25.11.2015: Forum Beruf Archäologien des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn der Universität Bonn

In der Veranstaltungsreihe „Forum Beruf“ des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn, berichten Absolventen verschiedener Disziplinen, in welchen Berufen sie nach ihrem Abschluss Arbeit gefunden haben und gehen auf die Qualifikationen ein, die Ihnen dafür notwendig waren.

Dabei erhalten Studierende nicht nur wichtige Informationen über Praktika und mögliche Berufsziele, sondern sie können auch interessante Kontakte zu anderen Studierenden und Ehemaligen knüpfen.

Am 25. November 2015 um 18:15 Uhr stehen die archäologischen Fächer im Mittelpunkt des Forums Beruf.

Weitere Infos unter:
https://cams.ukb.uni-bonn.de/public/cms_page.aspx?pageId=81

Plakat Forum Beruf Archäologien 2015

Ort:
Hörsaal des Archäologischen Instituts der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 6)

Südlich der Agora, am Panathenäenweg, liegt das Heiligtum von Demeter und Kore, das sog. Eleusinion. Unter den Funden befanden sich Kernoi, Kultgefäße, die im eleusinischen Kult verwendet wurden. Aus dem mittleren 6. Jh. v. Chr. stammt eine Stützmauer und es ist bekannt, dass Peisistratos am eleusinischen Kult besonderes Interesse hatte. Die Schriftquellen geben aber keine Hinweise darauf, dass Peisistratos das Eleusinion errichten ließ.

Im Heiligtum des Dionysos Eleuthereus am Südabhang der Akropolis hat sich eine Ecke eines kleinen Antentempels erhalten. Die Datierung war früher umstritten. Die verwendeten Keildübellöcher weisen allerdings auf eine Bauzeit im 3. Viertel des 6. Jh., was inzwischen allgemein anerkannt ist. Möglicherweise lässt sich dieser Tempel mit Peisistratos verbinden, da dieser die großen Dionysien einrichtete. 534 v. Chr. soll Thespis die erste Tragödie aufgeführt haben und Dinsmoor glaubt daher, dieses Datum auch als ungefähren Fixpunkt für die Entstehung des Tempels annehmen zu können.

Am Südabhang des Areopag wurde im 6. Jh . v . Chr. das Heiligtum des Heros Amynos angelegt. Es handelte sich um ein offenes Heiligtum mit einem Brunnen im Zentrum. Der Kult stand wohl im Zusammenhang mit heiligem Wasser und der Brunnen war an die peisistratidische Wasserleitung angeschlossen. Votive mit Darstellungen von Körperteilen lassen darauf schließen, dass hier ein Heilheros verehrt wurde. Dieses Heiligtum wird in den Schriftquellen nicht erwähnt und konnte nur anhand von Inschriften identifiziert werden.

Etwas südlich des Olympieions befand sich das Heiligtum des Apollon Delphinion. Ein großer südwestlich davon ergrabener Bereich wurde von Travlos mit der Gerichtsstätte „epi Delphinio“ identifiziert. Es handelte sich dabei um den Gerichtshof für Mordfälle, der angeblich vom mythischen König Aigeus begründet wurde. Die gefundene archaische Mauer datiert Travlos auf ca. 500 v. Chr. Kolb dagegen datiert die Reste in die Zeit der Peisistratiden.

Ebenfalls südlich des Olympieions befand sich das Heiligtum des Apollon Pythios, dass der Überlieferung nach von den Peisistratiden errichtet wurde. Nach Hesych erbaute Peisistratos den Tempel des Heiligtums. Thukydides VI 54,6 f. berichtet, dass Peisistratos d. J. während seines Archontats dem Apollon Pythios einen Altar stiftete. Erhalten ist nur der größte Teil der Deckplatte des Altars, auf der sich auch die Weihinschrift  (IG. 12 , 761) befindet, durch die der Altar identifiziert werden konnte. Nach Thukydides IV 54,5 verwandten die Tyrannen einen Teil der Steuern für die Ausschmückung der Stadt und nach Kluwe ist die Weihung des Apollo-Pythios-Altars ein Beweis für die Richtigkeit dieser Nachricht.

