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„Ferne Zeit“ – Zur aktuellen Sonderausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn (20.07.-17.10.2014) (Teil 2)

 

Frühe griechische Heiligtümer

Frühe griechische Heiligtümer besaßen noch keine Tempel. Ein besonderer Baum, eine Höhle, der Gipel eines Berges – all dies konnte Wohnsitz einer Gottheit sein oder einer Gottheit heilig sein und hier konnte man die Anwesenheit der Gottheit spüren. Erst seit dem 10. Jh. v. Chr. errichtete man zumindest Altäre, an denen man die Gottheiten verehrte und ihnen Opfer brachte. Es dauerte noch weitere zwei Jahrhunderte bis man begann, die ersten Tempel zu errichten. Im Laufe der Zeit entstand dann der typische Peripteraltempel: ein Tempel mit einer geschlossenen Cella mit dem Kultbild der Gottheit und einer diesen Raum umgebene Säulenreihe.

Typische Weihgaben waren Pferdestatuetten aus Bronze, wie sie auch in der Ausstellung präsentiert werden. Aber auch figürliche Terrakotten oder Gewandschmuck fand man in frühen Heiligtämern. Später wurden monumentale Dreifüße oder Skulpturen gestiftet. Die Ausstellung in Bonn zeigt einen Querschnitt typischer Weihgeschenke aus frühgriechischer Zeit. Fünf der ausgestellten Bronzevotive stammen dabei aus dem Artemis-Heiligtum von Lusoi auf der Peloponnes.

Grabkult in geometrischer Zeit

Bestattungen fanden im antiken Griechenland in der Regel außerhalb der Siedlungen statt und meist entwickelten sich die Nekropolen an den Ausfallstraßen. Einer der bekanntesten griechischen Friedhöfe befindet sich in Athem: der Kerameikos, das spätere Töpferviertel Athens.

In frühgriechischer Zeit gab es sowohl Brandbestattungen als auch Körperbestattungen. Als Aschenurnen dienten vor allem Amphoren, aber auch andere Gefäßformen kamen vor. Für Körperbestattungen legte man Kistengräber an. Außerdem konnten für sehr kleine Kinder auch Pithoi, Amphoren und andere Gefäße verwendet werden. Zur Kennzeichnung eines Grabes dienten Grabhügel, Steinplatten oder auch zum Teil monumentale Gefäße, wiederum meist Amphoren.

Man gab den Toten auch Schmuck, Waffen, Terrakottafiguren und Geschirr mit ins Grab. Letzteres wurde dabei offenbar speziell für den Totenkult hergestellt, da si nicht für Flüssigkeiten geeignet waren.

Neben Grabbeigaben aus Griechenland präsentiert die Bonner Ausstellung in einer Vitrine auch einen Vergleich mit dem Totenkult der Etrusker. Schon früh wurde griechische Kunst von Etruskern und anderen italischen Völkern importiert und diese Werke beeinflussten dann die einheimische Produktion, wie eine Olla, ein bauchiger Topf, aus einem Grab aus Civitá Castellana zeigt.

Produktionslandschaften frühgriechischer Keramik

Keramik mit der typischen geometrischen Dekoration wurde in vielen Regionen der griechischen Welt hergestellt. Man kann die verschiedenen Produktionszentren anhand von Farbe und Beschaffenheit des Tons, der Gefäßform und der Dekoration unterscheiden, wie die Beispiele in der Ausstellung zeigen.

 

Wer sich genauer über die gezeigten Objekte und Lebensbereiche infomieren will, dem sei der kleine, aber sehr informative Begleitkatalog empfohlen.

 

Gebrochener Glanz. Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes (Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Bonn 20. März-20. Juli 2014)

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“ wurden Tausende von Bronze-Fragmenten mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht, gereinigt, restauriert und zusammengesetzt. Auch wurde versucht, anhand von Experimenten nachzuvollziehen, wie Großbronzen in römischer Zeit hergestellt wurden. Die Ergebnisse des Projekts werden noch bis zum 20. Juli 2014 im Rheinischen Landesmuseum in Bonn gezeigt.

