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Der genannte Kasseler Apoll

Eines der wichtigsten Objekte in der Kasseler Antikensammlung auf Schloss Wilhelmshöhe ist eine Marmorstatue des griechisch-römischen Gottes Apollo.

Die Statue wurde vermutlich im 18. Jh. n. Chr. am Lago di Sabaudia in Italien in einer römischen Villa gefunden. Zunächst befand sie sich offenbar in der Sammlung Conti in Rom, wo sie von Johann Joachim Winckelmann in seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ beschreiben hat. Seit 1779 ist die Statue in Kassel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und seit 1974 ist sie eine der Höhepunkte der Kasseler Antikensammlung.

Die etwas über lebensgroße Kasseler Statue stammt aus dem 2. Jh. n. Chr. Stand- und Spielbein sind deutlich ausgeprägt und führen zu einer leichten Drehung des Körpers. Das Gesicht folgt klassisch-griechischen Vorbildern und wird von langen, lockigen Haaren eingerahmt. In den Händen hielt er weitere Attribute, die aber nicht erhalten sind.

Von diesem Statuentyp Apolls sind bis heute 26 weitere Kopien bekannt, wobei die namengebende Kopie in Kassel am vollständigsten erhalten ist. Aufgrund der großen Anzahl der Kopien und weiterer Darstellungen auf Münzen und Gemmen kann man davon ausgehen, dass es sich beim Original um eine sehr berühmte Statue handelte. Möglicherweise handelte es sich bei dem Original um Statue des Apollo auf der Athener Akropolis. Phidias, einer der berühmtesten antiken Bildhauer, hatte hier eine Bronzestatue Apolls als Abwender einer Heuschreckenplage geschaffen. Für diese Vermutung sprechen stilistische Ähnlichkeiten des Kasseler Apoll mit anderen bekannten Skulpturen des Phidias, z B. am Fries des Parthenontempels auf der Akropolis.

Literatur:

  • Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Band 1. Walther, Dresden 1764, S. 93–95
  • Peter Gercke u. a.: Apollon und Athena. Klassische Götterstatuen in Abgüssen und Rekonstruktionen. Katalog zur Sonderausstellung 1991 (= Kataloge der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Band 17). Staatliche Kunstsammlungen, Kassel 1991
  • Ausführliche Beschreibung und weitere Literatur auf der Website der Kasseler Antikensammlung: http://antikeskulptur.museum-kassel.de/show.html?gruppe=1&nr=3

Tyrannenmörder-Gruppe

514 v. Chr. versuchten die Freunde Aristogeiton und Harmodios den Athener Tyrannen Hippias zu töten. Sie konnten allerdings nur dessen Bruder Hipparchos töten. Die beiden Freunde wurden gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Nur wenige Jahre später wurde Hippias jedoch von Kleisthenes vertrieben. Obwohl die beiden Freunde Hippias wohl nicht aus politischen, sondern aus privaten Gründen töten wollten, galten sie als Helden. Man richtete für die beiden „Tyrannenmörder“ einen Heroenkult ein. Man baute für sie ein Grabmal (vermutlich ein Kenotaph, d. h. ein leeres Grab) und stellte eine Statuengruppe des Bildhauers Antenor auf der Agora auf. Diese galt als Symbol für die Athener Demokratie und gilt als erstes echtes Staatsdenkmal.

Diese Statuengruppe soll 480 v. Chr. bei der Belagerung Athens durch die Perser verschleppt und erst von Alexander dem Großen zurückerobert worden sein. 477/476 v. Chr. schufen die Bildhauer Kritios und Nesiotes ein Ersatzdenkmal.

Leider ist keines der beiden bronzenen Originale erhalten, aber es haben sich Fragmente römischer Marmorkopien erhalten, darunter eine fast vollständige Kopie aus hadrianischer Zeit, die sich heute im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel befindet (Inv. 906). Außerdem gibt es viele Darstellungen auf griechischen Vasen, Münzen oder Reliefs. Dort sind die Figuren jedoch versetzt dargestellt bzw. in die Fläche projiziert. Daher ist die genaue Rekonstruktion des Original bis heute unklar. Standen sie Rücken an Rücken oder parallel zueinander, wie die weit ausgreifenden Figuren heute meist aufgestellt sind?

Klar ist, dass die Statuengruppe keine Handlung darstellt. Das Opfer Hipparchos fehlte. Nicht der Vorgang der Tötung war also wichtig, sondern die Tat von Aristogeiton und Harmodios an sich, die die allgemeine Gesinnung der Freiheit der Athener Bürger symbolisierte.