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 5)

Auch im übrigen Stadtgebiet sind uns für die Zeit der Tyrannenherrschaft literarisch oder archäologisch Sakralbauten überliefert.

Literatur:

  • G. Gruben, Die Tempel der Griechen (31980) 230-236
  • G. Welter, „Das Olympieion in Athen“, AM 47, 1922, 61 ff. + AM 48, 1923, 182-189
  • J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 402 f.
  • R. E. Wycherly, The Olympieion of Athens, GrRomByzSt 5, 1964, 161 ff.
  • R. Tölle-Kastenbein, Das Olympieion in Athen (1994)
  • T. E. Kalpaxis, Hemitelos (1986) 26-39
  • W. B. Dinsmoor, The Architecture of Ancient Greece (41975) 91 u. 280 f.

Einer der bekanntesten Bauten aus der Zeit der Peisistratiden ist der südöstlich der Akropolis gelegene Tempel des Olympischen Zeus, das sogenannte Olympieion. Nach Tkukydides II 15 soll das Heiligtum noch auf die Zeit vor der Stadtgründung durch Theseus zurückgehen und man fand unter dem heute sichtbaren Tempel aus römischer Zeit Reste von zwei archaischen Bauten. Aus Fundamentmauern, die in das 2. Viertel des 6. Jh. datiert werden, rekonstruierte Welter einen Peripteros von 30 ,5 x ca. 60 m. Gruben (S. 203) nimmt an, dass dieser Tempel von Peisistratos d. Ä. erbaut wurde. Der darauffolgende Tempel wurde jedoch unter seinen Söhnen errichtet und diese hätten vermutlich nicht den Tempel ihres Vaters niederreißen lassen. Es ist daher wahrscheinlicher, dass der Tempel vor der Tyrannis von der aristokratischen Polis errichtet wurde.

Beim Tempel der Söhne des Peisistratos handelte es sich um einen Dipteros, der ungefähr die gleichen Ausmaße wie der spätere hellenistische Tempel hatte. Genaue Messungen liegen leider nicht vor, aber die Maße betrugen etwa 107,20 x 42,90 m (nach Kluwe). Viele der Säulentrommeln wurden im Fundament des hellenistischen Tempels und in der themistokleischen Stadtmauer wiederverwendet.

Mit seinen enormen Ausmaßen ist das Olympieion den ionischen Riesentempeln vergleichbar. Welter und Gruben vertraten daher die Meinung, dass der Tempel in ionischer Ordnung errichtet wurde. Sie argumentierten mit der Ähnlichkeit zum Heraion von Samos in der Verbreiterung der Fronthallen, der Erweiterung der drei Eckjoche der Langseiten um ca. 30 cm, und der Abstufung der 7 Frontjoche. Die neuere Forschung (Wycherly, Dinsmoor und Travlos) tendiert jedoch zu der Ansicht, dass der sehr breite Durchmesser der Säulen in Relation zu den Interkolumnien sowie die auf direkten Stylobatkontakt ohne Basis hinweisende technische Bearbeitung der unteren Trommeln dafür spricht, dass das Vorbild der ionischen Riesentempel hier in die dorische Ordnung übertragen worden ist.

Vitruv VII praef. 15 schreibt, dass der Grundbau des Tempels für Peisistratos begonnen wurde, aber wegen politischer Unruhen nach dem Tod des Tyrannen unvollendet blieb. Aristoteles (Politeia V 1315 b, 24) sagt, dass der Tempel von den Peisistratiden erbaut wurde. Material und Technik des Tempels können auf ca. 520 v. Chr. datiert werden. Die Angabe bei Vitruv wird daher auf den jüngeren Peisistratos bezogen und die Bauzeit des Olympieions im Allgemeinen in die letzten beiden Jahrzehnte der Tyrannenherrschaft gesetzt.

