempel mit einer geschlossenen Cella mit dem Kultbild der Gottheit und einer diesen Raum umgebene Säulenreihe.

Typische Weihgaben waren Pferdestatuetten aus Bronze, wie sie auch in der Ausstellung präsentiert werden. Aber auch figürliche Terrakotten oder Gewandschmuck fand man in frühen Heiligtämern. Später wurden monumentale Dreifüße oder Skulpturen gestiftet. Die Ausstellung in Bonn zeigt einen Querschnitt typischer Weihgeschenke aus frühgriechischer Zeit. Fünf der ausgestellten Bronzevotive stammen dabei aus dem Artemis-Heiligtum von Lusoi auf der Peloponnes.

Grabkult in geometrischer Zeit

Bestattungen fanden im antiken Griechenland in der Regel außerhalb der Siedlungen statt und meist entwickelten sich die Nekropolen an den Ausfallstraßen. Einer der bekanntesten griechischen Friedhöfe befindet sich in Athem: der Kerameikos, das spätere Töpferviertel Athens.

In frühgriechischer Zeit gab es sowohl Brandbestattungen als auch Körperbestattungen. Als Aschenurnen dienten vor allem Amphoren, aber auch andere Gefäßformen kamen vor. Für Körperbestattungen legte man Kistengräber an. Außerdem konnten für sehr kleine Kinder auch Pithoi, Amphoren und andere Gefäße verwendet werden. Zur Kennzeichnung eines Grabes dienten Grabhügel, Steinplatten oder auch zum Teil monumentale Gefäße, wiederum meist Amphoren.

Man gab den Toten auch Schmuck, Waffen, Terrakottafiguren und Geschirr mit ins Grab. Letzteres wurde dabei offenbar speziell für den Totenkult hergestellt, da si nicht für Flüssigkeiten geeignet waren.

Neben Grabbeigaben aus Griechenland präsentiert die Bonner Ausstellung in einer Vitrine auch einen Vergleich mit dem Totenkult der Etrusker. Schon früh wurde griechische Kunst von Etruskern und anderen italischen Völkern importiert und diese Werke beeinflussten dann die einheimische Produktion, wie eine Olla, ein bauchiger Topf, aus einem Grab aus Civitá Castellana zeigt.

Produktionslandschaften frühgriechischer Keramik

Keramik mit der typischen geometrischen Dekoration wurde in vielen Regionen der griechischen Welt hergestellt. Man kann die verschiedenen Produktionszentren anhand von Farbe und Beschaffenheit des Tons, der Gefäßform und der Dekoration unterscheiden, wie die Beispiele in der Ausstellung zeigen.

 

Wer sich genauer über die gezeigten Objekte und Lebensbereiche infomieren will, dem sei der kleine, aber sehr informative Begleitkatalog empfohlen.

 

„Ferne Zeit“ – Zur aktuellen Sonderausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn (20.07.-17.10.2014) (Teil 1)

Seit einigen Tagen führt uns eine Sonderausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn in eine „Ferne Zeit“, genauer gesagt die Zeit der sogenannten geometrischen Kunst zwischen etwa 900 und 700 v. Chr.

Am Anfang führt uns ein „Empfangskomitee“ von acht Damen von der Moderne zurück in die Steinzeit und ordnet die Ausstellung in ihren zeitlichen Rahmen ein.

Die Ausstellung selbst unterteilt sich in vier Themenbereiche, auf die ich im Folgenden kurz zusammenfassen werde:

– Frühe griechische Siedlungen
– Frühe griechische Heiligtümer
– Grabkult in geometrischer Zeit
– Produktionslandschaften frühgriechischer Keramik

Frühe griechische Siedlungen

Erst im 10. Jh. v. Chr. wurden offenbar die ersten frühgriechischen Siedlungen in Form kleiner, weitverstreuter Dörfer gegründet. Größere Siedlungen und Städte entstanden vermutlich erst etwa 200 Jahre später. Die Häuser der ersten Siedlungen waren noch großflächig im teilweise von einer Mauer umgebenen Siedlungsareal verteilt. Ab dem 7. Jh. v. Chr. entstanden dagegen verschachtelte Wohnkomplexe mit verwinkelten Gassen. Im Zentrum der Siedlungen befanden sich Platzanlagen, die, mit Heiligtümern und anderen öffentlichen Gebäuden ausgestattet, das religiöse Zentrum der Städte bildeten.

