Monat: Mai 2020

Der Iunius Bassus Sarkophag (Teil 2)

Foto aus der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ in Bonn 2019

 

Die zentrale Darstellung der oberen Zone zeigt die „Gesetzesübergabe“ an Petrus und Paulus. Jesus thront im Himmel, wie wir an der unter ihm dargestellten Personifikation des Himmels mit dem aufgeblähten Himmelsgewölbe erkennen können. Während Jesus also als jenseitiger Christus dargestellt ist, sind Petrus und Paulus auf der Erde stehend dargestellt. Der im Himmel thronende Christus ist ein neues Thema auf frühchristlichen Sarkophagen.

Ungewöhnlich ist die nur selten auf Sarkophagen dargestellte Hiob-Szene. Hiob, der inzwischen alles verloren hat und krank ist, sitzt mit gesenktem Haupt auf einem Felsen. Vor ihm steht seine Frau, die sich als Schutz vor dem Gestank seiner eitrigen Wunden ihre Tunika vor das Gesicht zieht und ihm offenbar ein Stück Brot reicht, das sie auf einen Stock gespießt hat, weil sie die Berührung scheut.

Auch die Darstellung des Sündenfalls ist interessant. Es ist die einzige Szene, in der nur zwei Personen dargestellt sind. Die dritte Figur wird hier ersetzt durch den Baum der Erkenntnis, um den sich die Schlange windet. Dargestellt ist offenbar der Moment, in dem Adam und Eva sich ihrer Nacktheit bewusst werden und sich voller Scham von einander abwenden und sich bedecken. Dargestellt sind neben den beiden aber auch Ähren und ein Lamm, die nicht zu dieser Szene gehören. Wird hier auf die Mühen von Ackerbau und Landwirtschaft verwiesen, die jetzt auf die Menschheit warten? Oder wird hier die Geschichte von Kain und Abel vorweggenommen? Ich tendiere zu dieser Deutung.

Auf den Schmalseiten finden wir Eroten bei verschiedenen Tätigkeiten: links bei der Traubenlese und Kelter sowie rechts bei der Getreideernte. Auf der rechten Schmalseite sind im unteren Bereich Jahreszeiten dargestellt. Der Deckel des Sarkophags ist nur fragmentarisch erhalten.

Gefunden wurde der Sarkophag bereits 1559 in einem Andachtsraum unter der alten Peterskirche und befindet sich heute in der Schatzkammer des Petersdoms.

 

Literaturauswahl:

  • Frank Rumscheid (Hg.), Göttliche Ungerechtigkeit? Strafen und Glaubensprüfungen als Themen antiker und frühchristlicher Kunst (2019) 148-149, 226-227
  • Guntram Koch, Frühchristliche Sarkophage (2000) 284
  • Friedrich Gerke, Der Sarkophag des Iunius Bassus. Ein Meisterwerk der frühchristlichen Plastik (1936)

 

 

Der Iunius Bassus Sarkophag (Teil 1)

Foto aus der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ in Bonn 2019

Sein Sarkophag hat ihn unsterblich gemacht. Iunius Bassus Theotecnius, Stadtpräfekt Roms und gestorben 359 n. Chr., hat uns einen der aufwendigsten und qualitätvollsten Sarkophage des 4. Jahrhunderts n. Chr. hinterlassen. Auch ist die Zusammenstellung der Darstellungen ungewöhnlich und daher vermutlich auf besonderen Wunsch des Verstorbenen entstanden.

Es handelt sich um einen zweizonigen Säulensarkophag mit je 5 Szenen pro Zone. Dabei sind die Darstellungen oben durch Säulen getrennt, auf denen ein Architrav liegt. Unten dagegen befinden sich die Szenen in Nischen, die oben abwechselnd muschelförmig oder dachförmig abschließen. In den Zwickeln sind jeweils Lämmer bei verschiedenen Tätigkeiten dargestellt.

Die obere Zone zeigt von links nach rechts:

  • Abraham opfert Isaak
  • Gefangennahme des Petrus
  • Gesetzesübergabe Christi an Petrus und Paulus
  • Gefangennahme Christi
  • Pontius Pilatus

Darunter sehen wir:

  • Hiob
  • Adam und Eva bzw. Sündenfall
  • Christi Einzug in Jerusalem
  • Daniel in der Löwengrube
  • Paulus auf dem Weg zur Hinrichtung

Drei Szenen sollen im folgenden Artikel näher vorgestellt werden.

(Fortsetzung folgt …)

Das Grab der Tänzerinnen, Ruvo di Puglia (Tomba delle Danzatrici)

© Wiki Commons (Naples National Archaeological Museum / Public domain)

 

Eine bisher einzigartige Darstellung italischer Grabmalerei wurde 1833 im Grab der Tänzerinnen in der Nekropole Corso Cotugno in Ruvo di Puglia entdeckt.

Es handelt sich um ein Halbkammergrab (italienisch „tomba a semicamera“). Dieser Grabtyp kam in den letzten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts v. Chr. bei den in der Gegend von Ruvo lebenden Peuceti auf. Im Grab fand man die Skelettreste eines Mannes, der einen Helm, Beinschienen und einen Schild trug. Neben seinem rechten Arm befanden sich Speere und Dolche und man hatte dem Verstorbenen Kratere, Amphoren, Kantharoi und einige Öllampen mit ins Grab gegeben.

Das Innere des Grabes war auf allen Seiten mit Malereien versehen, die heute im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel ausgestellt sind. Die Bilder zeigen etwa dreißig Frauen, die sich mit verschränkten Armen von links nach rechts bewegen, als würden sie einen Kreis um das Innere des Grabes tanzen. Sie sind in bunte Kleider gehüllt und tragen Schleier auf dem Kopf. Es gibt drei Männer in der Gruppe.

Die Deutung der Darstellung ist umstritten, zumal man tanzende Frauen vielleicht eher im Grab einer Frau vermuten würde. Man hat hier beispielsweise eine Szene aus dem Mythos des Theseus vermutet. Nach der Befreiung der jungen Athener aus dem Labyrinth des Minotaurus soll Theseus auf der Heimfahrt in Delos haltgemacht und dort mit den anderen zusammen die Befreiung mit einem gemeinsamen Tanz gefeiert haben. Allerdings stellt sich bei dieser Deutung die Frage, warum nur Frauen dargestellt sind. Wahrscheinlicher scheint mir die ebenfalls in der Forschung vertretene Deutung als Tanz im Zusammenhang mit den Bestattungsriten.

Literatur:

  • Giuseppina Gadaleta, La tomba delle danzatrici di Ruvo di Puglia (2002)

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