Kategorie: Rom Seite 2 von 5

Kulturtransfer – die Expansion der Römer und ihre Auswirkung auf römische Denkmäler

Kulturtransfer zwischen zwei Völkern geschieht auf zwei Arten:

  1. Expansion, d. h. Export von Kultur
  2. Rezeption, d. h. Assimilierung einer fremden Kultur

Im Zuge der Expansion Roms haben die unterworfenen Völker oft die Kultur und die Errungenschaften der Römer für sich entdeckt und übernommen. Die Römer selbst waren dagegen vor allem von der Kultur der Griechen angetan. Zunächst hatten die Römer ihre Vormachtstellung in Italien ausgebaut und nach mehreren Kriegen die Punier besiegt. Ab dem 2. Jh. v. Chr. mischten sie sich jedoch zunehmend auch in die Geschicke Griechenlands und Kleinasiens ein und stiegen schließlich zur beherrschenden Macht im Mittelmeerraum auf.

Die Expansion in Italien und dem übrigen Mittelmeerraum machte sich bald in den politischen Denkmälern bemerkbar. Zum einen durch Beutedenkmäler, z. B.:

  • die Rostra mit den Schiffsschnäbeln auf dem Forum Romanum
  • die Anbringung vergoldeter Schilde aus den Samnitenkriegen an den tabernae
  • die Aufstellung von Bronzefiguren, die aus dem Heiligtum von Volsinii erbeutet worden waren, am Tempel der Mater Matuta und der Fortuna (schon 264 v. Chr.)

Zum anderen gab man Historiengemälde in Auftrag oder stellte Ehrenstatuen auf.

Mit der außenpolitischen Expansion ging auch eine wirtschaftliche Expansion einher, die zu innerpolitischen Veränderungen führte. Zwischen dem Senat und der Volksversammlung, die mehr Rechte forderte, kam es zu einem Machtkampf, der das republikanische Rom in eine Krise führte, in deren Folge Feldherrn wie Pompeius und Caesar übermächtig werden konnten. Der Konkurrenzkampf zwischen den Parteien zeigte sich auch in der Rivalität der Feldherrn auf beiden Seiten.

So stellte Catull nach dem Sieg über die germanischen Kimbern Beutestücke in einer Halle auf seinem Grundstück auf, das gleichzeitig das Grundstück eines seiner politischen Gegner war. Marius dagegen, ein rivalisierender Feldherr, der den Sieg über die Kimbern für sich reklamierte, errichtete ein Denkmal, das nicht nur seine Siege über die Kimbern feierte, sondern auch seinen Sieg über den numidischen König Jugurtha.

Der Kontakt mit den Griechen und den hellenistischen Herrschern führte zu einer starken Hellenisierung Roms. Römische Feldherrn nahmen anfangs vor allem im griechischen Raum die dortigen Repräsentationsformen an. In Rom selbst gab es dagegen lange Zeit zum Teil erbitterten Widerstand gegen die „verweichlichten Sitten“ der griechischen Welt. Aber das hielt die herrschenden Familien Roms und die siegreichen Feldherrn nicht davon ab, diese Repräsentationsformen nach und nach auch nach Rom zu tragen und für ihren Konkurrenzkampf untereinander zu nutzen.

Dazu gehörte der Raub von griechischen Denkmälern und Kunstgegenständen. So fand beispielsweise ein Gemälde, das eine Schlacht zwischen den Armeen Alexanders des Großen und Dareios III. darstellte, seinen Weg nach Rom und wurde vielfach kopiert. Nachklänge finden sich in Italien seit dem 2. Jh. v. Chr., die berühmteste Nachbildung ist jedoch das Mosaik in der Casa del Fauno in Pompeji (siehe auch meine Beiträge).

Aber auch neugeschaffene römische Kunstwerke zeigen immer stärkeren Einfluss der griechischen Kunst auf die römische Kunst und Kultur.

Theater des Pompeius in Rom

Marsfeld in Rom, Theater des Pompeius


Römische Theater wurden ursprünglich nur für die Zeit der Aufführung aus Holz errichtet. Zum Teil gab es nicht einmal Sitze für die Zuschauer, da man befürchtete das römische Volk könne verweichlichen. Überhaupt galten Theateraufführung als Luxus, der sich einem Römer zur Zeit der Republik nicht ziemte. Aber der Siegeszug des Theaters war seit dem engeren Kontakt mit der griechischen Welt, spätestens aber seit dem 1. Jh. v. Chr. nicht mehr aufzuhalten. Denn neben Rhetorikern und Philosophen kamen nun auch Künstler wie Schauspieler und Theaterdichter aus Griechenland nach Rom.

