Monat: November 2015

Trier – Die Thermen am Viehmarkt

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Neben den bekannteren römischen Denkmälern Triers wie der Porta Nigra oder den Kaiserthermen gibt es seit 1998 am Viehmarkt eine neue Attraktion: ein großer gläserner Schutzbau, unter dem sich u. a. die Reste römischer Bauten verbergen.

1987 hatte die Anlage einer Tiefgarage und einer Bankfiliale am Viehmarkt ein Fenster in die Vergangenheit Triers geöffnet. Dabei traten Bestattungen der Urnenfelderzeit (ca. 1000 v. Chr.), ein kompletter römischer Straßenblock (Insula) nebst angrenzenden Straßenzügen, eine Abfallgrube aus dem Mittelalter sowie die Kellerräume eines Kapuzinerklosters aus dem 17. und 18. n. Chr. zutage.

Literatur:

  • H. Cüppers, Thermenanlage am Viehmarkt. In: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz (Hamburg 2002) S. 625f.
  • S. Faust, Viehmarkt: Römische Thermen. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes, in: Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35 (Trier 2008) S. 74f.
  • K.-P. Goethert, Die Thermen am Viehmarkt. In: Römerbauten in Trier. Führungsheft 20 (Regensburg 2003) S. 107–123.
  • J. M. Nebe et al., Der Viehmarkt im Brennpunkt von Planung und Interessen (Trier 1989)

Die ältesten römischen Funde stammen aus dem frühen 1. Jh. n. Chr.: eine Straßenkreuzung sowie Fachwerkhäuser aus Lehm, die mit qualitätvollen Wandmalereien dekoriert waren. Ab Mitte des 1. Jh. n. Chr. wurden die Fachwerkhäuser durch Steinhäuser ersetzt. Und zur gleichen Zeit wurden auch die Straßen erneuert.

Im 2. Jh. n. Chr. wurde die Bebauung einer kompletten Insula durch einen Großbau ersetzt, dessen ursprünglicher Zweck immer noch nicht eindeutig bestimmt werden konnte. Im Norden war dem Gebäudekomplex eine Portikus vorgelagert, über die man in einen Hof gelang. An zwei Korridore links und rechts des Hofes schloss sich jeweils ein offener oder überdachter Raum an. Über die zwei Korridore betrat man auch den hinter dem Hof liegenden Raum, der wiederum von Höfen flankiert wurde. Dahinter gab zwei weitere Höfe und einen Durchgangsraum, der zu zwei der drei großen Räume im hinteren Teil des Gebäudes führte.

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Auch wenn die Räume in ihrer Anordnung an Thermen erinnern, weist in dieser ersten Bauphase nichts auf eine Nutzung als Badeanlage hin. Erst nach einem Umbau im 4. Jh. n. Chr. finden wir in mehreren Räumen Badebecken und Heizungsanlagen. Trotzdem waren die Räume offenbar nicht miteinander verbunden und es lässt sich keine klare Abfolge von Frigidarium zu Tepidarium und Caldarium feststellen. Auch entsprechen Größe und Form der Becken nicht den üblichen „Badewannen“ einer Therme. Wie genau diese Badeanlage genutzt wurde, muss daher im Dunkeln bleiben.

Als die Anlage im späten 4. Jh. aufgegeben wurde, diente sie wie viele antike Bauten als Steinbruch. Im 17. und 18. Jahrhundert entstand ein Kapuzinerkloster mit zugehörigem Garten über den Resten römischer Zeit. Der Garten wurde nach Aufgabe des Klosters als Viehmarkt genutzt.

Die beim Bau der Tiefgarage wiederentdeckten Reste aus römischer und späterer Zeit, sind heute unter dem Glasbau des Architekten Oswald Mathias Ungers zugänglich und die römischen Straßenzüge sind im Pflaster des Viehmarkts in rötlichen Steinen sichtbar gemacht.

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 7)

Zusammenfassend können wir für die Tyrannenzeit eine rege Bautätigkeit festhalten. Aus der Regierungszeit des Peisistratos sind uns nur kleinere Sakralbauten bekannt und auch die öffentlichen Bauten sind von relativ geringen Ausmaßen, mit Ausnahme von Gebäude F, in dem man möglicherweise den Palast des Peisistratos sehen kann. Dies wäre aber kaum als Zeichen von Volksnähe, sondern eher als Adelsprivileg zu verstehen. Leider ist keiner der erhaltenen Bauten so genau datierbar, dass er Peisistratos zugewiesen werden könnte und auch die Schriftquellen geben darüber keine Auskunft. Man kann aber festhalten, dass die Entwicklung der Agora zum Stadtzentrum schon vor der Tyrannis des Peisistratos eingesetzt hat und es gibt keine Hinweise darauf, dass Peisistratos mit Bauten der Vortyrannenzeit in Verbindung gebracht werden kann.

Die großen Repräsentationsbauten, wie das Olympieion oder das Wasserleitungssystem mi t seinen Brunnenhäusern gehören bereits in die Zeit seiner Söhne. Peisistratos d. J. stiftete als Archon den 12-Götter-Altar und ließ in ganz Attika Hermen aufstellen. 522/21 wurde das Olympieion begonnen, vermutlich nicht als Repräsentation der Tyrannen, sondern der ganzen Stadt Athen. Ziel dieser Maßnahmen war die Stärkung der Hauptstadt, sowohl auf politischem, als auch auf religiösem Gebiet.

Insgesamt geben uns die archäologischen Reste keine Hinweise auf die Initiatoren der verschiedenen Bauten. In einigen Fällen ist es durchaus möglich, dass Peisistratos oder seine Söhne die Auftraggeber waren, aber nur wenn wir entsprechende Nachrichten in den antiken Quellen finden, z. B. beim 12-Götter-Altar oder dem Olympieion, können wir sie sicher als Auftraggeber ansehen. In allen anderen Fällen bleibt es bei bloßen Vermutungen.

Solange hierbei keine Sicherheit herrscht, können wir auch nicht von einem gezielten Bauprogramm sprechen, v. a. da auch keine Schwerpunkte zu erkennen sind. Man findet im ganzen Stadtgebiet sowohl religiöse als auch Profanbauten. Die rege Bautätigkeit lag vermutlich weniger an den Tyrannen selbst, sondern v. a. an dem allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Aufschwung Athens im 6. Jh. v. Chr., der zu einem großen Teil in die Regierungszeit der Tyrannen fiel. Doch wurden nicht nur während der Tyrannis monumentale Bauten errichtet und der Ausbau der Agora zum Stadtzentrum setzte schon vor Peisistratos ein.

25.11.2015: Forum Beruf Archäologien des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn der Universität Bonn

In der Veranstaltungsreihe „Forum Beruf“ des Alumni-Netzwerks der Universität Bonn, berichten Absolventen verschiedener Disziplinen, in welchen Berufen sie nach ihrem Abschluss Arbeit gefunden haben und gehen auf die Qualifikationen ein, die Ihnen dafür notwendig waren.

Dabei erhalten Studierende nicht nur wichtige Informationen über Praktika und mögliche Berufsziele, sondern sie können auch interessante Kontakte zu anderen Studierenden und Ehemaligen knüpfen.

Am 25. November 2015 um 18:15 Uhr stehen die archäologischen Fächer im Mittelpunkt des Forums Beruf.

Weitere Infos unter:
https://cams.ukb.uni-bonn.de/public/cms_page.aspx?pageId=81

Plakat Forum Beruf Archäologien 2015

Ort:
Hörsaal des Archäologischen Instituts der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 6)

Südlich der Agora, am Panathenäenweg, liegt das Heiligtum von Demeter und Kore, das sog. Eleusinion. Unter den Funden befanden sich Kernoi, Kultgefäße, die im eleusinischen Kult verwendet wurden. Aus dem mittleren 6. Jh. v. Chr. stammt eine Stützmauer und es ist bekannt, dass Peisistratos am eleusinischen Kult besonderes Interesse hatte. Die Schriftquellen geben aber keine Hinweise darauf, dass Peisistratos das Eleusinion errichten ließ.