Frühgriechische Häuser bestanden in der Regel aus einem Fundament aus Feldsteinen und Wänden aus Lehm oder Fachwerk. Das Dach wurde von Holzpfosten gestützt. Viele Häuser hatten nur einen Raum, in dem sich das Leben der Familie abspielte. Es gab jedoch auch Häuser, die in mehrere Kammern unterteilt waren. Im Zentrum der befand sich eine Feuerstelle, die als Heizung und Herd diente. Für die Vorratshaltung verwendete man Pithoi, große Tongefäße.

Die Ausstellung zeigt unter anderem Fragmente solcher Pithoi sowie verschiedene Gefäße, Fibeln und Spinnwirtel. Eines der Glanzstücke des Akademischen Kunstmuseums ist außerdem ein Teller mit der Darstellung eines Webstuhls.

 

(Fortsetzung folgt …)

Ausstellung: Ferne Zeit. Zeugnisse frühgriechischer Kunst im Akademischen Kunstmuseum Bonn (20.07.-17.10.2014)

Am 20.07.2014 eröffnet das Akademische Kunstmuseum in Bonn die Sonderausstellung „Ferne Zeit. Zeugnisse frühgriechischer Kunst im Akademischen Kunstmuseum Bonn„.

Die Ausstellung präsentiert griechische Kunst der sogenannten geometrischen Zeit. Die gezeigten und teilweise bisher unpublizierten Stücke stammen aus der Zeit zwischen etwa 900 und 700 v. Chr. Namengebend für diese Kunstepoche ist das geometrische Dekor der Vasen. Daneben zeigt das Museum Abgüsse frühgriechischer Skulpturen sowie Statuetten aus Bronze oder Ton.

Adresse:

Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

www.antikensammlung.uni-bonn.de

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 15 – 17 Uhr
Sonntag 11 – 18 Uhr
An Feiertagen sowie vom 18. August bis 13. September 2014 geschlossen

Eintritt: 3 € (ermäßigt 1,50 €)

 

 

Ausstellung in Trier: Ein Traum von Rom – Römisches Stadtleben in Südwestdeutschland (15.03. – 28.09.2014)

Als die Römer nach Norden vorstießen und die Gebiete bis zum Rhein unterwarfen, brachten sie auch ihre Lebensweise mit. Und Kelten und Germanen übernahmen gerne die Annehmlichkeiten der römischen „Ars Vivendi“.

Ein Paradebeispiel für die Ausstattung einer Stadt in den Provinzen nach dem Vorbild Roms ist Trier, die erste Station der Ausstellung „Ein Traum von Rom – Römisches Stadtleben in Südwestdeutschland“.  Nach Trier wird die Ausstellung in Landesmuseum Württemberg in Stuttgart zu Gast sein (25. Oktober 2014 bis 12. April 2015).

Die Ausstellung zeigt, wie neu gegründete römische Städte in ihrer Ausstattung mit öffentlichen Gebäuden, Tempeln, öffentlichen Plätzen und der Skulpturenausstattung versuchten, der Hauptstadt Rom nachzueifern. Die Ausstellung beginnt mit einer Übersicht über die römischen Städte in Deutschland und die Stadtpläne zeigen, dass alle Neugründungen mehr oder weniger den gleichen Regeln folgten, egal wie groß die Städte waren.

Auch im privaten Bereich umgab man sich mit entsprechendem Luxus: ob Wandmalereien oder Mosaiken, Skulpturen oder vornehmes Geschirr – nicht nur  Römer, sondern auch Einheimische statteten ihre Häuser gerne mit aus Rom importierten oder nach römischen Vorbildern vor Ort hergestellten Luxusartikeln aus.

