Kategorie: Römer in Deutschland Seite 9 von 10

Jupiter- und Jupitergigantensäulen (Teil 1)

In den nördlichen Provinzen des römischen Reichs, v. a. in Obergermanien und dem östlichen Teil der römischen Provinz Belgica, findet man oft Teile von Säulenmonumenten, die Jupiter geweiht waren.

Das Vorbild für diese Jupitersäulen scheint die Anfang des 20. Jh. n. Chr. in Mainz gefundene große Jupitersäule zu sein, die für Kaiser Nero errichtet wurde. Diese ca. 9 m hohe Säule besteht aus 2 eckigen Sockelsteinen, der Säule selbst mit einem korinthischen Kapitell und einem weiteren würfelförmigen Abschlussstein. Möglicherweise stand die Säule zusätzlich noch auf einem Unterbau.

Bekrönt war die Säule von der fast 3,5 m hohen Statue eines vermutlich stehenden Jupiter mit dem Blitzbündel in der Hand und einem neben ihm stehenden Adler. Von dieser Statue sind allerdings nur wenige Teile gefunden worden, z. B. ein mit Sandale bekleideter Fuß. Die Statue bestand aus vergoldeter Bronze.

Auf den Sockelsteinen und dem Säulenschaft waren insgesamt 28 römisch-keltische Gottheiten und Personifikationen dargestellt. Im unteren Bereich der Säule befindet sich eine Inschrift. Diese wurde auf einem vor der Säule stehenden Altar wiederholt. Die Säule wurde wie die meisten Jupitersäulen nur in Bruchstücken gefunden. Eine Rekonstruktion steht heute im Mainzer Landesmuseum und Kopien der Säule kann man außerdem beispielsweise bei der Saalburg oder sogar in Rom sehen.

Die große Masse der übrigen Reste von Jupitersäulen gehörte zu wesentlich kleineren Säulen. Sie folgen in groben Zügen dem großen Mainzer Vorbild, aber Bildprogramm und Dekoration sind stark reduziert. Sie waren bis in das 3. Jh. n. Chr. beliebt und wurden oft bei römischen Landgütern (villae rusticae) aufgestellt. Je nachdem, wie Jupiter dargestellt ist, unterscheidet man dabei Jupitergigantensäulen und Jupitersäulen.

(Fortsetzung folgt …)

Literatur:

  • Gerhard Bauchhenß, Peter Noelke: Die Iupitersäulen in den germanischen Provinzen. Köln 1981.
  • Gerhard Bauchhenß: Jupitergigantensäulen. Limesmuseum Aalen, Aalen 1976 (Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands 14
  • Roland Gschlössl: Im Schmelztiegel der Religionen. Göttertausch bei Kelten, Römern und Germanen.
  • P. Noelke mit Beiträgen von T. A. S. M. Panhuysen, Neufunde von Jupitersäulen und -pfeilern in der Germania inferior nebst Nachträgen zum früheren Bestand. Bonner Jahrbücher 210/211, 2010/2011, 149-374

Archäologischer Landschaftspark in Nettersheim

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Das Naturzentrum Eifel in Nettersheim ist jetzt um eine Attraktion reicher: Der Archäologische Landschaftspark informiert an 8 Stationen entlang eines über 4 km langen Rundweg über das Leben der Römer an dieser Stelle, dem antiken Marcomagus. 2009 wurde eine römische Siedlung entdeckt und seitdem vom Archäologischen Institut der Universität zu Köln ausgegraben. Auch das seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannte Matronen-Heiligtum wurde dabei neu erforscht. Siedlung, Heiligtum und ein Kleinkastell lagen an der Römerstraße Via Agrippa, die Trier mit Köln verband.

Der Rundweg beginnt im Naturzentrum Eifel. Dort geben verschiedene Ausstellungen einen Überblick über Fauna, Flora und Geologie der Eifel sowie über die das Leben der Römer in dieser Region. Der Museumsshop lädt zum Stöbern ein und bietet unter anderem eine große Auswahl an Büchern über die Eifel.

Im Archäologischen Landschaftspark wurden die bisher ergrabenen Funde sichtbar gemacht. Das Matronenheiligtum wurde nach den Grabungen der letzten Jahre neu rekonstruiert. Früher nahm man an, dass es sich um einen gallo-romanischen Umgangstempel handelte. Der Umgang war aber nicht breit genug. Kopien der Weihesteine für die hier verehrten Matronen wurden nun auch der originalen Fundlage entsprechend um den Haupttempel herum aufgestellt. In der Vergangenheit standen sie am Eingang zum Tempelbezirk. Noch heute werden Blumen an den Weihesteinen niedergelegt.

Gleich hinter dem Matronenheiligtum beginnt die römische Siedlung. Sie bestand aus sogenannten Streifenhäusern, die sich wie Perlen links und rechts der Via Agrippa aufreihten. Die Außenmauern einiger dieser Häuser wurden durch Mauerzüge sichtbar gemacht, damit sich der Besucher eine Vorstellung von der Größe machen kann. Leider hat man darauf verzichtet, auch die Innenaufteilung sichtbar zu machen.

Im weiteren Verlauf der Via Agrippa wurde in der Spätantike auf dem anderen Ufer des Urftbaches ein Kleinkastell errichtet. Eine Besonderheit hier ist, dass die beiden Tore nicht in einer Linie liegen.

Wirtschaftliche Grundlage der in Marcomagus lebenden Römer war die Erzgewinnung. Auf dem Rückweg zum Naturzentrum wird an der Nachbildung eines sogenannten Rennofens gezeigt, wie das Erz gewonnen wurde.

Am Ende des Rundgangs lädt eine Taverne zu römischen Gerichten ein. Hier werden auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.

Das Naturzentrum und der Archäologische Landschaftspark bieten eine Reihe von Veranstaltungen an, die interessierten Besuchern Natur und Archäologie näherbringen. Dazu gehören Camps von Römern und Eburonen, den vorrömischen Bewohnern dieser Gegend, Kochkurse zu römischen Gerichten oder die Möglichkeit, an Grabungen teilzunehmen.

Infos: http://www.naturzentrum-eifel.de/themenwelten/archaeologie.html

Adresse:

Urftstr. 2–4
53947 Nettersheim
Tel.: 02486 / 12 46
Eintritt:

Ausstellungen im Hauptgebäude (Obergeschoss)
inkl. Haus der Fossilien, Werkhäuser und historisches Bauernhaus:

Erwachsene 2,00 €
Kinder 1,00 €
Familien 4,00 €

 

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 4)

Wie wir sahen, durchliefen alle bisher vorgestellten Kulte verschiedene und zum Teil ganz entscheidende Änderungen auf ihrem Weg in die römische Götterwelt. Teilweise kann diese Umformung kaum noch nachvollzogen werden, z. B. beim Mithraskult. Allen gemeinsam war aber, dass sie keinen Anspruch auf Exklusivität stellten und zusammen mit anderen Göttern verehrt werden konnten.

Im Umfeld dieser antiken Religionen entwickelten sich aber auch das monotheistische Judentum und daraus später das Christentum.

Kern der jüdischen Religion ist der Glaube an den einzigen Gott Jahwe und sein Bund  mit seinem Volk. Jüdische Gemeinden gab es überall im römischen Reich. Zentrum ihrer Religion und ihrer Identität war für Juden jedoch Jerusalem mit seinem Tempel. Dazu kam die Befolgung der 12 Gebote und anderer Vorschriften in der Tora im täglichen Leben. Dazu gehören beispielsweise die Beschneidung und die Einhaltung des Sabbat, des Ruhetags, an dem jede Arbeit verboten ist. Juden selbst verehrten zwar nur einen Gott, akzeptierten jedoch, dass andere Menschen andere Götter anbeteten.

70 n. Chr. schlugen die Römer unter Kaiser Vespasian einen Aufstand der Juden nieder und zerstörten den Tempel in Jerusalem. Der Tempel wurde nie wieder aufgebaut. Nur ein Teil der Stützmauer des Plateaus, auf dem der Tempel stand, ist heute noch zu sehen und bildet die sogenannte Klagemauer. Kaiser Hadrian schließlich verbot den Juden nach dem Bar-Kochba-Aufstand sogar, die Stadt Jerusalem zu betreten. Das Volk der Juden siedelte sich in anderen Gegenden an und versammelten sich in Synagogen zum Gottesdienst.

