Monat: November 2017

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina, Sizilien (Teil 1)

Die römische Villa von Casale in der Nähe der sizilianischen Stadt Piazza Armerina (daher auch als Villa von Piazza Armerina bekannt) wurde 1761 wiederentdeckt, aber erst 1881 gab es erste systematische Ausgrabungen, bei denen man auf den Mosaikfußboden des Speisesaals stieß. Danach dauerte es noch einmal ein halbes Jahrhundert, bis man begann, den Gesamtkomplex der Villa auszugraben. Den Anfang machte 1929 Paolo Orsi, einer der bedeutendsten Archäologen Siziliens. Seit 1997 ist die Villa Weltkulturerbe der UNESCO.

Die am Fuß des Monte Mangano im Tal des Flusses Gela gelegene Villa hatte wohl ca. 60 Räume. Zurzeit kann man über vierzig Räume der etwa 1,5 Hektar großen Anlage besichtigen. Die Villa gliedert sich in vier Bereiche:

  • der Eingangsbereich
  • ein großer rechteckiger Hof mit einem Wasserbecken und angrenzenden Räumen, darunter eine große Halle in Form einer Basilika
  • ein elliptischer Hof mit weiteren angrenzenden Räumen, darunter der Speisesaal (Tricinium)
  • eine Thermenanlage in der nordöstlichen Ecke der Villa

Da die Villa an einem Hang liegt, wurde jeder dieser vier Bereiche auf einer eigenen Ebene errichtet. Die Wasserversorgung der Anlage erfolgte über zwei Aquädukte. Neben den Gebäuden selbst faszinieren vor allem die äußerst gut erhaltenen Fußbodenmosaiken. Dies verdanken wir der Tatsache, dass die Villa im 12. Jh. n. Chr. unter einem Erdrutsch begraben wurde. Die unterschiedlichen Stile der Mosaiken lassen darauf schließen, dass verschiedene Werkstätten mit den Arbeiten beauftragt wurden.

Die Villa, wie wir sie heute vor uns haben, entstand vermutlich im 3. und 4. Jh. n. Chr. aus einem älteren, einfacheren Gebäude des 2. Jh. n. Chr. Umstritten ist bis heute, wer der Besitzer dieser prachtvollen Villa war. Aufgrund von Ausstattung und Größe vermutete man, dass es sich um die Villa von Kaiser Maximian (ab 285 n. Chr. Caesar im Westen, 286–305 Augustus) oder seinem Sohn Maxentius (305–312 n. Chr.) handelte. Aber auch wohlhabende Senatoren kommen in Frage. So schlug man Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius vor, der von 327 und 331 Gouverneur Siziliens war und im Jahre 340 Konsul wurde.

In den folgenden Artikeln begeben wir uns auf einen Rundgang durch die Villa.

Literaturauswahl:

  • G. Iacono: Die Mosaiken der Villa Romana del Casale, Siciliamo, o. O. 2017
  • P. C. Baum-vom Felde: Die geometrischen Mosaiken der Villa bei Piazza Armerina. Kovač, Hamburg 2003
  • A. Carandini, A. Ricci, M. de Vos: Filosofiana. The villa of Piazza Armerina. The image of a Roman aristocrat at the time of Constantine. Palermo 1982
  • B. Carnabuci: Sizilien. Griechische Tempel, römische Villen, normannische Dome und barocke Städte im Zentrum des Mittelmeeres (= DuMont Kunst-Reiseführer). 6., aktualisierte Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011
  • S. Muth: Bildkomposition und Raumstruktur. Zum Mosaik der „Großen Jagd“ von Piazza Armerina in seinem raumfunktionalen Kontext. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Rom. 106, 1999, S. 189–212.

(Fortsetzung folgt …)

Sonderausstellung „Spiele(n) in der Antike“ 29. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 im Akademischen Kunstmuseum Bonn

Die aktuelle Sonderausstellung des Akademischen Kunstmuseums Bonn zeigt, dass Spiele schon in der Antike ein beliebter Zeitvertreib für Kinder und Erwachsene waren.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Klassischen Archäologie, die sich in verschiedenen Seminaren unter der Leitung von Professor Dr. Rumscheid (Direktor des Museums und des Instituts für Klassisch Archäologie) und Dr. Kornelia Kressirer (Kustodin des Museums) mit der Überlieferung zu antiken Spielen beschäftigten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben originalem Spielzeug für Kinder wie Puppen mit beweglichen Gliedmaßen, Figuren von Tieren, Rasseln oder Murmeln gibt es auch zahlreiche Darstellungen von Spielenden in der antiken Bildkunst zu sehen. Zitate aus der antiken Literatur ergänzen die materiellen Funde.

Wie auch heute noch, spielten in der Antike aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Alle Schichten der Bevölkerung – vom Kaiser bis zum Sklaven – frönten dem Würfelspiel oder verschiedenen Brettspielen. Dabei spielte man wie heute zum Teil um hohe Geldbeträge. Und selbst die Götter stellte man beim Spiel dar.

Ein beliebtes Spiel bei Festgelagen war das „Kottabos“, ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem es darum ging, mit dem letzten Tropfen in der Trinkschale ein Ziel zu treffen.

Auch tierische Spielkameraden gab es bereits in der Antike. Besonders beliebt waren Hunde, v. a. der Spitz, die sich auf zahlreichen Darstellungen finden oder auch als Figuren gefunden wurden. Weitere Spieltiere waren beispielsweise Tauben oder Hasen.

Damit es nicht nur bei der Theorie bleibt, können einige der antiken Spiele, deren Regeln schriftlich überliefert sind, auch praktisch erprobt werden.

Insgesamt gibt die Ausstellung einen gelungenen Überblick über Spiele in der Antike und zeigt auch, wie sich einige Spiele sogar bis in die heutige Zeit fast unverändert erhalten haben.

Ort:
Akademisches Kunstmuseum – Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Preis:
Eintritt: 3,- Euro, ermäßigt: 1,50 Euro
Schüler, Studierende u.v.m.: freier Eintritt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 15-17 Uhr
Sonntag: 11-18 Uhr
An Feiertagen geschlossen

Weitere Info zur Ausstellung:

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