Kategorie: Griechenland Seite 2 von 7

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 5)

rotfiguriger Krater (Louvre CA3482)

Töpferwerkstätten arbeiteten in der Regel für den lokalen Markt. Die Produktion reichte dabei von Prunkgefäßen bis zu Gebrauchskeramik. Der Verkauf erfolgte direkt in der Werkstatt oder auf dem Markt. Auch der Verkauf an temporären Ständen bei Festen aller Art kam infrage. Es handelte sich dabei in der Regel nicht um Auftragsarbeiten.

Daneben arbeiteten die Töpferwerkstätten mit Händlern zusammen, über die Keramik auch exportiert werden konnte. Manchmal scheint der Export eine der wichtigsten Einnahmequellen gewesen zu sein. Denn einige Töpfer orientierten sich mit ihren Gefäßen am Geschmack eines bestimmten Exportgebietes, z. B. der Töpfer Nikosthenes. Die Form seiner Amphoren, die nach Etrurien exportiert wurden, ist der etruskischen Bucchero-Keramik entlehnt. Diese sogenannten nikosthenischen Amphoren wurden nur im Westen gefunden. Auch bestimmte Motive wurden ausschließlich für den Export gemalt. So findet sich das Aeneas-Motiv bisher nur in Westgriechenland.

Auch wenn die meisten bemalten Vasen in Gräbern oder Heiligtümern gefunden wurden, wurden sie natürlich auch bei anderen Gelegenheiten genutzt. Verschiedene Formen von Krateren und Amphoren, der Skyphos, die Kylix, der Psykter usw. stammten aus der Symposion-Kultur. Bei Hochzeiten wurden Loutrophoros oder Lebes gamikos verwendet. Außerdem gab es Formen, die mit bestimmten Kulten verbunden waren, z. B. panathenäische Preisamphoren, der Kantharos (Dionysos-Kult) oder der Stamnos (Lenäen). Für den Grabkult wurden besonders großen und prunkvolle Gefäße verwendet und teilweise sicher speziell für diesen Zweck hergestellt.

Die Bemalung zeigt oft einen engen Zusammenhang mit der Funktion des Gefäßes. Dies zeigt sich wiederum im Grabkult, z. B. bei speziellen Grab-Loutrophoren oder weißgrundigen Lekythoi. Einige Motive orientieren sich aber auch am Geschmack der Nutzer.

 

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 4)

Werkstätten zur Keramikproduktion befanden sich in Athen vor allem am sogenannten Kerameikos am nordwestlichen Rand der Stadt, aber auch am Acharner Tor (z. B. die Werkstatt des Brygos). Einen Eindruck von Aussehen einer solchen Werkstatt vermitteln Vasenbilder.

Die Arbeit des Töpfers begann mit dem Tonstechen, dem Abbau von Ton, der in der Regel in offenen Gruben stattfand. Anschließend wurde der Ton gereinigt, geschlämmt und geknetet. Erst danach war seine Konsistenz dafür geeignet, den Ton auf der Töpferscheibe zu formen. Ursprünglich formte man die Gefäße noch aus Tonringen auf, die dann innen und außen geglättet wurden. Die Töpferscheibe kam etwa 3000 v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum auf. In Griechenland finden sich erste Belege allerdings erst im 2. Jahrtausend. Sie bestanden aus Holz, Stein oder gebranntem Ton und wurden ursprünglich mit der Hand gedreht. Der Fußantrieb kam offenbar erst wesentlich später auf. Zumindest ist er erst seit dem 2. Jh. v. Chr. belegt.