Die Statuen der Tyrannenmörder gelten als erste politische Ehrenstatuen. Sie zeigen historische Personen in ihrer einmaligen Tat und damit ein neues Verständnis der Politik.

Literaturauswahl:

  • Tonio Hölscher, Die Griechische Kunst. Beck Wissen, München 2007, S. 59-61
  • John Boardman, Griechische Plastik. Die klassische Zeit, 3. Auflage, Philipp von Zabern, Mainz 1993, S. 37-40,
  • Werner Fuchs: Die Skulptur der Griechen. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 337–341

Das Schatzhaus der Athener in Delphi

Sogenannte Schatzhäuser wurden in antiken Heiligtümern errichtet. Sie waren zum einen selbst Weihgeschenke, konnten aber auch um das eigentliche Weihgeschenke herum gebaut werden. Zudem wurden hier auch andere wertvolle Weihgeschenke aufbewahrt.

Das Schatzhaus, das die Stadt Athen in Delphi errichten ließ, ist ein kleines tempelartiges Gebäude. Es hat die Form eines Antentempels, besteht also aus einer Cella und einer Vorhalle mit vorspringenden Seitenwänden, zwischen denen 2 Säulen stehen. Das Gebäude ist etwa 6,6 breit, 9,7 m lang und 7,6 m hoch.

Nach Pausanias (Beschreibung Griechenlands Buch X, 11, 5 f.) handelt es sich bei diesem Schatzhaus um ein Weihgeschenk für den Sieg bei Marathon 490 v. Chr. und die Architektur weist auf eine Datierung um 500 v. Chr. Die Inschrift auf dem Sockel stützt die Datierung von Pausanias. Allerdings befand sich das Denkmal für Marathon wohl auf dem Socken außen, ist also vermutlich später dazugekommen.

Das Bildprogramm der Metopen zeigt im Norden und Westen die Taten des Herakles. Die übrigen Metopen sind den Taten des Theseus gewidmet. Dabei ist an den Schmalseiten jeweils eine Tat über mehrere Bildfelder verteilt, während die Langseiten auf jeder Metope eine andere Tat.

Die Hauptansichtsseite für die nach oben gehenden Pilger war die Südseite mit den Taten des Theseus. Über dem Eingang ist der Kampf gegen die Amazonen dargestellt. Dieser Kampf galt im 5. Jh. v. Chr. als mythisches Vorbild für den Kampf gegen die Perser. Herakles sollte den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte rauben und geht zusammen mit Theseus zu den Amazonen. Dieser entführt Hyppolyte (oder ihre Schwester) Antiope nach Athen, wo er sie zur Frau nimmt. Daraufhin greifen die Amazonen Athen an.

Auf den Metopen sind weder Herakles noch Theseus dargestellt. Möglicherweise war der Raub der Königin bzw. ihrer Schwester auf dem Giebel darüber dargestellt.

Insgesamt wird Theseus beim Schatzhaus der Athener hervorgehoben. Noch im 6. Jh. v. Chr. war Theseus auf griechischen Vasen nur beim Kampf gegen den Minotaurus auf Kreta dargestellt. Seit dem Ende des 6. Jh. v. Chr. finden wir jedoch zahlreiche Darstellungen ganzer Theseuszyklen. Offenbar bestand nicht mehr nur Interesse an einzelnen Taten, sondern am Heros Theseus allgemein. Theseus diente den Athenern jetzt als Identifikationsfigur gegenüber anderen griechischen Städten.

Das übergeordnete Thema der Darstellungen ist die Auseinandersetzung mit dem Osten. Die Amazonomachie könnte dabei auf die Zerstörung Athens durch die Perser hinweisen.

