Monat: April 2019

Itálica (Teil 2)

Gleich gegenüber dem Eingang zum Archäologischen Park befindet sich das Amphitheater. Es war vermutlich Teil des Ausbaus Itálicas unter Hadrian. Es war 160 x 137 Meter groß und bot Platz für 25.000 Zuschauer. Damit war das Amphitheater von Itálica eines der größten des gesamten römischen Reichs.

Die Zuschauertribüne war horizontal dreigeteilt und der obere Bereich, der Frauen und Kindern vorbehalten war, konnte mit einer Art Markise vor der Sonne geschützt werden. Der Zugang zu den verschiedenen Ebenen erfolgte über ringförmige Korridore.

Die Arena hat in der Längsachse zwei gegenüberliegende Eingänge, die ursprünglich mit einem Tonnengewölbe bedeckt waren. Durch den Eingang im Osten betraten die Kämpfer die Arena, während diejenigen, die die Kämpfe nicht überlebten, durch das westliche Tor hinausgetragen wurden. Die Arena war mit einem Holzboden bedeckt. Darunter befindet sich eine Grube, die zum einen die Käfige für die wilden Tiere enthielt, die neben Gladiatoren für Kämpfe eingesetzt wurden. Zum anderen befanden sich hier auch Serviceräume, in denen verschiedene für die Shows benötigte Gerätschaften aufbewahrt wurden.

Zum Amphitheater gehörten außerdem Kulträume für Nemesis und die Dea Caelestis.

Neben dem Amphitheater führt der Rundweg durch den Archäologischen Park durch das Nordtor der Stadtmauer. In Hadrians Neustadt (urbs nova) waren die Straßen breit und von Säulenhallen gesäumt. Noch heute wandert man auf original römischem Pflaster. Die Straßen der Stadt bildeten rechteckige Häuserblöcke, die zumindest in diesem unter Hadrian entstandenen Teil Itálicas öffentlichen und halb-öffentlichen Gebäuden sowie den Häusern der Elite vorbehalten war, während die einfachere Bevölkerung vermutlich in mehrstöckigen Gebäuden im Bereich des ursprünglichen Stadtareals wohnte.

 

(Fortsetzung folgt …)

Itálica (Teil 1)

Nördlich von Sevilla, beim nur 10 Kilometer entfernten Ort Santiponce, lag die 206 v. Chr. von den Römern gegründeten Stadt Itálica. Teile der Stadt sind heute in einem archäologischen Park der Öffentlichkeit zugänglich.

Itálica entstand im Verlauf des zweiten punischen Krieges an der Stelle einer Siedlung der einheimischen Turdetaner als Militärposten. Später – in der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. – erhielt Itálica des Status eines Municipiums. Unter Hadrian, der wie sein Vorgänger Trajan aus Itálica stammte, wurde die Stadt zur Colonia erhoben und erhielt den Namen Colonia Aelia Augusta Italica bzw. Colonia Victrix Italicensis. Hadrian baute seine Heimatstadt weiter aus. In den folgenden Jahrhunderten verlor die Stadt jedoch wieder an Bedeutung, bis sie schließlich verfiel und wie die meisten antiken Städte als Steinbruch diente.

Im 18. Jh. begann dann die archäologische Erforschung und bereits im 19. Jahrhundert wurden die Ruinen in einen archäologischen Park zusammengefasst. Dabei handelt es ich vor allem um die Urbs Nova, die Erweiterung unter Hadrian.

Der archäologische Park umfasst:

  • das Amphitheater
  • das Traianeum, ein dem Kaiser Trajan gewidmeter Tempel
  • öffentliche Thermen
  • viele vornehme Privathäuser mit ihren Mosaikfußöden

In Santiponce selbst befindet sich ein kleines Museum und das römische Theater. Die meisten Funde aus Itálica befinden sich jedoch im Archäologischen Museum in Sevilla.

In den nächsten Artikeln begeben wir uns auf einen Rundgang durch den archäologischen Park und Santiponce und werden die wichtigsten Gebäude kennenlernen.