Anfangs handelte es sich vermutlich um reine Familienbetriebe, aber spätestens seit dem späteren 6. Jh. v. Chr. kam es zu immer stärkerer Spezialisierung und manche Töpfer und Maler signierten sogar ihre Gefäße. Töpfer mit den Worten εποιεσεν (epoiesen = er hat es gemacht), Maler mit ἔγραψσεν (egrapsen = er hat gemalt). Hatten die Töpfer die Gefäße selbst bemalt, signierten sie teilweise mit beiden Wörtern. Das zeugt von sehr viel Selbstvertrauen, denn die soziale Stellung von Töpfern und Vasenmalern war nicht besonders gut. Zwar handelte es sich bei ihnen wohl meist um freie Bürger, aber da sie mit den Händen arbeiteten, standen sie wie auch alle anderen „Handwerkern“ auf der niedrigsten Stufe der Gesellschaft. Auch konnte man mit Keramik normalerweise nicht reich werden.

Töpfer und Maler, die sich mit ihren Arbeiten von der Masse absetzen konnten, konnten es sich dagegen offenbar sogar leisten, wertvolle Weihgeschenke zu stiften. So schreibt man dem Töpfer Nearchos die Weihung der Statue der sogenannten Antenor-Kore auf der Akropolis zu. Eine andere Weihung nennt als Stifter einen Euphronios Kerameus (= Töpfer). Möglicherweise stiegen sie im Ansehen sogar so weit auf, dass es ihnen möglich war, an einem Symposion teilzunehmen, wie die Nennung des Töpfers Smikros wird einem Stamnos nahelegt.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 3)

Bei der sogenannten schwarzfigurigen Vasenmalerei, die in Korinth entwickelt wurde, trugen die Maler die Motive zunächst in groben Umrissen auf den Bildträger auf. Anschließend erfolgten die Binnengliederung und die Darstellung der Feinheiten durch Ritzung. Nach dem Brand konnten weitere Farben aufgetragen werden, z. B. blau. Die schwarzfigurige Vasenmalerei erreichte unter Exekias höchste Präzision. Er war sowohl Töpfer als auch Maler und wirkte von etwa 550 bis etwa 530 v. Chr. in Athen. Ein besonders schönes Beispiel seiner Meisterschaft ist eine Bauchamphora im Vatikan (Inv. Nr. 16757), die die homerischen Helden Aias und Achill während der Belagerung Trojas beim Brettspiel zeigt.

In der Werkstatt des Exekias entstanden später die sogenannten bilinguen Vasen des sogenannten Andokides-Malers (etwa zwischen 530 und 510 v. Chr. tätig), die den Übergang zur rotfigurigen Vasenmalerei markieren. Diese bilinguen Vasen sind auf einer Seite in schwarzfiguriger Technik bemalt, auf der anderen dagegen in rotfiguriger Technik. Neben Gefäßmalern schufen auch einige bedeutende Schalenmaler bilingue Werke. Sie nutzten die rotfigurige Technik dann oft für die Innenseite der Schalen. Am Beispiel der Bauchamphora in München (Staatliche Antikensammlungen Inv. Nr. 2301; Herakles beim Gelage), die auf beiden Seiten da gleiche Motiv zeigt, kann man die Unterschiede der beiden Techniken und ihrer optischen Wirkung besonders gut verdeutlichen.

Während die schwarzfigurige Vasenmalerei von der Siluette lebte, lebte die rotfigurige Technik von der Binnenzeichnung. Diese ließ mehr Spielraum für eine stärkere Tiefenwirkung oder ein neues Körperempfinden.

Bei dieser neuen Technik zeichnete man zunächst die Umrisse der Figuren auf dem lederharten Gefäß auf und zog sie anschließend mit Tonschlicker nach. Die Binnenzeichnung erfolgte mit dünnerem Ton und einem feinen Pinsel. Auf diese Weise konnten anatomische Details oder Gewandfalten wesentlich genauer dargestellt werden. Die Figuren wirkten dadurch lebendiger und man konnte durch Körperdrehungen sogar eine räumliche Wirkung erzielen.

Nach den ersten Experimenten mit der neuen Technik durch die sogenannten Pioniere („pioneers“), darunter Euphronios und Euthymides, verbreitete sie sich sehr schnell. Schon ab ca. 500 v. Chr. gab es kaum noch schwarzfigurige Vasen. Nur Lekythoi und panathenäische Preisamphoren wurden weiterhin in schwarzfiguriger Technik bemalt.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 2)

Die Technik der Vasenherstellung und -malerei geht auf einfache Grundlagen zurück, die im Laufe der Zeit verfeinert wurden. So wurden für feinere Keramik fettere Tonarten verwendet. Die Tongewinnung ist anschaulich auf Tontafeln, den Pinakes von Penteskouphia, dargestellt. Bevor der abgebaute Ton verwendet werden konnte, musste er durch Schlämmen aufbereitet werden. Das Material zum Bemalen war ebenfalls Ton, allerdings ein sehr feiner. Dieser feine Tonschlicker wird aufgetragen, wenn das Gefäß lederhart ist. Erst durch die Technik beim Brennen der fertigen Gefäße entstehen dann die Farben durch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung und Verdünnung des verwendeten Tonschlickers. Wichtig ist hier vor allem der Eisengehalt.

Der Brand erfolgte in drei Phasen, eine Technik, die im 7. Jh. v. Chr. in Griechenland so perfektioniert wurde, dass die Oberflächen nun diesen Glanz aufweisen, den wir von den schwarzfigurigen und später von den rotfigurigen Vasen kennen. Zu dieser Zeit entwickelte man, offenbar in Korinth, die dafür notwendigen regulierbaren Brennöfen.

Während des Brands variierte man die Sauerstoffzufuhr. In der ersten, oxidierenden Phase erreichte der Ofen nach etwa 9 Stunden eine Temperatur zwischen 850 und 975 Grad und die darin gestapelten Gefäße erhielten durch Oxidation eine rote Farbe. Anschließend wurde die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, die Gefäßoberfläche versinterte und wurde tiefschwarz. Danach reduzierte man die Temperatur, sodass die schwarze Glanztonschicht versiegelt wurde und ihre Farbe sich nicht mehr änderte.

Nach dieser nur 5 bis 10 Minuten langen zweiten Phase wurde wieder Sauerstoff zugeführt, indem die Öffnungen des Ofens erneut geöffnet wurden. Da die bemalten Flächen jetzt aber versiegelt waren, konnten nur noch die unbemalten Teile des Gefäßes wieder oxidieren und eine rote Farbe annehmen.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 1)

Wer heute Museen mit archäologischen Sammlungen besucht, verbindet mit der griechischen Antike oft Vitrinen voller bemalter Amphoren, Schalen und anderer Gefäße. Lange Zeit standen diese sogenannten „Vasen“ jedoch gar nicht im Fokus der Forschung. Dies änderte sich erst im 18. Jh. allmählich. Erst im 19. Jh. begann man jedoch, sich stärker mit der Vasenmalerei zu beschäftigen. Neben dem enzyklopädischen Forschungsansatz, bei dem die Vasen nach Themen zusammengestellt wurden, wurden kunstgeschichtliche oder chronologische Ansätze verfolgt. Dafür wurden sie stilistisch mit anderen, besser datierbaren Kunstgattungen verglichen. Beispielsweise mit plastischen Werken wie Reliefs oder Statuen. Das Interesse der Forschung galt im 19. Jh. außerdem den Künstlern, was verschiedene Studien zu Vasenmalern zeigen.