Zur Feier seines Triumphes 61 v. Chr. gab Gnaeus Pompeius Magnus das erste Theater aus Stein in Rom in Auftrag. Das Theater befand sich auf dem Marsfeld außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets von Rom. Um Probleme zu umgehen, weil dieses Theater nun ein auf Dauer angelegter Bau war, plante Pompeius den Zuschauerraum als Unterbau für einen Tempel der Venus Victrix (die Siegreiche). Dadurch wirkten die Sitzplätze wie eine breite Freitreppe, die zum Tempel führte. Auch galt die feierliche Einweihung 55 v. Chr. nicht einem Theater, sondern dem Tempel.

Für die Errichtung des Theaters waren umfangreiche Substruktionen notwendig. Die dreistöckige Außenfassade des Zuschauerraums war durch Arkaden gegliedert. Unten wurden dorische Säulen verwendet und im mittleren Bereich ionische Säulen. Im obersten Stockwerk folgten die Säulen der korinthischen Ordnung. Antiken Quellen zufolge fanden 40.000 Zuschauer in diesem Theater Platz. Heutige Berechnungen gehen eher von etwa 17.500 Zuschauern aus.

Die zweistöckige Bühnenfront war prachtvoll mit Säulen und Nischen gestaltet. Der Skulpturenschmuck im Innern des Theaters bestand unter anderem aus 14 Statuen, die die von Pompeius unterworfenen Völker repräsentierten.

Neben dem Tempel der Venus Victrix, der das Gebäude offiziell geweiht war, gab es noch Altäre für die Personifizierungen Honos (Ehre), Virtus (Tugend) und Felicitas (Glück). Das Theater gehörte zu einer größeren Anlage, zu der die Portikus Pompeianae und Gärten sowie eine Versammlungshalle für den Senat gehörten. Vor einer dort aufgestellten Statue des Pompeius wurde später Caesar ermordet.

 

Literaturauswahl:

  • Jon Albers: Campus Martius. Die urbane Entwicklung des Marsfeldes von der Republik bis zur mittleren Kaiserzeit. Reichert, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-89500-921-1 , S. 72, 79, 108 f., 196.
  • Richard C. Beacham: The Roman Theatre and Its Audience. Harvard University Press, Cambridge [Ms] / London 1991, S. 160.
  • Pierre Gros: Theatrum Pompei. In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 5. Quasar, Rom 2001, S. 35.

Die Gallier in Italien (Teil 3)

Im 3. Samnitenkrieg (298 – 290 v. Chr.) verbündeten sich Samniten, Etrusker, Kelten (v. a. Boier), Sabiner, Lukaner und Umbrer gegen Rom [1]. Trotz anfänglicher Erfolge dieser Koalition [2] besiegten die Römer sie jedoch 295 v. Chr. bei Sentinum [3].

Doch schon 285 v. Chr. verbündeten sich die Gallier, wieder v. a. die Boier, erneut mit einem Teil der Etrusker und besiegten die Römer noch im gleichen Jahr bei Arretium (Arezzo) [4]. Zwei Jahre später endeten am Vadimoner See auch diese Auseinandersetzungen mit einem Sieg Roms [5] und führten zur Eroberung des Gebiets der Senonen [6]. Die Römer gründeten verschiedene Städte, z. B. Sena Gallica und Sentinum [7], um ihr neues Territorium zu sichern.

Trotzdem gab es weiterhin immer wieder Zusammenstöße zwischen Galliern und Römern. So erlitten die Gallier 225 v. Chr. eine vernichtende Niederlage gegen eine etruskisch-römische Allianz bei Telamon (225 v. Chr.) und 222 v. Chr. wurde Mediolanum, die Hauptstadt der Insubrer [8] eingenommen.

Im 2. Punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.) schlossen sich die Gallier den Karthagern an [9]. Diese Koalition fügte den Römern 217 v. Chr. am Lago Trasimeno [10] und 216 v. Chr. bei Cannae [11] schwere Niederlagen zu. Doch 207 v. Chr. unterlagen Hannibal und seine Verbündeten den Römern bei Sena Gallica [12].

Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es in Oberitalien noch einmal zu einem Krieg Roms gegen Gallier. 193 v. Chr. besiegten die Römer die Boier bei Mutina und eroberten ihre Hauptstadt Bononia [13]. Ein weiterer Sieg der Römer 191 v. Chr. [14]  führte schließlich zur Unterwerfung der gesamten Padana [15]. In der Folge verschwanden die Boier von der politischen Bildfläche. Nur nördlich des Po befanden sich mit den Insubrern und den Cenomanen noch mehr oder weniger autonome Gallier, die jedoch Verbündete Roms wurden [16].

[1]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) S. 310
[2]    Pol. II 19,6 spricht z. B. von Plünderungen durch Kelten
[3]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) 310; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8; vgl. Pol. II 19,6; Liv. X 17-30; Frontin. I 8,3
[4]    Torelli Die Etrusker (1988) S. 310
[5]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[6]    Pol. II 19
[7]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[8]    G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[9]    P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1965) S. 342
[10]   M. Pallottino, Etruskologie (1988) S. 234; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 343
[11]   P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 345
[12]   D. Vitali in: The Celts (1991) S. 223; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 351
[13]   RE III 1 (1897) S. 630 ff. s.v. Boii (Ihm); Liv. XXXVI 38-42
[14]   Pol. II 18,9; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[15]   M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196; M. T. Grassi, I Celti in Italia (1991) S. 37
[16]   Grassi I Celti in Italia (1991) S. 39

Die Gallier in Italien (Teil 2)

Das erste gesicherte Datum in der Geschichte der Gallier in Italien ist die verheerende Niederlage der Römer gegen die Gallier an der Allia und die anschließende Einnahme Roms um 387/86 v. Chr.[1]. Geschockt von diesen Ereignissen blieben die Gallier lange Zeit für die Römer und alle anderen Völker der Inbegriff aller Schrecken. Die Nachricht von der Eroberung Roms verbreitete sich sehr schnell und bereits im 4. Jh. v. Chr. finden wir sie auch in griechischen Quellen[2]. Eine weitere Folge dieser Ereignisse war, dass man sich nun stärker mit den Galliern beschäftigte und die Berichte über die Gallier in der antiken Literatur daher auch ausführlicher wurden.

In den folgenden Jahrhunderten der Auseinandersetzungen zwischen dem immer stärker expandierenden Rom und den übrigen Völkern Italiens finden wir die Kelten auf der Seite verschiedener Mächte und es kam immer wieder zu wechselnden Koalitionen. Auch als Söldner verdingten sich die Gallier.

Beispielsweise wurden die Unternehmungen des Dionysios von Syrakus gegen die Etrusker (384/383 v. Chr.), in deren Verlauf die Syrakuser Pyrgi, den Hafen der etruskischen Stadt Caere, mit seinem Heiligtum der Leukothea bzw. Eileithya plünderten[3], durch eigenständige Aktionen verschiedener Galliergruppen oder durch gallische Söldner im Heer des Dionysios unterstützt[4].

354 v. Chr. kam es, wohl auch zur Abwehr der Gallier, zu einem römisch-samnitischen Bündnis[5]. Später schlossen sich wiederum die keltischen Senonen mit den Etruskern und anderen italischen Völkern zusammen, um sich dem gemeinsamen Feind Rom entgegenzustellen. Allerdings musste die gallisch-italische Koalition eine Niederlage hinnehmen. 332 v. Chr. schloss Rom mit den Senonen einen Vertrag, der den Frieden für die nächsten Jahrzehnte[6] sicherte.

[1]    Liv. V 33 ff.; Plut., Cam. 16 ff.; Theop., FGrHist 115 fr. 317
[2]    z. B. Theop., FGrHist 115 fr. 317
[3]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222; K. W. Weeber, Geschichte der Etrusker (1979) 152 f.; H. Bengtson, Grundriß der römischen Geschichte I3 (1982) 65; vgl. Diodor XV 14,3; pseudoaristotelisches Oeconomicon II 2,20i (1349 b); Strab. V 2,8
[4]    M. Szabó in: The Celts (1991) S. 333
[5]    M. Cary, A History of Rome down to the Reign of Constantine2 (1962) 92; Der Kleine Pauly 4 (1979) 1533 s.v. Samnites (Radke); P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) 122; vgl. Liv. VII 19,4; Diod. 16,45,8
[6]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222

(Forsetzung folgt…)

Die Gallier in Italien (Teil 1)

Da die Gallier selbst uns keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen haben, können wir ihre Einwanderung nach Italien und die Zeit bis zu ihrer Integration in das Imperium Romanum zu einem großen Teil nur aus verstreuten Informationen in der Literatur der Römer und Griechen rekonstruieren.