Die Karlsruher Ausstellung zeigt ein Modell der Synagoge von Dura Europos, Grabinschriften und verschiedene Gegenstände mit Darstellungen jüdischer Symbole.

Aus dem Judentum ging später das Christentum hervor. Es begann als eine kleine Gruppe, die sich um Jesus scharte. In den Augen seiner Anhänger war Jesus der Messias, der von den Juden lang ersehnte Heilsbringer. Er gilt als Sohn Gottes, der mit seinem Tod die Sünden der Menschen auf sich nahm, und seine Auferstehung vom Tod gab seinen Anhängern Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Unterschied zu den anderen sogenannten Erlösungsreligionen, die die Karlsruher Ausstellung präsentiert, ist der absolute Monotheismus des Christentums. Nur als getaufter Christ hat man jetzt Anspruch auf Erlösung. Nicht mehr nur der Lebenswandel, sondern die Zugehörigkeit zu christlichen Gemeinschaft sind ausschlaggebend für die Erlösung durch Gott.

Diese extreme Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen führte immer wieder zu Konflikten mit der Umwelt und zur Verfolgung durch den römischen Staat. Die Treffen im Geheimen schürte außerdem das Misstrauen der Umwelt. Dieses schwierige Verhältnis zum römischen Staat änderte sich erst im 4. Jh. n. Chr., als das Christentum nicht nur allgemein akzeptiert wurde, sondern schließlich alle anderen Religionen verboten wurden.

Die christliche Kunst entwickelte sich im Umfeld der paganen Symbolik. Die ersten Christen deuteten die vorhandenen Symbole und Darstellungen um. Erst im Lauf der Zeit entwickelten sich rein christliche Darstellungen, die Motive aus der Bibel umsetzten. Diese Entwicklung kann man besonders gut bei den Darstellungen in den unterirdischen Nekropolen Roms, den Katakomben, und auf Sarkophagen nachvollziehen. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel mehrere Sarkophage mit christlichen Motiven, wie Wunder Jesu oder seine Passion. Highlight dieses Ausstellungsteils ist aber der Nachbau einer Kammer der rein christlichen Katakombe der „Heiligen Marcellinus und Petrus“ an der Via Labicana.

Zum Schluss geht die Karlsruher Ausstellung noch auf die Nachwirkung antiker Religionen in späteren Jahrhunderten ein. In Kunst und Literatur – bis hin zu Historienfilmen mit religiösem Hintergrund.

Insgesamt ist die Ausstellung meines Erachtens sehr gut gelungen und gibt einen umfassenden Überlick über die Religionen im römischen Reich.

 

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 3)

Neben Magna Mater war auch die ägyptische Göttin Isis (http://www.landeskunde-online.de/rhein/kultur/museen/blmka/ausst/imperium_der_goetter/isis.htm) bei den Römern sehr beliebt. In Mainz teilten sie sich sogar ein Heiligtum.

Isis hatte viele Funktionen: sie war unter anderem eine mütterliche Göttin und eine Schutzgöttin, aber auch eine Totengottheit und Göttin der Wiederbelebung. Im Lauf der Zeit verschmolz sie mit verschiedenen anderen Göttinnen, z. B. mit Demeter. Ihre Ursprünge sind bisher nicht eindeutig geklärt, aber sie tritt etwa gleichzeitig mit ihrem Ehemann Osiris auf. Dieser war Gott der Unterwelt, Vorsitzender des Totengerichts und Herrscher über Tod und Wiedergeburt. Der Osiris-Mythos erzählt, dass er von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde. Isis suchte die einzelnen Teile ihres Mannes zusammen, reanmierte Osiris und zeugte das Kind Horus mit ihm.

