Kategorie: Keramik Seite 2 von 3

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 4)

Werkstätten zur Keramikproduktion befanden sich in Athen vor allem am sogenannten Kerameikos am nordwestlichen Rand der Stadt, aber auch am Acharner Tor (z. B. die Werkstatt des Brygos). Einen Eindruck von Aussehen einer solchen Werkstatt vermitteln Vasenbilder.

Die Arbeit des Töpfers begann mit dem Tonstechen, dem Abbau von Ton, der in der Regel in offenen Gruben stattfand. Anschließend wurde der Ton gereinigt, geschlämmt und geknetet. Erst danach war seine Konsistenz dafür geeignet, den Ton auf der Töpferscheibe zu formen. Ursprünglich formte man die Gefäße noch aus Tonringen auf, die dann innen und außen geglättet wurden. Die Töpferscheibe kam etwa 3000 v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum auf. In Griechenland finden sich erste Belege allerdings erst im 2. Jahrtausend. Sie bestanden aus Holz, Stein oder gebranntem Ton und wurden ursprünglich mit der Hand gedreht. Der Fußantrieb kam offenbar erst wesentlich später auf. Zumindest ist er erst seit dem 2. Jh. v. Chr. belegt.

Anfangs handelte es sich vermutlich um reine Familienbetriebe, aber spätestens seit dem späteren 6. Jh. v. Chr. kam es zu immer stärkerer Spezialisierung und manche Töpfer und Maler signierten sogar ihre Gefäße. Töpfer mit den Worten εποιεσεν (epoiesen = er hat es gemacht), Maler mit ἔγραψσεν (egrapsen = er hat gemalt). Hatten die Töpfer die Gefäße selbst bemalt, signierten sie teilweise mit beiden Wörtern. Das zeugt von sehr viel Selbstvertrauen, denn die soziale Stellung von Töpfern und Vasenmalern war nicht besonders gut. Zwar handelte es sich bei ihnen wohl meist um freie Bürger, aber da sie mit den Händen arbeiteten, standen sie wie auch alle anderen „Handwerkern“ auf der niedrigsten Stufe der Gesellschaft. Auch konnte man mit Keramik normalerweise nicht reich werden.

Töpfer und Maler, die sich mit ihren Arbeiten von der Masse absetzen konnten, konnten es sich dagegen offenbar sogar leisten, wertvolle Weihgeschenke zu stiften. So schreibt man dem Töpfer Nearchos die Weihung der Statue der sogenannten Antenor-Kore auf der Akropolis zu. Eine andere Weihung nennt als Stifter einen Euphronios Kerameus (= Töpfer). Möglicherweise stiegen sie im Ansehen sogar so weit auf, dass es ihnen möglich war, an einem Symposion teilzunehmen, wie die Nennung des Töpfers Smikros wird einem Stamnos nahelegt.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 3)

Bei der sogenannten schwarzfigurigen Vasenmalerei, die in Korinth entwickelt wurde, trugen die Maler die Motive zunächst in groben Umrissen auf den Bildträger auf. Anschließend erfolgten die Binnengliederung und die Darstellung der Feinheiten durch Ritzung. Nach dem Brand konnten weitere Farben aufgetragen werden, z. B. blau. Die schwarzfigurige Vasenmalerei erreichte unter Exekias höchste Präzision. Er war sowohl Töpfer als auch Maler und wirkte von etwa 550 bis etwa 530 v. Chr. in Athen. Ein besonders schönes Beispiel seiner Meisterschaft ist eine Bauchamphora im Vatikan (Inv. Nr. 16757), die die homerischen Helden Aias und Achill während der Belagerung Trojas beim Brettspiel zeigt.

In der Werkstatt des Exekias entstanden später die sogenannten bilinguen Vasen des sogenannten Andokides-Malers (etwa zwischen 530 und 510 v. Chr. tätig), die den Übergang zur rotfigurigen Vasenmalerei markieren. Diese bilinguen Vasen sind auf einer Seite in schwarzfiguriger Technik bemalt, auf der anderen dagegen in rotfiguriger Technik. Neben Gefäßmalern schufen auch einige bedeutende Schalenmaler bilingue Werke. Sie nutzten die rotfigurige Technik dann oft für die Innenseite der Schalen. Am Beispiel der Bauchamphora in München (Staatliche Antikensammlungen Inv. Nr. 2301; Herakles beim Gelage), die auf beiden Seiten da gleiche Motiv zeigt, kann man die Unterschiede der beiden Techniken und ihrer optischen Wirkung besonders gut verdeutlichen.

Während die schwarzfigurige Vasenmalerei von der Siluette lebte, lebte die rotfigurige Technik von der Binnenzeichnung. Diese ließ mehr Spielraum für eine stärkere Tiefenwirkung oder ein neues Körperempfinden.

Bei dieser neuen Technik zeichnete man zunächst die Umrisse der Figuren auf dem lederharten Gefäß auf und zog sie anschließend mit Tonschlicker nach. Die Binnenzeichnung erfolgte mit dünnerem Ton und einem feinen Pinsel. Auf diese Weise konnten anatomische Details oder Gewandfalten wesentlich genauer dargestellt werden. Die Figuren wirkten dadurch lebendiger und man konnte durch Körperdrehungen sogar eine räumliche Wirkung erzielen.

Nach den ersten Experimenten mit der neuen Technik durch die sogenannten Pioniere („pioneers“), darunter Euphronios und Euthymides, verbreitete sie sich sehr schnell. Schon ab ca. 500 v. Chr. gab es kaum noch schwarzfigurige Vasen. Nur Lekythoi und panathenäische Preisamphoren wurden weiterhin in schwarzfiguriger Technik bemalt.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 2)

Die Technik der Vasenherstellung und -malerei geht auf einfache Grundlagen zurück, die im Laufe der Zeit verfeinert wurden. So wurden für feinere Keramik fettere Tonarten verwendet. Die Tongewinnung ist anschaulich auf Tontafeln, den Pinakes von Penteskouphia, dargestellt. Bevor der abgebaute Ton verwendet werden konnte, musste er durch Schlämmen aufbereitet werden. Das Material zum Bemalen war ebenfalls Ton, allerdings ein sehr feiner. Dieser feine Tonschlicker wird aufgetragen, wenn das Gefäß lederhart ist. Erst durch die Technik beim Brennen der fertigen Gefäße entstehen dann die Farben durch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung und Verdünnung des verwendeten Tonschlickers. Wichtig ist hier vor allem der Eisengehalt.

Der Brand erfolgte in drei Phasen, eine Technik, die im 7. Jh. v. Chr. in Griechenland so perfektioniert wurde, dass die Oberflächen nun diesen Glanz aufweisen, den wir von den schwarzfigurigen und später von den rotfigurigen Vasen kennen. Zu dieser Zeit entwickelte man, offenbar in Korinth, die dafür notwendigen regulierbaren Brennöfen.

Während des Brands variierte man die Sauerstoffzufuhr. In der ersten, oxidierenden Phase erreichte der Ofen nach etwa 9 Stunden eine Temperatur zwischen 850 und 975 Grad und die darin gestapelten Gefäße erhielten durch Oxidation eine rote Farbe. Anschließend wurde die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, die Gefäßoberfläche versinterte und wurde tiefschwarz. Danach reduzierte man die Temperatur, sodass die schwarze Glanztonschicht versiegelt wurde und ihre Farbe sich nicht mehr änderte.

Nach dieser nur 5 bis 10 Minuten langen zweiten Phase wurde wieder Sauerstoff zugeführt, indem die Öffnungen des Ofens erneut geöffnet wurden. Da die bemalten Flächen jetzt aber versiegelt waren, konnten nur noch die unbemalten Teile des Gefäßes wieder oxidieren und eine rote Farbe annehmen.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 1)

Wer heute Museen mit archäologischen Sammlungen besucht, verbindet mit der griechischen Antike oft Vitrinen voller bemalter Amphoren, Schalen und anderer Gefäße. Lange Zeit standen diese sogenannten „Vasen“ jedoch gar nicht im Fokus der Forschung. Dies änderte sich erst im 18. Jh. allmählich. Erst im 19. Jh. begann man jedoch, sich stärker mit der Vasenmalerei zu beschäftigen. Neben dem enzyklopädischen Forschungsansatz, bei dem die Vasen nach Themen zusammengestellt wurden, wurden kunstgeschichtliche oder chronologische Ansätze verfolgt. Dafür wurden sie stilistisch mit anderen, besser datierbaren Kunstgattungen verglichen. Beispielsweise mit plastischen Werken wie Reliefs oder Statuen. Das Interesse der Forschung galt im 19. Jh. außerdem den Künstlern, was verschiedene Studien zu Vasenmalern zeigen.

Im 20. Jh. wurden zunächst die Ansätze des vorangegangenen Jahrhunderts weiterverfolgt. Es entstanden Buchprojekte wie das CVA (Corpus Vasorum Antiquorum), ein nach Museen geordnetes Katalogwerk, das heute fast 400 Bände umfasst. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Vasenforschung war Sir John Beazley. Er ordnete die Vasen nach Malern, Werkstätten usw. Da antike Maler ihre Werke meist nicht signiert haben, versuchte Beazley durch Stilanalyse die Vasen verschiedenen Malern zuzuordnen. Ausgangspunkt seiner Methode war die „Handschrift“ eines Malers. Beazley stellte ähnliche Figuren zusammen, wobei es nicht nur um ähnliche Motive ging, sondern auch um ähnliche Details. Auf diese Weise erkannte Beazley Wesenszüge einzelner Maler, die er in Ermangelung ihrer richtigen Namen für seine Listen oft mit Notnamen versehen musste. Diese bezogen sich auf Motive, Besitzer, Fundorte, Aufbewahrungsorte, Inschriften oder Töpfer der Vasen.

Obwohl andere Fragestellungen für Beazley und seine Listen eher zweitrangig blieben, steht die Vasenforschung nach ihm bis heute unter dem Eindruck seiner Forschungen. Sie bilden noch immer eine wichtige Basis für jeden, der sich mit griechischen Vasen beschäftigt. Allerdings widmete man sich im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend auch der Erforschung der Techniken, der Organisation von Werkstätten und des Exports, des Handels, der Bildthemen und der Funktion der Gefäße.

Auf diese Themen werden die nächsten Teile dieser Reihe eingehen.

(Fortsetzung folgt…)

Buchbesprechung: Wolfram Letzner, Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2015)

Das Buch „Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung“ von Wolfram Letzner bietet einen Überblick über antike Keramik, der einen ersten Einstieg für Studenten bietet, aber auch wertvolles Hintergrundwissen für Besucher archäologischer Museen vermittelt.

Nach einer kurzen Einführung zum Begriff Keramik und dem zur Herstellung verwendeten Material widmet sich Letzner zunächst der Herstellung: Von Gewinnung und Aufbereitung des Tons über die möglichen Herstellungs- und Dekorationstechniken zum Brand der Keramik und der Organisation antiker Töpferwerkstätten.

Im nächsten Teil geht es um griechische Keramik. Letzner stellt die wichtigsten Gefäßformen vor und geht auch auf den Vertrieb der Keramik ein. Griechische Keramik war nicht auf den heimischen Markt begrenzt, sondern auch ein Exportschlager. So finden wir griechische Keramik in vielen Regionen, darunter in Etrurien oder auch in Gräbern der keltischen Oberschicht. Dazu trug auch die Produktion aus den griechischen Siedlungen Unteritaliens bei, der Letzner ein separates Kapitel widmet.

Der folgende Teil des Buches stellt römische Keramik vor. Schwerpunkt ist Terra Sigillata, das Tafelgeschirr in wohlhabenden römischen Haushalten. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die verschiedenen Produktionszentren sowie über Herstellungstechnik, Formen und Vertrieb.

Danach widmet sich Letzner der Gebrauchskeramik. Zunächst geht es um die sogenannte Schwerkeramik, die als Vorratsgefäße, aber auch für den Transport von Getreide, Wein, Öl usw. wichtig war. Einen Schwerpunkt bilden dabei natürlich Amphoren, die als antikes Vorrats- und Transportgefäße par excellence gelten. Aber auch Lampen und Baukeramik, wie zum Beispiel Ziegel, stellt Letzner kurz vor.

In weiteren Abschnitten des Buches geht es um die Fälschung antiker Keramik, die nicht nur ein modernes Phänomen ist, und den Wert antiker Keramik als wichtige Hilfe zur Datierung für den Archäologen. Ein Literaturverzeichnis und ein Glossar bilden den Abschluss.

Insgesamt ist das Buch „Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung“ gut und flüssig geschrieben. Es hebt sich unter anderen Einführungen in das Thema dadurch hervor, dass nicht nur griechische Luxusgefäße behandelt werden, sondern auch römische Keramik und Gebrauchskeramik. Alles in allem also ein guter Einstieg in das Thema für jeden, der sich näher mit antiker Keramik beschäftigen möchte.

Wolfram Letzner, Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung (Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2015)

€ 10,00 (D) / € 10,30 (A) statt ehem. 24,90 €
128 Seiten, 67 Abbildungen, 17,5 x 24,5 cm, gebunden
ISBN: 978-3-943904-98-7

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Als Buch und als E-Book.
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Panathenäische Preisamphoren

Zu Ehren der Stadtgöttin Athene richtete Athen das Fest der Panathenäen aus. All vier Jahre fanden die sogenannten großen Panathenäen statt, zu denen verschiedene sportliche und musische Wettkämpfe gehörten. Als Preise für die sportlichen Wettkämpfe wurden – vermutlich ab der Neuordnung des Festes 566 v. Chr. – die sogenannten panathenäischen Preisamphoren verliehen. Pro Spiel wurden tausende von Amphoren benötigt. Ab ca. 530 v. Chr. wurden Form und Dekor dieser Amphoren festgelegt und blieben lange Zeit unverändert. Im Laufe der Zeit gab es dann zwar einige Änderungen, aber bis zum Ende der Panathenäen im 5. Jh. n. Chr. blieb der Dekor schwarzfigurig. Über einen großen Zeitraum des 4. Jh. v. Chr. sind die Amphoren genau datierbar, da der für die Befüllung zuständige Archon inschriftlich erwähnt wird.

Diese ca. 60 – 80 cm hohen Amphoren sind durch Inschriften als Preisamphoren gekennzeichnet und enthielten Olivenöl. Sie wurden oft als Trophäen aufbewahrt, andere wurden in Tempel geweiht oder einem Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Die Amphoren bzw. das Öl konnten aber auch verkauft werden, sodass man sie in vielen Regionen findet.

Hals und Fuß sind recht schmal. Der Hals wird durch einen plastischen Ring von der Schulter getrennt und trägt einen doppelten Fries aus Lotuspalmetten. Auf der Vorderseite sieht man eine nach links schreitende Athena Promachos, die von Säulen flankiert wird, auf denen ab ca. 530 v. Chr. Hähne stehen. An der linken Säule steht die Preisinschrift.

Als früheste panathenäische Preisamphora gilt die sogenannte Burgon-Amphora (British Museum, London). Diese zeigt noch keine Lotuspalmetten und Athena wird noch nicht von Säulen flankiert.

Jeder Maler bzw. eine Malergruppe scheint ein eigenes Schildzeichen verwendet zu haben. Im 4. Jh. v. Chr. wurden die Hähne durch jährlich wechselnde Symbole ersetzt und seit 363/62 schreitet Athena nach rechts.

Auf der Rückseite ist anfangs der Wettkampf dargestellt, in dem der Preis gewonnen wurde. Diese Darstellungen sind weniger archaistisch als die Vorderseite. Ab der Mitte des 5. Jh. v. Chr. wurden auch Siegerehrungen abgebildet und später auch Siegesgöttinnen oder Personifikationen.

Literatur:

  • John Boardman: Schwarzfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch (4. Aufl., Mainz 1994)
  • Martin Bentz: Panathenäische Preisamphoren. Eine athenische Vasengattung und ihre Funktion vom 6.–4. Jahrhundert v. Chr. (= Antike Kunst. Beiheft 18). Vereinigung der Freunde Antiker Kunst (Basel 1998)
  • Martin Bentz, Norbert Eschbach (Hrsg.): Panathenaïka. Symposion zu den Panathenäischen Preisamphoren (Mainz 2001)

Die calenische Reliefkeramik

Die ersten Stücke dieser Keramikgattung fand man in Calvi Risorta, dem antiken Cales. Sie wurden aber beispielsweise auch in Kampanien, Sizilien und Etrurien hergestellt. Diese sogenannte Schwarzfirnis-Keramik wurde von der Mitte des 4. Jh. bis zum 2. Jh. v. Chr. produziert.

Kennzeichen der calenischen Keramik ist ihr Überzug aus schwarz schimmerndem Glanzton und der Reliefschmuck. Dabei werden nur wenige Formen hergestellt. Man unterscheidet vor allem folgende Hauptgruppen: Medaillonschalen, Omphalosschalen und Salbgefäße.

Bei den Medaillonschalen unterscheiden wir eine Gruppe mit Flachrelief und eine mit Hochrelief. Die Flachreliefs zeigen ganze Figuren oder Gruppen, die Hochreliefs dagegen fast ausschließlich Büsten oder Köpfe.

Omphalosschalen gibt es entweder ohne Fuß und Henkel, mit breiter, innen hohler Erhebung, dem Umbiculus (=Nabel) oder mit hohem Fuß und zwei Henkeln. In diesem Fall ist der Umbiculus als hoher Kopf ausgebildet.

Die dritte Gruppe der calenischen Keramik bilden Salbgefäße. Meist handelt es sich um sogenannte Gutti. Diese kommen in allen Formen und Größen vor, haben aber meist einen langen Hals mit Ausguß, einen Fuß und einen seitlichen Henkel. Eine seltenere Unterabteilung der Gutti sind die sogenannten Askoi, bauchige Gefäße, die einem Weinschlauch ähneln.

Bei den Gutti und den Medaillonschalen ist das Relief in ein rundes Medaillon in der Mitte eingeschlossen. Bei den Omphalosschalen dagegen umgibt es den erhabenen Mittelpunkt. Die Themen der Reliefs sind meist der griechischen Mythologie entnommen.

Literatur:

  • Rudolf Pagenstecher, Die calenische Reliefkeramik (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Ergänzungs-Heft Nr. 8) (Berlin 1909)
  • Rolf Hurschmann, Calener Vasen. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2 (Stuttgart 1997) Sp. 935 f.

Amphoren

Unter Amphoren versteht man bauchige, zweihenkelige Vorratsgefäße aus Ton oder Metall mit enger Mündung. Neben reich bemalten Exemplaren, die zum Luxusgeschirr zählten, gab es auch einfache Amphoren, die zum Transport von Wein, Öl und anderen Flüssigkeiten sowie von Salzfischen, Hülsenfrüchten usw. verwendet wurden. Diese liefen unten oft so spitz zu, dass man sie in ein Gestell stellen oder halb eingraben musste, um sie zu füllen.

Zum Abdichten bestrich man Amphoren ca. 1-2 cm dick mit Pinienharz. Die Mündung wurde durch Tierhäute, Kork, Steine, Tondeckel usw. verschlossen und dann versiegelt.

Da man diese Transportamphoren schlecht legen konnte, wurden sie von zwei Trägern an einer Stange getragen. Auf dem Schiff konnten die meisten Amphoren liegend gelagert werden. Bei Weinamphoren erfolgte die Lagerung mit der Mündung nach unten. Dadurch blieb der Verschluss feucht und der Wein hielt sich besser.

Die Form von Transportamphoren veränderte sich im Laufe der Zeit und bietet daher gute Datierungshilfen. So werden die Gefäße vom 4. bis zum 1. Jh. v. Chr. immer schlanker und höher. Auch die Stempel der Amphoren helfen bei der Datierung der Gefäße. Diese meist rechteckigen Stempel sind in der Regel 1-2 cm groß und wurden vor dem Brand an der Henkeloberseite angebracht. Die Stempel nennen Substanz, Herkunft, Jahrgang, Produzent und/oder Hersteller.

Die Stempel ermöglichen es auch, Handelsbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen nachzuvollziehen und geben wertvolle Hinweise über die Herkunft verschiedener Produkte. Amphoren wurden offenbar – wie heutige Einwegflaschen – nur einmal verwendet und weggeworfen, wenn sie leer waren.

Die Amphore war auch eine Maßeinheit: die römische Amphore entsprach 26,26 Litern, die griechische je nach Stadt 20 – 26 Liter.

Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn

Das Akademische Kunstmuseum, die Antikensammlung der Universität Bonn, zeigt Gipsabgüsse von 300 ausgestellten Statuen und 200 Reliefs sowie 2000 originale antike Werke. Eine kurze Einführung in die Geschichte der Sammlung und die ausgestellten Stücke findet man auf der frisch überarbeiteten Website des Museums. Die Website informiert auch über aktuelle Ausstellungen und die Themen der Führungen, die Studenten des Archäologischen Instituts der Universität Bonn sonntags anbieten. Einige Seiten der Website wurden inzwischen auch ins Englische und Spanische übersetzt.
Adresse:

Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn
Öffnungszeiten:

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 15 – 17 Uhr
Sonntag 11 – 18 Uhr
An Feiertagen geschlossen. Antikensammlung der Universität Bonn

http://www.antikensammlung.uni-bonn.de/

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 6)

Das Museum

Den Abschluss unseres Ausflugs nach Egnazia bildet das Museum des archäologischen Parks. Die Dauerausstellung bietet ein komplettes Bild der Geschichte und Topographie der Stadt mit Zeichnungen, Plänen, Photographien, Fragmenten von Architektur und Mosaiken. Ausgestellt sind einige Grabausstattungen messapischer Gräber aus dem 4.-3. Jh. v. Chr. aus der West-Nekropole. Außerdem Urnen der römischen Nekropole, das Mosaik mit der Darstellung der 3 Grazien, Fußbodenmosaike der Bischofsbasilika und der Süd-Basilika, sowie verschiedene christliche Öllampen.

Im Museum befindet sich auch eines der in den Tuff eingegrabenen Kammergräber, die sog. „Tomba delle melagrane“ aus der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr.: es besteht aus einem Vorraum, einem Teil unter freiem Himmel und der eigentlichen Grabkammer, die mit Stuck überzogen und mit vegetabilen und architektonischen Motiven bemalt ist. Man betritt das Grab durch eine 2-flügelige Tür.

Ein wichtiges Thema des Museums ist natürlich auch die sogenannte Gnathia-Keramik. Der Begriff Gnathia-Keramik geht auf Minervini zurück, der diesen Keramiktyp als erster untersuchte und glaubte, dass er in Egnazia hergestellt wurde. Heute weiß man, dass Egnazia nur einer unter vielen Fundorten dieser Keramik ist. Der Namen jedoch wurde beibehalten.

Diese Keramik hängt von der großgriechichen Keramik ab, wobei sie von dieser die bekanntesten und einfachsten Formen übernommen hat: Oinochoe, Pelike, Skyphos, Amphore, Glockenkrater, Kantharos, Krateriskos, Schüssel, halbkreisförmige Schale und Teller. Von der apulischen einheimischen Keramik finden wir die charakteristische messapische trozzella (= Nestoris).

Bei der Gnathia-Keramik ist die gesamte Oberfläche des Gefäßes mit einem schwarzen, glänzenden Firnis überzogen. Auf diesem sind anfangs mit weißer Farbe figürliche Szenen gemalt: Gruppen von maximal 2 oder 3 Figuren aus dem dionysischen Bereich. Die figürlichen Szenen verschwinden schnell und werden durch vegetabile Motive in weißer u. gelblicher Farbe ersetzt: Pflanzen, Ranken, Blumen, horizontal oder mäander- oder wellenförmig gemalt, Ketten mit hängenden Blättern, Efeugirlanden usw. Ein charakteristisches Motiv ist eine horizontale Girlande mit vertikalen Verzweigungen aus Weinblättern, -ranken und -trauben.

Diese Technik imitiert die apulisch rotfigurige Keramik und wurde seit dem Ende des 4. Jh. v. Chr. in fast ganz Süditalien benutzt. Ähnliche Produkte gibt es auch in anderen Orten Italiens vom Gebiet der Etrusker bis Sizilien. Aufgrund der jüngsten Forschungen kann man heute sagen, dass eine Herstellung in Egnazia nicht ausgeschlossen werden kann, dass aber Tarent der Ursprungsort war und dort wohl auch der größte Teil dieser Keramik hergestellt wurde. Erst später wurde auf der ganzen salentinischen Halbinsel viel produziert.

Die Chronologie der Gnathia-Keramik ist umstritten. Ihre größte Blüte lag in der 2. Hälfte des 4. Jh. und zu Anfang des 3. Jh. v. Chr.; danach folgte der Niedergang bis zum Ende des 3. Jh. Zur letzten Phase gehört eine Dekoration in glanzloser Farbe, zum Schluss nur noch weiß.

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