Der neueste Kulturreiseführer des Philologen Kurt Roeske nimmt uns mit auf die Urlaubsinsel Kos. Denn die Insel hat mehr zu bieten als Strand und Meer. Viele ihrer antiken Zeugnisse führen uns zu den Ursprüngen der Medizin. So befand sich auf Kos ein Asklepieion, d. h. ein Heiligtum des Asklepios, des Gottes der Heilkunst, und der wohl bekannteste Spross der Insel ist der Arzt Hippokrates, dessen Eid sich Mediziner bis heute verpflichtet fühlen.

Roeske stellt zunächst neben Geographie und Geologie die Geschichte und Wirtschaft der Insel von der Antike bis heute vor und unternimmt dann mit dem Leser einen Spaziergang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Kos. Im Bereich rund um den Hafen finden wir vor allem nachantike Bauten, aber auch das Archäologische Museum und die antike Agora, das griechische Stadtzentrum. Hier sieht man unter anderem Reste eines Aphrodite-Heiligtums und einer frühchristlichen Kirche, der sogenannten Hafenbasilika.

Mehr antike Spuren haben sich im Westen der antiken Stadt erhalten. Hier, wo sich die Hauptstraßen der römischen Stadt kreuzen, lebten die wohlhabenden Römer. Ein Beispiel für römischen Luxus ist die „Casa Romana“, die Rekonstruktion einer Stadtvilla, die im 3. Jh. n. Chr. auf den Resten von nicht weniger als drei Häusern aus dem 3. Jh. v. Chr. errichtet wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten in diesem Viertel sind der Altar für Dionysos, der in seiner Form dem Pergamonaltar ähnelt, das Odeon, einem kleinen überdachten Theater, sowie das Nymphäum. Außerdem kann man in diesem Bereich einige interessante Mosaike des antiken Kos besichtigen.

Im nächsten Kapitel nimmt uns Roeske mit zum etwa vier Kilometer südwestlich der Hauptstadt gelegenen Heiligtum des Asklepios. Zunächst erfahren wir, was die Mythologie über den Heilgott erzählt, dann erkunden wir das Heiligtum, wobei Roeske nicht nur die archäologischen Überreste beschreibt, sondern den Leser, wie es für seine Buchreihe typisch ist, anhand von antiken Quellen den dortigen Kultbetrieb näherbringt.

Die wichtigste Heilmethode im Asklepieion war der Heilschlaf. Auf diese und andere Heilmethoden geht Roeske im nächsten Kapitel ausführlicher ein, das im Zeichen heilender Götter steht und mit den Wunderheilungen Christi und einiger Heiliger endet.

Bereits aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen jedoch unsere ersten Zeugnisse einer eher rational-methodischen Medizin. Antike Schriften berichten von medizinischen Geräten wie Sägen, Klingen oder Messern, aber auch von Rezepturen und Heilanweisungen.

Als Begründer der empirisch-wissenschaftlichen Medizin gilt dagegen Hippokrates. Viel ist über sein Leben nicht bekannt, außer dass er von ca. 460 bis ca. 370 v. Chr. lebte. Er lernte sein Handwerk von seinem Vater und unternahm ausgiebige Reisen. Er begründete die Schule der Vier-Säfte-Lehre, die davon ausging, dass die Ursache von Krankheiten ein Ungleichgewicht der in jedem Körper vorhandenen Säfte – gelbe und schwarze Galle, Blut und Schleim – sei. Auch waren Anamnese, Diagnose und Prognose wichtigen Pfeiler seiner Heilmethoden. Es wurde dabei auch genau festgehalten, welche Krankheiten wie behandelt wurden und welchen Erfolg oder Misserfolg eine Behandlung hatte.

Ausgehend von diesen Anfängen der empirischen Medizin stellt Roeske die weitere Entwicklung der Medizin bis in die Moderne dar und endet mit einer kritischen Betrachtung der Fortschritte in der heutigen medizinischen Forschung.

Im Schlusskapitel nimmt uns Roeske mit auf einen Tagesausflug nach Patmos, wo er ausführlich auf die Apokalypse und ihren Verfasser Johannes eingeht, der dort lebte. Sicher ist, dass Johannes die Offenbarung hier auf Patmos geschrieben hat. Ob tatsächlich in der als Entstehungsort geltenden Höhle sei mal dahingestellt. Über dem Grab des Johannes entstand im 11 Jh. das „Kloster des Heiligen Johannes des Theologen“, das sich weithin sichtbar über der Hauptstadt der Insel erhebt.

Auch in diesem Buch über Kos und Patmos lässt Roeske die Vergangenheit durch zahlreiche schriftliche Zeugnisse lebendig werden, was den besonderen Reiz seiner kulturhistorischen Reiseführer ausmacht.

Kurt Roeske, Kos. Zentrum der antiken Medizin. Ein kulturhistorischer Reiseführer
Exkursion nach Patmos: Ein Tag auf der Insel des Johannes
Erscheinungsdatum: 07.06.2024
238 Seiten
ISBN: 978-3-8260-8649-6