Der Kult dieser Götterfamilie gewann in der Spätzeit Agyptens immer stärker an Bedeutung. Unter den Ptolemäern verschmolz Osiris mit dem Apis-Stier, dem Hauptgott ihres anfänglichen Regierungssitzes Memphis, zu Serapis. Dieser wurde Hauptgott der neuen Hauptstadt Alexandria und die Darstellungen des neuen Götterfamilie Isis, Serapis und der nun Harpokrates genannte Horus standen in der Tradition griechisch-römischer Gottesvorstellungen. In der späthellenistischen Zeit begann auch der Siegeszug der Götterfamilie in die Welt der Römer, die vor allem Isis verehrten.

Auch im römischen Reich wies der Kult der Isis ägyptisierende Züge auf: die Priester hatten kahlgeschorene Köpfe (römische Priester verhüllten ihr Haupt beim Opfer) und das Wasser des Nils, mit dem Isis ihren Mann Osiris wieder zum Leben erweckt hatte, war fester Bestandteil des Kults. Mit dem Kult der altägyptischen Göttin hatte dieser neue Kult, der sich im ganzen römischen Reich verbreitete, allerdings nichts mehr gemein. Die Anhänger dieses romanisierten Kults erhofften sich von Isis wie von allen Göttern zunächst einmal Hilfe und Schutz im Alltag. Die in ihren Mysterienkult eingeweihten konnten außerdem nach ihrem Tod wie Osiris auf eine Wiederbelebung durch Isis hoffen.

Als Beispiel für ein Heiligtum der Isis wird das Iseum in Pompeji vorgestellt. Die in der Ausstellung gezeigten Bildnisse von Isis, Osiris, Serapis und Horus/Harpokrates zeigen die Entwicklung von den ägyptischen zu den griechisch-römischen Darstellungen. Schon in ihrer ägyptischen Erscheinungsform fällt eine Darstellungsform der Isis besonders auf: die Isis Lactans, d. h. die stillende Isis. Diese Darstellung zeigt Isis mit dem Horusknaben auf dem Schoß, während sie Horus stillt. Die späteren Darstellungen von Maria, die das Jesuskind stillt, gehen vermutlich auf dieses Vorbild zurück.

(Fortsetzung folgt …)

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 2)

Ein großer Teil der Ausstellung ist dem Mithras-Kult gewidmet. Das Landesmuseum in Karlsruhe besitzt selbst zwei der größten Mithras-Reliefs, die in Deutschland gefunden wurden: die Refliefs aus Heidelberg-Neuenheim und Osterburken. Für die Ausstellung ist es gelungen, auch die Reliefs aus Ni­da-Hed­dern­heim und Die­burg als Leihgaben nach Karlsruhe zu holen. Das Relief aus Dieburg zeigt auf der Rückseite eine bisher einmalige Darstellung im Zusammenhang mit dem Mithraskult: den Mythos des Phaeton, der beim Versuch, den Sonnenwagen seines Vaters Helios zu fahren, die Kontrolle über das Gespann verliert und eine Katastrophe auslöst.

Zunächst aber geht die Ausstellung kurz auf die möglichen Urspünge des römischen Mithraskults ein. Bis heute  ist die Entstehung des Kults umstritten. Es gab eine indoiranische Gottheit Mithra , die im 14. Jahrhundert v. Chr. erstmals erwähnt wird. „Mitra“ bedeutet „Vertrag“ und so nennt unsere Quelle, die Awesta (Schriften des Zoroasther), den Schutz von Verträgen als die Hauptaufgabe des Gottes Mithra. Er galt offenbar auch als Lichtbringer (Reliefs zeigen Mithra mit einem Strahlenkranz) und als Lebensspender. Auch wenn einige Funktionen des römischen Mithras bereits in der Awesta erscheinen, können wir bis heute nicht ganau nachvollziehen, ob, wie und ggf. warum sich der Kult in seiner römischen Ausprägung aus der indoeuropäischen Gottheit entwickelt hat.

Anschließend zeigt die Karlsruher Ausstellung die oben genannten Kultreliefs mit ihren Bildprogrammen. Zu den dargestellten Szenen siehe meine früheren Beiträge „Mithras und die Stiertötung“ und „Das wunderbare Leben des Mithras„. Neben diesen großen Kultreliefs und verschiedenen anderen Funden, die einen Einblick in den Mithraskult geben, ist die Hauptattraktion der Ausstellung der ori­gi­nal­ge­treue Nach­bau des Mithras-Hei­lig­tums aus Santa Ma­ria Ca­pua Ve­te­re in Ita­li­en.

Ein weiterer Gott, der mit dem Stier verbunden ist, ist Jupiter Dolichenus. Sein Hauptheiligtum lag in Doliche im Südosten der heutigen Türkei. Die Stadt wurde Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. neu gegründet und der in dieser Region seit alters her verehrte Wettergott wurde zu ihrem Hauptgott. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich der Kult im gesamten römischen Reich, offenbar vor allem durch römische Soldaten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Jupiter Dolichenus zu einer der beliebtesten Gottheiten der Römer.

Der ursprüngliche Wettergott wurde auf einem Stier stehend mit Doppelaxt und Blitzbündel dargestellt. Dabei trug er orientalische Kleidung, einen Helm mit Hörnern und sein Haar zu einem Zopf geflochten. Spätere „romanisierte“ Darstellungen zeigen Jupiter Dolichenus in der Regel im Brustpanzer. Auch Zopf und Hörner sind verschwunden. Es sind inzwischen unzählige dreieckige Votivbleche, aber auch Skulpturen und Reliefs mit dieser Ikonographie gefunden worden und die Karlsruher Ausstellung zeigt eine Auswahl der interessantesten Stücke.

Aus den gefundenen Inschriften scheint hervorzugehen, dass Jupiter Dolichenus für irdische Belange zuständig war und beispielwweise um Schutz gebeten wurde. Es fehlen dagegen Hinweise, dass man sich von ihm ein besseres Leben im Jenseits versprach. Er galt als allmächtiger Gott und als er zulassen musste, dass sein Hauptheiligtum Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Sassaniden zerstört wurde, ging sein Kult ebenfalls unter.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das wunderbare Leben des Mithras

Neben der Stiertötung, der zentralen Szene im Leben des Mithras (siehe hierzu meinen Beitrag), werden in Mithräen oft auch weitere Szenen aus dem Leben des Mithras dagestellt. Ein gutes Beispiel hat man in Heidelberg-Neuenheim gefunden (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mithrasrelief-Neuenheim.JPG). Ein wichtiges Thema ist dabei zunächst die Vorgeschichte der Stiertötung: die Darstellungen zeigen  zunächst einen grasenden Stier, dann Mithras mit dem gefangenen Stier auf den Schultern. Offenbar kann der Stier aber noch einmal fliehen und zieht Mithras mit sich. Dieser kann den Stier schließlich aber endgültig einfangen und zieht ihn an den Hinterbeinen fort.

Auf dem Neuenheimer Relief werden aber auch andere Szenen aus dem Leben des Mithras dargestellt: z. B. die Geburt des Mithras, Mithras vor einer Zypresse, von der er Äste abzubrechen scheint, Mithras als Bogenschütze vor einer Wolke oder einem Felsen, Mithras, der auf den Wagen des Sonnengottes aufsteigt, oder Mithras beim gemeinsamen Mahl mit Sol, in der Regel über dem Stier. Daneben können Saturn, Jupiter oder Windgötter dargestellt sein.

Zu den häufigsten Darstellungen gehört die Geburt des Mithras. Sie erscheint nicht nur auf vielen Reliefs, sondern auch als eigenständige Skulptur. Es gab offenbar mehrere Geburtsversionen, aber die sogenannte „Felsgeburt“ wurde am häufigsten dargestellt.