Im 20. Jh. wurden zunächst die Ansätze des vorangegangenen Jahrhunderts weiterverfolgt. Es entstanden Buchprojekte wie das CVA (Corpus Vasorum Antiquorum), ein nach Museen geordnetes Katalogwerk, das heute fast 400 Bände umfasst. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Vasenforschung war Sir John Beazley. Er ordnete die Vasen nach Malern, Werkstätten usw. Da antike Maler ihre Werke meist nicht signiert haben, versuchte Beazley durch Stilanalyse die Vasen verschiedenen Malern zuzuordnen. Ausgangspunkt seiner Methode war die „Handschrift“ eines Malers. Beazley stellte ähnliche Figuren zusammen, wobei es nicht nur um ähnliche Motive ging, sondern auch um ähnliche Details. Auf diese Weise erkannte Beazley Wesenszüge einzelner Maler, die er in Ermangelung ihrer richtigen Namen für seine Listen oft mit Notnamen versehen musste. Diese bezogen sich auf Motive, Besitzer, Fundorte, Aufbewahrungsorte, Inschriften oder Töpfer der Vasen.

Obwohl andere Fragestellungen für Beazley und seine Listen eher zweitrangig blieben, steht die Vasenforschung nach ihm bis heute unter dem Eindruck seiner Forschungen. Sie bilden noch immer eine wichtige Basis für jeden, der sich mit griechischen Vasen beschäftigt. Allerdings widmete man sich im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend auch der Erforschung der Techniken, der Organisation von Werkstätten und des Exports, des Handels, der Bildthemen und der Funktion der Gefäße.

Auf diese Themen werden die nächsten Teile dieser Reihe eingehen.

(Fortsetzung folgt…)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 3)

Nach einigen Jahren des Friedens probten die Galater 168 v. Chr. noch einmal den Aufstand und griffen Teile des per­gameni­schen Reichs an. Dabei erlitt Eumenes offenbar ei­ne schwere Nie­derlage und er bat Rom, zwischen ihm und den Galatern zu vermit­teln. Die römische Gesandtschaft wiegelte die Galater allerdings noch mehr auf. Zwar ge­lang es Eu­menes 166 v. Chr., die Galater nochmals unter seine Herr­schaft zu brin­gen, doch 165 v. Chr. erklärte der römi­sche Se­nat Galatien für autonom. Pergamon erkannte die Autono­mie Galatiens dagegen unter At­talos II. (159-138 v. Chr.), dem Nachfolger des Eumenes an­.

Der stetig wachsende Einfluss Roms im östlichen Mit­telmeerraum bestimmte auch die weitere Ge­schichte Per­gamons und Galatiens. 133 v. Chr. vermachte Attalos III. sein Reich den Römern und Pergamon ging als Provinz Asia im römischen Reich auf. Etwa hundert Jahre später, 25 v. Chr., wurde auch Gala­tien römi­sche Pro­vinz.

Der Schrecken, den die Galater lange Zeit verbrei­teten, er­innerte die Griechen an ihre Kämpfe mit den Persern und die Siege gegen den neuen Staats­feind wurden in der ganzen hellenistischen Welt pro­pagandistisch ausge­wertet. Jeder der hellenisti­schen Herrscher woll­­te sich als Verteidiger und Bewahrer der grie­chischen Zi­vilisation, deren Bedrohung die Gallier verkörperten, darstellen und jeder noch so unbe­deu­­tende Sieg gegen die Gallier wurde in großen Sieges­denk­mälern verherrlicht (z. B. der sogennannte Sterbende Gallier oder die Galliergruppe Ludovisi), auch wenn die Gal­lier andererseits schon früh von verschie­de­nen helle­nistischen Herrschern als Söld­ner an­geworben wurden.

Literaturauswahl:

  • F. Stähelin, Geschichte der kleinasia­tischen Gala­ter (1907)
  • M. Szabó, Mercenary Activity, in: The Celts (1991) 333 ff.
  • The Celts. Ausstellungskatalog Venedig (1991)
  • G. Nachtergael, Les Galates en Grèce et les Sôté­ria de Delphes (1977)
  • D. Rankin, Celts and the Classical World (1996)
  • B. Maier, Geschichte und Kultur der Kelten (2012)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 2)

Nur wenige wagten es, den Galatern Widerstand zu lei­sten, z. B. Antiochos I. Soter, der sie 276/74 oder 269/68 v. Chr. in der sog. „Elefanten­schlacht“ mit Hilfe von Kriegsele­fanten besiegte. Attalos I. von Pergamon (241 – 197 v. Chr.) wagte es als er­ster, den Galatern ihre Tribut­forderungen zu ver­weigern. Der folgende Krieg mit den To­listoagiern endete 238/7 oder 234/3 v. Chr. im Quell­gebiet des Kaïkos mit einem Sieg der Per­gamener.