Im Heiligtum des Dionysos Eleuthereus am Südabhang der Akropolis hat sich eine Ecke eines kleinen Antentempels erhalten. Die Datierung war früher umstritten. Die verwendeten Keildübellöcher weisen allerdings auf eine Bauzeit im 3. Viertel des 6. Jh., was inzwischen allgemein anerkannt ist. Möglicherweise lässt sich dieser Tempel mit Peisistratos verbinden, da dieser die großen Dionysien einrichtete. 534 v. Chr. soll Thespis die erste Tragödie aufgeführt haben und Dinsmoor glaubt daher, dieses Datum auch als ungefähren Fixpunkt für die Entstehung des Tempels annehmen zu können.

Am Südabhang des Areopag wurde im 6. Jh . v . Chr. das Heiligtum des Heros Amynos angelegt. Es handelte sich um ein offenes Heiligtum mit einem Brunnen im Zentrum. Der Kult stand wohl im Zusammenhang mit heiligem Wasser und der Brunnen war an die peisistratidische Wasserleitung angeschlossen. Votive mit Darstellungen von Körperteilen lassen darauf schließen, dass hier ein Heilheros verehrt wurde. Dieses Heiligtum wird in den Schriftquellen nicht erwähnt und konnte nur anhand von Inschriften identifiziert werden.

Etwas südlich des Olympieions befand sich das Heiligtum des Apollon Delphinion. Ein großer südwestlich davon ergrabener Bereich wurde von Travlos mit der Gerichtsstätte „epi Delphinio“ identifiziert. Es handelte sich dabei um den Gerichtshof für Mordfälle, der angeblich vom mythischen König Aigeus begründet wurde. Die gefundene archaische Mauer datiert Travlos auf ca. 500 v. Chr. Kolb dagegen datiert die Reste in die Zeit der Peisistratiden.

Ebenfalls südlich des Olympieions befand sich das Heiligtum des Apollon Pythios, dass der Überlieferung nach von den Peisistratiden errichtet wurde. Nach Hesych erbaute Peisistratos den Tempel des Heiligtums. Thukydides VI 54,6 f. berichtet, dass Peisistratos d. J. während seines Archontats dem Apollon Pythios einen Altar stiftete. Erhalten ist nur der größte Teil der Deckplatte des Altars, auf der sich auch die Weihinschrift  (IG. 12 , 761) befindet, durch die der Altar identifiziert werden konnte. Nach Thukydides IV 54,5 verwandten die Tyrannen einen Teil der Steuern für die Ausschmückung der Stadt und nach Kluwe ist die Weihung des Apollo-Pythios-Altars ein Beweis für die Richtigkeit dieser Nachricht.

(Fortsetzung folgt …)

Stadtplanung in Athen im 6. Jh. v. Chr. (Teil 5)

Auch im übrigen Stadtgebiet sind uns für die Zeit der Tyrannenherrschaft literarisch oder archäologisch Sakralbauten überliefert.

Literatur:

  • G. Gruben, Die Tempel der Griechen (31980) 230-236
  • G. Welter, „Das Olympieion in Athen“, AM 47, 1922, 61 ff. + AM 48, 1923, 182-189
  • J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 402 f.
  • R. E. Wycherly, The Olympieion of Athens, GrRomByzSt 5, 1964, 161 ff.
  • R. Tölle-Kastenbein, Das Olympieion in Athen (1994)
  • T. E. Kalpaxis, Hemitelos (1986) 26-39
  • W. B. Dinsmoor, The Architecture of Ancient Greece (41975) 91 u. 280 f.