Gleich das erste Ausstellungsstück, das Fragment eines Beins mit reich verziertem Stiefel, zeigt, welch eine Meisterschaft römische Bronzegießer in ihrem Handwerk  erreichten. Eine andere Vitrine zeigt dagegen, in welchem Zustand viele Bronzestatuen gefunden werden: in Hunderten von kleinen Bruchstücken! Und nicht immer gelingt es, diese Puzzleteile zu Statuen zusammenzusetzen.

Die Ausstellung gibt zunächst einen Einblick in die verschiedenen Arbeiten im Rahmen des Projekts. Erst die sorgfältige Reinigung der oft korrodierten und mit Erde verschmutzten Fundstücke lässt Details der Dekoration erkennen. Zahlreiche Hinweise zur Herstellung konnten durch Röntgenaufnahmen und Computer-Tomographie gewonnen werden. So lassen sich beispielsweise auch spätere Ergänzungen im Rahmen älterer Restaurierungen oder die Kaschierung von Gussfehlern oft nur auf diese Weise erkennen. Außerdem wurden Experimente zu möglichen Materialzusammensetzungen gemacht.

Sehr ausführlich geht die Ausstellung dann auf den Hohlguss zur Herstellung von Bronzestatuen ein. Durch zahlreiche Experimente konnten die Archäologen im Rahmen des Projekts die einzelnen Arbeitsschritte des Hohlgusses nachvollziehen. Zuerst wurde der Formkern aus Ton hergestellt. Als nächstes modellierte man die eigentliche Form der Statue bzw. von Teilen der Statue in Wachs und umhüllte diese Form mit einer weiteren Schicht aus Ton. Stifte zwischen Tonkern und -hülle sorgten dafür, dass der Abstand zwischen beiden sich nicht veränderte, wenn das ganze Gebilde gebrannt wurde und das Wachs dabei schmolz und abfloss. Anschließend stabilisierte man die Form, indem man sie in ein Sandbett setzte, und konnte dann geschmolzenes Metall eingießen. Nach Entfernen der äußeren Tonschicht mussten noch Details nachgearbeitet oder Gussfehler ausgebessert werden. Der gesamte Handwerksbetrieb in diesen hoch-spezialisierten Bronzewerkstätten wird auch durch ein Modell und ein Wandgemälde gezeigt.

Im letzten Raum der Ausstellung werden Statuenfragmente mit Spuren von Zerstörung gezeigt (hier zeigen sich auch Parallelen zur heutigen Geschichte, wenn beispielsweise eine Statue von Saddam Hussein vom Sockel gestürzt wird). Teilweise wurden Bronzestatuen in kleinste Stücke gebrochen und wieder eingeschmolzen. Sie dienten dann zum Beispiel als Rohmaterial für Falschgeld.

Nach Bonn wird die Ausstellung im Limesmuseum Aalen (16.08.2014-22.04.2015) und im Museum Het Valkhof, Nijmegen (21.03.-21.06.2015) zu sehen sein.

Weitere Informationen zum Projekt: http://www.grossbronzenamlimes.de/index.html

Römischer Tempelbezirk in D-54456 Tawern, Rheinland-Pfalz

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Auf dem Metzenberg beim heutigen Ort Tawern wurden 1986 und 1987 Reste eines römischen Tempelbezirks ausgegraben. Unter anderem fand man architektonische Elemente, Münzen und plastische Darstellungen. und man konnte anhand dieser Funde Teile des Tempelbezirks rekonstruieren.

Das Heiligtum bestand ursprünglich vermutlich aus 5 Tempeln, die von einer Mauer umgeben waren. Daneben gab es einige Nebengebäude und einen 15 m tiefen Brunnen, der noch Ende des vierten Jahrhunderts n. Chr. bestand. Im Laufe der Zeit wurde der Tempelbezirk immer wieder verändert. Die heutige Rekonstruktion zeigt einen großen Merkur-Tempel mit dreiseitigem Umgang mit einer großen Merkur-Statue im Innern.

http://www.roemisches-tawern.de/index.php/beispiel-seiten

Leider ist der Tempelbezirk nur zu Fuß zu erreichen und der etwa 1 km lange Aufstieg ist recht mühsam. Es lohnt sich jedoch in jedem Fall.