In den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwi­schen ver­schiedenen hellenistischen Herrschern, die im fol­genden Jahrhundert die Geschichte Klein­asiens bestimmten, schlossen sich die Galater verschiedenen Koali­tionen an, z. T. als unabhängige Verbündete, z. T. als Söld­ner. Zudem unternahmen sie Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. neue Raubzüge, z. B. gegen Herakleia am Pon­tos.

Etwa zur gleichen Zeit begann Rom, verstärkt in die Ausein­andersetzungen der hellenistischen Herrscher ein­zugreifen. Es gelang den Römern, Antiochos III. nicht nur aus Grie­chenland zu ver­treiben, son­dern ihm an­schließend 190 v. Chr. auch seine Besitzun­gen in Kleinasien abzunehmen. Der größte Teil sei­nes Lan­des wurde dem pergamenischen König Eumenes II. zu­gesprochen, dem Nachfolger des 197 v. Chr. ver­storbenen Attalos I.

Im folgenden Jahr, 189 v. Chr., zog Cn. Manlius Vulso, der neue römische Konsul, gegen die Galater, die Antiochos unterstützt hat­ten. Nach verschie­denen kleineren Kämpfen zwangen die Rö­mer die Gal­lier durch schwere Niederlagen ihre Raub­züge und Plünderungen aufzugeben.

Wenige Jahre später verbündeten sich die Gallier mit Pru­sias von Bithynien gegen Eumenes II., doch der pergame­nische König konnte diesen Krieg ca. 184 v. Chr. für sich entschei­den und im folgenden Jahr auch das Land der Galater erobern.

(Fortsetzung folgt …)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 1)

Bereits im 7. Jh. v. Chr. machten sich wohl die ersten gallischen Gruppen auf den Weg über die Alpen nach Italien und auch zwischen Galliern und Griechen gab vermutlich spätestens im 4. Jh. v. Chr. Kontakte. Die ei­gentliche In­va­­sion der Gallier in Grie­chen­­land und Kleinasien begann jedoch erst 280 v. Chr., als keltische Stämme vom Donauge­biet nach Süden wanderten. Anfang des Jahres 279 v. Chr. fielen sie in Ma­kedonien ein und be­siegten Pto­lemaios Kerau­nos, der dabei den Tod fand. Noch im gleichen Jahr fielen die Gallier erneut in Make­donien ein. Erst als die Gallier das Apollon-Heiligtum von Delphi plündern woll­ten, halfen der Winter­einbruch und ein Erdbeben den Verteidigern des Hei­ligtums dabei, die Gal­lier zu stoppen und ihnen eine ver­nich­tende Niederlage beizubrin­gen. Nach einer wei­teren Nie­derlage um 277 v. Chr. gegen Anti­go­nos Go­natas bei Lysi­macheia zog sich ein Teil der Gal­lier wie­der auf den Balkan zu­rück und gründete in Thra­kien das Kö­nigreich Ty­lis. Die übri­gen zo­gen ins zen­trale Hoch­land Klein­asiens, wo sie sich nach und nach in jenem Gebiet nie­der­ließen, welches spä­ter nach ih­nen „Galatia“ ge­nannt wurde.