Als Baumotiv wird in den antiken Quellen das persönliche Repräsentationsbedürfnis der Peisistratiden genannt und die Rivalität zu anderen Herrschern, wie z. B. Polykrates von Samos. Außerdem dienten solche Monumentalbauten den Tyrannen nach Aristoteles als Arbeitsbeschaffungsprogramm. Verschiedene Forscher meinen jedoch, dass der Bau die ganze Stadt Athen repräsentieren sollte und als gemeinsames Projekt von Herrscher und Volk geplant worden war.

Der Tempel blieb nach Vitruv wegen politischer Unruhen nach dem Tod des Tyrannen Hippias unvollendet. Ob der Grund des Baustopps wirklich die Vertreibung der Tyrannen war, ist nicht sicher. Auch wirtschaftliche Gründe sind vermutet worden. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der Bau zu diesem Zeitpunkt kaum über die Fundamente hinaus gediehen war, denn dann wäre es, wie Wycherly schreibt, unverständlich, dass Aristoteles das Olympieion mit so eindrucksvollen Bauten wie den ägyptischen Pyramiden oder den Bauten des Polykrates von Samos vergleicht.

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 4)

Die Stoa Basileios, der Amtssitz des Archon Basileios, wurde Mitte des 6. Jh. v. Chr. auf die Agora verlegt und befand sich seit dieser Zeit in einem kleinen Gebäude neben der Stoa des Zeus. Es handelt sich um eine dorische Säulenhalle mit geschlossener Rückwand und 8 Säulen zwischen seitlichen Anten an der Vorderseite. Die Vorbauten stammen frühestens aus dem 4. Jh. v. Chr. Die Identifizierung wurde ermöglicht durch die Angabe bei Pausanias I 3,1, der die Stoa Basileios gleich am Eingang der Agora zur Rechten lokalisiert, sowie durch Inschriften, die den Archon Basileios betreffen. Aufgabe des Archon Basileios war die Verwaltung der Staatskulte und die Leitung von Prozessen gegen Gottlosigkeit. In der Stoa Basileios wurden wichtige Gesetze aufgestellt und an einem Stein vor der Stoa wurde bei öffentlichen Zeremonien der Eid abgelegt. Auch die Beamten legten hier ihren Amtseid ab.

Im 3. Viertel des 6. Jh. wurde ein 32,40 x 28,30 m großer Bezirk im Süden der Agora mit einer Mauer umgeben, dessen Deutung unklar ist. Ein großer offener, ummauerter Platz weist normalerweise auf einen sakralen Bereich. Man fand aber weder Spuren eines Altars oder eines Schreins noch Votivgaben. Eine weitere Möglichkeit für einen offenen Bezirk bilden Gerichtshöfe und so schlug man aufgrund von Größe, Datierung und Lage auf der Agora die Identifizierung als Heliaia vor, der von Solon eingeführten Volksgerichtshof und mit mehr als 1500 Geschworenen größten Gerichtshof des archaischen Athen. Dies bleibt jedoch hypothetisch.

Unter dem Tempel des Apollon Patroos (4. Jh.) fand man aus der Mitte des 6. Jh. v. Chr. eine Mauer in Apsisform und eine Basis, die wohl eine Kultstatue trug. Daneben befand sich eine Grube, um eine Bronzestatue (Kouros) zu gießen. Vermutlich befand sich hier ein älterer Tempel des Apollo Patroos. Apollo hatte gleichzeitig den Beinamen Phratrios (von Phratie = Verband von mehreren Familiengruppen).

Unter der Stoa des Zeus Eleutherios fanden sich ebenfalls ältere Reste, die nach Boersma aus dem 3. Viertel des 6. Jh. v. Chr. stammen und auf ein offenes Heiligtum weisen. Vermutlich wurde hier auch Zeus verehrt, vielleicht als Zeus Agoraios. Ein Altar vor der Zeus-Stoa stammt vermutlich aus peisitratidischer Zeit.

Im Südosten der Agora fand man Reste eines Brunnenhauses in Form eines langgestreckten Rechtecks und besteht aus einem Mittelraum und zwei daran angrenzenden Wasserbassins, die vom Mittelraum durch Schranken abgegrenzt sind. Dieses Brunnenhaus ist Teil des großen Wasserleitungssystems, das ins frühe letzte Viertel des 6. Jh. v. Chr. datiert wird.

