Die Basis aller archäologischen Forschung sind Befunde und Funde, die bei Grabungen ans Tageslicht geholt werden. Nur in seltenen Fällen sind archäologische Befunde noch oberirdisch sichtbar. Aber auch dann befinden sich in der Regel große Teile noch unter der Erde.
Wenn durch Prospektion (siehe extra Kapitel) Befunde und Funde festgestellt wurden, muss entschieden werden, ob man ausgräbt oder nicht. Diese Entscheidung sollte sehr sorgfältig gefällt werden, da jede Ausgrabung auch Zerstörung bedeutet, auch wenn man mit Hilfe von 3D-Rekonstruktionen heute alle Grabungsschritte so festhalten könnte, dass die Grabung weitestgehend noch einmal nachvollzogen werden kann. Diese Möglichkeit wird allerdings aus Kostengründen normalerweise (noch) nicht genutzt.
Ist die Entscheidung für eine Ausgrabung gefallen, beginnt der Grabungsleiter mit der Planung. Es ist wichtig, dass bei Ausgrabungen sehr sorgfältig gearbeitet wird. Dabei sind auch die Dokumentation und die spätere Publikation wichtig.
Keine Grabung ist wie die andere. Sie ist beispielsweise abhängig von der Größe und dem Ausgrabungsorts. Auch ist entscheidend, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Bei Forschungsgrabungen stehen in der Regel sowohl zeitliche als auch finanzielle Mittel in ausreichender Menge zur Verfügung und sie ziehen sich oft über mehrere Jahre hin. Hierbei kann eine archäologische Stätte in allen Details erfasst werden. Anders sieht es bei Notgrabungen (auch Rettungsgrabungen) aus. Hier müssen dem Boden möglichst viele Informationen in beschränkter Zeit entlockt werden, damit das Bauvorhaben nicht zu lange unterbrochen wird. Daneben gibt es noch Lehrgrabungen, die im Rahmen des Archäologie-Studiums den Studenten die Grundlagen der Grabungsarbeit vermitteln.
In manchen Fällen ist es möglich, die oberste Schicht der Grabungsfläche mit einem Bagger abheben zu lassen. Dies geschieht unter Aufsicht eines Archäologen, der darauf achtet, dass keine Befunde zerstört werden. Im Übrigen wird die Grabungsfläche, der sogenannte Grabungsschnitt, manuell abgetragen. Dabei folgt man entweder künstlichen Schichten (Planagrabung) oder den natürlich unterscheidbaren Schichten (Stratigraphische Grabung). Bei sehr großen Grabungsflächen wird die Fläche normalerweise in kleinere Grabungsschnitte aufgeteilt, zwischen denen Stege stehen bleiben. Alle Ränder der Grabungsschnitte werden sorgfältig vertikal abgetragen, um ein Profil der Schichten zu erhalten.
Jede Schicht, die Profile an den Rändern sowie alle Befunde und Funde im Grabungsschnitt werden sorgfältig dokumentiert: eingemessen, fotografiert, gezeichnet. Die einzelnen Funde wie Keramik, Skulpturen, Knochen, Pflanzenreste, Proben von Holz, Samen, Sedimente usw. werden vorsichtig geborgen, soweit es geht, sorgfältig gereinigt sowie durch Zeichnungen und eine Beschreibung auf dem Fundzettel dokumentiert. Die Art der Fundbergung, der Reinigung und der Lagerung hängt dabei von Größe und Beschaffenheit des Funds ab. Gegebenenfalls müssen Restauratoren, Anthropologen, Archäobotaniker, Archäozoologen und andere Spezialisten hinzugezogen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass für die Dokumentation und Auswertung der Grabung keine Informationen verloren gehen.
Die Dokumentation der Grabung erfolgt mit Hilfe von handschriftlichen oder digitalen Befundbüchern, Grabungstagebüchern, Fotos und Zeichnungen. Das Tagebuch verzeichnet den Grabungsablauf jeden Tages, die Grabungsbedingungen (z. B. das Wetter), Besonderheiten usw. Das Befundbuch dagegen beschreibt eingehend die einzelnen Befunde. Unter anderem werden Form, Material oder Farbe festgehalten.
Die gesamte Dokumentation (Grabungstagebuch, Befundbuch, Fundzettel, Fotos, Zeichnungen) fließt dann wiederum nach der Ausgrabung in die Veröffentlichung der Grabung ein.
Weiterführende Literatur:
- J. Biel / D. Klonk (Hrsg.), Handbuch der Grabungstechnik (Stuttgart 1994)
- E. Gersbach, Ausgrabung heute (3. Auflage. Darmstadt 1998)
- A. Kinne, Tabellen und Tafeln zur Grabungstechnik (5. Auflage, Dresden 2009)
- J. Sigl / C. Vetterling (Hrsg.), Grabungsleitfaden (Mainz 2012)
- A. Kieburg, Grabungswörterbuch (Mainz 2012)