Die Ausstellung geht auch auf den Handel ein und zeigt Importe aus allen Regionen des römischen Imperiums, z. B. Öllämpchen aus Nordafrika. Aber man begann in den Provinzen auch bald, römische Luxusartikel nachzuahmen. So wurden in Trier selbst die typischen Trierer Spruchbecher hergestellt und auch der Wein- und Bierhandel florierte. Besonderen Ruf besaß außerdem der Tuchhandel in Trier.

Als Beispiel für eine Großstadt und wichtiges Wirtschaftszentrum wird natürlich Trier selbst vorgestellt. Hier wird die Sonderausstellung perfekt durch die Dauerausstellung des Landesmuseums ergänzt, die für ihre außergewöhnlichen Mosaiken und Grabmäler bekannt ist. Gerade Darstellungen auf Grabmälern  wie der Igeler Säule oder das Neumagener Weinschiff veranschaulichen auch die Bereiche, in denen die Händler aus Trier und Umgebung besonders erfolgreich ware.

Überhaupt ist Trier natürlich ein ganz besonderer Ort für eine solche Ausstellung. Noch heute begegnet man der antiken Stadtarchitektur auf Schritt und Tritt: Porta Nigra, Kaiserthermen, Barbarathermen, Palastaula – sie alle zeugen noch heute von der Ausstattung römischer Städte in den römischen Provinzen.

Weitere römische Großstädte, auf die die Ausstellung eingeht, sind Köln und Mainz. Als Beispiele für Kleinstädte dienen unter anderem Rottweil und Ladenburg in Baden-Württemberg.

Adresse:

Rheinisches Landesmuseum Trier
Weimarer Allee 1
54290 Trier

Öffnungszeiten und Eintrittspreise: http://www.landesmuseum-trier.de/de/home/besucherinformation/oeffnungszeiten-preise.html

Zu den antiken Gebäuden in Trier siehe auch: http://www.landesmuseum-trier.de/de/home/besucherinformation/trier-zentrum-der-antike-in-deutschland.html

Gebrochener Glanz. Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes (Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Bonn 20. März-20. Juli 2014)

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“ wurden Tausende von Bronze-Fragmenten mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht, gereinigt, restauriert und zusammengesetzt. Auch wurde versucht, anhand von Experimenten nachzuvollziehen, wie Großbronzen in römischer Zeit hergestellt wurden. Die Ergebnisse des Projekts werden noch bis zum 20. Juli 2014 im Rheinischen Landesmuseum in Bonn gezeigt.

Gleich das erste Ausstellungsstück, das Fragment eines Beins mit reich verziertem Stiefel, zeigt, welch eine Meisterschaft römische Bronzegießer in ihrem Handwerk  erreichten. Eine andere Vitrine zeigt dagegen, in welchem Zustand viele Bronzestatuen gefunden werden: in Hunderten von kleinen Bruchstücken! Und nicht immer gelingt es, diese Puzzleteile zu Statuen zusammenzusetzen.

Die Ausstellung gibt zunächst einen Einblick in die verschiedenen Arbeiten im Rahmen des Projekts. Erst die sorgfältige Reinigung der oft korrodierten und mit Erde verschmutzten Fundstücke lässt Details der Dekoration erkennen. Zahlreiche Hinweise zur Herstellung konnten durch Röntgenaufnahmen und Computer-Tomographie gewonnen werden. So lassen sich beispielsweise auch spätere Ergänzungen im Rahmen älterer Restaurierungen oder die Kaschierung von Gussfehlern oft nur auf diese Weise erkennen. Außerdem wurden Experimente zu möglichen Materialzusammensetzungen gemacht.