Literaturauswahl:

  • H. Knell: Mythos und Polis. Bildprogramme griechischer Bauskulptur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, S. 52–62
  • J. Boardman: Griechische Plastik. Die archaische Zeit. Philipp von Zabern, Mainz 1994, S. 190–191
  • H. Büsing: Das Athener Schatzhaus in Delphi. Neue Untersuchungen zur Architektur und Bemalung. Marburg an der Lahn 1994. (Marburger Winckelmann-Programm, 1992)

Panathenäische Preisamphoren

Zu Ehren der Stadtgöttin Athene richtete Athen das Fest der Panathenäen aus. All vier Jahre fanden die sogenannten großen Panathenäen statt, zu denen verschiedene sportliche und musische Wettkämpfe gehörten. Als Preise für die sportlichen Wettkämpfe wurden – vermutlich ab der Neuordnung des Festes 566 v. Chr. – die sogenannten panathenäischen Preisamphoren verliehen. Pro Spiel wurden tausende von Amphoren benötigt. Ab ca. 530 v. Chr. wurden Form und Dekor dieser Amphoren festgelegt und blieben lange Zeit unverändert. Im Laufe der Zeit gab es dann zwar einige Änderungen, aber bis zum Ende der Panathenäen im 5. Jh. n. Chr. blieb der Dekor schwarzfigurig. Über einen großen Zeitraum des 4. Jh. v. Chr. sind die Amphoren genau datierbar, da der für die Befüllung zuständige Archon inschriftlich erwähnt wird.

Diese ca. 60 – 80 cm hohen Amphoren sind durch Inschriften als Preisamphoren gekennzeichnet und enthielten Olivenöl. Sie wurden oft als Trophäen aufbewahrt, andere wurden in Tempel geweiht oder einem Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Die Amphoren bzw. das Öl konnten aber auch verkauft werden, sodass man sie in vielen Regionen findet.

Hals und Fuß sind recht schmal. Der Hals wird durch einen plastischen Ring von der Schulter getrennt und trägt einen doppelten Fries aus Lotuspalmetten. Auf der Vorderseite sieht man eine nach links schreitende Athena Promachos, die von Säulen flankiert wird, auf denen ab ca. 530 v. Chr. Hähne stehen. An der linken Säule steht die Preisinschrift.

Als früheste panathenäische Preisamphora gilt die sogenannte Burgon-Amphora (British Museum, London). Diese zeigt noch keine Lotuspalmetten und Athena wird noch nicht von Säulen flankiert.

Jeder Maler bzw. eine Malergruppe scheint ein eigenes Schildzeichen verwendet zu haben. Im 4. Jh. v. Chr. wurden die Hähne durch jährlich wechselnde Symbole ersetzt und seit 363/62 schreitet Athena nach rechts.

Auf der Rückseite ist anfangs der Wettkampf dargestellt, in dem der Preis gewonnen wurde. Diese Darstellungen sind weniger archaistisch als die Vorderseite. Ab der Mitte des 5. Jh. v. Chr. wurden auch Siegerehrungen abgebildet und später auch Siegesgöttinnen oder Personifikationen.

Literatur:

  • John Boardman: Schwarzfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch (4. Aufl., Mainz 1994)
  • Martin Bentz: Panathenäische Preisamphoren. Eine athenische Vasengattung und ihre Funktion vom 6.–4. Jahrhundert v. Chr. (= Antike Kunst. Beiheft 18). Vereinigung der Freunde Antiker Kunst (Basel 1998)
  • Martin Bentz, Norbert Eschbach (Hrsg.): Panathenaïka. Symposion zu den Panathenäischen Preisamphoren (Mainz 2001)

Griechische Grabdenkmäler (Teil 2)

In der klassischen Zeit (ca. 480 – 323 v. Chr.) werden die Grabstelen breiter. Die alten Themen wie Athletik, Jagd und Krieg werden jetzt seltener dargestellt und ganz selten sind Darstellungen einer bestimmten Aussage über den Toten. Stattdessen finden wir jetzt vor allem mehrfigurige Darstellungen mit einfachen „Lebensbildern“. Dabei sind meist polare Paare wie Mann und Frau, Mutter und Kind, Herrin und Dienerin usw. dargestellt, wobei die Szenen oft eine Atmosphäre der Trauer vermitteln. Die Deutung der Darstellungen ist allerdings umstritten. Bekannte Beispiele sind das Hegeso-Relief, die Theano-Stele und die Alxenor-Stele.

Im Hellenismus setzen in Athen, das in bisher in der Grabkunst führend war, wegen des Anti-Luxus-Gesetzes des Demetrios von Phaleron die Grabdenkmäler aus. Insgesamt kann man sagen, dass die Grabdenkmäler der hellenistischen Welt relativ einheitlich waren. Es werden allgemeine Szenen dargestellt. Beliebt werden beispielsweise Szenen, in denen die Familie tafelt (kein Totenmahl!). außerdem werden Standesabzeichen beigefügt. Individuelle Szenen sind dagegen selten.