Diese sogenannten Galater zogen immer wie­der plün­dernd durch die Nach­bargebiete oder verlang­ten ein Löse­geld da­für, dass sie ein Land ver­schonten. Sie hatten sich offenbar in drei Stämme aufgeteilt – Toli­stoagier, Tektosagen und Trokmer -, von denen jeder ein ande­res Gebiet plün­derte. Of­fenbar waren besonders die Städte in Küsten­nähe be­troffen. So sind Plünderungen des Heilig­tums von Didyma überliefert sowie für Milet und Ephe­sos Eine ge­naue zeitliche Einordnung die­ser Er­eignisse ist allerdings in der Re­gel nicht möglich.

 

(Fortsetzung folgt …)

Charakterisierung der Gallier in der antiken Literatur

Gallier-Gruppe Ludovisi (Gipsabguss im Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn)

Einen großen Teil unserer Kenntnisse über Ge­schich­te, Kul­tur, Aussehen, Verhaltensweisen usw. der Gallier verdanken wir verstreuten Nachrichten in der griechischen und römi­schen Literatur. Wir er­fahren also vieles nur aus der Sicht ihrer Feinde, die sie meist als einheit­liches Volk ohne kul­tu­relle, zeitli­che und räumliche Unter­schiede dar­stell­­ten.

Man beschrieb sie als sehr groß und hellhäu­tig. Sie hat­ten lange, helle Haare, die mit Kalk­wasser gewa­schen und von der Stirn weg nach oben gekämmt wurden. Einfache Krieger trugen einen Vollbart oder rasierten sich. Vor­nehme Gal­lier dagegen hat­ten nur einen Schnurr­bart. Die Bekleidung der Gallier be­stand aus ei­ner Hose (bracae) und zum Teil einem Hemd aus bun­ten Stof­fen. Darüber wurde ein Man­tel (sagum) getra­gen, welcher über der Schulter ge­schlossen wurde. Männer und Frauen schmückten sich mit gol­denen Arm- und Halsreifen (torques).

Die antiken Quellen betonen v. a. die kriegerischen Eigen­schaf­ten der Kelten, z. B. ihren Mut, ihre Stärke bzw. Gewalttätigkeit und ihre Ver­we­genheit. Doch wurden ihr oft un­über­­leg­­tes Handeln und ihre Un­vernunft bemän­gelt. So erzählt Strabo (IV 4,5), die Gallier seien fürchterlich im Sieg, aber voller Schrecken als Unterlegene. Hierzu gehört auch der Topos des Selbstmords bei Barbaren.

Beson­ders mutige Krieger kämpften nackt, nur mit einem Gür­tel beklei­det. Bronzehelme mit hohen Aufsät­zen, z. B. Hörnern oder Proto­men von Vögeln oder anderen Tie­ren, lie­ßen die Gal­lier noch grö­ßer und furchterregender er­scheinen. Die wichtig­ste Angriffswaffe war ein langes Schwert, welches mit einer Eisenkette an der rechten Seite am Gürtel befe­stigt war. Dieses Schwert hatte je­doch keine Spitze und war daher nur zum Hieb zu gebrau­chen. Zudem wurde es schnell stumpf und verbog sich leicht. Zur übli­chen Aus­rüstung gehörte auch ein Speer.

Als charakte­ristischste Waffe der Gallier galt jedoch der längliche Schild mit gerstenkorn­för­migem Umbo, das Scu­tum, ob­wohl dieser Schildtyp ur­sprüng­lich nicht kel­tisch, sondern etruskisch-italisch war. Die Größe des Schildes wird unter­schied­lich an­ge­ge­ben: Dio­dor spricht von einem mannshohen Schild, Poly­bios da­gegen be­schreibt ihn als viel zu klein, um einen Mann zu dec­ken. Häu­fig er­wähnen die an­ti­ken Quel­len auch ein langes gebogenes Horn mit einer tier­­kopf­förmigen Öffnung, das mit sei­nem Lärm in der Schlacht den Gegner erschrecken soll­te. Für die Gal­lier in Italien ist auch die Ver­wen­­dung von zwei­räd­rigen Streit­wagen belegt.