Einer der bekanntesten Bauten aus der Zeit der Peisistratiden ist der südöstlich der Akropolis gelegene Tempel des Olympischen Zeus, das sogenannte Olympieion. Nach Tkukydides II 15 soll das Heiligtum noch auf die Zeit vor der Stadtgründung durch Theseus zurückgehen und man fand unter dem heute sichtbaren Tempel aus römischer Zeit Reste von zwei archaischen Bauten. Aus Fundamentmauern, die in das 2. Viertel des 6. Jh. datiert werden, rekonstruierte Welter einen Peripteros von 30 ,5 x ca. 60 m. Gruben (S. 203) nimmt an, dass dieser Tempel von Peisistratos d. Ä. erbaut wurde. Der darauffolgende Tempel wurde jedoch unter seinen Söhnen errichtet und diese hätten vermutlich nicht den Tempel ihres Vaters niederreißen lassen. Es ist daher wahrscheinlicher, dass der Tempel vor der Tyrannis von der aristokratischen Polis errichtet wurde.

Beim Tempel der Söhne des Peisistratos handelte es sich um einen Dipteros, der ungefähr die gleichen Ausmaße wie der spätere hellenistische Tempel hatte. Genaue Messungen liegen leider nicht vor, aber die Maße betrugen etwa 107,20 x 42,90 m (nach Kluwe). Viele der Säulentrommeln wurden im Fundament des hellenistischen Tempels und in der themistokleischen Stadtmauer wiederverwendet.

Mit seinen enormen Ausmaßen ist das Olympieion den ionischen Riesentempeln vergleichbar. Welter und Gruben vertraten daher die Meinung, dass der Tempel in ionischer Ordnung errichtet wurde. Sie argumentierten mit der Ähnlichkeit zum Heraion von Samos in der Verbreiterung der Fronthallen, der Erweiterung der drei Eckjoche der Langseiten um ca. 30 cm, und der Abstufung der 7 Frontjoche. Die neuere Forschung (Wycherly, Dinsmoor und Travlos) tendiert jedoch zu der Ansicht, dass der sehr breite Durchmesser der Säulen in Relation zu den Interkolumnien sowie die auf direkten Stylobatkontakt ohne Basis hinweisende technische Bearbeitung der unteren Trommeln dafür spricht, dass das Vorbild der ionischen Riesentempel hier in die dorische Ordnung übertragen worden ist.

Vitruv VII praef. 15 schreibt, dass der Grundbau des Tempels für Peisistratos begonnen wurde, aber wegen politischer Unruhen nach dem Tod des Tyrannen unvollendet blieb. Aristoteles (Politeia V 1315 b, 24) sagt, dass der Tempel von den Peisistratiden erbaut wurde. Material und Technik des Tempels können auf ca. 520 v. Chr. datiert werden. Die Angabe bei Vitruv wird daher auf den jüngeren Peisistratos bezogen und die Bauzeit des Olympieions im Allgemeinen in die letzten beiden Jahrzehnte der Tyrannenherrschaft gesetzt.

Als Baumotiv wird in den antiken Quellen das persönliche Repräsentationsbedürfnis der Peisistratiden genannt und die Rivalität zu anderen Herrschern, wie z. B. Polykrates von Samos. Außerdem dienten solche Monumentalbauten den Tyrannen nach Aristoteles als Arbeitsbeschaffungsprogramm. Verschiedene Forscher meinen jedoch, dass der Bau die ganze Stadt Athen repräsentieren sollte und als gemeinsames Projekt von Herrscher und Volk geplant worden war.

Der Tempel blieb nach Vitruv wegen politischer Unruhen nach dem Tod des Tyrannen Hippias unvollendet. Ob der Grund des Baustopps wirklich die Vertreibung der Tyrannen war, ist nicht sicher. Auch wirtschaftliche Gründe sind vermutet worden. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der Bau zu diesem Zeitpunkt kaum über die Fundamente hinaus gediehen war, denn dann wäre es, wie Wycherly schreibt, unverständlich, dass Aristoteles das Olympieion mit so eindrucksvollen Bauten wie den ägyptischen Pyramiden oder den Bauten des Polykrates von Samos vergleicht.

(Fortsetzung folgt …)

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