Thukydides VI 54,6 f. überliefert, dass Peisistratos der Jüngere während seines Archontats 522/21 v. Chr. einen Altar für die zwölf Götter stiftete. Reste dieses Altars fand man im Nordteil der Agora unter der U-Bahn nach Piräus. Der Altar diente zum einen nach Herodot II 7 als Meilenstein, von dem aus alle Entfernungen gemessen wurden, zum anderen als Asylstätte.

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 3)

Kurz nach der Mitte des 6. Jh. v. Chr. wurde neben Haus C an der Südseite der Terrasse Gebäude D errichtet, ein kleines Haus mit 3 Räumen, das sich nach Norden auf den zwischen den beiden Bauten liegenden Hof öffnete (siehe im Bild oben). Man nimmt allgemein an, dass beide Gebäude zusammengehörten und die gleiche Funktion hatten.

Südlich von Haus C fanden sich unter der späteren Tholos (Rundtempel) Reste von einem komplexen Gebäude mit unregelmäßigem Grundriss, das als Haus F bezeichnet wird (im Bild unten) und von Norden und Osten her zugänglich war. Ein großer Hof ist auf drei Seiten von vielen Räumen umgeben. Westlich davon liegt ein weiterer kleinerer Hof, der ebenfalls von mehreren Räumen umgeben ist. Einer dieser Räume enthielt Vorratsgefäße und man fand auch Kochmulden und einen Brunnen. Das Gebäude wurde kurz nach Haus D errichtet, das nun wieder abgerissen wurde. Gleichzeitig wurde die westliche Terrassenmauer abgetragen. Dadurch reichte der auf der Nordseite gelegene Vorplatz bis zum Fuß des Kolonos Agoraios, einem kleinen Hügel am Westrand der Agora. Aus diesem Hügel wurde eine trapezförmige Abarbeitung herausgehauen. Diese Terrasse wurde erhöht und die ganze Anlage auf diese Weise einheitlich gestaltet. Der große Vorplatz verband die beiden Gebäude F und C  miteinander und die Abarbeitung des Felsens könnte für Versammlungen gedient haben.

Die Funde in Haus F weisen auf einen häuslichen Charakter, die Ausmaße sprechen jedoch gegen eine Deutung als privates Wohnhaus. Thompson z. B. schlug vor, die älteren Bauten wie später die Tholos als Gebäude der Prytanie zu identifizieren, d. h. der Gruppe, die der Ratsversammlung vorstand. Diese Deutung ist für die letzte Phase von Gebäude F inzwischen allgemein anerkannt. Shear bezweifelt jedoch, dass dieses Gebäude schon Mitte des 6. Jh. v. Chr. der Prytanie diente, da es nicht den geringsten Hinweis dafür gäbe, dass dem solonischen Rat eine Prytanie vorstand. Auch wäre kein großer Raum für das gemeinsame Essen vorhanden.

Shear, Boersma u. a. schlagen stattdessen vor, Gebäude F als Palast des Peisistratos zu deuten. Für diese Interpretation sprächen der häusliche Charakter und die Größe. Auch fällt die Errichtung in die Jahre nach 550 v. Chr., und auf ca. 546 v. Chr. wird die endgültige Rückkehr des Peisistratos nach Athen und die Etablierung seiner Tyrannis datiert. Shear verweist außerdem auf die Verbindung zwischen der Errichtung von Haus F, der Begradigung der Westseite des Platzes und der Schließung von privaten Brunnen, die eine Beseitigung von Privathäusern impliziert.

Viele Forscher gingen bisher davon aus, dass sich der Palast der Peisistratiden auf der Akropolis befand. Dafür gibt es aber weder literarische noch archäologische Hinweise. Als Alternative kommt Gebäude F auf der Agora aufgrund seiner Größe durchaus in die engere Wahl.