Auch diese Szene ist auf dem Kultrelief aus Neuenheim dargestellt. Mithras steckt noch zur Hälfte in einem Felsen und hält in den Händen einen Dolch und einen Globus, die Symbole seiner Macht. Der Felsen könnte den Himmel symbolsieren, der nach Merkelbach und Cumont bei den Persern aus Stein war. Der Globus charakterisiert Mithras natürlich als Weltherrscher. Dieses Symbol scheint vor allem im germanischen Raum gebräuchlich zu sein – auch in anderen Szenen aus dem Leben des Mithras, kommt aber insgesamt nicht sehr häufig vor. Auf einer Geburtsdarstellung in Trier (http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/roemer/religion/mithras/mithrastr.htm) hält Mithras ebenfalls einen Globus in der einen Hand; mit der anderen berührt er einen Zodiakus, den Tierkreis, der ihn umgibt. Auf dem Trierer Relief finden sich auch Sol, Luna und vier Windgötter als Zeugen der Geburt des Weltherrschers. Die außerdem dargestellten Tiere Rabe, Hund und Schlange spielen wohl bereits auf die Stiertötung an.

Ganz sicher aber weist der Dolch, den Mithras auf den meisten Darstellungen in der Hand hält, auf die Stiertötung. In der anderen Hand hält Mithras oft auch eine Fackel als Symbol für das Licht, das er als Lichtgott bei seiner Geburt in die Welt bringt. Vergleiche hierzu beispielsweise ein Relief aus Dieburg (https://www.museumserver.de/seite/241906/dieburger-mithr%C3%A4um.html).

Auf einem Steinrelief aus Köln hält Mithras dagegen eine Ähre in der Hand, die auf die Tötung des Stieres hinweist bzw. auf das neue Leben, das aus dem Blut des Stieres entsteht. Auch bei Darstellungen der Stiertötung nimmt das Blut, das aus den Wunden des Stieres fließt, oft die Gestalt von Ähren an. Als weitere Attribute können auch Pfeil und Bogen dargestellt sein, mit denen Mithras später Wasser aus einem Felsen schießt oder auf die Jagd geht.

Um den Felsen schlängelt sich bei dieser und vielen Darstellungen eine Schlange. Bei vielen Völkern symbolisiert die Schlange die Erde oder die Unterwelt und vielleicht weist sie hier auf Mithras als Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Licht (Fackel) und Finsternis der Unterwelt.

Weiterführende Literatur:
Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. Darmstadt 2012 (aktualisierte Neuausgabe von 1990)
Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005
David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998
Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.

Der Welzheimer Schuhfund – Römische Schuhmode zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. (Teil 2)

Welche Schuhtypen verwendeten die Römer und wie stellten sie ihre Schuhe her?

Wie auch heute noch, wurden fast alle Schuhe auf einem Holzleisten, einer Art vereinfachtem Modell des menschlichen Fußes, gefertigt. Er dient zum Zusammensetzen und Formen der einzelnen Teile des Schuhs. Die einzelnen Teile des Schuhs wurden zusammengeklebt, -genagelt oder -genäht. Für die Sohlen verwendete man kräftiges Rindleder, ansonsten auch Häute von Schafen, Ziegen und Kälbern. Dabei wurde auch gefärbtes Leder verwendet. Neben schwarz kommen z. B. rot, weiß und gelb vor. Heute sind die Lederreste durch die lange Lagerung im Boden fast immer schwarz.

Bei den meisten Schuhen war die Laufsohle zum Schutz vor zu schneller Abnutzung und zum besseren Zusammenhalt der Sohlen benagelt. Die Eisennägel wurden in der Brandsohle vernietet. Die Art der Benagelung ist abhängig vom Geschmack des Käufers, von der Nutzung und vom Schuhtyp.

Funde originaler Schuhe und Darstellungen von Schuhen in der Wandmalerei, in der Plastik und in anderen Kunstgattungen zeigen, dass es viele verschiedene Schuhtypen gab. Die wichtigsten sind
1. geschlossene Schuhe
2. sogenannte Carbatinae
3. Riemensandalen oder Caligae
4. Sandalen mit Zehenriemen

Alle diese Typen kommen nebeneinander vor. Frauen, Männer und Kinder trugen offenbar die gleichen Schuharten. Soziale Unterschiede zeigten sich vermutlich ebenfalls nicht in der Form, sondern in der kostbareren Ausstattung. Die im Welzheimer Ostkastell gefundenen Schuhe zeigen, welche Schuhtypen zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. gebräuchlich waren.

Geschlossene Schuhe bilden den Hauptteil der bisher gefundenen Schuhe, auch in Welzheim (36 gesicherte Exemplare). Es handelt sich um typologisch sehr unterschiedliche Schuhe, bei denen der Fuß von einem an den Zehen oder an der Seite zusammengenähten Oberleder eng umschlossen wird. Sohle und Oberleder werden selten zusammenhängend gefunden, da sie durch Nägel zusammengehalten wurden und diese häufig verloren gingen.

Die sogenannten Carbatinae sind aus einem einzigen Stück Leder gearbeitet. Das Schnittmuster variiert etwas, folgt aber im wesentlichen immer dem gleichen Schema. Das Leder wird an der Ferse zusammengenäht und an den Seiten in Schlaufen geschnitten. Anschließend wurde es seitlich hochgebogen und mit einem durch die Schlaufen gezogenen Riemen zusammengebunden. Dieser Schuhtyp ist relativ einfach herzustellen und wurde möglicherweise nicht nur von gelernten Schustern, sondern auch von Laien hergestellt. Unter den Schuhen aus Welzheim konnten bisher 26 sicher als Carbatinae bestimmt werden.

Riemensandalen (sog. Caligae) kommen in zwei Varianten vor: es gibt zum einen den über den Knöchel reichenden, benagelten Soldatenschuh und zum anderen den nur knöchelhohen, teilweise unbenagelten Schuh für Erwachsene und Jugendliche, der oft einfacher gearbeitet ist. Die Caliga besteht aus drei Teilen: zwischen Laufsohle und Brandsohle ist eine dritte Sohle eingefügt, die zusammen mit dem Oberleder, einem Riemengeflecht, aus einem Stück Leder geschnitten ist. Alle drei Sohlen wurden in dichten Reihen zusammengenagelt, wobei die Fußwölbung ausgespart ist. Oft ist die Fußwölbung aber durch drei Nägel zusätzlich gesichert. Dieses D-förmige Nagelmuster kommt bei anderen Schuharten offenbar nicht vor. Das Oberleder wird an der Ferse geschlossen, wobei die Naht innen und außen durch einen Lederstreifen geschützt ist. Die Riemen des Oberleders bilden Schlaufen, die durch einen Riemen über dem Fußrücken zusammengefasst werden, wobei die Enden der Schlaufen kammartig hochstehen. Dieser Schuhtyp ist seit der 1. Hälfte des 2. Jh. n. Chr., zumindest in unserer Region, offenbar nicht mehr gebräuchlich und fehlt daher auch in Welzheim.

Die einfache römische Sandale ist auch heute noch gebräuchlich. Die Form der Sohle ahmt die des Fußes nach, wobei zum Teil sogar die Zehen durch Einschnitte markiert sind. Sie besteht aus bis zu vier miteinander verklebten, vernähten und zum Teil vernagelten Schichten Leder. Der Zehenriemen ist in einer Öse befestigt, die sich zwischen dem großen und dem zweiten Zeh in der Brandsohle befindet. Die Art der Befestigung variiert ebenso wie die Art der Riemenführung über dem Fußrücken. Teilweise wird ein Fersenriemen hinzugefügt, um dem Fuß noch besseren Halt zu geben.

Form und Technik römischer Sandalen haben sich im Lauf der Zeit gewandelt und können daher als Datierungshilfe dienen. Auch die Datierung der Welzheimer Schuhe basiert auf diesem Formenwandel.

Der Welzheimer Schuhfund – Römische Schuhmode zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. (Teil 1)

1976 entdeckte man bei Grabungen im Ostkastell von Welzheim (http://www.ostkastell-welzheim.de/archaeologischerpark.htm) einen holzverschalten Brunnen (Brunnen 1), dessen Verfüllung neben anderen interessanten Gegenständen auch Reste von über hundert römischen Lederschuhen enthielt. Die außergewöhnlich große Anzahl und die Variationsbreite der gefundenen Stücke – vom Kleinkinderschuh bis zum halbhohen Stiefel sind fast alle römischen Schuhtypen vertreten – verleihen dem Welzheimer Fund überregionale Bedeutung.