Sehr ausführlich geht die Ausstellung dann auf den Hohlguss zur Herstellung von Bronzestatuen ein. Durch zahlreiche Experimente konnten die Archäologen im Rahmen des Projekts die einzelnen Arbeitsschritte des Hohlgusses nachvollziehen. Zuerst wurde der Formkern aus Ton hergestellt. Als nächstes modellierte man die eigentliche Form der Statue bzw. von Teilen der Statue in Wachs und umhüllte diese Form mit einer weiteren Schicht aus Ton. Stifte zwischen Tonkern und -hülle sorgten dafür, dass der Abstand zwischen beiden sich nicht veränderte, wenn das ganze Gebilde gebrannt wurde und das Wachs dabei schmolz und abfloss. Anschließend stabilisierte man die Form, indem man sie in ein Sandbett setzte, und konnte dann geschmolzenes Metall eingießen. Nach Entfernen der äußeren Tonschicht mussten noch Details nachgearbeitet oder Gussfehler ausgebessert werden. Der gesamte Handwerksbetrieb in diesen hoch-spezialisierten Bronzewerkstätten wird auch durch ein Modell und ein Wandgemälde gezeigt.

Im letzten Raum der Ausstellung werden Statuenfragmente mit Spuren von Zerstörung gezeigt (hier zeigen sich auch Parallelen zur heutigen Geschichte, wenn beispielsweise eine Statue von Saddam Hussein vom Sockel gestürzt wird). Teilweise wurden Bronzestatuen in kleinste Stücke gebrochen und wieder eingeschmolzen. Sie dienten dann zum Beispiel als Rohmaterial für Falschgeld.

Nach Bonn wird die Ausstellung im Limesmuseum Aalen (16.08.2014-22.04.2015) und im Museum Het Valkhof, Nijmegen (21.03.-21.06.2015) zu sehen sein.

Weitere Informationen zum Projekt: http://www.grossbronzenamlimes.de/index.html

Römischer Tempelbezirk in D-54456 Tawern, Rheinland-Pfalz

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Auf dem Metzenberg beim heutigen Ort Tawern wurden 1986 und 1987 Reste eines römischen Tempelbezirks ausgegraben. Unter anderem fand man architektonische Elemente, Münzen und plastische Darstellungen. und man konnte anhand dieser Funde Teile des Tempelbezirks rekonstruieren.

Das Heiligtum bestand ursprünglich vermutlich aus 5 Tempeln, die von einer Mauer umgeben waren. Daneben gab es einige Nebengebäude und einen 15 m tiefen Brunnen, der noch Ende des vierten Jahrhunderts n. Chr. bestand. Im Laufe der Zeit wurde der Tempelbezirk immer wieder verändert. Die heutige Rekonstruktion zeigt einen großen Merkur-Tempel mit dreiseitigem Umgang mit einer großen Merkur-Statue im Innern.

http://www.roemisches-tawern.de/index.php/beispiel-seiten

Leider ist der Tempelbezirk nur zu Fuß zu erreichen und der etwa 1 km lange Aufstieg ist recht mühsam. Es lohnt sich jedoch in jedem Fall.

Im Ort Tawern zu Fuß des Metzenbergs könnte man außerdem Reste des römische Orts Tabernae sehen. Diese Reste sind allerdings im Gegensatz zum Tempelbezirk schlecht ausgeschildert. Ich zumindest habe leider kein Hinweisschild im Ort gesehen.

Spätrömischer Kaiserpalast in Konz an der Mosel

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Wenig bekannt sind die Reste des römischen Kaiserpalasts, den man in Konz, dem antiken Contionacum, gefunden hat. Die Anlage liegt heute etwas versteckt am Zugang zum Friedhof neben der Kirche St. Nikolaus. Die offizielle Adresse ist Martinstr. 22, 54329 Konz, aber der eigentliche Zugang befindet sich in der Gartenstraße, wo man einen kleinen Parkplatz findet, auf dem auch eine erste Informationstafel über den Palast informiert. Leider fehlt ein Schild an der Einfahrt des Parkplatzes.

Der römische Dichter Ausonius erwähnt den Palast im 4. Jh. n. Chr. in seiner Mosella – einem Loblied auf die Mosel – und noch im 17. Jh. konnte man Teile der Anlage sehen. Die Badeanlage kam als erster Teil des Palasts schon 1867 wieder ans Licht. Weitere Reste fand man, als 1959 die neue Pfarrkirche St. Nikolaus gebaut wurde. Es gab damals auch Ausgrabungen, bei denen 30 Räume und ein Apsidensaal zutage traten sowie einige herausragende Funde wie ein Diatretglas, ein Goldschatz, Wandmalereien und Marmor. Leider wurde der größte Teil des Palasts im weiteren Verlauf der Bauarbeiten jedoch zerstört. 2004 beschloss man, die noch vorhandenen Reste zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Herbst 2007 waren die Arbeiten abgeschlossen.

