Monat: August 2016

Die sog. Maximians-Kathedra in Ravenna

Ein Prunkstück des Museo Arcivescovile in Ravenna ist der Elfenbeinthron des Bischofs Maximian, die sogenannte Maximians-Kathedra.

Eine Kathedra ist ein Bischofsthron im Zentrum der halbrunden Priesterbank (= Synthronon) in der Apsis einer Kriche. Sie ist symbolisiert die apostolische Amtsvollmacht und und auch die Präsenz Christi. Auch der Bischofssitz als Institution kann Kathedra genannt werden.

Aufgrund des Monogramms an der Stirnseite wird der Thron in Ravenna Bischof Maximian zugeschrieben, einem Vertrauten von Kaiserin Theodora, der Frau des byzantinischen Kaisers Justinian. Er war von 545 – 553 n. Chr. Erzbischof von Ravenna.

Ursprünglich war die Kathedra rundum mit 39 Elfenbeintafeln geschmückt, von denen aber nur noch 27 erhalten sind. An der Vorderseite rahmen die vier Evangelisten Johannes den Täufer ein. Die Evangelisten halten jeweils ein Evangelium in den verhüllten Händen. Johannes dagegen hält eine flache Scheibe mit dem Bild eines Lammes, das Christus symbolisiert.

Die Tafeln an der Rückenlehne zeigen Szenen aus dem neuen Testament, u. a. die Verkündigung, Geburt und Taufe Jesu, den Einzug in Jerusalem oder die Brotvermehrung. Die Armstützen sind alttestamentlichen Szenen aus der Josefslegende gewidmet.

Literatur

  • G. W. Morath: Die Maximianskathedra von Ravenna. Ein Meisterwerk christlich-antiker Reliefkunst. Freiburg i. Br. 1940.
  • F. W. Deichmann: Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes. Stuttgart 1989.

Griechische Grabdenkmäler (Teil 2)

In der klassischen Zeit (ca. 480 – 323 v. Chr.) werden die Grabstelen breiter. Die alten Themen wie Athletik, Jagd und Krieg werden jetzt seltener dargestellt und ganz selten sind Darstellungen einer bestimmten Aussage über den Toten. Stattdessen finden wir jetzt vor allem mehrfigurige Darstellungen mit einfachen „Lebensbildern“. Dabei sind meist polare Paare wie Mann und Frau, Mutter und Kind, Herrin und Dienerin usw. dargestellt, wobei die Szenen oft eine Atmosphäre der Trauer vermitteln. Die Deutung der Darstellungen ist allerdings umstritten. Bekannte Beispiele sind das Hegeso-Relief, die Theano-Stele und die Alxenor-Stele.

Im Hellenismus setzen in Athen, das in bisher in der Grabkunst führend war, wegen des Anti-Luxus-Gesetzes des Demetrios von Phaleron die Grabdenkmäler aus. Insgesamt kann man sagen, dass die Grabdenkmäler der hellenistischen Welt relativ einheitlich waren. Es werden allgemeine Szenen dargestellt. Beliebt werden beispielsweise Szenen, in denen die Familie tafelt (kein Totenmahl!). außerdem werden Standesabzeichen beigefügt. Individuelle Szenen sind dagegen selten.

Einige Fürsten und andere Personen der führenden Schichten ließen aber in dieser Zeit auch Grabdenkmäler errichten, die über das Übliche hinausgehen. Bekanntestes Beispiel ist sicher das Maussoleum von Halikarnassos in der heutigen Türkei (360-330 v. Chr.). Das iGrabmal bestand aus einem hohen Sockel, über dem sich ein tempelartiger Aufbau erhob. Man fand 2 Statuen, die vermutlich Maussolos und seine Frau Artemisia darstellen.

Ein ähnliches Grabmal ist das Nereidenmomunent (London, British Museum). Auch hier erhebt sich ein tempelartiger Aufbau, der die Grabkammer enthält, auf einem Sockel. Andere monumentale Grabformen können Felsgräber (z. B. in Kaunos) oder Hügelgräber (z. B. Grab Phillips II. in Vergina) sein. Insgesamt gibt es nur wenige monumentale Gräber. Ihr Bildschmuck stellt keine Leistungen des Verstorbenen mehr dar. Stattdessen wirken die Bauten für sich.

 

Griechische Grabdenkmäler (Teil 1)

Wie auch heute noch üblich, markierte man schon in der griechischen Antike die Gräber der Verstorbenen, um das Andenken der Toten zu wahren. Und auch damals gab es verschiedene Formen von Grabdenkmäler.

Schon seit dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. sind Grabhügel bekannt. Ein Beispiel ist der Grabhügel in Nidri auf Lefkas.

Seit mykenischer Zeit (ca. 17. – 11. Jh. v. Chr.) kennen wir Grabstelen, die die Gräber markierten (Bsp. Grabzirkel in Mykene). Dargestellte Themen sind Wagenfahrt, Kampfszenen und Jagdszenen, also Bilder aus der Welt der Adligen. Es gibt aber auch rein ornamental verzierte Stelen.