Die Schuhe stammen aus dem Beginn des 3. Jh. n. Chr. Man konnte ungefähr 80 Schuhe aus Sohle und Oberleder zusammensetzen. Die große Zahl der gefundenen Schuhe weist auf eine Lederwerkstatt im Bereich des Kastells. Nachdem der Brunnen aufgegeben worden war, verwendete man ihn als Abfallgrube und warf auch abgelaufene und unbrauchbare Schuhe hinein, die sich aufgrund der feuchten Umgebung bis heute erhalten konnten.

Der Erhaltungszustand von Lederfunden ist meist sehr schlecht. Das Leder ist feucht oder nass und häufig brüchig. Es ist daher notwendig, die Reste zunächst zu konservieren. Zuerst werden die Funde gereinigt und zum Teil durch eine Spezialbehandlung reißfest, weich und wieder formbar gemacht. Dann muss das Leder entwässert werden, wobei man darauf achten muss, dass es nicht zu stark schrumpft. Gleichzeitig ist eine Rückfettung der Stücke notwendig. Wichtig ist bei all diesen Vorgängen, die Originalsubstanz zu erhalten. Erst nach Abschluss dieser Konservierungsmaßnahmen kann der ursprüngliche Verwendungszweck der Lederreste rekonstruiert und zusammengehörige Teile miteinander verbunden werden.

Die Funde befinden sich heute im Limesmuseum Aalen und zeigen, welche Schuhtypen zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. gebräuchlich waren.

(Fortsetzung folgt)

Rekonstruktionen römischer Villen an der Mosel

Schon in der Antike gab es an der von der Sonne verwöhnten Mosel prachtvolle Häuser. Ein Beispiel für eine villa rustica, einen Gutshof, der hauptsächlich der Landwirtschaft diente, wurde in Mehring gefunden. Das Hauptgebäude wurde rekonstruiert und kann heute besichtigt werden.

Nur wenige Kilometer entfernt wurde in Longuich eine villa urbana rekonstruiert. Eine villa urbana diente dem Besitzer, der eigentlich in der Stadt lebte, als luxoriöser Rückzugsort von seinen politischen Pflichten. Die landwirtschaftliche Nutzung war hier oft zweitrangig.

Im Moseltal kann man heute an vielen Orten rekonstruierte römische Bauten usw. besichtigen. Weitere sehenswerte Orte sind zum Beispiel die mitten in den Weinbergen gelegene Doppelgrabkammer in Nehren oder der Archäologiepark Martberg mit seinem gallo-römischen Umgangstempel (http://martberg.webdesign-lohmann.de/index.php/heiligtum-und-siedlungszentrum-der-treverer.html).

 

 

 

 

Römische Villa am Silberberg, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Als im März 1980 beim Ausbau der B 267 der Bagger auf römische Mauerreste stieß, ahnte noch niemand, dass es sich um einen der wichtigsten Funde nördlich der Alpen handeln würde. Zutage kamen die außerordentlich gut erhaltenen Reste des Herrenhauses eines römischen Gutshofes des 2. bis 3. Jh. n. Chr. Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur eine Badeanlage und die Küche des Gebäude. Sogar Wandmalereien, Fensterglas und zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens tragen zutage.

Man beschloss, diese außergewöhnlichen Reste der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und schützte die Mauern mit einer großen Halle. Das 1993 eröffnete Museum ist von Ende März bis Mitte November für Besucher zugänglich. Jedes Jahr gibt es außerdem eine Sonderausstellung, z. B. 2013 über Postumus, den Gründer des gallischen Sonderreichs (ab 160 n. Chr.).

Weitere Informationen: http://stadt.bad-neuenahr-ahrweiler.de/sv_bad_neuenahr_ahrweiler/Bildung%20&%20Kultur/Museen/Museum%20Roemervilla/
Öffnungszeiten Ende März bis Mitte November
Dienstag bis Sonntag
von 10:00 – 17:00 Uhr
An allen Feiertagen, auch an Oster- und Pfingstmontag
von 10:00 – 17:00 Uhr

Sonderöffnung am dritten Adventswochenende:
Freitag, Samstag, Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

 

 

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