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 2)

Die Agora von Athen liegt auf dem leicht abfallenden Gelände zwischen der Akropolis, dem Kolonos Agoraios und dem Fluss Eridanos. Ursprünglich befanden sich hier private Häuser, das Töpferviertel (Kerameikos) sowie eine Nekropole. An den Gräbern veranstalteten die Griechen nach Homer nicht nur Agone zu Ehren der Toten, sondern hielten auch ihre Versammlungen („agorai“) ab. Dies lässt vermuten, dass auch die sog. „alte Agora“ schon hier lag. Als Versammlungsplatz diente eine einfache Orchestra, auf der auch rituelle Tänze zu Ehren von Dionysos stattfanden. Die Agora verbindet also politische und religiöse Traditionen.

Ausgrabungen haben gezeigt, dass um 600 v. Chr. die Bestattungen auf der Agora aufhören bzw. nur noch am äußeren Rand vorkommen. Es gibt nun keine Töpfereien mehr und private Häuser werden im Lauf der Zeit beseitigt, wie die Sti lllegung der zugehörigen Brunnen zeigt. All dies deutet auf gezielte Maßnahmen, um die Agora zu einem öffentlichen Platz als Zentrum des politischen und täglichen Lebens auszubauen.

Als erstes öffentliches Gebäude der Agora gilt das sog. Gebäude C, dessen Reste an der Westseite der Agora unter dem späteren Bouleuterion und dem Metroon ausgegraben wurden. Haus C wird nach der herkömmlichen Chronologie allgemein an den Anfang des 6. Jh. v. Chr. datiert. Es handelt sich um ein kleines rechteckiges Haus mit 2 Räumen, die sich nach Süden hin auf eine niedrige Terrasse öffnen. Die Datierung in die Nähe der Gesetze Solons und die Lage an der Stelle des späteren Bouleuterions haben zu der Vermutung geführt, dass das Gebäude dem solonischen Rat der 400 diente, der dann auf der davor liegenden Terrasse getagt haben müsste. Der Rat tagte also nicht mehr auf der Orchestra, sondern erhält einen eigenen Versammlungsplatz, d. h. es kommt zur Funktionstrennung.

Literatur:

  • D. Francis / M. Vickers, „The Agora Revisited: Athenian Chronology c. 500-450 B.C.“, BSA 83, 1988, 143 ff.
  • F. Kolb, Agora und Theater, Volks- und Festversammlung, AF 9 (1981), 20 ff.
  • H. A. Thompson / R.E. Wycherly, The Agora of Athens. The Athenian Agora XIV (1972)
  • J. M. Camp, Die Agora von Athen (1989) 40 ff.
  • J. M. Camp / C.A. Mauzy (Hrsg.), Die Agora von Athen. Neue Perspektiven für eine archäologische Stätte. Zaberns Bildbände zur Archäologie (2009)

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 1)

Das 6. Jh . v. Chr. war eine wichtige Phase in der Stadtentwicklung Athens: in diese Zeit fallen die Entwicklung der Regierungsform und des Rechtswesens, die Ausweitung religiöser Kulte sowie eine starke flächenmäßige Ausdehnung der Stadt. Einen großen Teil des Jahrhunderts stand die Stadt unter der Tyrannis der Peisistratiden und es stellt sich daher die Frage, welche Rolle diese Tyrannen in den genannten Aspekten der Stadtentwicklung hatten. Einen Schwerpunkt der Forschung bildet dabei die Baukunst unter den Peisitratiden, denn die antiken Schriftquellen, wie z. B . Aristoteles in seiner Politeia (V 1313 b , 19ff), assoziieren mit den griechischen Tyrannen v. a. Monumentalbauten und öffentliche Arbeiten. Welche Aktivitäten können wir nun im archaischen Athen des 6. Jh. feststellen, inwieweit lassen sich diese auf die Initiative der Peisistratiden zurückführen und welche politische Absicht könnte dahinterstehen?

In den nächsten Artikeln werde ich zunächst auf die Entwicklung der Agora eingehen und die Gebäude vorstellen, die nach der herkömmlichen Chronologie in das 6. Jh. v. Chr. datiert werden. Anschließend werden die Sakralbauten außerhalb der Akropolis vorgestellt, die in dieser Zeit entstanden sind bzw. entstanden sein sollen.

Literatur allgemein:

  • D. Francis – M. Vickers, „The Agora Revisited: Athenian Chronology c. 500-450 B.C.“, BSA 83, 1988, 143 ff.
  • E. Kluwe, Die Tyrannis der Peisistratiden und ihr Niederschlag in der Kunst, Diss. Jena (1966) 41 ff.
  • E. Vanderpool, „The Date of the Pre-Persian City-Wall of Athens“, in: Phoros, Tribute to B.D. Meritt (1974) 156 ff.
  • F. Kolb, „Die Bau-, Religions- und Kulturpolitik der Peisistratiden“, JdI 92, 1977, 99 ff. (bes. 106 ff.)
  • A. Shapiro, Art and Cult under the Tyrants in Athens (1989)
  • S. Boersma, Athenian Building Policy from 561/0 to 405/4 B.C. (1970) 11 ff.
  • M. Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen (1987) 233 ff.
  • R. Tölle-Kastenbein, „Bemerkungen zur absoluten Chronologie spätarchaischer und frühklassischer Denkmäler Athens“, AA 1983, 573 ff.
  • T. Leslie Shear Jr., „Tyrants and Buildings in Archaic Athens“, in: Athens comes of Age: From Solon to Salamis (1978) 1 ff.
  • S. P. Arrowsmith, The tyranny at Athens in the sixth century B. C. (Diss. 1988)
  • H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen. 2 Bände. Beck, München 1967.
  • B. Lavelle, Fame, Money, and Power. The Rise of Peisistratos and „Democratic“ Tyranny at Athens (2004)
  • L. de Libero, Die archaische Tyrannis (1996)
  • H. Sancisi-Weerdenburg (Hrsg.), Peisistratos and the Tyranny (2000)
  • K—W. Welwei, Athen. Vom neolithischen Siedlungsplatz zur Großpolis (1992)

(Fortsetzung folgt …)

05.09.2015 – 03.04.2016: REVOLUTION jungSTEINZEIT (Archäologische Landesausstellung NRW 2015)

Die Archäologische Landesausstellung NRW findet alle 5 Jahre statt und präsentiert die Highlights unter den archäologischen Funden der vorangegangenen fünf Jahre. Diesmal steht die Ausstellung unter dem Motto „REVOLUTION jungSTEINZEIT“ und widmet sich damit einer Epoche der Menschheitsgeschichte, die viele Weichen für unser heutiges Leben stellte.

Lange Zeit lebten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler. Vor etwa 12.000 Jahren jedoch wurden die Menschen im sogenannten fruchtbaren Halbmond im Bereich des heutigen Nordsyrien und der Türkei sesshaft. Aus Jägern und Sammlern wurden Ackerbauern und Viehzüchter, die in festen Siedlungen lebten. Diese ersten Bauern breiteten sich im Laufe Richtung Norden und Nordwesten aus bis sie vor etwa 7.300 Jahren in unseren Regionen ankamen. Der Ursprung dieser Einwanderer und ihr Weg lassen sich heute durch DNA-Analysen bestimmen.

Im Gepäck hatten sie nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch technische Errungenschaften. Neben der Erfindung des Rades seien der Bergbau, die Metallverarbeitung und das Töpferhandwerk genannt. Die in Nordrhein-Westfalen lebenden Jäger und Sammler übernahmen die Lebensform der eingewanderten Bauern. Sie lebten nun wie diese in Siedlungen mit Langhäusern (bis zu 60 m lang). Wildpflanzen wurden kultiviert und Tiere für die Viehzucht domestiziert.

Das Holz für die Häuser und die Brandrodung in der Landwirtschaft führten auch zu den ersten Umweltschäden wie ausgelaugte Böden, CO2-Ausstoß und Erosion. Die neue Nahrung mit viel Getreide führte zu Karies, Steinchen im gemahlenen Mehl zu weiteren Zahnschäden. Neue naturwissenschaftliche Methoden erlauben auch einen Einblick in Krankheiten oder die Lebenserwartung unserer Vorfahren.

Eindrucksvoll zeigt die Landesausstellung, wie die Ankunft der ersten Bauern in NRW in dieser sogenannten neolithischen Revolution das Leben der einheimischen Jäger und Sammler veränderte und den Grundstein für unsere heutige Zivilisation legte – mit vielen positiven Errungenschaften, aber eben auch mit den ersten negativen Eingriffen in die Umwelt.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den herausragenden Funden der letzten fünf Jahre – von der Frühgeschichte bis zu Karnevalsorden. Hier werden auch die Methoden vorgestellt, die Archäologen heute zur Verfügung stehen.

Zur Vertiefung beider Ausstellungsteile stehen dem interessierten Besucher zwei Kataloge zur Verfügung:

  • Kunow/T. Otten, Revolution Jungsteinzeit: Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 2015)
  • Kunow/T. Otten u. a., Archäologie in NRW 2010-2015: Funde – Forschungen – Methoden (Stuttgart 2015)

Die Ausstellung wird später auch m LWL-Museum für Archäologie in Herne und im Lippischen Landesmuseum Detmold zu sehen sein.

Weitere Infos: http://www.revolution-jungsteinzeit.de/index.php/infos-landesausstellung.html

Das Amphitheater von Trier (Teil 3)

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Unter der Arena befindet sich ein großer Kellerraum. Die ursprünglichen Zugänge sind noch nicht gefunden worden. Die heutigen Zugänge sind neuzeitlich. Unklar ist auch, wann der Keller gebaut wurde. Die gefundenen Hölzer und Münzen stammen aus dem 3. und 4. Jh. n. Chr. Im Lauf der Zeit wurde der Raum immer wieder erweitert. Solche Keller in Amphitheatern enthielten oft Maschinen für dramaturgische Effekte.

Unter den Funden gab es auch Reste einer Entwässerungspumpe und noch heute ist der Keller durch den Grundwasserspiegel ständig überflutet.

Den Abschluss des Rundgangs durch das Amphitheater von Trier bildet das Nordtor mit weiteren Zugängen zu den Zuschauerrängen. Wie viele Zuschauer hier Platz fanden ist nicht klar. Die Zahl könnte aber irgendwo zwischen 16000 und 20000 gelegen haben.

Das Amphitheater von Trier (Teil 2)

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Unser Rundweg führt uns auf die rechte Aufschüttung der Zuschauerränge. Von hier aus überblickt man das Innere des Amphitheaters. Die Arena ist 47,5 m x 71 m groß – das entspricht 160 x 240 römische Fuß – und heute von einer etwa 4 m hohen Mauer umgeben. Ob dies der ursprünglichen Höhe entspricht ist unbekannt. Durch Türen in der Mauer gelangt man zum einen in kellerähnliche Räume, zum anderen aber auch zu Gängen, die zu den unteren Zuschauerrängen führen.

Wie bereits erwähnt, führte die Stadtmauer hinter den Zuschauerrängen entlang. In der Mitte dieser Seite befanden sich drei Türme, von denen die zwei äußeren die stadtseitigen Eingänge zum Amphitheater markierten. Zwischen den beiden Zugängen an dieser Seite befand sich ursprünglich wohl auch die Ehrentribüne des Amphitheaters.

Passiert man die Plattform, die das Fundament des mittleren Turms bildet, gelangt man zu einem der Zugänge zu den Zuschauerrängen. Durch diesen Gang, in dem sogar noch Wandmalerei erhalten ist, kommt man zum unteren Umgang zwischen Arenamauer und Zuschauerrängen.

In der Arena läuft ein Entwässerungsgraben an der Mauer entlang, der das von den Zuschauerräumen ablaufende Regenwasser in den nahe gelegenen Olewiger Bach leitete. Löcher und Rillen im Felsen unter dem Sand weisen darauf hin, dass verschiedene Holzkonstruktionen in der Arena aufgebaut werden konnten.

 

(Fortsetzung folgt …)

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