Der Palast liegt an einem Hang oberhalb der Saar. Der Grundriss entspricht einer Portikusvilla mit Eckrisaliten: an der Front des 84 × 28 m großen Gebäudes befand sich eine Portikus, also eine Säulenhalle, die an ihren Enden vorspringende Räume hatte. Dahinter lagen mehrere kleinere Räume, aber auch ein großer Saal mit Apsis, wohl der Empfangssaal. Die übrigen Räume des Palasts waren um einen Hof angeordnet. Auch gab es eine große Badeanlage. Da man unter zahlreichen Räumen Hypokaustanlagen zur Beheizung fand, wurde der Palast wohl ganzjährig bewohnt.

Die noch vorhandenen Reste beschränken sich auf den Westteil des Kaltbades (Frigidarium), einige Reste der Stützmauer des Mittelsaales sowie Teile der Portikus. Unter der Kirche hat sich außerdem die Feuerungsstelle der Heizungsanlage des Empfangssaales erhalten. Damit man sich eine Vorstellung von den Räumen der des Palasts machen kann, wurden die Mauern der ergrabenen Räume mit Pflastersteinen sichtbar gemacht. Eine Stahlstruktur ahmt zwei der Fenster der Säulenhalle nach und veranschaulicht so die Höhe der Portikus. Den Grundriss und weitere Informationen über die Villa zeigen fünf Informationstafeln.

Der Palast wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. errichtet und unter anderem von Kaiser Valentinian I. (364-375) genutzt. Die Villa diente dabei nicht nur der Erholung. Auch Staatsgeschäfte wurden hier erledigt. So haben sich auch einige Gesetze erhalten, die Valentinian hier in Contionacum unterzeichnet hat.

Jupiter- und Jupitergigantensäulen (Teil 3)

Jupitergigantensäulen:

In der Germania Superior und dem östlichen Teil der Provinz Belgica war die Bekrönung der Säule mit Jupiter, der einen Giganten niederreitet, wesentlich beliebter als die anderen Darstellungen auf Jupitersäulen. Jupiter ist entweder mit Panzer und Feldherrnmantel bekleidet oder er trägt nur eine Hose und einen Mantel – ein klares Indiz für keltischen Einfluss. Das Blitzbündel in der erhobenen Hand kennzeichnet ihn als Jupiter.

Ein weiterer Unterschied ist der Zwischensockel, der sich zwischen den „Viergötterstein“ und die Säule schiebt. Dieser Zwischensockel ist meist achteckig und wird als „Wochengötterstein“ bezeichnet. Das achte Feld trug dabei entweder die Weihinschrift oder ein weiteres Götterrelief. Insgesamt variieren die dargestellten Götter auf diesem Zwischensockel, der auch rund, viereckig oder sechseckig sein konnte.

Die Säule selbst war wie bei Jupitersäulen meist mit Schuppen dekoriert, aber auch Weinranken oder Eichenlaub waren möglich.

Beispiele:
Jupitergigantensäule aus Schwarzenacker
Jupitergigantensäule aus Hausen an der Zaber
– Jupitergigantensäule aus Ladenburg

Jupitersäulen und Jupitergigantensäulen sind eine Synthese von römischen und keltischen Elementen. Zwar lassen sich die Denkmalform und die meisten anderen Elemente auf römische Vorbilder zurückführen, aber die Reliefierung der Säule, die Sockel und v. a. die Statuengruppen mit Jupiter und Giganten zeigen einen starken einheimischen Einfluss.

Stifter waren anfangs der römische Staat, Gemeinden oder Kooperationen. Im Verlauf des 2. Jh. n. Chr. werden sie allerdings zu beliebten Weihgeschenken von Händlern und Kaufleuten, v. a. aber von Gutsbesitzern. Dabei handelte es sich offenbar oftmals um Einheimische.

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