Monat: September 2020

Santa Costanza, Rom

Eine der ältesten der Kirchen Roms ist Santa Costanza. Sie befindet sich bei der Kirche Sant’ Agnese fuori le mure. Zu dem Komplex gehören außerdem die Ruinen einer frühchristlichen Basilika sowie die unter diesen drei Gebäuden liegenden Katakombe.

Santa Costanza wurde unter Kaiser Konstantin als Mausoleum für seine Töchter Constantia (auch Constantina genannt) und Helena errichtet. Als Constantia später als Heilige verehrt wurde, baute man das Mausoleum zunächst zu einem Baptisterium um. 1254 weihte Papst Alexander IV. den Bau als Kirche Santa Costanza. Im Innenraum der Kirche befindet sich heute eine Kopie des Porphyr-Sarkophags für Constantia. Das Original befindet sich in den Vatikanischen Museen.

Die Säulenhalle, die den Rundbau ursprünglich umgab, und der vorgelagerte Narthex sind heute nicht mehr vorhanden. Erhalten hat sich bei dieser Kirche aber zumindest teilweise das ursprüngliche innere Ausstattungssystem, was Santa Costanza zu einem besonderen Schatz unter den unzähligen Kirchen Roms macht.

Innen besitzt die Außenmauer abwechselnd runde und eckige Nischen. Dabei sind die zentralen Nischen an den Seiten und gegenüber dem Eingang vergrößert, wodurch ein Kreuz angedeutet wird.

Der Innenraum der Kirche besteht aus einem überkuppelten Zentralraum, der durch einen Obergaden gegenüber dem den zentralen Raum umgebenden Säulengang erhöht ist. Die Innenwände dieses Obergadens waren bis zum Gewölbeansatz mit rotem und grünen Porphyr sowie gelbem Marmor verkleidet. Diese Marmorinkrustation hat sich leider ebenso wenig erhalten wie das ursprüngliche Kuppelmosaik.

Der umlaufende Säulengang hat ein Tonnengewölbe und öffnet sich zum Zentralraum mit Arkaden, die auf 12 Doppelsäulen aus grünem und roten Granit ruhen. Diese stammen fast ausschließlich aus anderen, älteren Gebäuden. Die Mosaiken des Tonnengewölbes sind in mehrere Bildfelder unterteilt. Neben geometrischen Figuren, Pflanzen und Tieren (zum Teil in Bildmedaillons) gibt es Darstellungen aus dem Bereich der Weinverarbeitung: eine Weinpresse, das Keltern, der Weintransport. Alle diese Motive können zwar christlich gedeutet werden, stammen aber aus dem allgemeinen Bildprogramm der Antike und haben keinen direkten christlichen Bezug.

Anders sieht es aus bei den Mosaiken in den zentralen Nischen der Seitenwände. Hier ist zum einen die Gesetzesübergabe an Petrus und Paulus durch Christus dargestellt und auf der anderen Seite die Schlüsselübergabe an Petrus.

Literaturhinweis:

  • Achim Arbeiter, Jürgen J. Rasch: Das Mausoleum der Constantina in Rom, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium Bd. 4 (2007)

Etruskische Urne (Volterra, Museo Etrusco Inventarnummer 440)

Viele etruskische Urnen zeigen Darstellungen von Kämpfen. Darunter sind auch Darstellungen von Kämpfen mit Galliern.

Die Charakterisierung der Gallier in der griechi­schen und römischen Literatur liefert uns Krite­rien, anhand derer eine darge­stellte Fi­gur als Gallier gedeutet werden kann. Meist sind die Gallier nackt, nur mit einem Gür­tel um die Taille oder mit einem Man­tel beklei­det, darge­stellt. Der Man­tel hat z. T. Fran­sen oder ist aus Fell. Häufig sind sie mit Lang­schwert und Scu­tum, dem typischen Schild der Gallier, bewaffnet. Ein wei­teres Kennzeichen der Gal­lier ist der Tor­ques, ein Halsring. In vielen Fäl­len haben sie lange, sträh­nige Haare, die aus der Stirn nach hin­ten ge­kämmt sind oder sich aufsträuben.

Die Mehrzahl der Darstellungen mit Kämpfen gegen Gallier auf etruski­schen Urnen und Sarkophagen zeigt reine Schlacht­szenen. Einige wenige stellen jedoch auch die Plünderung eines Heiligtums dar. Genaue Hinweise auf den Ort des Geschehens gibt es dabei nicht. Der Künstler hat ledig­lich durch einige Gefäße in den Hän­den der Gallier oder am Boden angedeutet, dass hier eine Plünderung dargestellt ist.

Ein Beispiel ist eine Urne aus Volterra. Sie zeigt zwei Gallier bei dem Ver­such, ein Hei­lig­tum zu plündern. Der heilige Be­zirk wird durch eine Sta­tuette auf einem Sockel und einige Gefäße (ein Krater, eine Opferschale, zwei Thymiateria bzw. Kande­laber) gekennzeichnet. Die Gallier sind durch Gür­tel auf nacktem Körper und strähnige Haare gekenn­zeichnet. Beide haben einen Mantel über den Arm geworfen. Der am rechten Bildrand darge­stellte fliehende Gallier trägt ein Thymiate­rion oder einen Kan­delaber, wäh­rend jener im Zentrum der Szene gerade dabei ist, ein klei­nes Stand­bild einer weiblichen Gottheit zu rauben. Die weib­liche, geflü­gelte Figur hin­ter dem Standbild ist ein etruskischer Dämon. In der rech­ten Hand hält sie ein Schwert und in der erho­benen linken die zuge­hörige Scheide. Sie hat auch am Kopf Flü­gel und ist mit ei­nem in der Taille zu ei­nem Wulst gebundenen Gewand und hohen Stie­feln mit umgelegten Klappen beklei­det. Über der Brust sind zwei Riemen ge­kreuzt und die Figur scheint Arm­reifen zu tra­gen.