Insgesamt war ihr Anblick furchterregend und si­cherlich genügte oft bereits der bloße Anblick die­ser „spätgeborenen Titanen“, wie Kallimachos die Gal­lier nennt, um ihre Geg­ner in Pa­nik zu verset­zen.

Literaturauswahl:

  • M. Eichberg, Scutum. Die Entwicklung einer ita­lisch-etruski­schen Schildform von den Anfän­gen bis zur Zeit Caesars (1987)
  • B. Maier, Geschichte und Kultur der Kelten (2012) 1 ff.
  • A. Rapin, Weaponry, in: The Celts (1991) 321 ff.
  • K. W. Zeller, Kriegswesen und Bewaffnung der Kel­ten, in: Die Kel­ten in Mit­teleuropa (1980) 111 ff.

Antike Quellen:

  • Diodor V 27-31
  • Kallimachos, Hymn. 4, 174 und 4,183
  • Livius XXXVIII 21,9 – 26,7
  • Polybios II 28-35 und III 114,3
  • Strabon IV 4

Buchbesprechung: Wolfram Letzner, Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2015)

Das Buch „Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung“ von Wolfram Letzner bietet einen Überblick über antike Keramik, der einen ersten Einstieg für Studenten bietet, aber auch wertvolles Hintergrundwissen für Besucher archäologischer Museen vermittelt.

Nach einer kurzen Einführung zum Begriff Keramik und dem zur Herstellung verwendeten Material widmet sich Letzner zunächst der Herstellung: Von Gewinnung und Aufbereitung des Tons über die möglichen Herstellungs- und Dekorationstechniken zum Brand der Keramik und der Organisation antiker Töpferwerkstätten.

Im nächsten Teil geht es um griechische Keramik. Letzner stellt die wichtigsten Gefäßformen vor und geht auch auf den Vertrieb der Keramik ein. Griechische Keramik war nicht auf den heimischen Markt begrenzt, sondern auch ein Exportschlager. So finden wir griechische Keramik in vielen Regionen, darunter in Etrurien oder auch in Gräbern der keltischen Oberschicht. Dazu trug auch die Produktion aus den griechischen Siedlungen Unteritaliens bei, der Letzner ein separates Kapitel widmet.

Der folgende Teil des Buches stellt römische Keramik vor. Schwerpunkt ist Terra Sigillata, das Tafelgeschirr in wohlhabenden römischen Haushalten. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die verschiedenen Produktionszentren sowie über Herstellungstechnik, Formen und Vertrieb.

Danach widmet sich Letzner der Gebrauchskeramik. Zunächst geht es um die sogenannte Schwerkeramik, die als Vorratsgefäße, aber auch für den Transport von Getreide, Wein, Öl usw. wichtig war. Einen Schwerpunkt bilden dabei natürlich Amphoren, die als antikes Vorrats- und Transportgefäße par excellence gelten. Aber auch Lampen und Baukeramik, wie zum Beispiel Ziegel, stellt Letzner kurz vor.

In weiteren Abschnitten des Buches geht es um die Fälschung antiker Keramik, die nicht nur ein modernes Phänomen ist, und den Wert antiker Keramik als wichtige Hilfe zur Datierung für den Archäologen. Ein Literaturverzeichnis und ein Glossar bilden den Abschluss.

Insgesamt ist das Buch „Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung“ gut und flüssig geschrieben. Es hebt sich unter anderen Einführungen in das Thema dadurch hervor, dass nicht nur griechische Luxusgefäße behandelt werden, sondern auch römische Keramik und Gebrauchskeramik. Alles in allem also ein guter Einstieg in das Thema für jeden, der sich näher mit antiker Keramik beschäftigen möchte.

Wolfram Letzner, Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung (Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2015)

€ 10,00 (D) / € 10,30 (A) statt ehem. 24,90 €
128 Seiten, 67 Abbildungen, 17,5 x 24,5 cm, gebunden
ISBN: 978-3-943904-98-7

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