(Fortsetzung folgt …)

Die Tomba del Tuffatore, Paestum

1968 wurde bei Paestum die berühmte Tomba del Tuffatore gefunden. Sie datiert in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. und ist das älteste im griechisch beeinflussten Süden Italiens gefundene Grab mit figürlich bemalten Innenwänden.

Es handelt sich um ein etwa 2 x 1 Meter großes Kistengrab, dessen Seitenwände und Deckplatte bemalt sind. Einzige Beigaben waren zwei Salbgefäße und eine Lyra, von der sich allerdings nur der Klangkörper, ein Schildkrötenpanzer, erhalten hat.

Auf den Seitenwänden sind Bankettszenen dargestellt. Auf den Längsseiten liegen insgesamt zehn Männer auf drei Liegen (Klinen), einige paarweise bei erotischen Spielen, andere mit dem Kottabos-Spiel (einem Geschicklichkeitsspiel) beschäftigt oder die Doppelflöte bzw. die Lyra spielend. Auf der östlichen Schmalseite sehen wir einen Jüngling mit einer Oinochoe neben einem Tisch, auf dem ein Krater (= Mischgefäß für Wein) steht; an der westlichen Schmalseite kommt ein junger Mann in Begleitung einer Flötenspielerin und eines alten Mannes zum Gelage dazu.

Der Deckel zeigt dagegen die Szene, die dem Grab seinen Namen gegeben hat. Ein nackter junger Mann springt von einer Art Turm ins Wasser. Die Deutung dieser Darstellung ist in der Forschung umstritten. Zum Teil wird der Turm als Tor zur Unterwelt gedeutet. Andere Forscher dagegen sehen in dem Bild die symbolische Darstellung des Übergangs von der Welt der Lebenden in den Ozean des Todes.

Es ist nicht bekannt, wer in der Tomba del Tuffatore bestattet wurde. Paestum war eine griechische Stadt. Eine starke Verbindung des Symposions mit dem Grabbereich war jedoch in der griechischen Welt ebenso unüblich wie der Brauch, die Verstorbenen in einem Grab mit figürlich bemalten Innenwänden beizusetzen. Charakteristisch sind diese Bräuche dagegen z. B. in Etrurien, wo er vom 7. bis 2. Jh. v. Chr. für die aristokratische Schicht üblich war. Beides, die Grabmalerei und die enge Verbindung von Grabbereich und Symposion als Statussymbol breitete sich von Etrurien zu den unteritalischen Völkern aus, bei deren Grabausstattung der Krater und andere Gefäße des Symposion als Statussymbole vorkommen. In griechischen Nekropolen finden sich diese Beigaben nur in einigen griechischen Städte, die stark unter dem Einfluss einheimischer Völker standen. Möglicherweise gehörte das Grab also einem Etrusker oder zumindest einem Einheimischen, der in Paestum lebte.

Literatur:

  • Giovanni Becatti, L’arte dell’età classica. Sansoni, Firenze, 1986 (p. 238)
  • Ranuccio Bianchi Bandinelli, Recensione a M. Napoli, La tomba del Tuffatore, in Dialoghi di Archeologia. 4-5, 1970-1971, p. 135 ff.
  • Marianna Castiglione: La tomba del tuffatore: nostalgia etrusca in magna grecia. ancora sulla figura del defunto. In: Scuola di etruscologia e archeologia dell’Italia antica u. a. (Hrsg.): La pittura etrusca – Atti del IV corso di perfezionamento (anno accademico 2005–2006). L’Italia prima di Roma – Atti del V corso di perfezionamento (anno accademico 2006–2007). Quasar, Rom/Orvieto 2008, S. 147–179
  • Robert Ross Holloway, The Tomb of the Diver. In: American Journal of Archaeology. Band 110, Heft 3, 2006, S. 365–388
  • Mario Napoli, La tomba del Tuffatore. De Donato, Bari 1970

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