In den antiken Quellen finden wir allerdings widersprüchliche Angaben darüber, wann die Gallier nach Italien einwanderten. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass es sich bei der Ankunft der Gallier in Italien um eine große, einheitliche Einwanderungswelle kurz vor der Einnahme Roms handelte[1]. Inzwischen folgt man jedoch eher der Darstellung des Livius, der den ausführlichsten Bericht zur Einwanderung der Gallier liefert[2]. Danach kamen die ersten Gruppen von Kelten bereits zur Regierungszeit des Tarquinius Priscus (616 – 578 v. Chr.) nach Italien[3]. Diese Gallier hätten sich in der Region nördlich des Po niedergelassen und die dort ansässigen Einheimischen vertrieben. Nach und nach folgten weitere Gruppen. Zuletzt, um 400 v. Chr., gab es eine weitere größere Einwanderungswelle. Diese Gruppen überschritten den Po auf der Suche nach weiterem Siedlungsraum und vertrieben die dort wohnenden Etrusker und Umbrier. Einige Gruppen stießen dann sogar bis nach Mittelitalien vor. Für diese „lange Chronologie“ des Livius spricht auch, dass wir in anderen antiken Quellen ebenfalls Hinweise auf die Anwesenheit von Kelten in der Poebene ab dem 6. Jh. v. Chr. finden.

[1]    z. B. Dion. Hal. XIII exc. 10-11; Plut., Cam. 15 ff.; Appian IV 2, exc. ex Celt. 2
[2]    vgl. hierzu auch H. Homeyer, Zum Keltenexkurs in Livius‘ 5. Buch, Historia 9, 1960, 345 ff.
[3]    z. B. Liv. V 34: Niederlage der Etrusker gegen Gallier in der Nähe des Ticino gegen 600 v. Chr.

(Forsetzung folgt…)

Kaiser Commodus als Herkules (Inv. 1120, Konservatoren Palast, Rom)

Eine der wohl bekanntesten erhaltenen Bildnisse des römischen Kaisers Commodus ist eine Halbfigur im Konservatoren Palast in Rom, die 1874 auf dem Esquilin gefunden wurde.

Commodus erhielt von seinem Vater Marc Aurel schon mit 5 Jahren (zusammen mit seinem jüngeren Bruder Annius Verus) den Titel Caesar und war damit Unterkaiser. Ab 177 n. Chr. war er Augustus und damit gleichberechtigter Mitherrscher seines Vaters sowie nach dessen Tod 180 n. Chr. Alleinherrscher.

Während er das römische Volk mit „Brot und Spielen“ bei Laune hielt, kam es mit dem Senat dagegen bald zu Spannungen. So kam es schon 181 oder 182 zur sogenannten Lucilla-Verschwörung (benannt nach seiner Schwester). Dass er sogar in der Öffentlichkeit als Gladiator kämpfte (ein Thema, das in verschiedenen Filmen – wie „Gladiator“ – aufgenommen wurde), und auch seine Selbstinszenierung als Herkules, machten ihn für den Senat sicher nicht gerade zu einem geeigneten Herrscher.

Bei der Halbfigur in Rom trägt Commodus über dem Kopf ein Löwenfell, dessen vordere Pranken über der Brust verknotet sind. Eine Hinterpfote und der Schwanz sind über der linken Arm geworfen. In der linken Hand trägt er die Hesperiden-Äpfel und in der rechten Hand eine Keule. Die Büste „schwebt“ auf einem Sockel aus zwei gekreuzten Füllhörnern, die an jeder Seite von einer Amazone gehalten werden. Zwischen den Füllhörner befindet sich im oberen Bereich eine Pelta, eine Schildform, die typisch für Amazonen ist, unter anderem mit der Darstellung eines Medusenhauptes. Die unteren Enden der Füllhörner rahmen eine Kugel, auf der Sterne und die Tierkreiszeichen Stier, Steinbock und Skorpion zu erkennen sind.

Die dargestellten Symbole verweisen auf verschiedene Beinamen, die sich Commodus zugelegt hatte, und die wir auch auf Münzen finden, auf denen er sich als Herkules darstellen ließ. Die Füllhörner symbolisieren Glück und Wohlstand („Felix“) und verweisen auf das goldene Zeitalter, das Commodus seinem Volk verheißt. Dabei bezieht er sich mit dem Steinbock auf dem Globus vermutlich auf Augustus und dessen Pax Romana. Das Sternzeichen Stier dagegen könnte auf die mythische Gründung Roms am 21. April 753 v. Chr. verweisen. Commodus selbst schließt die Reihe der (Neu)Gründer Roms ab („Conditor Romae“) – er wurde vermutlich unter dem Sternzeichen Skorpion gezeugt. Wie sein Vorbild Herkules ist Commodus zudem unbesiegbar („Invictus“) und beherrscht die Völker des Globus von Westen (Hesperiden-Äpfel) bis Osten (Amazonen).

 

Literaturauswahl:

  • Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser (München 1997)
  • Olivier Joram Hekster, Commodus. An emperor at the crossroads (Amsterdam 2002)
  • Ralf von den Hoff, Commodus als Hercules. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst (München 2005) S. 114–135.

Wohnformen im antiken Rom

Casa del Fauno, Pompeji

Im Gegensatz zu vielen Neugründungen findet man in Rom selbst nicht das typische rechtwinklige Straßennetz römischer Städte. Denn Rom war nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern entwickelte sich allmählich aus einzelnen Siedlungen, die wild gewachsen waren.

In archaischer Zeit gab es kaum differenzierte Wohnformen. Meist wohnte man in ovalen Hütten mit nur einem einzigen Raum. Reste von solchen Hütten haben sich auf dem Palatin erhalten, da eine solche Hütte als Haus des Romulus galt und über Jahrhunderte in die Verehrung des legendären Stadtgründers einbezogen war. Eine etwas spätere Entwicklung waren rechteckige Langhäuser, z. B. mit 2 Räumen, auf einem Tufffundament.

Zur Zeit der etruskischen Herrschaft kamen die bei den Etruskern üblichen Breithäuser und Hofhäuser auf. Breithäuser hatten in der Regel drei Räume sowie eine vorgelagerte Halle. Das etruskische Hofhaus war dagegen dem typischen römischen Atriumhaus schon sehr ähnlich.

Atriumhäuser, wie sie sich zu Beginn der Republik und in der mittleren Republik ausbildeten, sind in Rom nicht fassbar. Gute Beispiele finden wir aber beispielsweise in Pompeji.

In der späten Republik verband man griechische Vorbilder mit dem römischen Atriumhaus. Die in der griechischen Welt verbreiteten gepflasterten Peristylhöfe repräsentativer Häuser wurden von den Römern als Ziergärten ausgestaltet. Auf diese Weise entstanden regelrechte Stadtpaläste, wie die Casa del Fauno in Pompeji (s. oben) oder die Casa dei Grifi auf dem Palatin in Rom.

Vor den Städten zog man sich in Villae Suburbanae zurück. Diese waren zum einen von den Haupthäusern von Gutshöfen abgeleitet, vereinten damit aber auch Elemente hellenistischer Paläste. Hierzu gehören z. B. die Villa des Lucullus im Norden Roms mit ihren ausgedehnten Gärten oder die Villa von Settefinestre. Oft waren die Villen mit einer Aussicht auf die Umgebung versehen bzw. die Landschaft rund um die Villa und die Aussicht bildete ein essenzielles Element der Architektur.

Dies zeigt sich vor allem auch in Villen an der Küste, wo die Aussicht auf das Meer ein wichtiges Element der Architektur bildet. So ist z. B. die Villa von Damecuta auf Capri eine Aneinanderreihung von Räumen mit Blick auf das Meer. Andere Villen an der Küste beziehen das Meer selbst in die Architektur ein, in Form von Meerwasserbecken oder Speisesälen in Grotten.

Im krassen Gegensatz zu diesen Villen standen die Wohnmöglichkeiten für die ärmere Bevölkerung. Sie wohnten in einfachen Tabernae, wobei der vordere oder untere Teil als Werkstatt und Verkaufsraum dienen konnte. Um mehr Wohnraum in der Stadt zu schaffen, entstanden aber auch mehrstöckige Häuser, die sogenannten Insulae, von denen sich in Ostia Beispiele erhalten haben.

 

Literaturhinweise:

  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike (1989)
  • Ian M. Barton (Hrsg.), Roman Domestic Buildings (1996)
  • Harald Mielsch, Die römische Villa. Architektur und Lebensform (1997)
  • Peter Connolly, Hazel Dodge, Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom (1998)
  • Shelley Hales, The Roman house and social identity (2009)
  • Patrick Schollmeyer, Handbuch der antiken Architektur (2014) 152 – 172, Lit. 219 – 220 (mit weiteren Literaturhinweisen)

 

Santa Costanza, Rom

Eine der ältesten der Kirchen Roms ist Santa Costanza. Sie befindet sich bei der Kirche Sant’ Agnese fuori le mure. Zu dem Komplex gehören außerdem die Ruinen einer frühchristlichen Basilika sowie die unter diesen drei Gebäuden liegenden Katakombe.

Santa Costanza wurde unter Kaiser Konstantin als Mausoleum für seine Töchter Constantia (auch Constantina genannt) und Helena errichtet. Als Constantia später als Heilige verehrt wurde, baute man das Mausoleum zunächst zu einem Baptisterium um. 1254 weihte Papst Alexander IV. den Bau als Kirche Santa Costanza. Im Innenraum der Kirche befindet sich heute eine Kopie des Porphyr-Sarkophags für Constantia. Das Original befindet sich in den Vatikanischen Museen.

Die Säulenhalle, die den Rundbau ursprünglich umgab, und der vorgelagerte Narthex sind heute nicht mehr vorhanden. Erhalten hat sich bei dieser Kirche aber zumindest teilweise das ursprüngliche innere Ausstattungssystem, was Santa Costanza zu einem besonderen Schatz unter den unzähligen Kirchen Roms macht.

Innen besitzt die Außenmauer abwechselnd runde und eckige Nischen. Dabei sind die zentralen Nischen an den Seiten und gegenüber dem Eingang vergrößert, wodurch ein Kreuz angedeutet wird.

Der Innenraum der Kirche besteht aus einem überkuppelten Zentralraum, der durch einen Obergaden gegenüber dem den zentralen Raum umgebenden Säulengang erhöht ist. Die Innenwände dieses Obergadens waren bis zum Gewölbeansatz mit rotem und grünen Porphyr sowie gelbem Marmor verkleidet. Diese Marmorinkrustation hat sich leider ebenso wenig erhalten wie das ursprüngliche Kuppelmosaik.

Der umlaufende Säulengang hat ein Tonnengewölbe und öffnet sich zum Zentralraum mit Arkaden, die auf 12 Doppelsäulen aus grünem und roten Granit ruhen. Diese stammen fast ausschließlich aus anderen, älteren Gebäuden. Die Mosaiken des Tonnengewölbes sind in mehrere Bildfelder unterteilt. Neben geometrischen Figuren, Pflanzen und Tieren (zum Teil in Bildmedaillons) gibt es Darstellungen aus dem Bereich der Weinverarbeitung: eine Weinpresse, das Keltern, der Weintransport. Alle diese Motive können zwar christlich gedeutet werden, stammen aber aus dem allgemeinen Bildprogramm der Antike und haben keinen direkten christlichen Bezug.

Anders sieht es aus bei den Mosaiken in den zentralen Nischen der Seitenwände. Hier ist zum einen die Gesetzesübergabe an Petrus und Paulus durch Christus dargestellt und auf der anderen Seite die Schlüsselübergabe an Petrus.

Literaturhinweis:

  • Achim Arbeiter, Jürgen J. Rasch: Das Mausoleum der Constantina in Rom, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium Bd. 4 (2007)

Ara Pacis Augustae, Rom (Teil 5)

Vom Relief rechts des rückwärtigen Eingangs ist fast nichts mehr erhalten. Eine Umzeichnung veranschaulicht, wie man sich diese Darstellung aufgrund der wenigen erhaltenen Reste vorstellt. Vermutlich war hier die Göttin Roma dargestellt, die auf einem Waffenhaufen saß.

Links vom Haupteingang ist die Grotte dargestellt, in der Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden sein sollen. Auch hier zeigen Umrisszeichnungen, wie die Szene ergänzt werden könnte. Vermutlich war der Gott Mars dargestellt sowie Faustulus, der Hirte, der die Kinder der Legende nach gefunden hat.