Literaturhinweise:

  • P. v. Bienkowski, Die Dar­stel­­lun­gen der Gallier in der helleni­sti­schen Kunst (1908) 108, Nr. 68, Abb. 115
  • U. Höckmann, Gallierdar­stel­lun­gen in der etrus­ki­schen Grab­kunst des 2. Jhs. v. Chr., JdI 106, 1991, Kat. 6, Taf. 47,1
  • M. Segre, Sulle urne etrusche con figurazioni di Galli sac­cheg­gian­ti, St.Etr. 8, 1934, 137-142
  • A. Zimmermann, Plündernde Gallier in der etruskisch-italischen Kunst, Thetis 2, 1995, 85, Abb. 1

 

Buchbesprechung: Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jascke, Gabriele Schmidhuber, Auf Achse mit den Römern. Reisen in römischer Zeit

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2020)

Der LVR-Archäologische Park Xanten ist nicht nur ein sehenswertes Freilichtmuseum, sondern auch Forschungsstätte. Den gezeigten Bauten und Rekonstruktionen gehen oft jahrelange Forschungen voran. So auch dem Pavillon „Reisen und Verkehr“, zu dem dieses Jahr eine reich bebilderte Begleit-Publikation erschienen ist.

Nach einer kurzen Vorstellung des Pavillons sind die Autoren „den Römern auf der Spur“. Sie gehen ausführlich auf römische Straßen sowie auf das Straßennetz ein, das das Imperium Romanum für das Militär, Händler und Privatreisende erschloss: Welche Straßentypen gab es? Wie wurde eine römische Straße gebaut? Wer war für den Bau und die Instandsetzung verantwortlich? Auch Reisebeschreibungen und Karten, mit denen sich Reisende orientieren konnten, werden vorgestellt. Zu den bekanntesten Karten gehört beispielsweise die Tabula Peutingeriana, von der auch ein Nachdruck im Pavillon „Reisen und Verkehr“ zu sehen ist.

Danach begleiten wir „Menschen unterwegs“. Wer reiste in der Antike und warum? Was gehörte zum Gepäck der Reisenden? Welche Unterkunftsmöglichkeiten gab es? Welche Gefahren lauerten auf während einer Reise?

Ausführlich gehen die Autoren auch auf die Gründe für Reisen in der Antike ein. Dabei zeigt sich, dass sich diese Gründe im Laufe der Jahrhunderte kaum geändert haben. Neben dem staatlichen Nachrichtendienst gab es berufliche Reisen von Politikern und Beamten, die in der Regel alle paar Jahre ihren Einsatzort wechselten. Auch die Kaiser selbst begaben sich oft auf Reisen. Privat ging man dagegen auf Bildungsreisen oder suchte Erholung. Auch unternahm man Pilgerreisen, reiste zu Festspielen oder besuchte Verwandte.

Unter Augustus war der sogenannte „cursus publicus“ eingerichtet worden, der für Boten, Staatsbeamte und auch den Güterverkehr im öffentlichen Auftrag nicht nur ein gutausgebautes Straßennetz zur Verfügung stellte, sondern auch Herbergen (mansiones) – oft im Abstand einer Tagesreise – und Stationen, um die Pferde zu wechseln (mutationes). Auch Händler und Privatleute nutzten dieses Netz an Unterkünften, mussten aber dafür zahlen.

Ein Schwerpunkt der Publikation ist aber auch die Erforschung römischer Kutschen im Rahmen eines Projektes des Archäologischen Parks Xanten. Schriftliche Quellen zum Konstruktion römischer Kutschen haben sich leider nicht erhalten und so musste man die vorhandenen verstreuten Informationen in antiken Quellen mit Darstellungen in der Kunst und archäologischen Funden ergänzen. Das Ergebnis des interdisziplinären Projekts, zu dem auch Fahrversuche einschließlich der Messung der Belastung für den menschlichen Körper gehörten, sind die Rekonstruktionen der drei Kutschentypen, die heute im Pavillon „Reisen und Verkehr“ stehen.

Das reich bebilderte Buch gibt einerseits einen guten Überblick über das Thema „Reisen in römischer Zeit“. Vor allem der letzte Teil zur Erforschung römischer Kutschen einschließlich des Zuggeschirrs mit detaillierten Zeichnungen zur Konstruktion und interessanten Einblicken in den Reisekomfort dieser Transportmittel macht diese Publikation jedoch besonders interessant.

Auf Achse mit den Römern. Reisen in Römischer Zeit
Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jaschke, Gabriele Schmidhuber

€ 15,00 (D) / € 15,50 (A)
151 Seiten, 135 Abbildungen
21,1 x 27,6 cm, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-96176-128-9

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

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