Kategorie: Etrurien

Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia, Rom (Teil 2)

Wieder im Erdgeschoss der Villa Giulia angekommen, widmen sich die nächsten Säle den Funden aus Cerveteri, dem antiken Caere. Neben weiteren Grabinventaren begegnet man hier auch einem der Highlights der Villa Giulia: dem Ehegatten-Sarkophag („Sarcofago degli Sposi“) aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Eigentlich handelt es sich bei diesem Terrakotta-Stück allerdings gar nicht um einen Sarkophag, sondern diente stattdessen zur Aufbewahrung der Asche zweier Verstorbener.
Dargestellt ist ein Paar auf einer Kline (einer Liege), das vermutlich an einem Bankett teilnimmt. Der mit nacktem Oberkörper dargestellte Mann hat seinen rechten Arm um die Schulter der in einen Mantel gehüllten Frau gelegt. Sie scheinen etwas in den Händen gehalten haben – möglicherweise eine Girlande. Der Detailreichtum ist bemerkenswert. Die Schuhe, die kunstvoll geflochtenen Haare, der Bart des Mannes, die fein modellierten Gesichter mit mandelförmigen Augen oder das „archaische“ Lächeln, das besonders gut die orientalisierenden Vorbilder in Griechenland wiedergibt – man mag die Augen gar nicht von diesem Schmuckstück abwenden. Aber das Museum bietet noch viel mehr Sehenswertes.

Gleich im nächsten Saal finden wir eine umfangreiche Sammlung von aus Athen importierter Keramik – sowohl in schwarzfiguriger als auch in der späteren rotfigurigen Technik. Ein Meisterwerk ist beispielsweise ein Krater, der etwa 510 v. Chr. von Euphronios hergestellt wurde. Er war sowohl Töpfer als auch Vasenmaler und ist einer der Pioniere der rotfigurigen Vasenmalerei. Der Krater in der Villa Giulia zeigt auf der einen Seite den Leichnam des im trojanischen Krieg getöteten Sarpedon, der von den Brüdern Thanatos (Tod) und Hypnos (Schlaf) vom Schlachtfeld getragen wird.

Im folgenden Raum nähern wir uns dem nächsten Highlight des Museums. Vorbei an Architekturschmuck eines archaischen Tempels in Cerveteri, von dem bisher keine weitere Befunde vorliegen, und des Heiligtums von Sant‘Antonio am südwestlichen Stadtrand folgen die wichtigsten Funde aus Pyrgi, einer der Hafenstädte von Caere.

(Fortsetzung folgt …)

Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia, Rom (Teil 1)

Oft vom „normalen“ Touristen vergessen, aber absolut sehenswert, ist das Nationalmuseum für etruskische Kunst in Rom. Und das, obwohl sich das Museum ganz in der Nähe der bekannten Villa Borghese und ihren Gärten befindet. Schon das Gebäude selbst ist beeindruckend, denn es gehört zu einer ehemaligen päpstlichen Sommerresidenz. Dabei ist dieses 1553 unter Papst Julius III. fertiggestellte Hauptgebäude der Villa Giulia nur ein kleiner Teil des früheren Anwesens. Mit der Auflösung des Kirchenstaates 1870 fiel dieses Anwesen an das Königreich Italien und 1889 entstand hier dann ein Museum für etruskische Funde aus dem Latium, aus Umbrien und dem südlichen Etrurien, um so bekannten Stücken wie dem Apollo von Veji oder dem Sarkophag der Eheleute (Sarcofago degli Sposi) ein Zuhause zu geben.

Das Museum verteilt sich über zwei Stockwerke und um alles in Ruhe anzusehen, würde man mehrere Tage benötigen. Man sollte sich aber zumindest ein paar Stunden Zeit nehmen, die Highlights der Sammlung anzusehen. Im Folgenden möchte ich daher einen – natürlich subjektiven – Überblick über die Stücke geben, die man meines Erachtens nicht verpassen sollte.

Nach einer kurzen Einführung mit Karten der etruskischen Herrschaftsbereiche in Italien sowie Urnen aus der Villanova-Kultur, die der etruskischen Kultur vorausging, steht man gleich zu Beginn des Rundgangs vor dem ersten Blickfang des Museums – der Rekonstruktion des Grabes des Bronzewagens aus Vulci (Tomba del Carro).

Dieses Grab aus der Nekropole von Osteria di Vulci steht am Übergang von der Villanova-Kultur zur orientalisierenden Phase im 7. Jahrhundert v. Chr. Der Bestattete wurde wie in der Villanova-Kultur eingeäschert, aber nicht nur in einem schlichten Urnengrab beigesetzt. Die Asche wurde in einer Bronzevase aufbewahrt und der Verstorbene schematisch als Statue auf einem bronzenen Wagen dargestellt. Zudem enthielt das Grab zahlreiche Beigaben. Vor allem aus dem Bereich der der Elite vorbehaltenen Bankette, die aus dem Orient übernommen wurden, aber auch Waffen.

Die folgenden Grabinventare zeigen den zunehmenden Einfluss der griechischen Kultur. Wer es sich leisten konnte, gab dem Toten originale Gefäße aus Griechenland mit ins Grab – oder zumindest etruskische Nachbildungen. Die Säle 6-8 befinden sich im Untergeschoss und zeigen unter anderem eine Rekonstruktion des Grabes (Tomba II del Tumulo Maroi) in der Banditacci-Nekropole von Cerveteri sowie die originalen Wandmalereien der Tomba del Letto Funebre („Grab des Totenbettes“) aus Tarquinia.

(Fortsetzung folgt …)

Seite 2 von 2

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén