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Al-Bara, Basilika El Hosn (Syrien)

Eine der sogenannten „Toten Städte“ im Nordwesten Syriens (siehe auch Julianos-Kirche in Brad) ist Al-Bara, das etwa 35 km von Idlib entfernt liegt. Gegründet im 4. Jahrhundert n. Chr., erlebte die Stadt ihre Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert. Die durch den Handel mit Olivenöl, Wein und Getreide reich gewordene Stadt wartet unter anderem mit fünf Kirchen auf, die heute allerdings nur noch in Resten sichtbar sind.

Eine dieser Kirchen ist die Basilika El Hosn, die im Norden außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets liegt. Mit 56 Metern Länge und 29,5 Metern Breite ist sie eine der größten syrischen Kirchen überhaupt.

Es handelt es sich um eine dreischiffige Basilika mit einer eingeschriebenen, halbrunden Apsis und vier Nebenräumen bei gerade abschließender Ostwand. Vor der Westwand mit kleiner Portikus (Säulenhalle) und mehreren Nebenräumen liegt ein 100 × 60 Meter großer Hof, dessen Außenmauern über den eigentlichen Hauptbau der Basilika ragen. Auf Süd- und Nordseite ist jeweils eine weitere Portikus vorgelagert.

Der Haupteingang der Basilika befindet sich im Westen und kann vom Hof her durch die kleine Säulenhalle erreicht werden. In Verlängerung dieser Portikus schließen sich im Norden und im Süden je zwei Räume an. Direkt neben der Portikus liegen Türme, die sowohl von der Säulenhalle als auch von den jeweils anschließenden Seitenschiffen her betreten werden können. Die äußeren Räume öffnen sich zu den Säulenhallen vor der Nord- bzw. der Südseite, wobei der südliche Raum zusätzlich auch eine Tür zum Hof besitzt.

Die Apsis ist durch Schranken abgesetzt und es führt eine kleine Treppe hinauf. Von den Nebenräumen auf der Ostseite ist nur der innere südliche mit der Apsis verbunden. Beide inneren Räume öffnen sich im Übrigen zu den Seitenschiffen, die äußeren dagegen zu den Portiken vor der Nord- bzw. Südseite. Dort liegen auch unregelmäßig verteilt Eingange zur Basilika. Der Haupteingang lag jedoch auf der Westseite.

Die Seitenschiffe haben sowohl unten als auch auf der Empore Säulenkolonnaden und über den Seitenschiffen befindet sich ein Lichtgaden, dessen Fenster den Innenraum der Basilika beleuchten. Darüber schließt sich die Holzkonstruktion des Satteldaches an. Die Seitenschiffe sowie die davorliegenden Säulenhallen waren mit Pultdächern gedeckt. Eine Besonderheit des Innenraumes ist, dass die Säulenhallen der Seitenschiffe mit den Emporen auch auf der Westseite umlaufen.

Die enorme Größe der Basilika und der große vorgelagerte Hof sowie die Lage außerhalb der Stadt können darauf hinweisen, dass es sich hier um eine Pilgerkirche handelte.

Literaturauswahl:

  • Christine Strube, Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1996
  • Jean Pascal Fourdrin, Église E.5 d’El Bāra. In: Syria, T. 69, Fasc. 1/2, 1992, pp. 171-210

Etruskische Urne (Volterra, Museo Etrusco Inventarnummer 440)

Viele etruskische Urnen zeigen Darstellungen von Kämpfen. Darunter sind auch Darstellungen von Kämpfen mit Galliern.

Die Charakterisierung der Gallier in der griechi­schen und römischen Literatur liefert uns Krite­rien, anhand derer eine darge­stellte Fi­gur als Gallier gedeutet werden kann. Meist sind die Gallier nackt, nur mit einem Gür­tel um die Taille oder mit einem Man­tel beklei­det, darge­stellt. Der Man­tel hat z. T. Fran­sen oder ist aus Fell. Häufig sind sie mit Lang­schwert und Scu­tum, dem typischen Schild der Gallier, bewaffnet. Ein wei­teres Kennzeichen der Gal­lier ist der Tor­ques, ein Halsring. In vielen Fäl­len haben sie lange, sträh­nige Haare, die aus der Stirn nach hin­ten ge­kämmt sind oder sich aufsträuben.

Die Mehrzahl der Darstellungen mit Kämpfen gegen Gallier auf etruski­schen Urnen und Sarkophagen zeigt reine Schlacht­szenen. Einige wenige stellen jedoch auch die Plünderung eines Heiligtums dar. Genaue Hinweise auf den Ort des Geschehens gibt es dabei nicht. Der Künstler hat ledig­lich durch einige Gefäße in den Hän­den der Gallier oder am Boden angedeutet, dass hier eine Plünderung dargestellt ist.

Ein Beispiel ist eine Urne aus Volterra. Sie zeigt zwei Gallier bei dem Ver­such, ein Hei­lig­tum zu plündern. Der heilige Be­zirk wird durch eine Sta­tuette auf einem Sockel und einige Gefäße (ein Krater, eine Opferschale, zwei Thymiateria bzw. Kande­laber) gekennzeichnet. Die Gallier sind durch Gür­tel auf nacktem Körper und strähnige Haare gekenn­zeichnet. Beide haben einen Mantel über den Arm geworfen. Der am rechten Bildrand darge­stellte fliehende Gallier trägt ein Thymiate­rion oder einen Kan­delaber, wäh­rend jener im Zentrum der Szene gerade dabei ist, ein klei­nes Stand­bild einer weiblichen Gottheit zu rauben. Die weib­liche, geflü­gelte Figur hin­ter dem Standbild ist ein etruskischer Dämon. In der rech­ten Hand hält sie ein Schwert und in der erho­benen linken die zuge­hörige Scheide. Sie hat auch am Kopf Flü­gel und ist mit ei­nem in der Taille zu ei­nem Wulst gebundenen Gewand und hohen Stie­feln mit umgelegten Klappen beklei­det. Über der Brust sind zwei Riemen ge­kreuzt und die Figur scheint Arm­reifen zu tra­gen.

Literaturhinweise:

  • P. v. Bienkowski, Die Dar­stel­­lun­gen der Gallier in der helleni­sti­schen Kunst (1908) 108, Nr. 68, Abb. 115
  • U. Höckmann, Gallierdar­stel­lun­gen in der etrus­ki­schen Grab­kunst des 2. Jhs. v. Chr., JdI 106, 1991, Kat. 6, Taf. 47,1
  • M. Segre, Sulle urne etrusche con figurazioni di Galli sac­cheg­gian­ti, St.Etr. 8, 1934, 137-142
  • A. Zimmermann, Plündernde Gallier in der etruskisch-italischen Kunst, Thetis 2, 1995, 85, Abb. 1

 

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 3)

Die alttestamentlichen Mosaiken des Langhauses bestanden ursprünglich aus 42 Bilder, von denen heute nur noch 30 erhalten sind. Die Bilder beginnen auf der linken Seite vorn mit Bildern von Abraham, Isaak und Jakob und setzen sich fort auf der rechten Seite fort mit Bildberichten über Moses und Josua.

Dargestellt sind z. B. Abraham und die drei Männer, Isaak segnet Jakob, Jakobs Werbung um Rahel sowie die Hochzeit der beiden, die Rückgabe des kleinen Moses an die Tochter Pharaos, Hochzeit und Berufung des Mose, Moses und Aaron vor dem Pharao, Durchzug durch das Rote Meer, Tod des Mose und Priester mit Bundeslade, Bundeslade überquert den Jordan, die Einnahme Jerichos, Josuas Gespräch mit Gott, Sieg Josuas über die Amoriter.

Zahlreiche Dialogszenen weisen auf einen engen Zusammenhang mit der Buchmalerei, aber auch mit plastischen Werken. Man versucht, den Inhalt in Dialogszenen darzustellen. Die Schlachtszenen folgen der Darstellungsweise auf Schlachtsarkophagen. Insgesamt kann man große stilistische Unterschiede feststellen.

Als Textvorlage dient offenbar die lateinische Übersetzung der Septuaginta sowie teilweise jüdische Legenden. Die Bildprogramm zeigt die enge Verbindung zwischen neuem und altem Testament. Die Bildauswahl zeigt zum einen Szenen, die auf die Heilsgeschichte Christi hinweisen, und zum anderen, das aus Juden- und Heidenchristen bestehende Volk Gottes. So zeigen die Bilder Abraham als Pater omnium gentium, also als Vater aller Völker. Sein Sohn Isaak gilt als Vorbild des leidenden Christus. Der Jakob-Zyklus symbolisiert das heilsgeschichtliche Wirken Gottes. Seine beiden Frauen, die Schwestern Rahel und Lea symbolisieren das Volk Gottes. Rahel steht dabei für die Christen und die Kirche, während Lea das Volk der Juden und die Synagoge verkörpert. Der Moses-Zyklus wiederum ist an das Leben Christi angeglichen.

Literaturauswahl:

  • Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. 3. komplett überarbeitete aktualisierte Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2013, S. 195–208, 325–362.
  • Johannes G. Deckers: Der alttestamentliche Zyklus von Santa Maria Maggiore in Rom. Studien zur Bildgeschichte (= Habelts Dissertationsdrucke. Reihe Klassische Archäologie 8). Habelt, Bonn 1976, ISBN 3-7749-1345-5 (Zugleich: Freiburg, Univ., Diss., 1974).
  • Kristina Friedrichs: Episcopus plebi Dei. Die Repräsentation der frühchristlichen Päpste. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, S. 149ff. und 319ff.
  • Gerhard Steigerwald: Die frühchristlichen Mosaiken des Triumphbogens von S. Maria Maggiore in Rom. Schnell und Steiner, Regensburg 2016.

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 2)

Der Triumphbogen zeigt verschiedene Szenen aus dem neuen Testament. Bei Restaurierungsarbeiten kamen Entwurfszeichnungen zutage, die nicht dem endgültigen Mosaik entsprechen. Thematik der Mosaiken ist die Verehrung Christi durch Judenchristen und Heidenchristen.

1. Verkündigungsszene

Als Vorlage für die Verkündigungsszene dient der sogenannte Pseudo-Matthäus. Maria thront in der Kleidung einer römischen Prinzessin und spinnt einen Purpurfaden. Neben ihr stehen Garde-Engel. Über ihr sieht man in den roten Wolken die Taube und den herbeifliegenden Engel der Verkündigung.

2. Josephs Zweifel

Die nächste Szene wird interpretiert als „Zweifel Josephs“. Allerdings ist hier nicht Josephs Traum dargestellt, in dem ihm ein Engel erscheint und ihn überredet, die schwangere Maria zur Frau zu nehmen.

3. Darbringung Christi im Tempel

Man sieht die jüdische Priesterschaft und Tauben, die als Opfer dienten. Der Tempel ist als römischer Podiumstempel dargestellt, in dessen Giebel die Göttin Roma mit Szepter und Weltenkugel thront.

4. Aufforderung zum Aufbruch nach Ägypten

Joseph wird im Traum aufgefordert, nach Ägypten zu fliehen und das neugeborene Jesuskind vor Herodes in Sicherheit zu bringen.

5. Huldigung der Magier

Jesus empfängt die Magier auf einem viel zu groß wirkenden goldenen Thron. Er wird flankiert von Maria und einer Frau mit Schriftrolle, deren Deutung unklar ist. Hinter dem Thron stehen vier Engel und über Jesus erscheint ein Stern. Die Magier selbst tragen prachtvolle persische Kleidung.

6. Anbetung des Christus-Kindes durch einen Herrscher

Für den dargestellten Herrscher wurden verschiedene Deutungen vorgeschlagen. Wichtig ist jedoch die Bedeutung der Szene selbst. Der wahre Herrscher ist Christus und ihm huldigen die weltlichen Herrscher.

7. Kindermord

Im Gegensatz zu vielen anderen Darstellungen, wird in Santa Maria Maggiore nicht das Töten der Kinder gezeigt, sondern nur der Befehl dazu.

8. Herodes und die Magier

Neben Herodes stehen zwei jüdische Priester und hinter seinem Thron steht seine Garde.

9. Jerusalem

10. Bethlehem

11. Schafe blicken zu den Städten

Je 6 Schafe bilden den linken und rechten unteren Abschluss des Triumphbogens. Sie blicken zu den darüber abgebildeten Städten.

12. Juwelenthron

Das zentrale Motiv im Scheitel des Bogens bildet ein mit Juwelen geschmückter Thron, der von zwei akklamierenden Aposteln flankiert wird. In den Wolken darüber sind die Evangelistensymbole dargestellt und unter dem Thron befindet sich die Inschrift XISTVS EPISCOPVS PLEBI DEI („Sixtus, Bischof des Volkes Gottes).

(Fortsetzung folgt …)

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 1)

Eine der vier Papstbasiliken Roms neben dem Petersdom ist die Kirche Santa Maria Maggiore (die anderen sind San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika), San Paolo fuori le mura und San Lorenzo fuori le Mura). Die in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini auf dem Esquilin gelegene Kirche Santa Maria Maggiore wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. unter Papst Coelestin I. (422– 432) errichtet und 434 n. Chr. von seinem Nachfolger Sixtus III. geweiht.

Der Bau des 5. Jahrhunderts n. Chr. war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus mit einer Vorhalle (Narthex), der ein Atrium vorgelagert war. Die Apsis war nach Nordwesten ausgerichtet. Das Mittelschiff hatte einen offenen Dachstuhl und war durch Marmorsäulen mit ionischen Kapitellen, die aus dem Tempel der Juno auf dem Aventin stammen sollen, von den Seitenschiffen getrennt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika mehrfach umgebaut und erweitert. So ließ Papst Nikolaus IV. (1288–1292) die alte Apsis abtragen und ein Querhaus errichten. Der Bildschmuck der ursprünglichen Apsis ging also leider verloren. Das heutige Mosaik stammt aus dem 13. Jh. n. Chr. Auch die Eingangswand ist stark verändert. Erhalten ist allerdings der originale Wandschmuck des Langhauses.

Die Bildausstattung gliedert sich in vier Teile:

  • die Eingangswand
  • das Langhaus mit je 21 gerahmten alttestamentlichen Bildern auf jeder Seite
  • der Apsisbogen, d. h. der heutige Triumphbogen, mit Szenen aus dem Neuen Testament
  • die Apsis, vermutlich mit Darstellung der thronenden Gottesmutter

Vor allem die Szenen aus dem Alten Testament zeigen starke Verbindungen zur Buchmalerei zwischen 380 und 430 n. Chr., z. B. zur Ilias Ambrosiana, zum Vergilius Vaticanus oder zur Quedlinburger Itala.

(Fortsetzung folgt …)

Die Lipsanothek von Brescia: ein Reliquienkästchen aus Elfenbein (Teil 2)

Gipsabguss in der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ (Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn 6. Mai – 28. Oktober 2018); Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz (Inv. 41905)

 

Auf den Schmalseiten setzen sich oben die Medaillons mit Aposteldarstellungen fort, wobei diese mal älter mal jünger dargestellt sind. Ob hier bestimmte Apostel unterschieden werden sollten, bleibt unklar. Die rechte Nebenseite zeigt unter den Aposteln links Moses am Berg Horeb und rechts Moses mit den Gesetzestafeln. Die Szene dazwischen ist umstritten. Dargestellt sind sieben Männer, die von Feuer umgeben sind. Eine mögliche Deutung sieht in dieser Szene die Bestrafung der Männer, die sich dem Aufstand Korachs gegen Moses angeschlossen hatten. Das Hauptbild dieser Seite zeigt die Heilung des Blinden und die Erweckung des Lazarus sowie in der unteren Bildleiste Szenen aus der Geschichte Jakobs.

Auf der linken Schmalseite sieht man unter den Apostelportraits die alttestamentarischen Geschichten von David und Goliath, der Tod des Propheten, der König Jerobeam warnt und Jerobeam vor dem Altar von Bethel. Das Hauptbild zeigt die Erweckung der Tochter des Jairus und darunter sind die Anbetung des goldenen Kalbes und das Fest zu seinen Ehren dargestellt.

Auf der Rückseite sind oben weitere Portraits älterer Männer in Medaillons dargestellt. Sind hier Apostel gemeint oder Heilige? Auch eine Deutung als Evangelisten wurde vorgeschlagen. Allerdings fehlen die in diesem Fall üblichen Symbole zur eindeutigen Zuweisung.

Darunter ist Susanne als Betende gezeigt, gefolgt von Jonas in der Kürbislaube und Daniel mit dem Drachen (der allerdings eher einer Schlange ähnelt). In der Hauptzone beruft Jesus am See Petrus und Andreas zu seinen Jüngern und daneben sehen wir die Geschichte von Hananias und Saphira, die starben, weil sie die Gemeinde um Geld betrogen hatten. Am rechten Rand des Kastens ist vermutlich Judas am Baum hängend dargestellt. Den Abschluss bilden in der unteren Bildleiste die Auffindung des Moses, Moses, der einen Ägypter tötet sowie ein Festmahl, dessen Deutung nicht klar ist.

Die Auswahl der dargestellten Geschichten aus dem alten und dem neuen Testament scheint auf den ersten Blick recht willkürlich. Allerdings ist bei einer so qualitätvollen Arbeit wie der Lipsanothek eher davon auszugehen, dass es dem Auftraggeber mit diesem Bildprogramm um eine bestimmte Aussage ging. Leider ist diese für uns heute jedoch nicht mehr nachvollziehbar, auch deshalb, weil nicht alle Szenen eindeutig bestimmt werden konnten.

 

Literaturhinweise:

  • Johannes Kollwitz, Die Lipsanothek von Brescia (1933)
  • Richard Delbrueck, Probleme der Lipsanothek in Brescia (1952)
  • Carolyn Joslin Watson, The Program of the Brescia Casket (Diss. 1977)
  • Catherine Brown Tkacz, The Key to the Brescia casket: typology and the Early Christian imagination (2002)
  • Frank Rumscheid, Sabine Schrenk, Kornelia Kressirer (Hrsg.), Göttliche Ungerechtigkeit? Ausstellung Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn 6. Mai – 28. Oktober 2018 (2018); S. 308-310

Die Lipsanothek von Brescia: ein Reliquienkästchen aus Elfenbein (Teil 1)

Gipsabguss in der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit“ (Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn 6. Mai – 28. Oktober 2018); Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz (Inv. 41905)

Eine Lipsanothek ist ein Kasten zur Aufbewahrung von Reliquien. Einer der bekanntesten frühchristlichen Reliquienschreine ist die Lipsanothek von Brescia, die sich heute im Museo di Santa Giulia in der norditalienischen Stadt befindet.

Dieser Reliquienschrein aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde vermutlich in Mailand hergestellt, wo Bischof Ambrosius von Mailand (* 339 in Trier; † 4. April 397 in Mailand) gegen den Arianismus kämpfte. Die Figuren stehen in der Tradition antiker Darstellungen: gelängte Körperproportionen, Stand- und Spielbein sind deutlich herausgearbeitet. Der Frisurenstil weist in das späte 4. bzw. das frühe 5. Jh. n. Chr. Der Schrein ist ein mit Elfenbein verkleideter Holzkasten auf kleinen Füßchen, der an auf allen Seitenwänden und dem Deckel mit Szenen aus dem alten und dem neuen Testament geschmückt ist. Das Kästchen ist dabei nur 22 cm hoch, 32 cm breit und 25 cm tief.

Die Darstellungen auf dem Deckel zeigen Jesus im Garten von Gethsemane, seine Gefangennahme und die Verleugnung des Petrus, symbolisiert durch einen krähenden Hahn. Darunter wird Jesus auf der linken Seite den Hohepriestern Hannas und Kaiphas vorgeführt und auf der rechten Seite Pilatus, der seine Hände „in Unschuld wäscht“.

Die Vorderseite zeigt am oberen Rand Medaillons mit Portraits: im Zentrum Jesus, flankiert von je zwei Aposteln. Die beiden älteren direkt neben Jesus könnten ihrer Ikonographie nach Petrus (links) und Paulus (rechts) darstellen. Die äußeren Portraits sind neutral gehalten. Darunter sieht man links vom Verschluss des Kastens wie Jonas vom Wal verschlungen wird, während der auf der anderen Seite wieder ausgespuckt wird.

Das Hauptbild im Zentrum zeigt Jesus als Lehrer. Ob in der Synagoge oder unter seinen Jüngern lässt sich nicht entscheiden. Der architektonische Rahmen überhöht die Szene jedoch und weist auf Jesus als Herrscher. Dazu passt auch, dass er nicht wie in normalen Lehrszenen sitzt, sondern steht. Links von dieser Szene ist die Heilung der Blutflüssigen dargestellt, rechts das Gleichnis vom verlorenen Schaf.

In der unteren Leiste finden wir Susanna, die von den beiden alten Männern beim Bad beobachtet wird, sowie ihre Verurteilung und Rettung durch Daniel. Rechts befindet sich Daniel in der Löwengrube.

(Fortsetzung folgt …)

Marienkirche in Ephesos

Die christliche Gemeinde von Ephesos war eine der ältesten christlichen Gemeinden und geht unter anderem auf den mehrjährigen Aufenthalt des Apostels Paulus zurück.

Die ersten Christen versammelten sich zunächst überall in den Häusern wohlhabender Gemeindemitglieder. Einige dieser Versammlungsräume dienten im Laufe der Zeit nur noch diesem Zweck und wurden zu sogenannten Hauskirchen mit festem liturgischem Mobiliar ausgestaltet.

Auch in Ephesus gab es erst spät reine Kirchenbauten. Eine davon ist die Marienkirche, in der 431 n. Chr. auch das Konzil von Ephesos stattgefunden haben soll. Für die heute nur noch als Ruine erhaltene Kirche wurde eine dem Göttervater Zeus und Kaiser Hadrian geweihte Tempelanlage umgebaut. Der Tempel bestand unter anderem aus einer basilika-förmigen, dreischiffigen Säulenhalle, deren Westteil dann in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. zu einer Kirche in Basilikaform umgebaut wurde.

Die Kirche wurde der Gottesmutter Maria geweiht, die sich in Ephesos gewohnt haben soll. Unklar ist, inwieweit der Umbau mit dem Konzil zusammenhängt. Nutzte man eine bereits bestehende Kirche oder wurde die Kirche erst für das Konzil gebaut? In jedem Fall diente die Marienkirche für die nächsten Jahrhunderte als Bischofskirche von Ephesos.

Die Marienkirche wurde mehrfach durch Erdbeben zerstört, aber immer wieder aufgebaut und mehrfach erweitert. Vor der Westseite der Basilika entstand zunächst eine Vorhalle (Narthex) und ein Atrium, an dessen Nordseite ein achteckiges Baptisterium errichtet wurde. Noch heute kann man Reste der Wandverkleidung aus Marmor sehen. Stufen führen zu beiden Seiten in das Taufbecken, das in den Boden eingetieft ist.

Nach einer Zerstörung Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. baute zunächst man den Westteil der ursprünglichen Basilika zu einer Kuppelbasilika um, später ersetzte man die Säulen des Ostteils der ersten Kirche durch Pfeiler und nutze nur noch diesen Teil. Ab dem 7. Jh. n. Chr. wurde die Marienkirche dann nur noch als Begräbniskirche genutzt, bis sie im Laufe der Jahrhunderte ebenso wie das antike Ephesos verfiel. Bischofssitz war seitdem die Johanneskirche am Ayasoluk-Hügel, dem Zentrum des byzantinischen Ephesos.

Literaturauswahl:

  • Stefan Karwiese: Erster vorläufiger Gesamtbericht über die Wiederaufnahme der archäologischen Untersuchung der Marienkirche in Ephesos (= Denkschriften. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Bd. 200). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989.
  • Stefan Karwiese: The Church of Mary in Ephesos. Forschungsbericht (Onlinepublikation, April 2008)
  • Angelica Degasperi: Die Marienkirche in Ephesos. Die Bauskulptur aus frühchristlicher und byzantinischer Zeit (= Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Institutes. 14). Wien 2013.
  • https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Marienkirche_Ephesus.html

Göttliche Ungerechtigkeit? Strafen und Glaubensprüfungen als Themen antiker und frühchristlicher Kunst

(Ausstellung im Akademischen Kunstmuseum Bonn 06.05.-28.10.2018) 

Dieses Jahr feiert das Akademische Kunstmuseum, die Antikensammlung der Universität Bonn, – zusammen mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn – sein 200. Jubiläum. Aus diesem Anlass haben die Institute für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie eine gemeinsame Ausstellung über göttliche Strafen und Glaubensproben in antiken Mythen und dem Alten Testament konzipiert.

Die einzelnen Abschnitte der Ausstellung zeigen:

  • Die Tötung der Niobiden
  • Die Preisgabe der Andromeda
  • Laokoon und seine Söhne
  • Eva, Adam und die Erbsünde
  • Abraham und Isaak
  • Jiftach und seine Tochter
  • Die Prüfung des Hiob
  • Iphigenie in Aulis
  • Die Sintflut
  • Kain, der bestrafte Gefährder
  • Der Ungehorsam des Jonas
  • Marsyas gegen Apoll

Als Einstieg in die Themen werden jeweils die schriftlichen Überlieferungen vorgestellt. Danach zeigen zahlreiche Fotos, aber auch Abgüsse und Originale aus dem Akademischen Kunstmuseum und anderen Museen, wie die Geschichten in der Bildkunst verschiedener Regionen und Epochen umgesetzt wurden. „Zu Wort“ kommen unter anderem Skulpturen und Reliefs, Wandmalerei, Buchmalerei, Sarkophage und Urnen. Dabei können je nach Kontext unterschiedliche Details der Erzählungen betont werden. In anderen Fällen wurde die gesamte Geschichte auch in einem Symbolbild zusammengefast. Bekanntestes Beispiel hierfür sind wahrscheinlich Adam und Eva zu beiden Seiten des Baums der Erkenntnis stehend, um den sich die Schlange windet.

All diese Geschichten zeigen in oft sehr drastischer Weise, wie Götter diejenigen strafen, die Ihnen gegenüber Hochmut zeigen oder an Ihnen zweifeln. Wenn dabei alle Kinder der Niobe den Tod finden, weil ihre Mutter sich gegenüber Leto mit ihrem Kinderreichtum rühmt, wenn Marsyas gehäutet wird, weil er Apollo herausgefordert hat oder wenn Hiob alles verliert, weil er an Gott zweifelt, dann kommen uns diese Strafen heute äußerst grausam und übertrieben vor. In der Antike jedoch ging man davon aus, dass die Götter es nicht dulden konnten, dass menschliche Anmaßung oder Zweifel ihre Überlegenheit in Frage stellten und damit die Weltordnung in Gefahr brachten.

 

Weitere Informationen:

 

 

 

San Giovanni in Laterano, Rom

Unter Kaiser Konstantin wurden in Rom verschiedene Kirchen gebaut. Darunter die Lateransbasilika als erste Gemeindekirche. San Giovanni in Laterano war auch die erste Bischofskirche und ist die einzige römische Basilika konstantinischer Zeit, die innerhalb der Stadtmauern lag. Alle anderen großen Basiliken entstanden außerhalb der Stadtmauern, da sie im Zusammenhang mit Gräbern entstanden.

Christliche Basiliken verwendeten Elemente römischer Profanbauten, sodass zum Teil nur die Inneneinrichtung zeigt, ob es sich um einen christlichen Bau handelt. Kennzeichen christlicher Basiliken sind unter anderem Obergaden mit Fenstern, die über die Seitenschiffe herausragen, und damit verbunden die Hierarchie der Innenausstattung durch die Ausrichtung auf das Mittelschiff mit der Apsis.

Die konstantinische Lateransbasilika war fünfschiffig und besaß einen hohen Obergaden, der auf Säulenkolonnaden ruht, und ein mit Holz gedecktes Dach. Alles ist nach innen orientiert und die Innenausstattung unterstützt die Hierarchie des Innenraums. Architektur und Ausstattung ergänzen einander.

Über dem Altar erhob sich wohl ein von Konstantin gestifteter und auf Säulen ruhender silberner Aufsatz, ein Ziborium. Eine solche Anlage betonte und erhöhte einen bestimmten Platz, z. B. ein Märtyrergrab. Die Skulpturen an den Giebeln waren der Überlieferung nach aus reinem Silber. Zur Gemeinde hin thronte Christus inmitten der Apostel, zur Apsis hin zwischen vier Engeln.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika immer wieder umgebaut, aber ihre Bedeutung blieb: noch heute ist San Giovanni in Laterano die Kirche des Papstes als Bischof von Rom und die ranghöchste der Papstbasiliken.

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