Einige Fürsten und andere Personen der führenden Schichten ließen aber in dieser Zeit auch Grabdenkmäler errichten, die über das Übliche hinausgehen. Bekanntestes Beispiel ist sicher das Maussoleum von Halikarnassos in der heutigen Türkei (360-330 v. Chr.). Das iGrabmal bestand aus einem hohen Sockel, über dem sich ein tempelartiger Aufbau erhob. Man fand 2 Statuen, die vermutlich Maussolos und seine Frau Artemisia darstellen.

Ein ähnliches Grabmal ist das Nereidenmomunent (London, British Museum). Auch hier erhebt sich ein tempelartiger Aufbau, der die Grabkammer enthält, auf einem Sockel. Andere monumentale Grabformen können Felsgräber (z. B. in Kaunos) oder Hügelgräber (z. B. Grab Phillips II. in Vergina) sein. Insgesamt gibt es nur wenige monumentale Gräber. Ihr Bildschmuck stellt keine Leistungen des Verstorbenen mehr dar. Stattdessen wirken die Bauten für sich.

 

Griechische Grabdenkmäler (Teil 1)

Wie auch heute noch üblich, markierte man schon in der griechischen Antike die Gräber der Verstorbenen, um das Andenken der Toten zu wahren. Und auch damals gab es verschiedene Formen von Grabdenkmäler.

Schon seit dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. sind Grabhügel bekannt. Ein Beispiel ist der Grabhügel in Nidri auf Lefkas.

Seit mykenischer Zeit (ca. 17. – 11. Jh. v. Chr.) kennen wir Grabstelen, die die Gräber markierten (Bsp. Grabzirkel in Mykene). Dargestellte Themen sind Wagenfahrt, Kampfszenen und Jagdszenen, also Bilder aus der Welt der Adligen. Es gibt aber auch rein ornamental verzierte Stelen.

In der geometrischen Zeit (ca. 900 – 700 v. Chr.) verwendete man ebenfalls zunächst Stelen und wohl leichte Anschüttungen. Später errichtete man richtige Grabhügel. Zur Markierung verwendete anfangs Gefäße. Im Boden dieser Gefäße befindet sich ein Loch für Trankopfer (= Libationen). Die Gefäße zeigen Szenen aus dem Totenritual (Aufbahrung, Leichenzug usw.) sowie Szenen aus dem Leben des Toten (Bsp. Dipylon-Amphora) Seit dem 8 Jh. v. Chr. gab es Grabsteine aus Stein oder Holz.

In der archaischen Zeit (ca. 750 – 500 v. Chr.) wurden die Grabmäler stärker personalisiert. So können die Stelen jetzt Namen tragen. Im 6. Jh. v. Chr. ist diese Tendenz besonders in Athen ausgeprägt. In dieser Zeit kommen auch die sogenannten Kuroi und Korai auf, freiplastische Figuren von jungen Männern und Frauen (Bsp.: Kroisos, Phrasikleia). Auch jetzt prägen Szenen aus der adligen Lebenswelt die Darstellungen. Als Bekrönung der Stelen finden wir oft Sphingen, die das Grab schützen sollten.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 4)

Am ersten eigentlichen Festtag gab es eine große Prozession, an der alle Teilnehmer der Agone (= Wettkämpfe) und auch Frauen teilnahmen. Es war eine sehr farbenfrohe Prozession: die attischen Bürger trugen weiße Kleidung, die Metöken (= dauerhaft in Athen lebende Fremde ohne Bürgerrecht) scharlachrote Kleidung und die Choregen (Bürger, die finanziell und organisatorisch für die Chöre verantwortlich waren) trugen sehr prunkvolle Gewänder. Die Prozession endete vor dem Tempel des Dionysos Eleuthereus. Nachdem man dem Gott Schlachttiere und anderes geopfert hatte, ging man ins Theater.

Am Vormittag dieses Tages wurden außerdem verdiente Bürger geehrt und die Jugendlichen in die Gesellschaft eingeführt. Nachmittags wetteiferten Dithyrambenchöre miteinander (je ein Männer- und ein Knabenchor aus jeder Phyle (= Verwaltungsbezirk Athens und seines Umlands)). Ein Dithyrambos war das eigentliche Festlied des Dionysos und bestand aus einem Wechselgesang zwischen Chor und Vorsänger. Ein Chor aus 50 Teilnehmern sang und tanzte dabei zu Flötenmusik. Möglicherweise endete der Tag mit einem Umzug zu Ehren des Dionysos (Komos).