In der geometrischen Zeit (ca. 900 – 700 v. Chr.) verwendete man ebenfalls zunächst Stelen und wohl leichte Anschüttungen. Später errichtete man richtige Grabhügel. Zur Markierung verwendete anfangs Gefäße. Im Boden dieser Gefäße befindet sich ein Loch für Trankopfer (= Libationen). Die Gefäße zeigen Szenen aus dem Totenritual (Aufbahrung, Leichenzug usw.) sowie Szenen aus dem Leben des Toten (Bsp. Dipylon-Amphora) Seit dem 8 Jh. v. Chr. gab es Grabsteine aus Stein oder Holz.

In der archaischen Zeit (ca. 750 – 500 v. Chr.) wurden die Grabmäler stärker personalisiert. So können die Stelen jetzt Namen tragen. Im 6. Jh. v. Chr. ist diese Tendenz besonders in Athen ausgeprägt. In dieser Zeit kommen auch die sogenannten Kuroi und Korai auf, freiplastische Figuren von jungen Männern und Frauen (Bsp.: Kroisos, Phrasikleia). Auch jetzt prägen Szenen aus der adligen Lebenswelt die Darstellungen. Als Bekrönung der Stelen finden wir oft Sphingen, die das Grab schützen sollten.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die Etrusker – Von Villanova bis Rom (Ausstellung in München bis 8. Januar 2017) (Teil 2)

CIMG2427

Kessel auf Dreifußständern

Die Frühgeschichte der Etrusker, die sogenannte Villanova-Kultur vom 10.-8. Jh. Chr., ist in der Münchener Ausstellung vor allem mit ihren typischen Urnen vertreten. Die Urnen bestehen aus einem sich oben und unten verjüngenden Gefäß für die Asche des Verstorbenen und einem Deckel in Form einer Schüssel. Beide Teile haben nur einen Henkel und sie können verziert oder unverziert sein. In der Regel bestehen diese Urnen aus einfachem Ton. Einige Gräber heben sich dagegen hervor, indem diese Urnen aus Metall gefertigt sind oder die Urnen die Form von Hütten haben. Die Grabbeigaben lassen Schlüsse auf die Bestatteten zu: Spinnwirtel werden Frauen zugeschrieben, Rasiermesser weisen eindeutig auf männliche Verstorbene.

Aus den Gräbern der herrschenden Familien ab dem Ende des 8. Jh. v. Chr. stammen Goldschmuck und aus Griechenland und dem Vorderen Orient importierte Waren. Die Etrusker waren Meister der Goldschmiedekunst. Ihre filigranen Werke mit den typischen kleinen Kügelchen aus Goldfäden, die zu verschiedenen Mustern verbunden wurden, begeistern noch heute.

Im 7. Jh. v. Chr. entstehen Kammergräber, die die Einrichtung von Häusern wiedergeben, deren Wände zum Teil bemalt waren. Die Verstorbenen wurden jetzt meist nicht mehr verbrannt, sondern auf Bänken in diesen Gräbern abgelegt. In Chiusi dagegen hielt man weiter an der Brandbestattung fest, gab den Urnen aber jetzt angedeutete Arme und der Deckel hatte die Form eines menschlichen Kopfs. Manchmal stehen diese Urnen auf einem Thron.

CIMG2405

Urne

Später erfolgte die Bestattung in Sarkophagen oder Urnenkästen aus Stein und Ton, im Falle der Urnen war auch Alabaster möglich. Oft schmücken Reliefs mit Szenen aus der griechischen Mythologie die Behältnisse. Vor allem bei den Urnen aus Ton verwendete man oft Model, um große Mengen in Serie herzustellen. Eine Besonderheit sind die Deckel: hier sind die Verstorbenen mehr oder weniger idealisiert auf einem Polster liegend dargestellt.

Als die Etrusker die griechischen Tischsitten übernahmen, brauchten sie auch das entsprechende Geschirr. Zunächst importierte man Kannen, Amphoren und Trinkgefäße, später wurden die Gefäße in Etrurien selbst nach griechischen Vorbildern gefertigt. Ein Vorbild war dabei Korinth. Die griechischen Künstler stellten sich auch auf die neuen Kunden ein. So gab es bestimmte Gefäßformen, die nur für den etruskischen Markt hergestellt wurden, z. B. die Amphoren des Nikosthenes, die typisch etruskische Amphoren aus Metall nachahmten.

Bandhenkelamphoren

Bandhenkelamphoren

In etruskischen Gräbern fand man alles, was für ein Leben im Jenseits notwendig war: von Geschirr über Besteck zu Fackelhaltern. Ein weiteres Prunkstück der Münchner Ausstellung ist eine Ciste, eine Art Kosmetikkoffer. Normalerweise bewahrte man die Utensilien für die Körperpflege in Behältern aus vergänglichem Material auf. In diesem Fall hat sich jedoch ein zylindrischer und reich verzierter Behälter aus Metall erhalten. Auch Spiegel aus Bronze und andere Geräte zur Körperpflege wurden oft in Gräbern gefunden. Aus Heiligtümern stammen dagegen viele der ausgestellten Götterfiguren und Räucherständer.

Ciste

Ciste

Beeindruckend sind auch die riesigen Kessel auf Dreifußständern aus der Sammlung Loeb, denen ein eigener Raum gewidmet ist (siehe Bild oben). Die Kessel dienten zum Mischen von Wein mit Wasser, wie dies in der Antike üblich war.

Insgesamt gibt die Münchner Etrusker-Ausstellung einen guten Überblick über die Kunst, die uns dieses faszinierende Volk hinterlassen hat.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén