Viele etruskische Urnen zeigen Darstellungen von Kämpfen. Darunter sind auch Darstellungen von Kämpfen mit Galliern.
Die Charakterisierung der Gallier in der griechischen und römischen Literatur liefert uns Kriterien, anhand derer eine dargestellte Figur als Gallier gedeutet werden kann. Meist sind die Gallier nackt, nur mit einem Gürtel um die Taille oder mit einem Mantel bekleidet, dargestellt. Der Mantel hat z. T. Fransen oder ist aus Fell. Häufig sind sie mit Langschwert und Scutum, dem typischen Schild der Gallier, bewaffnet. Ein weiteres Kennzeichen der Gallier ist der Torques, ein Halsring. In vielen Fällen haben sie lange, strähnige Haare, die aus der Stirn nach hinten gekämmt sind oder sich aufsträuben.
Die Mehrzahl der Darstellungen mit Kämpfen gegen Gallier auf etruskischen Urnen und Sarkophagen zeigt reine Schlachtszenen. Einige wenige stellen jedoch auch die Plünderung eines Heiligtums dar. Genaue Hinweise auf den Ort des Geschehens gibt es dabei nicht. Der Künstler hat lediglich durch einige Gefäße in den Händen der Gallier oder am Boden angedeutet, dass hier eine Plünderung dargestellt ist.
Ein Beispiel ist eine Urne aus Volterra. Sie zeigt zwei Gallier bei dem Versuch, ein Heiligtum zu plündern. Der heilige Bezirk wird durch eine Statuette auf einem Sockel und einige Gefäße (ein Krater, eine Opferschale, zwei Thymiateria bzw. Kandelaber) gekennzeichnet. Die Gallier sind durch Gürtel auf nacktem Körper und strähnige Haare gekennzeichnet. Beide haben einen Mantel über den Arm geworfen. Der am rechten Bildrand dargestellte fliehende Gallier trägt ein Thymiaterion oder einen Kandelaber, während jener im Zentrum der Szene gerade dabei ist, ein kleines Standbild einer weiblichen Gottheit zu rauben. Die weibliche, geflügelte Figur hinter dem Standbild ist ein etruskischer Dämon. In der rechten Hand hält sie ein Schwert und in der erhobenen linken die zugehörige Scheide. Sie hat auch am Kopf Flügel und ist mit einem in der Taille zu einem Wulst gebundenen Gewand und hohen Stiefeln mit umgelegten Klappen bekleidet. Über der Brust sind zwei Riemen gekreuzt und die Figur scheint Armreifen zu tragen.
Literaturhinweise:
- P. v. Bienkowski, Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst (1908) 108, Nr. 68, Abb. 115
- U. Höckmann, Gallierdarstellungen in der etruskischen Grabkunst des 2. Jhs. v. Chr., JdI 106, 1991, Kat. 6, Taf. 47,1
- M. Segre, Sulle urne etrusche con figurazioni di Galli saccheggianti, St.Etr. 8, 1934, 137-142
- A. Zimmermann, Plündernde Gallier in der etruskisch-italischen Kunst, Thetis 2, 1995, 85, Abb. 1
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