Im Ort Tawern zu Fuß des Metzenbergs könnte man außerdem Reste des römische Orts Tabernae sehen. Diese Reste sind allerdings im Gegensatz zum Tempelbezirk schlecht ausgeschildert. Ich zumindest habe leider kein Hinweisschild im Ort gesehen.

Archäologischer Landschaftspark in Nettersheim

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Das Naturzentrum Eifel in Nettersheim ist jetzt um eine Attraktion reicher: Der Archäologische Landschaftspark informiert an 8 Stationen entlang eines über 4 km langen Rundweg über das Leben der Römer an dieser Stelle, dem antiken Marcomagus. 2009 wurde eine römische Siedlung entdeckt und seitdem vom Archäologischen Institut der Universität zu Köln ausgegraben. Auch das seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannte Matronen-Heiligtum wurde dabei neu erforscht. Siedlung, Heiligtum und ein Kleinkastell lagen an der Römerstraße Via Agrippa, die Trier mit Köln verband.

Der Rundweg beginnt im Naturzentrum Eifel. Dort geben verschiedene Ausstellungen einen Überblick über Fauna, Flora und Geologie der Eifel sowie über die das Leben der Römer in dieser Region. Der Museumsshop lädt zum Stöbern ein und bietet unter anderem eine große Auswahl an Büchern über die Eifel.

Im Archäologischen Landschaftspark wurden die bisher ergrabenen Funde sichtbar gemacht. Das Matronenheiligtum wurde nach den Grabungen der letzten Jahre neu rekonstruiert. Früher nahm man an, dass es sich um einen gallo-romanischen Umgangstempel handelte. Der Umgang war aber nicht breit genug. Kopien der Weihesteine für die hier verehrten Matronen wurden nun auch der originalen Fundlage entsprechend um den Haupttempel herum aufgestellt. In der Vergangenheit standen sie am Eingang zum Tempelbezirk. Noch heute werden Blumen an den Weihesteinen niedergelegt.

Gleich hinter dem Matronenheiligtum beginnt die römische Siedlung. Sie bestand aus sogenannten Streifenhäusern, die sich wie Perlen links und rechts der Via Agrippa aufreihten. Die Außenmauern einiger dieser Häuser wurden durch Mauerzüge sichtbar gemacht, damit sich der Besucher eine Vorstellung von der Größe machen kann. Leider hat man darauf verzichtet, auch die Innenaufteilung sichtbar zu machen.

Im weiteren Verlauf der Via Agrippa wurde in der Spätantike auf dem anderen Ufer des Urftbaches ein Kleinkastell errichtet. Eine Besonderheit hier ist, dass die beiden Tore nicht in einer Linie liegen.

Wirtschaftliche Grundlage der in Marcomagus lebenden Römer war die Erzgewinnung. Auf dem Rückweg zum Naturzentrum wird an der Nachbildung eines sogenannten Rennofens gezeigt, wie das Erz gewonnen wurde.

Am Ende des Rundgangs lädt eine Taverne zu römischen Gerichten ein. Hier werden auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.

Das Naturzentrum und der Archäologische Landschaftspark bieten eine Reihe von Veranstaltungen an, die interessierten Besuchern Natur und Archäologie näherbringen. Dazu gehören Camps von Römern und Eburonen, den vorrömischen Bewohnern dieser Gegend, Kochkurse zu römischen Gerichten oder die Möglichkeit, an Grabungen teilzunehmen.

Infos: http://www.naturzentrum-eifel.de/themenwelten/archaeologie.html

Adresse:

Urftstr. 2–4
53947 Nettersheim
Tel.: 02486 / 12 46
Eintritt:

Ausstellungen im Hauptgebäude (Obergeschoss)
inkl. Haus der Fossilien, Werkhäuser und historisches Bauernhaus:

Erwachsene 2,00 €
Kinder 1,00 €
Familien 4,00 €

 

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 1)

Noch bis zum 18. Mai 2014 sind Mithras, Isis und andere Götter des römischen Reichs zu Gast in Karlsruhe (http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sonderausstellungen/Aktuell/Imperium_der_Goetter.htm). Die großartige Ausstellung bietet einen umfangreichen Überblick über die römische Götterwelt im 3. Jh. n. Chr. Siehe auch die Website des Museums. Ein ausführlicher Begleitband beleuchtet die Religionen des römischen Weltreichs und viele Einzelaspekte der Götterverehrung intensiver.

Zunächst wird die römische Staatsreligion vorgestellt. „Religio“ ist zunächst die religiöse Verpflichtung, d. h. die Pflicht des Staates und des Einzelnen, die Götter zu achten und ihnen nach fest vorgeschriebenen Regeln Opfer zu bringen. Die offiziellen Rituale gegenüber den Hauptgöttern Jupiter Optimus Maximus, Juno und Minerva und später die Verehrung des Kaisers waren zwar notwendig, damit es dem römischen Staat als Ganzes gut ging. Der Einzelne wandte sich jedoch an persönlichere Götter. Als bäuerliches Volk verehrten die Römer viele Gottheiten, die mit Landwirtschaft zu tun hatten, und in jedem römischen Haus sorgten Laren und Penaten für das Wohlergehen der Familie.

Im Kontakt mit Etruskern, Griechen und anderen Völkern füllte sich der römische Götterhimmel im Laufe der Zeit. Fremde Götter wurden nicht unterdrückt, sondern in den römischen Pantheon aufgenommen. Götter mit ähnlichen Aufgaben wurden den vorhandenen Göttern gleichgesetzt und andere Götter wurden einfach neu aufgenommen. So konnte jeder Bewohner des römischen Imperiums „seinen“ Gott anbeten – solange er seine Pflichten gegenüber den Staatsgöttern und dem Kaiser nachkam.

Vor allem Götter aus dem Osten des Reichs sprachen die Römer offenbar an. Sie versprachen ihren Anhängern ein besseres Leben nach dem Tod. Diese Götter bilden den Schwerpunkt der Karlsruher Ausstellung.

Sogenannte Mysterienkulte gab es schon in Griechenland. Demeter und Dionysos verlangten eine besondere Einweihung in ihren Kult und die Eingeweihten mussten gegenüber Außenstehenden absolutes Stillschweigen über Riten und Kult bewahren. Die erste orientalische Gottheit, die Einzug in Rom hielt, war Magna Mater, die große Mutter, die vermutlich aus Phrygien stammt. Zur Zeit des zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.) holten die Römer das Kultbild der Göttin (in Gestalt eines Meteoriten) aufgrund der Weissagungen der Sybillinischen Bücher nach Rom. Man schuf eine silberne Statue, in die der Meteorit eingearbeitet wurde und stellte sie zunächst im Tempel der Victoria auf. Der Sieg über die Karthager wurde Magna Mater zugeschrieben und man baute ihr einen eigenen Tempel. Man hielt ihr zu Ehren jedes Jahr Spiele ab (die ludi Megalenses vom 4. bis 11. April) und der römische Staat brachte ihr ein jährliches Opfer dar. Zusammen mit Magna Mater / Kybele wurde ihr Geliebter Attis verehrt. Es gint verschiedene Überlieferungen. Dem Mythos zufolge gingen beide aus Agdistis hervor, der wegen seines furchterregenden Wesens von den Göttern kastriert wurde. Als Attis später heiraten will, rast Kybele vor Eifersucht und lässt die Hochzeitsgesellschaft wahnsinnig werden. Attis entmannt sich in diesem Anfall von Wahnsinn und verblutet. Einige Mythen erzählen, das Kybele Attis jedoch wieder zum Leben erweckt. Es scheint, dass in dieser Überwindung des Todes der Urspung eines Mysterienkults lag, der seinen Anhängern Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod versprach.

(Fortsetzung folgt …)

Urlaubstipp: Museo Arqueológico del Puerto de La Cruz (Teneriffa) – Die Keramik der Guanchen

CIMG1225Museo Arqueológico del Puerto de La Cruz

C/ El Lomo, 9A
38400 Puerto de la Cruz
www.arqueopc.com

Die Dauerausstellung des kleinen Archäologischen Museums in Puerto de la Cruz zeigt die Keramik der Guanchen, der kanarischen Ureinwohner. Die Texte an den Wänden sind leider nur in Spanisch, aber für deutschsprachige Besucher liegt ein Faltblatt als Ausstellungsführer aus.

Die kanarischen Ureinwohner haben uns leider keine Schriftquellen hinterlassen. Für die Rekonstruktion ihrer Lebensweise stehen uns daher neben den Beschreibungen der Eroberer nur die archäologischen Funde zur Verfügung. Wie so oft in der archäologischen Forschung ist dabei die Keramik aufgrund ihrer Haltbarkeit unter den verschiedensten Umgebungsbedingungen eine der wichtigsten Quellen. In sechs kleinen Sälen werden die verschiedenen Formen der Keramik der Guanchen, ihre Herstellung und ihre Nutzung präsentiert.

Die kanarischen Ureinwohner nutzten Höhlen als Wohnstätten und in Saal 1 ist eine solche Wohnstätte mit Feuerstelle und einigen Gefäßen nachgebildet. Saal 2 informiert über das Rohmaterial Lehm bzw. Tonerde. Mit Hilfe der heutigen traditionellen Töpferei auf Teneriffa werden die einzelnen Schritte von der Gewinnung und Vorbereitung des Rohmaterials zu einer homogenen formbaren Masse über die Formung der Gefäße per Hand (die Töpferscheibe war nicht bekannt) bis zum Brand gezeigt.

Ohne Töpferscheibe gibt es zwei Möglichkeiten Tongefäße herzustellen. Zum einen kann ein Tonklumpen ausgehöhlt und die Ränder hochzogen werden bis eine dünne Wand entsteht. Eine andere Möglichkeit besteht darin, schlangenförmige Wülste zu Wänden aufzubauen und dann solange zu glätten bis ebenfalls die gewünschte Form mit einer dünnen Wand entsteht. Danach wurde das Gefäß zunächst an der Luft getrocknet und zum Schluss gebrannt. Dieser Brand erfolgte vermutlich im offenen Feuer.

In den nächsten Sälen werden die verschiedenen Gefäßformen und ihre mögliche Verwendung gezeigt: Es gab Gefäße zum Kochen, zum Schöpfen und zur Aufbewahrung. Außerdem wurden aus Ton auch Schmuckstücke und in seltenen Fällen figürliche Darstellungen hergestellt. Auch den Toten gab man Gefäße für ihr Leben im Jenseits mit. Die Nachbildung einer Bestattungshöhle kann man in Saal 6 durch ein Guckloch sehen.

Mit dieser kleinen Daueraustellung präsentiert das Archäologische Museum in Puerto de la Cruz einen interessanten Ausschnitt aus dem Leben der Guanchen. Die Ausstellung zeigt außerdem, wie Archäologen versuchen müssen, aus Fundstücken ihre Herstellung und Bedeutung zu rekonstruieren und es dabei doch oft auch bei Vermutungen bleiben muss.

 

Öffnungszeiten
Von Dienstag bis Samstag:
10.00 bis 13.00 Uhr und 17:00 bis 21:00 Uhr
Sonntag
10.00 bis 13.00 Uhr

Sonntags Eintritt frei, sonst 2 €

DVD-Tipp: Methoden der Archäologie. Wie Wissenschaftler Fundstücke entschlüsseln. Ein Blick hinter die Kulissen des Rheinischen Landesmuseums Trier

Als Begleitmaterial zur Ausstellung „Tatort Archäologie“ (siehe meinen Beitrag vom 2. August 2013) erschien die DVD „Methoden der Archäologie. Wie Wissenschaftler Fundstücke entschlüsseln. Ein Blick hinter die Kulissen des Rheinischen Landesmuseums Trier.“ (ISBN / Artikelnr.: 978-3-923319-78-7)

Mit Hilfe von Kurzfilmen erläutern Wissenschaftler des Landesmuseums in Trier die typischen Arbeiten, die in einem Museum anfallen. Vorgestellt werden zum Beispiel Numismatik (Münzkunde), Epigraphik (Inschriftenkunde) oder Stilkunde. Auch naturwissenschaftliche Methoden wie Anthropologie, Dendrochronologie und verschiedene Prospektionsmethoden kommen nicht zu kurz.

Insgesamt bietet die DVD einen guten Überblick – nicht nur für Laien. Leider kann man die DVD allerdings nur im Museumsshop oder Online (http://www.landesmuseum-trier-shop.de/produkte/3910318/) bestellen.

Der Welzheimer Schuhfund – Römische Schuhmode zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. (Teil 2)

Welche Schuhtypen verwendeten die Römer und wie stellten sie ihre Schuhe her?

Wie auch heute noch, wurden fast alle Schuhe auf einem Holzleisten, einer Art vereinfachtem Modell des menschlichen Fußes, gefertigt. Er dient zum Zusammensetzen und Formen der einzelnen Teile des Schuhs. Die einzelnen Teile des Schuhs wurden zusammengeklebt, -genagelt oder -genäht. Für die Sohlen verwendete man kräftiges Rindleder, ansonsten auch Häute von Schafen, Ziegen und Kälbern. Dabei wurde auch gefärbtes Leder verwendet. Neben schwarz kommen z. B. rot, weiß und gelb vor. Heute sind die Lederreste durch die lange Lagerung im Boden fast immer schwarz.

Bei den meisten Schuhen war die Laufsohle zum Schutz vor zu schneller Abnutzung und zum besseren Zusammenhalt der Sohlen benagelt. Die Eisennägel wurden in der Brandsohle vernietet. Die Art der Benagelung ist abhängig vom Geschmack des Käufers, von der Nutzung und vom Schuhtyp.

Funde originaler Schuhe und Darstellungen von Schuhen in der Wandmalerei, in der Plastik und in anderen Kunstgattungen zeigen, dass es viele verschiedene Schuhtypen gab. Die wichtigsten sind
1. geschlossene Schuhe
2. sogenannte Carbatinae
3. Riemensandalen oder Caligae
4. Sandalen mit Zehenriemen

Alle diese Typen kommen nebeneinander vor. Frauen, Männer und Kinder trugen offenbar die gleichen Schuharten. Soziale Unterschiede zeigten sich vermutlich ebenfalls nicht in der Form, sondern in der kostbareren Ausstattung. Die im Welzheimer Ostkastell gefundenen Schuhe zeigen, welche Schuhtypen zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. gebräuchlich waren.

Geschlossene Schuhe bilden den Hauptteil der bisher gefundenen Schuhe, auch in Welzheim (36 gesicherte Exemplare). Es handelt sich um typologisch sehr unterschiedliche Schuhe, bei denen der Fuß von einem an den Zehen oder an der Seite zusammengenähten Oberleder eng umschlossen wird. Sohle und Oberleder werden selten zusammenhängend gefunden, da sie durch Nägel zusammengehalten wurden und diese häufig verloren gingen.

Die sogenannten Carbatinae sind aus einem einzigen Stück Leder gearbeitet. Das Schnittmuster variiert etwas, folgt aber im wesentlichen immer dem gleichen Schema. Das Leder wird an der Ferse zusammengenäht und an den Seiten in Schlaufen geschnitten. Anschließend wurde es seitlich hochgebogen und mit einem durch die Schlaufen gezogenen Riemen zusammengebunden. Dieser Schuhtyp ist relativ einfach herzustellen und wurde möglicherweise nicht nur von gelernten Schustern, sondern auch von Laien hergestellt. Unter den Schuhen aus Welzheim konnten bisher 26 sicher als Carbatinae bestimmt werden.

Riemensandalen (sog. Caligae) kommen in zwei Varianten vor: es gibt zum einen den über den Knöchel reichenden, benagelten Soldatenschuh und zum anderen den nur knöchelhohen, teilweise unbenagelten Schuh für Erwachsene und Jugendliche, der oft einfacher gearbeitet ist. Die Caliga besteht aus drei Teilen: zwischen Laufsohle und Brandsohle ist eine dritte Sohle eingefügt, die zusammen mit dem Oberleder, einem Riemengeflecht, aus einem Stück Leder geschnitten ist. Alle drei Sohlen wurden in dichten Reihen zusammengenagelt, wobei die Fußwölbung ausgespart ist. Oft ist die Fußwölbung aber durch drei Nägel zusätzlich gesichert. Dieses D-förmige Nagelmuster kommt bei anderen Schuharten offenbar nicht vor. Das Oberleder wird an der Ferse geschlossen, wobei die Naht innen und außen durch einen Lederstreifen geschützt ist. Die Riemen des Oberleders bilden Schlaufen, die durch einen Riemen über dem Fußrücken zusammengefasst werden, wobei die Enden der Schlaufen kammartig hochstehen. Dieser Schuhtyp ist seit der 1. Hälfte des 2. Jh. n. Chr., zumindest in unserer Region, offenbar nicht mehr gebräuchlich und fehlt daher auch in Welzheim.

