Rekonstruktion
An der westlichen Außenseite des Narthex ist das Gebälk seitlich nur grob behauen und das Konsolgesims biegt mit einfacherem Dekor nach Westen um. Daraus kann man schließen, dass das Atrium von Säulenhallen umgeben war. Ob diese Kolonnaden oder Arkaden besaßen muss allerdings offen bleiben. Die Portiken waren vom Narthex durch große Türen getrennt, die heute noch stehen.
Im Erdgeschoß waren die Seitenschiffe durch je sieben Säulen aus grüner Breccia vom Mittelschiff getrennt. Die Kompositkapitelle der Säulen und das darüber liegende Gebälk waren aus prokonnesischem Marmor und in der gleichen Weise gearbeitet wie die Säulen des Narthex. Von den Originalsäulen haben sich nur sechs erhalten. Zwischen den Säulen fand man Fragmente von Schrankenplatten aus weiß-violett geädertem Marmor, die mit mit Kreuzen in Doppelfeldern geschmückt waren.
Über den Seitenschiffen und dem Narthex befanden sich Emporen aus Holz. Die westliche Mauer des Narthex, die ursprüngliche Außenmauer der Kirche ist völlig verschwunden und seine östliche Säulenreihe wurde durch die türkische Außenmauer ersetzt. Aber an beiden Enden dieser Mauer erkennt man noch, dass die Emporen über den Seitenschiffen mit denen über dem Narthex mit Torbögen verbunden waren. Und nach Westen hin stoßen noch Reste der Nord- und Südmauern der Empore vor. Auch auf den Emporen bestanden die Säulenschäfte aus grüner Breccia, darüber saßen jedoch ionische Kämpferkapitelle, die die Arkaden des Obergadens trugen.
Reste von Eingängen an Nord- und Südmauer lassen darauf schließen, dass sich die Zugänge zu den Emporen außerhalb der Kirche befanden, und zwar über Treppenhäuser im Norden und im Süden. Treppenhäuser außerhalb des Gebäudes finden wir auch bei anderen Kirchen dieser Zeit.
Vom liturgischen Mobiliar konnten außer den schon erwähnten Resten des Synthronons inzwischen auch ein Fragment des Ambo sowie Schrankenplatten des Bema (erhöhtes Presbyterium) nachgewiesen werden. Der Altarraum reichte etwa 5,5 m in das Mittelschiff hinein, hatte vorne in der Mitte sowie an beiden Seiten jeweils einen Eingang und war durch Schranken begrenzt. Dabei wiederholt sich hier der farbige Wechsel von grünen Stützen und weißen Brüstungsplatten, den wir auch bei den Kolonnaden des Erdgeschosses finden. Von der 8,30 m breiten Apsis ist nur der untere Teil original erhalten, wobei aber die ursprünglichen Fensteröffnungen in türkischer Zeit zugemauert wurden.
Innerhalb des Altarraums liegt eine kleine Krypta, in die von Osten her eine Treppe hineinführt. Allerdings wissen wir nicht, welche Reliquie hier aufbewahrt wurde, da die Hauptreliquie im südlichen Seitenschiff aufbewahrt wurde.
Das Gebäude war mit Marmorinkrustation und Mosaiken geschmückt. So sind beispielsweise aus dem 10. Jh. goldgrundige Mosaiken mit Darstellungen von Christus und Maria überliefert. Der heute sichtbare Marmorfußboden wird in die Mitte des 11. Jh. n. Chr. datiert.
Wie das Dach der Basilika aussah, können wir leider nicht mehr rekonstruieren. Man geht davon aus, dass wie bei anderen Kirchen dieser Zeit das erhöhte Mittelschiff ein Satteldach trug und die niedrigeren Seitenschiffe und der Narthex Pultdächer. Der Dachstuhl war vermutlich offen.
Außen besaß jedes Stockwerk je 8 große Fenster an den Langseiten, wobei die oberen Rundbogenfenster waren. Das Aussehen der Westseite ist heute nicht mehr zu rekonstruieren.
Datierung
Nach Theophanes Confessor wurde die Kirche 463 n. Chr. von einem Patricios namens Studios errichtet. Dieser Studios wird als Römer von vornehmer Herkunft beschrieben, der seine Reichtümer dem Dienste an Gott widmete. Man identifiziert ihn daher als den Konsul Studios, der dieses Amt 454 n. Chr., unter der Regierung von Marcian, innehatte. Möglicherweise wurde er aber auch als Belohnung für die Stiftung der Kirche zum Konsul ernannt.
Die Datierung der Studios-Basilika war lange Zeit umstritten, da sie sich v. a. auf diese beiden Schriftquellen stützen musste. Die Ausgrabungen ergaben jedoch Hinweise darauf, dass die Studios-Basilika um das Jahr 450 n. Chr. begonnen wurde.
Funktion und Reliqienkult
Die Studios-Basilika war v. a. eine Klosterkirche. Gleichzeitig war sie aber auch Mittelpunkt eines durch die Reliquie Johannes des Täufers bedingten Kults. So wurde jedes Jahr am 29. August ein großer Gottesdienst zum Gedenken an die Enthauptung des Johannes abgehalten, an dem auch der Kaiser teilnahm.
Literatur:
T. Mathews, The Early Churches of Constantinople (1971) 19-27
W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls (Tübingen 1977) 147 ff.
U. Peschlow, JbÖByz 32/4, 1982, 429-34
RBK IV (1990) 378-83 Abb. 6-9