Am zweiten Festtag standen fünf Komödien auf dem Programm und danach folgten drei Tage mit je einer Tetralogie bestehend aus 3 Tragödien und 1 Satyrspiel. Die Theaterwettkämpfe (Agone) begannen bei Tagesanbruch. Vor Beginn einer Tetralogie gab es ein Opfer und man bestimmte auch di Richter, die die Stücke bewerten sollten. Die Reihenfolge der Konkurrenten wurde bei allen Wettbewerben durch das Los bestimmt.

Die Tragödien bestanden ursprünglich aus einem Chor und einem Schauspieler, der die verschiedenen Rollen mit Hilfe von unterschiedlichen Masken verkörperte. Später waren es zwei Schauspieler und noch später drei Schauspieler. Anfangs ehrte man nur die Dichter, später auch die Schauspieler. Die Siegerlisten der Dionysien und auch der Lenäen sind uns in Inschriften überliefert.

Am Abend des fünften Festtages gingen die Dionysien mit der Verkündung der Sieger im tragischen Wettkampf formal zu Ende, es fand jedoch noch eine abschließende Volksversammlung statt.

Die Entwicklung des Theaters – Tragödien, Komödien usw. sowie auch die Theaterbauten – hat ihren Ursprung in den Festen zu Ehren des Dionysos. Und die meisten im 5. Jh. v. Chr. entstandenen Dramen hatten ihre Uraufführung bei den städtischen Dionysien.

 

 

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 3)

Im März/April fand das wohl bekannteste Athener Dionysosfest statt, die sogenannten städtischen Dionysien, in deren Verlauf sich die besten Tragödien- und Komödiendichter in Wettkämpfen maßen.

Ursprünglich war dieses dem Dionysos Eleutheros gewidmete Fest wohl den ländlichen Dionysien ähnlich. Erst unter Peisistratos gewann das Fest an überregionaler Bedeutung. Es stand allen Griechen offen und wurde zur Selbstdarstellung Athens genutzt.

Das eigentliche Fest dauerte 5 Tage. Zusammen mit zwei vorbereitenden Tagen und einer Volksversammlung nach den Wettkämpfen ergeben sich folgende 8 Tage:

1. Tag:        Proagon
2. Tag:        Einholen des Götterbildes
3. Tag:        erster Festtag: Prozession, Festopfer, Dithyramben
4. Tag:        zweiter Festtag: Komödien-Wettkampf
5.- 7. Tag:   dritter bis fünfter Festtag: Tragödien-Wettkämpfe
8. Tag:        Volksversammlung im Theater

Der Proagon diente der Vorstellung der Vorstellung der Dichter und der Stücke. Am Tag danach holte man Dionysos symbolisch von Eleutherai nach Athen – in Erinnerung an das mythische Geschehen. Dazu brachte man das Kultbild des Dionysos aus seinem Tempel hinter dem Theater zu einem kleinen Tempel außerhalb der Stadtmauern im Kerameikos gebracht. Nach einem Opfer brachte man die Statue nach Einbruch der Nacht wieder zu seinem Heiligtum beim Theater.

 
(Fortsetzung folgt …)

 

 

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 2)

Die dreitägigen Lenaia im Januar/Februar waren dem Dionysos Lenaios gewidmet. Der Beiname könnte sich auf die Weinkelter beziehen (griech. „lenos“) oder auf die Mänaden, die Begleiterinnen des Dionysos, die auch „lenai“ genannt wurden.

Darstellungen der Lenaia auf griechischen Vasen zeigen sowohl Szenen mit Mänaden als auch das Mischen von Wein. Welche Riten genau zu Ehren des Gottes ausgeführt wurden, ist nicht bekannt. Die Darstellungen zeigen aber zum Beispiel Frauen, die Flöte spielend ekstatisch um eine mit einer Maske geschmückte Säule herumtanzen.

Ursprünglich fand dieses Fest in Athen im Lenaion statt, dessen genauer Ort nicht bekannt ist. Vermutlich verlegte man das Fest ab Mitte des 5. Jh. v. Chr. ins Dionysostheater am Südhang der Akropolis. Ab dieser Zeit wurden im Rahmen der Lenaia auch Theaterstücke aufgeführt: zunächst nur fünf Komödien, später kamen zwei Tragödien dazu. Man geht davon aus, dass das Publikum hier  vermutlich auf die lokale Bevölkerung beschränkt war.

Die ländlichen oder kleinen Dionysien im Dezember / Januar waren ein Fruchtbarkeitsfest, das möglicherweise erst im Lauf der Zeit dem Dionysos gewidmet worden war. Im Zentrum des Festes stand eine Prozession von Phalloi. Nach dieser Prozession gab es Wettbewerbe für Tanz und Gesang sowie für Dithyramben (Chorlieder). An einigen Orten gab es auch hier wieder Theateraufführungen. Dabei handelte es sich möglicherweise um Stücke, die im Jahr davor bei den städtischen Dionysien uraufgeführt worden waren.

(Fortsetzung folgt …)

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 1)

Die Stadt Athen widmete dem Gott des Weines und des Theaters 4 Feste – die Anthesteria, die städtischen Dionysien, die ländlichen Dionysien und die Lenaia.

Die Anthesteria fanden im Februar/März statt und dauerten drei Tage – vom 11. bis 13. Tag des Monats Anthesterion.

1. Tag (Pithiogien):

Dieser erste Tag war ganz dem Dionysos und dem neuen Wein gewidmet. Nur der Dionysostempel war geöffnet und dort spendete man dem Gott etwas dem Wein, um ihm für die Ernte zu danken und den Wein gleichzeitig durch den Gott segnen und reinigen zu lassen. An diesem Tag waren sogar Sklaven zu den Tänzen und Gesängen zu Ehren des Dionysos zugelassen.

2. Tag (Choen):

Der zweite Festtag wurde als Kannenfest oder Trinkfest bezeichnet, was bereits auf einen der wesentlichen Züge des Tages hinweist. Zum einen gab es ein Trinkfest der offiziellen Vertreter der Stadt, zum anderen traf man sich aber auch privat und feierte zusammen mit dem Hausgesinde und den Lohnarbeitern. Dabei trank ausnahmsweise jeder aus einem eigenen Krug. Sowohl bei den offiziellen Feiern als auch bei den privaten gab es Trinkwettbewerbe.

An diesem Tag schenkte man den Kindern kleine Krüge. Die Darstellungen auf diesen Choenkännchen zeigten daher oft auch Szenen spielender Kindern. Kinder und Erwachsene trugen Blütenkränze. Am Abend wurden die Kränze um die Krüge gelegt und im Dionysosheiligtum gespendet.

Zu den Feiern an diesem Tag der Anthesteria gehörte auch ein Schiffskarrenumzug vom Hafen durch die Stadt zum Dionysosheiligtum. Man vermutet, dass dieser Umzug die Reise des Gottes nach Athen und seinen Einzug in die Stadt zu seiner Hochzeit mit der Basilinna, die Frau des Archon Basileus (der oberste Priester Athens) und Dionysos-Priesterin, symbolisiert. Schauspieler auf dem Wagen dabei verkörperten Dionysos und sein Gefolge

Vor ihrer „heiligen Hochzeit“ – Hieros Gamos – mit Dionysos legte sie im Dionysostempel einen Eid über ihre persönliche Keuschheit ab. Nach verschiedenen Reinigungsritualen führte eine Prozession der Basilinna und einer hölzernen Stele, die Dionysos symbolisierte, zum Amtslokal des Archon Basileus. Im Innern dieses soganannten Bukolions vollzog die Priesterin dann die Brautnacht, die sogenannte Hioros. Möglicherweise übernahm dabei ihr Mann die Rolle des Dionysos. Die Bevölkerung feierte die ganze Nacht hindurch auf den Straßen und am Morgen trug man die Holzstele wieder in den Dionysostempel zurück.

Gleichzeitig begann am Abend der Übergang vom fröhlichen Treiben der ersten beiden Tage zum letzten Tag des Festes, der den Toten gewidmet war, deren Geister während dieses Festes in die Stadt kamen.

3. Tag (Chytren):

Am dritten Tag versuchte man durch verschiedene Abwehrmaßnahmen sich vor den Geistern der Toten zu schützen, die im Glauben der Athener in der Nacht ins Reich der Lebenden zurückgekehrt waren. Gleichzeitig ehrte man die Verstorbenen durch Tänze und musische Vorführungen sowie sportliche Wettkämpfe. Ein weiterer Brauch am diesem Festtag war das Schaukeln – vor allem von Kindern und Jugendlichen – zur Reinigung von Unheil. Das Ende der Anthesteria markierte die Vertreibung der Geister mit Hilfe von verschiedenen Sprüchen.

 
(Fortsetzung folgt …)

 

 

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