Auf der anderen Seite des Eingangs sieht man Aeneas, den zweiten legendären Ahnherrn der Römer, beim Opfer. Er wird begleitet von Opferdienern und einem Schwein, das geopfert werden soll.

Wie sind die Darstellungen der Ara Pacis zu deuten? Die mythischen Darstellungen können sich auf Augustus beziehen, repräsentieren aber auch das ganze römische Volk. Welche Kulthandlung ist in den Prozessionsfriesen dargestellt? Der Baubeginn des Altars am 4. Juli 13 v. Chr. oder die Einweihung am 30. Januar 9 v. Chr.? Mlasowsky schlägt eine Deutung als Supplicatio vor, d. h. als Danksagung für die sichere Heimkehr. Diese würde sowohl das Fehlen von Opfertieren erklären als auch die Teilnahme von Frauen und Kindern. An keinem der genannten Termine wären allerdings alle der vermutlich dargestellten Familienmitglieder tatsächlich in Rom gewesen.

Oft geht man davon aus, dass das Bildprogramm von Augustus selbst entworfen wurde und unter anderem die von ihm geplante Nachfolgeregelung propagieren sollte. In der antiken Literatur wird allerdings betont, dass der Senat den Altar für die glückliche Heimkehr des Augustus und den endlich wieder eingetretenen inneren Frieden des römischen Reichs gelobte. Eine Darstellung des Augustus als Alleinherrscher war dabei sicher nicht im Sinne des Senats. Hierfür spricht auch, dass, allen Interpretationsversuchen der dargestellten Personen zum Trotz, nur wenige Personen tatsächlich eindeutig zu benennen sind; und auch die Priester rücken die Familie des Augustus etwas in den Hintergrund. Bis Augustus eine dynastische Nachfolge propagieren konnte, ohne allzu großen Widerstand des Senats befürchten zu müssen, sollten noch einige Jahre ins Land gehen.

Literaturauswahl:

  • David Castriota: The Ara Pacis Augustae and the Imagery of Abundance in Later Greek and Early Roman Imperial Art (1995)
  • Alexander Mlasowsky: Ara Pacis. Ein Staatsmonument des Augustus auf dem Marsfeld (2010)
  • Erika Simon: Ara Pacis Augustae. Der Altar der Friedensgöttin Pax Augusta in Rom (2010)
  • Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder. C.H. Beck (1987)

Ara Pacis Augustae, Rom (Teil 4)

Links vom Eingang der Rückseite befindet sich eines am besten erhaltenen Reliefs der Ara Pacis, der sogenannte Tellus-Fries. Auf einem Felsenthron sitzt eine Frau mit zwei nackten Kleinkindern. Sie trägt ein Kleid, dessen rechter Träger von der Schulter geglitten ist, und einen Mantel, der auch einen Teil ihres Kopfes verhüllt. Auf ihrem Schoß liegen Früchte und Nüsse. Im Hintergrund sieht man eine Felsenlandschaft sowie Ähren und anderen Pflanzen. Vor der Frau liegt ein Rind und daneben grast ein Schaf.

Zu beiden Seiten sind zwei Frauen mit nacktem Oberkörper und aufgebauschten Mänteln dargestellt. Die linke Frau sitzt auf einem Schwan und vor ihren Füßen sieht man verschiedene Pflanzen und einen Wasservogel. Dieser steht auf einem umgestürzten Krug, aus dem Wasser läuft. Die rechte Frau sitzt auf einem Seeungeheuer, das von Wellen umgeben ist.

Bis heute ist umstritten, wen die Figuren dieses Reliefs darstellen sollen. Die Gottheit im Zentrum wird aufgrund der vielen Attribute, die für Fruchtbarkeit und Wohlstand stehen (Äpfel, Trauben, Ähren, …) am häufigsten als Tellus, die römische Erdgöttin, interpretiert. Weitere Vorschläge sind beispielsweise die Getreidegöttin Ceres (aufgrund der Ähren), die Friedensgöttin Pax als Voraussetzung für Wohlstand. Möglich ist auch, dass gar keine bestimmte Gottheit gemeint war, sondern es dem antiken Betrachter überlassen wurde, welche Gottheit er mit der durch Augustus herbeigeführte Friedenszeit verband.

Auch die flankierenden Figuren wurden unterschiedlich gedeutet. Sie wurden zum Beispiel interpretiert als Verkörperung der Meeres- und Landwinde oder als die Elemente Wasser und Luft.

(Fortsetzung folgt …)

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