Die einfache römische Sandale ist auch heute noch gebräuchlich. Die Form der Sohle ahmt die des Fußes nach, wobei zum Teil sogar die Zehen durch Einschnitte markiert sind. Sie besteht aus bis zu vier miteinander verklebten, vernähten und zum Teil vernagelten Schichten Leder. Der Zehenriemen ist in einer Öse befestigt, die sich zwischen dem großen und dem zweiten Zeh in der Brandsohle befindet. Die Art der Befestigung variiert ebenso wie die Art der Riemenführung über dem Fußrücken. Teilweise wird ein Fersenriemen hinzugefügt, um dem Fuß noch besseren Halt zu geben.

Form und Technik römischer Sandalen haben sich im Lauf der Zeit gewandelt und können daher als Datierungshilfe dienen. Auch die Datierung der Welzheimer Schuhe basiert auf diesem Formenwandel.

Urlaubstipp: Mérida (Spanien)

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Mérida, die Hauptstadt der Extremadura, liegt ein wenig abseits der üblichen Touristenpfade in Spanien. Dabei ist die 25 v. Chr. vom römischen Kaiser Augustus gegründete Stadt Emerita Augusta, die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania, für Archäologie-Begeisterte eine eigene Reise wert.

Die beeindruckenden Überreste aus römischer Zeit können an verschiedenen Orten in der Stadt besichtigt werden. Am eindrucksvollsten ist wohl das Theater, das auch heute noch genutzt wird. Ob Trajansbogen mit Teilen des Forums, der Tempel der Diana, ein Amphitheater und eine Rennbahn, Reste von Häusern mit sehenswerten Fußbodenmosaiken oder verschiedene Brücken und Aquädukte aus römischer Zeit in Mérida und Umgebung – auf Schritt und Tritt stößt man in in dieser Stadt auf antike Spuren.

Auch das Nationalmuseum für Römische Kunst beherbergt Sehenswertes, z. B. Skulpturen und Mosaike, die hier ausgegraben wurden.

Hier sollte man in jedem Fall eine Übernachtung einplanen. Nur mal so auf der Durchreise ist dieses riesige Freiluftmuseum nicht zu schaffen.

Urlaubstipp: Itálica bei Sevilla

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Itálica liegt im heutigen Santiponce, etwa zehn Kilometer nördlich von Sevilla.

Die 206 v. Chr. von den Römern gegründete Stadt ist unter anderem deshalb berühmt, weil die römischen Kaiser Traian und Hadrian von hier stammten.

Auch wenn man die meisten Funde sich im Archäologischen Museum in Sevilla bewundern kann, würde ich archäologisch interessierten Besuchern Andalusiens einen Ausflug nach Itálica empfehlen.

In Santiponce selbst befindet sich ein kleines Museum und man kann das römische Theater besichtigen. Etwas außerhalb der Stadt wurde ein archäologischer Park eingerichtet. Hier wird der Besucher zunächst vom drittgrößten römischen Amphitheater empfangen. Außerdem kann man einige Straßenzüge mit Grundmauern der Häuser und sehr schönen Mosaikfußböden sehen.

 

Öffnungszeiten

Vom 16. September bis 31. März:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 18.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h

Von 1. April – 31. MAI:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 20.00 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Vom 1. Juni bis 15. September,

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 15.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Die Abendkasse endet 30 Minuten vor Schließung des Satzes.

Montag: geschlossen

Das Set ist an den Feiertagen geschlossen: 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember.

Dauer des Besuchs: 2 Stunden

Preise

EU-Bürger zugelassen: frei.

Andere Länder: 1,50 Euro.

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